Wikipedia:Lokal K/Motion Control

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Beispiel eines Setups mit Kreisfahrt
Schuko-Stecker 1960er Jahre

Unter Motion Control (MC) versteht man die Steuerung einer Kamerabewegung. Die Motion Control-Einheit der Wikimedia befindet sich im Lokal K in Köln. Sie ermöglicht auf kleinem Raum radiale und lineare Fahrten der Kamera.

Grundvoraussetzung ist eine ebene Fläche, auf der der Dolly (Modell DollyOne von → Edelkrone, Langen, Hessen) umherfährt, denn er befindet sich sehr nah am Boden und besitzt nur zwei Räder. Während der Dollyfahrt kann man die Einheit darüber (Modell HeadOne vom selben Hersteller) horizontal drehen. Damit sind zum Beispiel geradlinige Fahrten möglich, bei denen die Kamera ein Objekt nicht aus dem Blick verliert, weil sie stets mitschwenkt. Das Schwenken lässt sich manuell live über die App steuern oder über so genannte „Posen“ ad hoc einprogrammieren.

Es gibt zu diesen beiden MC-Modulen noch ein drittes zu kaufen, welches die Drehung der Kamera von oben nach unten ermöglicht. Damit hätte man eine Programmierbarkeit in allen drei Raumachsen. Weil die Wikipedia-Fotografie nicht mit professionellen Filmdrehs konkurriert (und überhaupt mit niemandem konkurriert), reichen die beiden MC-Module. Sie sind auch ausleihbar und können für Wikipedia-Videoprojekte an Interessierte verschickt werden. Unser Setup beinhaltet noch einen rein mechanischen Tilt-Kopf (FlexTilt Head2) sowie zwei Akkus, ein Ladegerät und ein Verbindungskabel zu Canon EOS-Kameras.

Praxis für Standardfahrten[Quelltext bearbeiten]

Die hier abgebildete Fahrt war in etwa einer halben Stunde vorbereitet und erledigt. Die meiste Zeit kostet es, die Räumlichkeit zu finden und Blickwinkel und Licht so einzurichten, dass die Kamera nur das Wesentliche sieht, in diesem Fall einen Schukostecker von 1960. Der Boden muss absolut eben sein. Selbst auf einem Parkett, wie im Beispiel hier, wimmelt es von Bergen und Tälern. Eine Kerneigenschaft von Motion Control-Aufnahmen ist die Wiederholbarkeit. Damit ist zum Beispiel später im Schnitt ein Überblenden von zwei exakt gleichen Bewegungen möglich wie → hier bei einer Festplatte von 2001, die man von oben und von unten sieht, während sich die Kamera um sie dreht.

Die MC-Module besitzen keinen Ein/Ausschalter. Sie werden quasi durch Einsetzen der Akkus eingeschaltet. Weil sie dann dauernd auf Ansprache via Bluetooth von außen warten, entladen sie sich auch ohne direkten Gebrauch. Also: Akkus nach Gebrauch ausbauen, laden.

Die Module reagieren auf die Edelkrone-App, sobald diese sie über Bluethooth anspricht. Das „Pairing“ klappt mit iOS- und Android-Geräten problemlos, solange keine anderen Smartphones in der Nähe sind. Wir hatten schon Fälle, wo sich keines der MC-Geräte am Display des Telefons oder Tablets zeigte. Manchmal sahen wir nur den Dolly oder nur den Schwenkkopf. Man kann die beiden Einheiten vermutlich auch individuell pairen, also den Dolly mit Smartphone A und den Schwenkkopf mit Smartphone B. Das kann bei größeren Projekten durchaus von Vorteil sein, verwirrte uns aber. Im Normalfall – und auch in diesem Beispiel hier – zeigt die App beide Module auf dem Display. Ideal ist ein Tablet, weil man dann viel präziser steuern kann. Die App erweist nach kurzer Einarbeitung als sehr bedienerfreundlich. Sie ist vorbildlich programmiert, auch vom Userinterface her.

Die eigentliche Aufnahme ging in diesem Fall so vor sich:

  • Fahrtgeometrie wählen (in diesem Fall kreisförmig)
  • Der Dolly verlangt dann eine Ausrichtung auf das Objekt im Zentrum des Kreises, fährt einige cm nach rechts und fordert uns auf, den Kopf zurück auf das Zentrum zu drehen. Damit ist die Kalibrierung der Bahn abgeschlossen. Der Schieberegler am Bildschirm initiiert die Kreisbewegung mit oder gegen dem Uhrzeigersinn. Eine Mischung mit einem der beiden anderen Modi (Fahrt quer und Fahrt auf ein Objekt zu) ist mit der aktuellen App-Version noch nicht möglich.
  • Die Kamera schaltet man manuell in den Videomodus, zieht die Schärfe, startet die Aufnahme.
  • Dolly und Kopf bewegen sich nun live gesteuert oder über vorher definierte Positionen. Bei letzteren lassen sich Start- und Stoppbeschleunigungen und die Fahrtgeschwindigkeit einstellen.

Wenn man mehrere vorprogrammierte Positionen (Poses) in einer bestimmten Reihenfolge abfahren möchte, empfiehlt sich die Aufnahmefunktion der App. Diese merkt sich auch die Pausen dazwischen.

Zeitraffer, Stopptrick und Rundum-Panoramen[Quelltext bearbeiten]

Um Zeitraffer aufzunehmen, muss die Kamera Signale vom Dolly bekommen. Dazu dient das "Shutter Release"-Kabel, welches mit der Lokal K-Canon 5D Mark IV Spiegelreflexkamera zusammenarbeitet. Es bieten sich vier Buchsen an, von denen in unserem Setup nur eine die richtige ist, nämlich die am oberen Bauelement, dem drehbaren Kopf, und zwar der mit dem Kamerasymbol markierte Datenport. Auch Stopptrick, bei dem die Dollyposition sich erst dann ändert, wenn man ihr das Okay dafür gibt, ist im selben Menü möglich. Wenn man den Zeitraffer auf sehr kurze Intervalle einstellt und einen 360°-Dreh aufnimmt, kann man daraus (in einer dafür geeigneten Software) ein sphärisches Panorama in sehr hoher Auflösung berechnen lassen. Die Kamera sollte bei all diesen Aktionen im manuellen Modus stehen. Auch der manuelle Fokus kann sinnvoll sein.