William Walcher

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William Walcher (auch einfach Walcher, Walchere und Walker; † 14. Mai 1080 in Gateshead) war Bischof von Durham ab 1071[1]; er stammte aus Niederlothringen und war der erste nicht-englische Inhaber dieses Bischofsstuhls. Er wurde von Wilhelm dem Eroberer nach der Plünderung des Nordens ernannt.[2] Er wurde 1080 ermordet, was Wilhelm dazu veranlasste, erneut eine Armee in den Norden zu schicken und die Region ein zweites Mal heimzusuchen.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walcher war ein Priester aus Lüttich in Niederlothringen, und ein weltlicher Schreiber.[2] Er wurde von Wilhelm I. von England eingeladen, den Posten des Bischofs von Durham zu besetzen, 1071 zum Bischof geweiht und wahrscheinlich am 3. April 1071 auf den Thron gesetzt.[3] Während des ersten Teils seiner Amtszeit als Bischof war er mit Waltheof II., Earl of Northumbria befreundet, so dass Waltheof beim Klerus saß, wenn Walcher Synoden hielt.[4] Nachdem Waltheof rebelliert und sein Earldom verloren hatte, durfte Walcher das Earldom kaufen.[5] Walcher plante, Mönche in sein Domkapitel aufzunehmen, und wurde als jemand bezeichnet, der das Mönchtum in seiner Diözese ermutigte.[6] Insbesondere war er als Patron von Reinfried und Aldwine bekannt, die versuchten, die Whitby Abbey wiederherzustellen.[2] Schließlich ließ sich die Gruppe in Durham unter Walchers Nachfolger William of St Calais nieder.[7] Der Chronist Symeon von Durham gab an, dass Walcher mit dem Bau von Klostergebäuden in Durham begonnen hatte, um Mönche in Durham anzusiedeln.[8]

Einer von Walchers Ratgebern war Ligulf von Lumley, der durch seine Geburt mit der alten nordumbrischen Grafenfamilie verbunden und mit der Tochter von Ealdred, Earl of Bernicia, verheiratet war.[9] Ligulfs Anwesenheit im Bischofsrat stellte eine Verbindung zur örtlichen Aristokratie her. 1079 gab es eine schottische Invasion, mit der Walcher nicht effektiv umgehen konnte oder wollte.[10] Die Schotten unter König Malcolm III. waren in der Lage, Northumberland ungefähr drei Wochen ohne Widerstand zu plündern, bevor sie mit Sklaven und Beute nach Schottland zurückkehrten.[11] Ligulf stand Walchers Verhalten sehr kritisch gegenüber. Es kam zu einer Fehde zwischen Ligulf und zwei von Walchers Handlangern, seinem Kaplan Leobwin und seinem Verwandten Gilbert. Gilbert griff mitten in der Nacht Ligulfs Herrenhaus an, wobei Ligulf und der größte Teil seines Haushalts getötet wurden.[11]

Die Northumbrer waren wütend über die Ermordung eines ihrer Anführer, und es drohte wirklich ein Aufstand. Um die Situation zu beruhigen, stimmte Walcher zu, Ligulfs Verwandten bei Gateshead zu treffen. Er reiste aus Sicherheitsgründen mit mindestens einhundert Gefolgsleuten. In Gateshead traf er den Anführer der Verwandten, Eadulf Rus, und ihm wurde eine Petition zum begangenen Unrecht vorgelegt. Walcher lehnte die Petition ab, und die wütenden Northumbrer griffen die Normannen an. Walcher und seine Männer suchten Zuflucht in einer nahe gelegenen Kirche, aber die Northumbrer steckten sie in Brand. Leobwin starb in den Flammen, und als Walcher, Gilbert und der Rest seiner Gruppe durch das Feuer vertrieben wurden, wurden sie am 14. Mai 1080 in Gateshead getötet.[3][9][12]

Charakter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walcher war ein frommer Mann[13] aber ein inkompetenter Anführer. Gemäß Symeon von Durham durften die Ritter aus Walchers Umgebung ohne Strafe plündern und die Einwohner töten.[14] Er galt als gebildeter Bischof, Symeon von Durham stellte ihn als einen ehrlichen, aufrichtigen Mann dar, der fleißig seine bischöflichen Pflichten wahrnahm.[6][15]

Walchers Nachfolger als Earl of Northumbria wurde Aubri de Coucy.[16] William of St Calais wurde Bischof.[17]

Folgen seiner Ermordung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Ermordung Walchers griffen die Rebellen Walchers Schloss in Durham an und belagerten es vier Tage lang, bevor sie in ihre Häuser zurückkehrten. Das Ergebnis ihres Aufstands und die Ermordung von Williams ernanntem Bischof veranlassten König Wilhelm I., seinen Halbbruder Odo von Bayeux mit einer Armee zu schicken, um die Northumbria zu plündern. Viele einheimische Adlige wurden ins Exil getrieben, und die Macht der angelsächsischen Adels in Northumbria wurde gebrochen.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frank Barlow (1979), The English Church 1066–1154: A History of the Anglo-Norman Church, New York: Longman. ISBN 0-582-50236-5.
  • Frank Barlow (1988), The Feudal Kingdom of England 1042–1216, 4. Ausgabe, New York: Longman. ISBN 0-582-49504-0.
  • David C. Douglas (1964), William the Conqueror: The Norman Impact Upon England,. Berkeley, CA: University of California Press. OCLC 399137.
  • Edmund B. Fryde, Diane E. Greenway, Stephen Porter, Ian Roy (1996). Handbook of British Chronology, 3., durchgesehene Ausgabe, Cambridge, UK: Cambridge University Press. ISBN 0-521-56350-X.
  • Diana E. Greenway (1971). Fasti Ecclesiae Anglicanae 1066-1300: Volume 2: Monastic Cathedrals (Northern and Southern Provinces): Durham: Bishops, Institute of Historical Research (online, abgerufen am 25. Oktober 2007)
  • William Hunt, Walcher, Dictionary of National Biography, 1885–1890, Band 59 (wikisource)
  • William E. Kapelle (1979). The Norman Conquest of the North: The Region and Its Transformation, Chapel Hill, NC: University of North Carolina Press. ISBN 0-8078-1371-0.
  • Henrietta Leyser (2004), Walcher, earl of Northumbria (d. 1080) , Oxford Dictionary of National Biography (Januar 2011), durchgesehene Ausgabe, Oxford University Press.
  • Enoch Powell, Keith Wallis (1968), The House of Lords in the Middle Ages: A History of the English House of Lords to 1540, London: Weidenfeld and Nicolson, OCLC 463626.
  • John Sadler (1988), Battle for Northumbria, Morpeth, UK: Bridge Studios. ISBN 0-9512630-3-X.
  • M. G. Snape (1980), Documentary Evidence for the Building of Durham Cathedral and its Monastic Buildings: Medieval Art and Architecture at Durham Cathedral, British Archaeological Association Conference Transactions for the year 1977. Leeds, UK: British Archaeological Association. S. 20–36. OCLC 13464190.
  • Pauline Stafford (1989), Unification and Conquest: A Political and Social History of England in the Tenth and Eleventh Centuries, London: Edward Arnold. ISBN 0-7131-6532-4.
  • Ann Williams (2000), The English and the Norman Conquest, Ipswich, UK: Boydell Press. ISBN 0-85115-708-4.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fryde, et al. Handbook of British Chronology S. 241
  2. a b c Williams, S. 66
  3. a b Greenway
  4. Barlow English Church S. 152
  5. Douglas, S. 240
  6. a b Barlow English Church S. 62
  7. Douglas, S. 328
  8. Snape, S. 22
  9. a b Sadler, S. 51
  10. Barlow Feudal Kingdom of England S. 94
  11. a b Kapelle, S. 139
  12. Stafford, S. 123
  13. Douglas, S. 327
  14. Kapelle, S. 138
  15. Kapelle. S. 137
  16. Powell and Wallis, S. 32
  17. Powell and Wallis, S. 36
  18. Kapelle, S. 141
VorgängerAmtNachfolger
EthelwinBischof von Durham
1071–1080
William of St Calais
Waltheof II.Earl of Northumbria
1075–1080
Aubri de Coucy