Wu Tianming

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Wu Tianming (2007)

Wu Tianming (chinesisch 吳天明 / 吴天明, Pinyin Wú Tiānmíng; * 19. Oktober 1939 im Kreis Sanyuan, Shaanxi; † 4. März 2014, Peking) war ein chinesischer Filmregisseur, -produzent, Drehbuchautor und Schauspieler. Er gilt als „eine der schillerndsten Figuren des neuen chinesischen Kinos.“[1][2][3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wu wurde als Sohn eines kommunistischen Guerillakämpfers in Shaanxi geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf, befand sich mit seiner Familie jedoch auch ständig auf der Flucht vor den Männern Chiang Kai-sheks. Nach der Ausrufung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 stieg Wus Vater in den kommunistischen Kader auf. Wu studierte an der Filmhochschule in Peking und wurde 1960 in die Dramenabteilung des 1958 gegründeten Filmstudios in Xi’an aufgenommen.[4] Er trat in Nebenrollen auf, bevor er sich der Regiearbeit zuwandte. Die Kulturrevolution unterbrach sein filmisches Schaffen, das er 1974 als Regieassistent von Cui Wei wieder aufnahm. Zwei Jahre später wurde er Assistent im Xi’an Studio (西安电影制片厂[5], heute Western Movie Group西部电影集团[6]) und schließlich 1983 Direktor des Filmstudios. In dieser Funktion holte er zahlreiche junge Regisseure teilweise direkt von der Filmakademie in die Xi’an Studios „und bot ihnen alle Freiheiten, ihre Ideen zu verwirklichen“.[4] Er wurde so zum Produzenten und Mentor von teilweise umstrittenen Regisseuren der „Fünften Generation“, wie Chen Kaige, Tian Zhuangzhuang und Zhang Yimou.

Mit seiner Kritik am Konfuzianismus und den Ideologien Maos und Dengs schuf sich Wu zahlreiche Feinde in China und wurde 1989 als „intellektueller Vordenker der Studentenproteste“[7] seiner Ämter enthoben. Wu, der zu dem Zeitpunkt einen Lehrauftrag an der Columbia University angenommen hatte, blieb 1989 in Amerika im Exil, wo er unter anderem in einer Videothek arbeitete.[8] Seine Tochter (吴妍妍, Wú Yányán) und Frau (穆淑兰, Mù Shūlán) folgten ihm 1992 bzw. 1993 ins Exil.

Im Jahr 1994 kehrte Wu nach China zurück und trat 1996 mit seinem Film Der König der Masken wieder öffentlich in Erscheinung.[2]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Regisseur

  • 1979: The Thrill of Life (Shēnghuó de chànyīn, 生活的颤音)
  • 1984: Das Leben der Menschen (Rénshēng, 人生)
  • 1984: Fluss ohne Bojen (Méiyǒu hángbiāo de héliú, 没有航标的河流)
  • 1987: Alter Brunnen (Lǎo Jǐng, 老井)
  • 1996: Der König der Masken (Biàn Liǎn, 变脸)
  • 1998: Stand by You (Fēicháng àiqíng, 非常爱情)
  • 2002: C.E.O. (Shǒuxí zhíxíngguān, 首席执行官)
  • 2016: Song of the Phoenix (Bǎiniǎo cháo fèng, 百鸟朝凤)1

Als Produzent

  • 1986: The Horse Thief (Dàomǎzéig, 盗马贼)
  • 1987: Rotes Kornfeld (Hóng gāoliang, 红高粱)
  • 1988: Deckname Puma (Dàihào měizhōubào, 代号美洲豹)
  • 1988: Rock Kids (Yáogǔn qingnian, 摇滚青年)
  • 2007: Mr. Cinema (Lǎo Gǎng zhèngzhuàn, 老港正传)

Als Schauspieler

  • 1981: The Xi’an Incident (Xī’ān Shìbiàn, 西安事变)
  • 1993: Töchter des Himmels (The Joy Luck Club)
  • 2012: Old Man’s Wish (Lǎorén yuàn, 老人愿)
  • 2012: Full Circle (Fēiyuè lǎorényuàn, 飞越老人院)
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1 
Der Film Song of the Phoenix (百鳥朝鳳 / 百鸟朝凤, Bǎiniǎo cháo fèng) wurde bereits 2013 produziert, auf die Kinoleinwand in China kam es allerdings erst 2016.[9]

Quelle: Hong Kong Movie Database[10]

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Kramer: Bodhisattva ist auch eine Frau: Wu Tianming. In: Lexikon des Internationalen Films, Band 1: A–G. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2002, S. F4–F7.
  • Harry H. Kuosho: Celluloid China. Cinematic Encounters with Culture and Society. Southern Illinois University, Illinois 2002, ISBN 0-8093-2455-5, S. 233–247.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wu Tianming – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stefan Kramer: Bodhisattva ist auch eine Frau: Wu Tianming. In: Lexikon des Internationalen Films, Band 1: A–G. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2002, S. F4.
  2. a b 杨海亮 – YANG, Kailiang (Redakteur): 著名导演吴天明因心肌梗塞去世 享年75岁(图) – Bekannter Regisseur Wu Tianming verstarb mit 75 Jahren aufgrund Herzinfarkt (Bild). In: ifeng.com. Phoenix Television, 4. März 2014, archiviert vom Original am 4. März 2014; abgerufen am 29. Juni 2021 (chinesisch, Autorname mittels Pinyin-Umschrift erzeugt und muss nicht der amtliche Namensschreibung des Autors entsprechen).
  3. 姜辰蓉 – Jiang, Chenrong (Xinhua): 著名導演吳天明去世 – Bekannter Regisseur Wu Tianming verstorben. In: apdnews.com. 4. März 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. März 2014; abgerufen am 29. Juni 2021 (chinesisch, Autorname mittels Pinyin-Umschrift erzeugt und muss nicht der amtliche Namensschreibung des Autors entsprechen).
  4. a b Stefan Kramer: Bodhisattva ist auch eine Frau: Wu Tianming. In: Lexikon des Internationalen Films, Band 1: A–G. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2002, S. F5.
  5. Xi’an Studio (chinesisch 西安電影製片廠 / 西安电影制片厂, Pinyin Xī'ān diànyǐng zhìpiànchǎng, Jyutping Sai1on1 din6jing2 zai3pin3*2cong2)
  6. Western Movie Group (西部電影集團 / 西部电影集团, Xībù diànyǐng jítuán, Jyutping Sai1bou6 din6jing2 zaap1tyun4)
  7. Stefan Kramer: Bodhisattva ist auch eine Frau: Wu Tianming. In: Lexikon des Internationalen Films, Band 1: A–G. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2002, S. F6.
  8. Kevin Thomas: ‚Masks‘ Director Sees Changing Face of China. In: Los Angeles Times, 21. Mai 1999.
  9. 贾樟柯力挺《百鸟朝凤》:看五分钟就会被打动 – Regisseur JIA Zhangke vollen Lobes für „Song of the Phoenix“ – Binnen fünf Minuten ist man vom Film gerührt. In: ent.163.com. 2. Mai 2016, archiviert vom Original am 3. Mai 2016; abgerufen am 29. Juni 2021 (chinesisch, Ursprungsquelle Beijing Times – 京华时报).
  10. 吳天明 ♂ Wu Tian-Ming. In: hkmdb.com. Hong Kong Movie Database, abgerufen am 26. Februar 2020 (chinesisch, englisch).