YOGTZE-Fall

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Der „YOGTZE-Fall“ (auch „BAB-Rätsel“ genannt) bezeichnet den ungeklärten Tod eines 34-jährigen[1] Mannes aus dem Siegerland am 26. Oktober 1984. In Zusammenarbeit mit der ermittelnden Kripo Hagen strahlte das ZDF im Rahmen der Fernsehserie Aktenzeichen XY am 12. April 1985 einen Filmbeitrag über den Fall aus. Der Fall ist bis heute ungeklärt.

Falldarstellung (gemäß XY)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Günther Stoll, ein stellungsloser Lebensmitteltechniker aus Anzhausen, fühlte sich 1984 bereits über einen längeren Zeitraum verfolgt. Ohne weitere Präzisierungen sprach er des Öfteren von „denen“, die ihm etwas antun wollten.

Am 25. Oktober 1984, als er kurz vor 23 Uhr in Anwesenheit seiner Ehefrau etwas apathisch in einem Sessel des gemeinsamen Schlafzimmers saß, rief er: „Jetzt geht mir ein Licht auf!“ Daraufhin schrieb er die sechs Buchstaben „YOG’TZE“ (möglicherweise handelte es sich anstelle des Großbuchstabens G auch um die Ziffer 6) auf einen Zettel, strich sie aber sofort wieder durch.

Anschließend begab sich Stoll zu seiner Lieblingskneipe in Wilnsdorf. Er bestellte ein Bier, fiel dann aber ohne vorherige Anzeichen rücklings von seinem Barhocker, wobei er sich eine Gesichtsverletzung zuzog. Er schien zu diesem Zeitpunkt nicht alkoholisiert. Gegenüber dem Wirt und Gästen, die ihm aufhalfen, erklärte er, er sei „plötzlich weg“ gewesen.

Kurz nach dem Vorfall verließ Stoll das Lokal und fuhr mit seinem blauen VW Golf I weiter. Sein Verbleib in den darauffolgenden zwei Stunden ist unbekannt. Um 1 Uhr morgens erschien Stoll in Haigerseelbach, wo er aufgewachsen war, bei einer ihm gut bekannten alten Frau, die als sehr religiös galt und in direkter Nachbarschaft seines Elternhauses wohnte. Stoll drängte ihr ein Gespräch auf und sagte ein „fürchterliches Ereignis“ für diese Nacht voraus. Aufgrund der nächtlichen Stunde wies sie den verwirrt wirkenden Mann, den sie seit seiner Kindheit kannte, jedoch ab. Die Dame sagte aus, sie habe Stoll den Rat gegeben, sein nahegelegenes Elternhaus aufzusuchen, was er jedoch mit den Worten abgelehnt haben soll, dort werde man sein Anliegen nicht verstehen. Auf den darauffolgenden Rat, zu seiner Ehefrau nach Anzhausen zurückzufahren, soll er dann erwidert haben, dass sie wohl recht habe und er ihren Rat beherzigen wolle. Anschließend verlor sich seine Spur jedoch erneut für rund zwei Stunden.[2]

Fund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 3 Uhr morgens entdeckten zwei Lkw-Fahrer den verunfallten VW Golf Günther Stolls in einem Graben der A 45 kurz vor der Ausfahrt Hagen-Süd, etwa 100 Kilometer von Haigerseelbach entfernt. Beide sagten unabhängig voneinander aus, sie hätten eine mit einer hellen Jacke bekleidete Person um den Wagen herumlaufen sehen, die sie für verletzt gehalten hätten. Sie hielten und riefen von einer Notrufsäule aus die Polizei. In dem Wagen lag, vollkommen nackt, der schwerverletzte Günther Stoll, der noch bei getrübtem Bewusstsein war. Andere Personen trafen sie nicht an. Stoll berichtete den Männern, es seien vier weitere männliche Personen im Wagen gewesen, die „abgehauen“ seien. Die Frage, ob es sich um Freunde gehandelt habe, verneinte er. Stoll starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus.[2]

YOGTZE-Zettel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Zettel, auf dem Günther Stoll die Buchstabenkombination geschrieben haben soll, konnte nicht sichergestellt werden. Die Ehefrau hat ihren Angaben zufolge den Zettel in der Todesnacht weggeworfen.[1] Außerdem hat die Witwe des Opfers erst ein halbes Jahr nach der Tat von der Zeichenkombination erzählt. Die Polizei weiß nicht einmal mit Sicherheit, ob „YOGTZE“ überhaupt „YOGTZE“ bedeuten soll.[3] Die Polizei fand lediglich heraus, dass ein solches Wort in keiner Sprache der Welt existiert.

In der damaligen Aktenzeichen-XY-Sendung meldeten sich mehrere Funkamateure, die übereinstimmend angaben, dass es sich dabei um ein rumänisches Funkrufzeichen gehandelt haben könnte, wenn man den Buchstaben G als Ziffer 6 liest.[2]

Ermittlungen und Hinweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ermittlungen ergaben, dass die tödlichen Verletzungen des Opfers nicht durch den Unfall verursacht worden waren, sondern Stoll an einem anderen Ort von einem Fahrzeug überfahren, daraufhin auf den Beifahrersitz seines VW Golfs gesetzt und zum Fundort gefahren worden war. Stoll war zu dem Zeitpunkt, als er angefahren wurde, bereits unbekleidet. Die Beschädigungen an seinem Wagen entstanden, anders als seine Verletzungen, hingegen am Fundort. Wo, unter welchen Umständen und von wem Stoll überfahren wurde, konnte nicht ermittelt werden.

Mehrere Autofahrer berichteten nach Bekanntwerden des Falls von einem Anhalter, den sie nachts an der Auffahrt Hagen-Süd in Richtung Frankfurt gesehen haben wollen. Die Suche nach dieser Person blieb jedoch ebenso erfolglos wie die Suche nach der Person, die die beiden Lkw-Fahrer im Vorbeifahren am Fundort gesehen haben wollen. Auch Hinweise auf etwaige Kontakte mit Personen aus dem Rauschgiftmilieu, die Stoll während mehrerer Urlaubsaufenthalte in den Niederlanden geknüpft haben soll, führten zu keinen entscheidenden Erkenntnissen.

In der Zeitschrift Stern stand noch 2017 über den Fall, er bleibe „einer der mysteriösesten ungeklärten Todesfälle Deutschlands“ und werde auch in Zukunft, da Mord nicht verjähre, „turnusmäßig immer wieder hervorgeholt“.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Ummenhofer, Michael Thaidigsmann: Aktenzeichen XY … ungelöst. Kriminalität, Kontroverse, Kult. Romäus, Villingen-Schwenningen 2004, ISBN 3-9809278-1-4, S. 192–194.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Rätselhafter Tod weiter ungeklärt Siegener Zeitung vom 1. Juni 2016, abgerufen am 27. Mai 2018.
  2. a b c vgl. Aktenzeichen XY … ungelöst, Folge 176 vom 12. April 1985.
  3. Yogtze – Heiße Buchstaben-Spur bleibt ein Mysterium, abgerufen am 23. Mai 2018.
  4. Daniel Wüstenberg: Ein nackter Toter, eine rätselhafte Notiz, keine Spur. In: Stern, 2. Juni 2017.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]