Wilhelm Fröhner

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Christian Eduard Ludwig Wilhelm Fröhner (meist Wilhelm Froehner, * 17. August 1834 in Karlsruhe; † 22. Mai 1925 in Paris) war ein deutscher Klassischer Archäologe, der in Frankreich wirkte.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fröhner studierte an den Universitäten Bonn, Freiburg und Göttingen. Schon während seiner Freiburger Studienzeit erhielt er vom Großherzog Friedrich I. von Baden den Auftrag, die Antikensammlung in Karlsruhe zu katalogisieren. Fröhner führte diese Aufgabe zur Zufriedenheit der Fachwelt aus, die zwei Kataloge, geteilt in Plastiken und Vasen/Terrakotten, erschienen 1860, und erhielt vom Großherzog ein sechsmonatiges Stipendium für einen Studienaufenthalt in Frankreich. Hier blieb Fröhner von 1859 bis an sein Lebensende. Er arbeitete seit 1862 in der Abteilung für griechisch-römische Altertümer der kaiserlichen Museen im Louvre, wo er zum Konservator ernannt wurde. Daneben war er von 1863 bis 1866 als Vorleser für Kaiser Napoleon III. tätig, den er in seinen wissenschaftlichen Studien unterstützte. Seit 1866 war er französischer Staatsbürger, seit 1868 Ritter der Ehrenlegion. Im Zusammenhang mit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 verlor er als „Deutscher“ seine Stellung am Louvre. Nach 1871 lebte er als Privatgelehrter in Paris und verfasste Kataloge von Antiken für Privatsammler und Kunsthändler. Seit 1877 war er korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.[1] 1891 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[2]

Fröhner verfasste zahlreiche Editionen von Inschriften, Kataloge von privaten und öffentlichen Sammlungen und Aufsätze zu archäologischen, historischen und numismatischen Themen. Seine bekanntesten Werke sind die Edition der Trajanssäule (fünf Bände mit 220 Tafeln) und die Sammlung Les musées de France, in der er ausgewählte, bis dahin nicht publizierte Marmorwerke, Bronzen und Terrakotten beschrieb. Außerdem beteiligte er sich am Großprojekt Inscriptiones Graecae der Preußischen Akademie der Wissenschaften, die ihn 1910 zum korrespondierenden Mitglied wählte.

Nach dem Vermächtnis Wilhelm Fröhners kam 1927 seine rund 8.000 Bände umfassende Privat-Bibliothek (darunter seltene Flugschriften des 16. Jahrhunderts und orientalische Handschriften) in die Weimarer Bibliothek. Teile des Nachlasses sind 2004 bei dem Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek verloren gegangen. Seine Antikensammlung vermachte er dem Cabinet des Médailles der Pariser Nationalbibliothek.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Comtesse de Cécile Aubry-Vitet de Rohan-Chadot: Souvenirs de Frœhner. Daupeley-Gouverneur, Noget-Le-Rotrou 1931, OCLC 17475890. (mit Bibliographie)
  • Franz Cumont: Wilhelm Froehner. In: Revue des Deux Mondes. 8e période, t. 1, 1. April 1931. (Gallica)
  • Marie-Christine Hellmann: Wilhelm Froehner. Bibliothèque nationale de France, Département des monnaies, médailles et antiques, Paris 1982, ISBN 2-7177-1635-1.
  • Marie-Christine Hellmann: Wilhelm Froehner, un collectionneur pas commes les autres, 1834–1925. In: Annie-France Laurens (Hrsg.): L' Anticomanie: la collection d'antiquités aux 18e et 19e siècles. Éd. de l'École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris 1992, ISBN 2-7132-0987-0, S. 251–264.
  • Soheir Bakhoum, Marie-Christine Hellmann: Wilhelm Froehner, le commerce et les collections d’antiquités égyptiennes. In: Journal des Savants. 1992, S. 155–186.
  • Marie-Christine Hellmann, Olivier Masson: Wilhelm Froehner numismate. In: Revue Numismatique. 6, 6, 1994, S. 308–329. (Persée)
  • К. Соде: Вильгельм Френер (1834–1925): его значение для византийской сфрагистики. (Wilhelm Fröhner [1834-1925]. Seine Bedeutung für die byzantinische Sigillographie). In: Елена В. Степанова (Hrsg.): Сфрагистика и история культуры. Сборник научных трудов, посвящённый юбилею В.С. Шандровской. Издательство государственного Эрмитажа, Санкт-Петербург 2004, ISBN 5-935772-125-2, S. 22–29.
  • Mariola Kazimierczak: Présentation des lettres inédites du comte Michel Tyszkiewicz à Wilhelm Froehner, conservées aux archives de Weimar. Paris 2006.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Wilhelm Fröhner – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Korrespondierende Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Фрёнер, Вильгельм или Кретьен-Эдуард-Луи-Гийом. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 4. Februar 2022 (russisch).
  2. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Band 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Band 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 87.