Willmore-Energie

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Die Willmore-Energie ist in der Differentialgeometrie eine Größe, die die Biegungsenergie von im Raum eingebetteten Flächen misst. Sie ist nach Thomas Willmore benannt.

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für eine glatte, eingebettete, kompakte, orientierte Fläche mit mittlerer Krümmung definiert man die Willmore-Energie

.

Motivation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Minimalflächen im sind per Definition Flächen, deren mittlere Krümmung verschwindet: .

Aus dem Maximumprinzip folgt, dass es im keine kompakten Minimalflächen ohne Rand gibt. Stattdessen sucht man nach geschlossenen Flächen, welche die Willmore-Energie minimieren.

Variante[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gelegentlich wird die Willmore-Energie auch durch

mit der Gauß-Krümmung definiert.

Weil nach dem Satz von Gauß-Bonnet

gilt, unterscheiden sich die beiden Definitionen nur durch eine (von der Topologie der Fläche abhängende) Konstante.

Sphären[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine runde Sphäre von beliebigem Radius hat Willmore-Energie . Eine elementare Anwendung der Ungleichung zwischen arithmetischem und geometrischem Mittel (zusammen mit dem Satz von Gauss-Bonnet) zeigt, dass für jede andere Sphäre die Willmore-Energie größer als ist.[1]

Tori[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Clifford-Tori haben Willmore-Energie .

Thomas Willmore vermutete 1965[2], dass für jede Fläche vom Geschlecht die Ungleichung

gilt. Ein Beweis dieser Vermutung wurde im Februar 2012 von Fernando Codá Marques und André Neves angekündigt.[3] Martin Schmidt hat schon 2002 in[4] einen Beweis der Willmore-Vermutung dargestellt, dessen Vollständigkeit allerdings in der Fachwelt umstritten ist.

Immersionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Willmore-Energie kann auch für Immersionen definiert werden. Li und Yau haben bewiesen, dass für jede nicht-eingebettete immersierte Fläche die Willmore-Energie mindestens ist. Insbesondere wird das Minimum der Willmore-Energie unter immersierten Sphären und Tori tatsächlich durch eingebettete Flächen realisiert.

Für immersierte projektive Ebenen ist die Willmore-Energie mindestens , das Minimum wird durch die Bryant-Kusner-Parametrisierung der Boyschen Fläche realisiert.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Willmore-Vermutung nach Marques und Neves
  2. T.J.Willmore: Note on embedded surfaces An. Sti. Univ. Al. I. Cuza Iasi, N. Ser., Sect. Ia 11B, 493–496 (1965)
  3. Fernando Codá Marques, André Neves: Min-Max theory and the Willmore conjecture, arxiv:1202.6036
  4. Martin U. Schmidt: A proof of the Willmore conjecture. In: arXiv. 2002, arxiv:math/0203224.