Wins (Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Wins

Die Adelsfamilie Wins (auch Wyns geschrieben) war im Mittelalter in Frankfurt (Oder) ansässig. Einige Angehörige siedelten später nach Berlin und Kölln über. Sie wurden Mitglieder des Königlichen Hofes.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich stammte das Geschlecht aus dem namensgebenden Winsen an der Luhe. Wins traten erst im Verlauf des 14. Jahrhunderts urkundlich in der Mark auf, gehörten aber zu den ersten, die in kurfürstliche Dienste traten. Sie stellten zwischen 1426 und 1519 fünf Berliner Bürgermeister. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verschwand der Name Wins aus der Bedeutung der Stadtgeschichte: die Nachfahren im Mannesstamm auf dem Land gehörten dem Landadel an, während die Nachfahren in der Stadt verarmten.[2]

Die sichere Stammreihe des Berliner Ratsherrengeschlechts beginnt mit Nickel Wyns († 1439) auf Falkenberg, Ratsherr in Berlin. Seit dem 16. Jahrhundert wurde das Geschlecht zum Landadel gerechnet.[3] 1536 wurde Thewes Wins, Bürgermeister in Frankfurt an der Oder, mit dem Dorf Tropplin nebst zwei Hufen auf dem Wulkowschen Felde, und das Jahr darauf mit den Diensten von Treplin, was er alles von Kurt von Burgsdorf erkauft hatte, belehnt.[4]

Emerentia Wins heiratete Erasmus Roch, Bürgermeister in Frankfurt an der Oder.[5] Sie waren die Großeltern mütterlicherseits des kurbrandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann. Unter den Ahnen späterer Berliner Bürgermeister ist noch Anna Wins zu finden, die den Sohn des Bürgermeisters zu Cölln an der Spree, Peter Lindholtz den Älteren geheiratet hatte, der zwischen 1512 und 1538 das Amt bekleidete. Ihr Urenkel Andreas Lindholtz war Bürgermeister von Berlin 1641 bis zu seinem Tod 1655.[2]

In Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Wohngebäude ließ sich ein Familienmitglied zwischen 1378 und 1390 einen doppelstöckigen Stadtpalast errichten, der sich im Hofareal eines anderen Hauses unter der Adresse Hoher Steinweg 15 befand. Beschrieben wird das Palais als „vielfach gewölbtes Steingebäude mit Rauchfang“. Im Laufe der Jahrhunderte ließen nachfolgende Bewohner das Palais mehrfach umbauen und ergänzen. Im Zweiten Weltkrieg wurde es kaum zerstört, jedoch 1956 nach einem Beschluss des Berliner Magistrats vom 13. September 1950 abgerissen. Zuvor hatten Denkmalschützer den moralischen und historischen Wert eingeschätzt, der höher lag als der des Roten Rathauses.[1]

Aus der Familie Wins ging der spätere Bürgermeister Thomas Wins hervor. Nach ihm ist 1891 eine Straße im Bezirk Pankow benannt worden, das umliegende Wohngebiet wird auch als Winsviertel bezeichnet.

Adelsbestätigungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sebastian Wynß erhielt von Kaiser Karl V. am 31. März 1541 eine Bestätigung seines rittermäßigen Adelsstandes und eine Wappenbesserung
  • Jakob Wins auf Seschwitz erhielt von Kaiser Ferdinand II. eine Anerkennung seines Adelsstandes. Diese Linie ist mit Julius Friedrich 1717 erloschen.
  • Gregor von Wins auf Birkenwerder und die Söhne Alber, Gregor und Nikolaus erhielten von Kaiser Ferdinand II. am 1. Juni 1631 eine Bestätigung ihres alten Reichsadelsstandes. Markgraf Georg Wilhelm von Brandenburg anerkannte im selben Jahr diesen Adelsstand (für die Brüder Gregor und Nikolaus). Caecilie von Wins-Birkenwerder[6] ist die Ehefrau des Obersts Georg Heinrich von Barfus auf Reichenow, beide sind die Eltern des Hans Albrecht von Barfus, GFM.
  • Johann von Wins auf Schützendorf, Kais. Kriegsrat und Oberst, und sein Bruder Christoph wurden von Kaiser Ferdinand III. am 27. Mai 1638 in den Frei- und Panierherrenstand des Reiches und der Erblande erhoben.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon vor der (erneuten) Adelsbestätigung, nach Christoph Wins, erster Bürgermeister von Berlin und fünfter Gutsbesitzer in Falkenberg infolge, ist ein enormer Anstieg der Heirat von Damen hauptsächlich aus dem märkischen Adel stammend zu konstatieren. Beispielhaft sind zu nennen Margarethe von Otterstedt, Eva von Ilow und ihre Schwester, Margarete von Maltitz-Gersdorf, Sybilla Gans Edle Herrin zu Putlitz, und Helene von Zeschau; die Wins banden sich auch danach größtenteils an Frauen adligen Standes. Nach dem schon genannten Falkenberger Gutsbesitz bildet sich Mitte des 17. Jahrhunderts mit Kolberg, Streganz und Eichholz südöstlich von Berlin ein kleiner dauerhafter Besitz in der Hand der Familie. Besonders namhaft hier ist der Oberst Gregor von Wins auf Eichholz und Colberg, verheiratet mit Marie Elisabeth von Bredow.[7] Letzter richtiger Gutsherr hier war der kgl. preuß. Leutnant Ehrenreich von Wins auf Streganz, zuletzt nur noch ein Gutspächter eines benachbarten Vorwerkes im Landkreis Beeskow-Storkow. Die nächsten Generationen männlicher Vertreter gingen anschließend fast gänzlich im Militärberuf auf. 1918 standen noch sechs aktive Offiziere, vom Leutnant zum Oberstleutnant, im Heeresdienst.[8] Mit Emma von Wins als Stiftsdame am Stift Friedrich II. zu Potsdam ist Ende der 1930er Jahre nur ein Familienmitglied in der Deutschen Adelsgenossenschaft organisiert.[9]

Stammtafel der Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 
 
 
 
 
 
Tömke I. Wins
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tömke II. Wins
(≈1300–1342)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Jacob Wins
(≈1340–1393)
Berliner Bürgermeister
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nikolaus (Nickel) Wins
(≈1365–1439)
Berliner Ratsherr
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Michael Wins
 
Coppen Wins
(1390–1439)
 
Merten Wins
(1394–1460)
 
Thomas von Wins
(≈1395–1464)
Berliner Bürgermeister
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hans von Wins
 
Valentin von Wins
Berliner Bürgermeister
 
Wilhelm von Blankenfelde
(1390–1474)
Berliner Bürgermeister
 
Katharina Wins
(1415 - >1475)
 
Martin von Wins
(1424–1449)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Valentin von Wins,
kurfürstlicher Rentmeister
 
Fortsetzung
 
 
 
 
 
 
 
 

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Blau ein goldener (auch von Rot, Blau und Gold geteilter) Regenbogen, begleitet von drei (2:1) goldenen Sternen; auf dem Helm ein von einem goldenen Donnerpfeil gespaltener Stern zwischen zwei goldenen Regenbogen (oder mehrfärbigen wie im Schild), die einen oben offenen Ring bilden, jeder Regenbogen hat oben drei goldene und unten blaue Straußenfedern. Blau-goldene Helmdecken.

Wappenvarianten:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Familienverband Ziering-Moritz-Alemann e. V., Druckhefte des Sippenverbands. Druckheft Nr. 2, Juli 1936, S. 65 ff. (z-m-a.de PDF).

Kommentare und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Historische Gebäude – fast alle großen Bürgerhäuser und Adelspaläste sind zerstört oder abgerissen. Doch gibt es Ideen, ihre Spuren an alten Standorten sichtbar zu machen. Sechs Beispiele aus der alten Mitte. Bild-Text-Beitrag in Berliner Zeitung, nach Ausarbeitungen von Benedikt Goebel (Stadtforschung Berlin) und Lutz Mauersberger (Berlin-Mitte-Archiv) 9. Oktober 2017, S. 16. ISSN 0947-174X
  2. a b Familien Wins und Matthias in: Christian Schmitz: Ratsbürgerschaft und Residenz. Untersuchungen zu Berliner Ratsfamilien, Heiratskreisen und sozialen Wandlungen im 17. Jahrhundert, de Gruyter, Berlin 2002, S. 47 f. ISBN 3-11-017100-7.
  3. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon, Band XVI, Band 137 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2005, S. 256–258. ISSN 0435-2408
  4. Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz, Band 3, Teil I, Verlag Adolph Müller, Brandenburg 1856, S. 217. Reprint Klaus D. Becker, Potsdam 2011. ISBN 978-3-88372-251-1.
  5. Lothar Noack, Jürgen Splett: Bio-Bibliographien. Brandenburgische Gelehrte der Frühen Neuzeit. Mark Brandenburg mit Berlin-Cölln 1506–1640, Akademie-Verlag, Berlin 2009, S. 564. ISBN 978-3-05-003707-3.
  6. Marcelli Janecki (zug. Red.): Jahrbuch des Deutschen Adels, Band 1, Hrsg. Deutsche Adelsgenossenschaft, Vaterländische Verlagsanstalt, Verlag von W. T. Bruer, Berlin 1896, S. 122.
  7. Geschichte des Geschlechts v. Bredow, Theil 3 (Das Bredower Haus umfassend), Hrsg. Im Auftrag der Geschlechtsgenossen, Buchdruckerei des Waisenhauses, Halle 1872, S. 127.
  8. Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres auf Grund der Ranglisten von 1914 mit den inzwischen eingetretenen Veränderungen, Hrsg. vom Deutschen Offizier-Bund, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1926, S. 1256.
  9. Jahrbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft 1938, Hrsg. DAG, Landesabteilung Brandenburg, Abt. 1, Schlieffen-Verlag, Berlin 1938, S. 123.