Winlink

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WinLink, eigentlich WinLink 2000 (kurz WL2K) ist ein globales Netzwerk zur Übermittlung von E-Mails über Amateur- und Seefunk und ins Internet. Es bietet dem Endbenutzer die Möglichkeit, ohne direkte Verfügbarkeit regulärer Kommunikationsnetze (z. B. Wähl- oder Standleitung, Internet via Satellit, mobiles Internet etc.) und unabhängig von der Position auf oder über der Erdoberfläche Zugang zum Internet zu erlangen. Diese sind beschränkt auf die asynchrone Kommunikation durch das Senden und Empfangen von E-Mails mit Dateianhängen, Positionsdaten[1] oder Blogeinträgen bzw. das Anfordern von Auskunftsdiensten wie z. B. Wetterkarten[2]. Es ist außerdem für die Not- und Katastrophenfallkommunikation vorgesehen.

Netzwerkstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das WinLink-Netzwerk wurde zur Bereitstellung eines Verbundnetzwerkdienstes für Funkamateure und Segler etabliert. Aufgrund der Möglichkeit, unabhängig von lokaler Kommunikationsinfrastruktur Informationen in Form von Textnachrichten und Dateien global an E-Mail-Adressen zu versenden, erreichte WinLink vor allem im Bereich der digitalen Notfallkommunikation hohe Popularität. Das System besteht aus fünf Nachrichten-Servern (Common Message Server) mit regelmäßig synchronisierten redundanten Datenbanken in Brentwood in Tennessee, San Diego, Wien, Halifax und Perth.[3] Diese befinden sich weit voneinander entfernt und teilweise auch auf verschiedenen Kontinenten, um im Fall des Versagens eines der Server eine globale Ausfallsicherheit zu bieten. Lediglich ein verbleibender Server würde ausreichen, um die Weiterleitung der E-Mails zu ermöglichen.[3] Der Zugriff auf das WinLink-Netzwerk via Funk, also auf einem Amateur- oder Seefunkband, erfolgt über einen sogenannten Radio Message Server (RMS).[4] Dieser fungiert als Brücke zwischen dem CMS, zu welchem eine Internetverbindung besteht und dem Endnutzer, der über eine Amateurfunk- oder Seefunkstelle verfügt.

So ist es beispielsweise für einen Funkamateur in der Antarktis, welcher weder über eine Anbindung an ein kommerzielles Kommunikationsnetz noch Netzstromversorgung verfügt, möglich, unter Verwendung eines Amateurfunkgerätes und autonomer Stromversorgung (z. B. Akkumulator oder Photovoltaik) eine E-Mail an eine beliebige E-Mail-Adresse über Kurzwelle mit dem soundkartenbasierten WINMOR-Übertragungsprotokoll zu einer deutschen RMS zu übertragen bzw. zu empfangen. Die RMS leitet die E-Mail an einen der CMS weiter, welche diese dann an den Provider des Empfängers übermittelt.

WinLink Hybrid Network / Radio-Only-WinLink-Network (ROWN)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit April 2013 wurde das WinLink 2000 Netzwerk durch ein dynamisches Routingsystem mit der Bezeichnung Radio-Only-WinLink-Network (ROWN) erweitert, welches ermöglicht E-Mails zwischen Funkteilnehmern ohne Internet zu versenden. Ferner werden E-Mails im WinLink Hybrid Network, welches das bestehende WinLink Netzwerk um das ROWN ergänzt, Nachrichten im Fall eines lokalen Internetausfalls über Kurzwelle an andere RMS weitergeleitet.[5][6] Intention der Radio-Only Netzwerkreform ist die Reduktion der Internet-Abhängigkeit von WinLink 2000 und die dynamische Anpassung des Hybrid Netzwerkes an Not- und Katastrophenfälle. Radio Message Server (RMS), welche temporär, z. B. aufgrund eines Internetausfalls keine Konnektivität zu einem Central Message Server (CMS) besitzen, leiten eintreffende Nachrichten über Kurzwelle an weitere RMS weiter. Somit können auch dauerhaft vom Internet getrennte RMS betrieben werden, z. B. als portable Station innerhalb eines Krisengebietes oder aus rechtlichen Gründen. Beim Routing findet ein auf Adressat, Ausbreitungsbedingungen, Dateigröße und Übertragungsprotokoll basierender Algorithmus Anwendung. Das Routing von an Funkteilnehmer adressierte Nachrichten erfolgt ähnlich dem Packet Radio Mailbox Prinzip. Der Nutzer teilt dem System bis zu 3 Message Pickup Stations (MPS) mit, zu welchen die Nachrichten über PACTOR zwischen den RMS auf Kurzwelle zum Abrufen weitergeleitet werden. Der Wechsel der Hybrid-Stationen vom Internet-Betrieb zum ROWN-Betrieb erfolgt automatisch.

Übertragungsprotokolle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die für WinLink verfügbaren Betriebsarten und Übertragungsprotokolle verwenden zur fehlerfreien Übermittlung der Nachrichten verschiedene Verfahren. Die Vorwärtsfehlerkorrektur dient dazu, bereits während der Übermittlung durch die ISS (Information Sending Station, dt. sendende Station) unter Verwendung redundanter Datensätze eine möglichst geringe Fehlerrate bei der IRS (Information Receiving Station, dt. empfangende Station) zu erlangen. Dies verringert nicht nur die Fehlerraten bei geringem Rauschabstand, sondern auch bei kurzzeitigen Störungsimpulsen und sogar Signalausfällen, ohne dass das entsprechende Paket noch einmal (aktiv) angefordert werden muss. Dies ist wichtig, weil die fehlerfreie Übertragung der Pakete vor allem über Kurzwelle bei WINMOR und PACTOR von vielen Störfaktoren wie Störung durch andere Stationen auf Nachbarfrequenzen (QRM) und den Ausbreitungsbedingungen abhängig ist und somit auch anfällig für kurze Störungen wie beispielsweise Sferics ist. Um eine tatsächlich fehlerfreie Übertragung zu garantieren, kommt des Weiteren das ARQ-Protokoll zum Einsatz. Ein von der ISS ausgesendetes Paket muss von der IRS als erfolgreich empfangen quittiert werden, bevor das nächste Paket verschickt wird. Die Überprüfung des korrekten Empfangs eines Pakets erfolgt mithilfe eines Prüfbits. Das aktuelle Datenpaket wird solange wiederholt, bis die ISS eine Bestätigung des korrekten Empfangs von der IRS empfangen hat.

Unterstützte Betriebsarten und Zugangsmöglichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurzwelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • PACTOR I-IV (PACket Teleprinting Over Radio)
  • WINMOR (WinLink Mail over Radio)
  • ARDOP (Amateur Radio Digital Open Protocol)[7]
  • ALE (Automatic Link Establishment) nach MIL-STD-188-141 und MIL-STD-188-110
  • Robust Packet
  • VARA[8]

Ultrakurzwelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

AX.25[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

TCP/IP[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rechtliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Verwendung von WinLink durch Funkamateure sind unbedingt die jeweiligen nationalen Gesetze und Verordnungen betreffend des Amateurfunkdienstes zu beachten. Der Nachrichtenversand per WinLink unterliegt den gleichen gesetzlichen Bestimmungen, wie jede andere Betriebsart im Amateurfunk.

Insbesondere in Hinblick auf den Austausch von Nachrichten zwischen WinLink und herkömmlichen E-Mail-Adressen, welche nicht von lizenzierten Funkamateuren genutzt werden, gelten in vielen Ländern strenge gesetzliche Einschränkungen.

So darf beispielsweise in Deutschland gemäß §5 Abs. 5 AFuG ein Funkamateur "Nachrichten, die nicht den Amateurfunkdienst betreffen, für und an Dritte nicht übermitteln". Der E-Mail-Verkehr zwischen einem WinLink-Nutzer und einem Nicht-Funkamateur darf somit thematisch ausschließlich von Inhalten handeln, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Amateurfunk stehen. Smalltalk oder sonstige Unterhaltungen persönlicher Natur unter Nutzung von WinLink sind entsprechend dieser gesetzlichen Vorschrift in Deutschland nur zulässig, wenn es sich bei allen an der Kommunikation beteiligten Personen um lizenzierte Funkamateure handelt. Die Kommunikation in einer Notsituation ist von dieser Bestimmung ausgenommen.

Nachteile, Risiken und Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WinLink ist zwar ein technisch redundant aufgebautes, aber dennoch zentral gesteuertes und verwaltetes Netzwerk.

Gemäß den Nutzungsbedingungen steht es dem Administrator des WinLink-Netzwerkes frei, einzelne Nutzer, Server oder ganze Regionen jederzeit nach persönlichem Ermessen von der Nutzung des Dienstes auszuschließen. Ebenso behält sich der Administrator das Recht vor, sämtliche Inhalte der übertragenen E-Mails automatisiert wie auch manuell zu analysieren und Nachrichten mit "unerwünschten oder verbotenen Inhalten" nicht zuzustellen.[10]

Der Umstand, dass die Kontrolle über die gesamte weltweite Kommunikation in der Macht einer einzelnen Person oder einer sehr kleinen Personengruppe liegt, stellt bei der Verwendung von WinLink zum Zweck der Notfall- und Krisenkommunikation ein gewisses Risiko dar. So hätte der Betreiber theoretisch jederzeit die Möglichkeit, die Kommunikation aus persönlichen Motiven heraus beliebig einzuschränken, wovon auch staatliche Einrichtungen, Behörden und Nichtregierungsorganisationen betroffen sein könnten. Dies stellt gegenüber anderen Formen der Funkkommunikation, die nicht von einer einzelnen zentralen Instanz abhängig sind, einen erheblichen Nachteil dar.

Client-Software[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Programm Betriebssystem Lizenz Telnet AX.25 PACTOR I-III PACTOR IV WINMOR ARDOP D-STAR DV/DD MIL-STD 188-141A & 188-110 Robust Packet SMTP/POP
Packet Radio APRS
AirMail Windows 95 und höher Freeware Ja Ja Nein Ja Ja Ja, mit BPQ32[11] Ja, mit BPQ32[12] Ja[13] Nein Ja
WinLink Express Windows Vista und höher, Eingeschränkt mit Wine unter Linux Freeware Ja Ja Ja, mit BPQ32[12] Ja Ja Ja Ja, mit ARDOP_PTC[14] Nein Nein Ja Nein
Pat Linux, Windows, Mac OS X MIT-Lizenz Ja Ja Nein Ja Ja Ja Ja Nein Nein Nein Nein
Paclink Windows XP und höher Freeware Ja Ja Nein Ja Nein Nein Ja, mit BPQ32[12] Ja, mit D-RATS[13] Nein Nein Ja
Paclink-Unix Linux, *BSD GNU General Public License Ja Ja Nein Ja Nein Nein Ja, mit ARDOP_PTC[14] Ja, mit D-RATS[13] Nein Nein Ja
Outpost Windows XP und höher Freeware Ja Ja Nein Nein Nein Nein Nein Nein Nein Nein Nein
PC ALE / MARS ALE Windows XP und höher Freeware Ja, mit BBSLink Nein Nein Nein Nein Nein Nein Nein Ja Nein Nein
D-RATS Windows XP und höher, Mac OS X, Linux Freeware Ja Ja Ja Nein Nein Nein Nein Ja Nein Nein Ja
UI-View32 Windows XP und höher Freeware Nein Nein Ja Nein Nein Nein Nein Nein Nein Nein Nein

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Q340 What happens if the Common Message Server (CMS) fails? (PDF; 0,9 MB) WinLink 2000, S. 12, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Februar 2015; abgerufen am 24. Februar 2015 (englisch).
  2. Q1610 What happens if the Common Message Server (CMS) fails? (PDF; 0,9 MB) WinLink 2000, S. 38, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Februar 2015; abgerufen am 24. Februar 2015 (englisch).
  3. a b Q160 What happens if the Common Message Server (CMS) fails? (PDF; 0,9 MB) WinLink 2000, S. 7, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Februar 2015; abgerufen am 24. Februar 2015 (englisch).
  4. Q103 What happens if the Common Message Server (CMS) fails? (PDF; 0,9 MB) WinLink 2000, S. 2–3, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Februar 2015; abgerufen am 24. Februar 2015 (englisch).
  5. Q164 What happens if the Common Message Server (CMS) fails? (PDF; 0,9 MB) WinLink 2000, S. 7, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Februar 2015; abgerufen am 24. Februar 2015 (englisch).
  6. Phil Sherrod: The Winlink 2000 Hybrid “Radio – Only” Network. E-mail with or without the Internet. (PDF) Amateur Radio Safety Foundation, Inc., abgerufen am 24. Februar 2015.
  7. ARDOP. In: winlink.org. Abgerufen am 28. November 2016 (englisch).
  8. Winlink.org: VARA. Abgerufen am 2. März 2019 (englisch).
  9. a b DB0ZAV im Amateurfunk-Wiki des Deutschen Amateur-Radio-Clubs und des Adacom Fachverbands für Amateur-Datenfunk e. V.
  10. Terms, Conditions and Privacy Policy. Abgerufen am 13. März 2024.
  11. Using WINMOR with the BPQ32 switch. In: cantab.net. 15. Juli 2013, abgerufen am 28. November 2016.
  12. a b c Using ARDOP with the BPQ32 switch. In: cantab.net. Abgerufen am 28. November 2016.
  13. a b c Q7080 Is the Icom D-Star equipment compatible with Winlink 2000? WinLink 2000, abgerufen am 10. März 2013 (amerikanisches Englisch).
  14. a b ARDOPC. In: cantab.net. 9. März 2017, abgerufen am 20. September 2017.