Zaffer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Zaffer, auch Saflor, Safflor oder Kobaltsaflor bzw. Kobaltsafflor genannt, wird durch Erhitzen von Cobalterzen hergestellt. Es diente vom 16. bis ins 20. Jahrhundert als Ausgangsstoff zur Herstellung von Smalte, einem blauen, feuerfesten und glasartigen Pigment, das auch in Ölfarben verwendet wurde. Außerdem werden damit Kobaltglas (kobaltblau gefärbtes Glas), gefärbtes – vor allem in der Farbe Blau – Porzellan oder entsprechende Porzellanglasuren hergestellt. Die Herstellung von Zaffer erfolgte in den Blaufarbenwerken.

Herstellung, Zusammensetzung und Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kobaltblaue Gläser. Eine solche Färbung kann mit Hilfe von Zaffer hergestellt werden.

Zaffer ist das Produkt, das beim Rösten von Cobalterzen entsteht. Es besteht vor allem aus Cobaltoxiden (vor allem Cobalt(II,III)-oxid Co3O4, zudem auch Cobalt(II)-oxid CoO und Cobalt(III)-oxid Co2O3), die mit Arsenaten und Nickelverbindungen gemischt sind. Zaffer wird als Zwischenprodukt bei der Aufbereitung von Cobalterzen erhalten, es kann dann durch Reinigung zu Cobaltoxiden weiterverarbeitet werden. Früher wurde Zaffer auch als Pigment gehandelt, wobei es in Form der ungereinigten Mischung zum Färben von Porzellan, Fayencen und Glas verwendet wurde. Es wurden vor allem blaue[1], aber auch schwarze und schwarzbraune Glasuren damit hergestellt.[1] Außerdem wurde es auch zur Herstellung von Zaubertinten genutzt.[2][3]

Reaktionsgleichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Idealisierte beispielhafte Reaktionsgleichungen für die Herstellung von Zaffer sind – bei Bedingungen, unter denen vor allem Cobalt(II,III)-oxid entsteht:

Für die Darstellung aus Skutterudit (Speiskobalt):

Für die Darstellung aus Safflorit (faseriger, weißer Speiskobalt):

Der Arsenanteil oxidiert zu Arsen(III)-oxid (As2O3, Arsenik). Dieses ist in der Hitze flüchtig – As2O3 sublimiert schon bei 321 °C. Es wird im Giftfang möglichst aufgefangen und dann als „Giftmehl“ gesammelt.

Eigenschaften und Handelsformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach verwendetem Erz ist Zaffer ein graubraunes oder rötliches bis bläuliches Pulver. Es kam auch mit Quarzmehl oder Sand zusammengemahlen in den Handel.

Zaffer kann nur schwer geschmolzen werden, weshalb bei der Herstellung von Smalte die Zugabe von ausreichend Quarz und Pottasche wichtig ist.

Aufgrund des Cobalt- und vor allem des Arsengehaltes ist Zaffer giftig. „Smalte und Zaffer sind Pigmente, welche der Gesundheit schaden, wenn etwas davon in den Leib des Menschen kommt.“[4]

Historisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Georgius Agricola (1494–1555), der in seinen Schriften auch Cobalterze, insbesondere die Cobaltarsenate, beschrieb, nennt den Begriff Zaffer nicht.[5] Es wird aber davon ausgegangen, dass er die Substanz kannte, da er ein Erz erwähnt, mit dessen Hilfe man Glas und Irdengut blau färben kann.[5] Die erste bekannte namentliche Erwähnung von Zaffer bzw. dem italienischen „Zaffera“ erfolgte durch Vannoccio Biringuccio (1480–1537) in seinem 1540 in Venedig veröffentlichten Werk. Das in Venedig hergestellte Kobaltblau beruhte wohl auf Erzen, die aus Kaschan im heutigen Iran oder dem Oman kamen, wo Kobaltblau schon seit Jahrhunderten bekannt war.[6]

In Deutschland wurde die Herstellung von Zaffer angeblich 1520 durch den deutschen Alchemisten Peter Weidenhammer eingeführt; er soll durch den Verkauf des Pigments wohlhabend geworden sein.[7] Der Glasmacher Christoph Schürer begann zwischen 1540 und 1560 mit der Herstellung von Kobaltglas im böhmischen Teil des Erzgebirges. Seit dem Jahre 1470 war das sächsische Erzgebirge, speziell das Schneeberger Gebiet, der bedeutendste Lieferant von Cobalterz und Zaffer.

Der Priester, Glasmacher und Alchemist Antonio Neri (1576–1614) veröffentlichte 1612 in seinem Buch über die Glasmacherkunst eine Beschreibung der Herstellung von Zaffer durch Erhitzen im Ofen und anschließendes Waschen mit Essig und Wasser.[8][9]

Der Chemiker Johann Albrecht Gesner veröffentlichte 1744 ein Buch über die Bereitung von Zaffer und Smalte aus Kobalterzen. Darin erklärt er, der Name Zaffer leite sich ohne Zweifel vom Saphir und seiner Farbe ab, da Saflor eine Zusammenziehung von sapphiri color, Saphirfarbe, sei.[10]

Farbtonbezeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Farbe des Rohstoffes Zaffer variiert je nach Zusammensetzung. Im englischen Sprachraum nutzt man aber das dem Kobaltsafflor entsprechende Wort „Zaffre“ zur Beschreibung eines bestimmten dunkelblauen Farbtons:

Farbton „Zaffre“ im angelsächsischen Gebrauch

sRGB: 0 20 168
  zaffre color – hex #0014a8  

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Colin Mackenzie, Heinrich Ferdinand Eisenbach: Fünftausend neue englische Rezepte für alle Vorfälle des Lebens, oder Neue vollständige Hausbibliothek. Zweiter Teil. J. B. Metzler’sche Buchhandlung, Stuttgart 1825, Glas- und Porzellanmalerei – Zaffer zu bereiten, S. 287–290 (S. 288 des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek online in der Google-Buchsuche).
  2. Colin Mackenzie, Heinrich Ferdinand Eisenbach: Fünftausend neue englische Rezepte für alle Vorfälle des Lebens, oder Neue vollständige Hausbibliothek. Zweiter Teil. J. B. Metzler’sche Buchhandlung, Stuttgart 1825, Schreibkünste – Sympathetische Tinte aus Kobalt, S. 7 (S. 7 des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek online in der Google-Buchsuche).
  3. Jean Hellot: Seconde partie du mémoire sur l'encre sympathique ou teinture. Extraite des Mines de Bismuth, d'Azur et d'Arsenic. In: Académie des sciences (Hrsg.): Histoire de l'Académie royale des sciences avec les mémoires de mathématique & de physique. 1737, S. 228–247 (französisch, online bei Gallica Bibliothèque nationale de France).
  4. Johann Heinrich Moritz Poppe: Noth- und Hülfs-Lexikon zur Behütung des menschlichen Lebens vor allen erdenklichen Unglücksfällen und zur Rettung aus den Gefahren zu Lande und zu Wasser. Erster Band. Johann Leonhard Schrag, Nürnberg 1811 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. a b Georgius Agricola, Herbert Clark Hoover, Lou Henry Hoover: The Project Gutenberg EBook of De Re Metallica, by Georgius Agricola. 14. November 2011 (gutenberg.org).
  6. Ahmad Y. al-Hassan: Lazaward (LAJVARD) And Zaffer Cobalt Oxide In Islamic And Western Lustre Glass And Ceramics. In: History of Science and Technology in Islam, http://www.history-science-technology.com/. Abgerufen am 13. Januar 2018.
  7. Christian Meltzer: Bergkläufftige Beschreibung Der Churfürstl. Sächß. freyen und im Meißnischen Ober-Ertz-Geburge löbl. Bergk-Stadt Schneebergk. Schneeberg 1684, S. 469, urn:nbn:de:gbv:3:1-65535-p0503-8: „Peter Weidenhammer / auch ein Franck / ist arm anhero gekommen / hat sich aber mit der Farbe / so er auß denen Wißmuth Graupen gemachet / und in vielen Centnern / jeden für 25 Rthlr. / nach Venedig verhandelt / also auffgekobert / daß er zu großen Mitteln kommen / und ein schönes Hauß am Marckte auffgebauet. Sein Nahme stehet in der grossen Kirchen / mit dieser Jahreszahl: 1520.“
  8. Antonio Neri: L'arte vetraria distinta in libri sette. Ne quali si scoprono, effetti maravigliosi, & insegnano segreti bellissimi del vetro nel fuoco & altre cose curiose. Hrsg.: nella stamperia de Giunt. Firenze 1612, Libro Primo. A preparare la Zaffera, che ferue per più colori nell' Arte vetraria. Ca. XII, S. 15 (italienisch, online auf Gallica): “Piglisi la Zaffera in pezzi grossi & mettasi in tegaini di terra tenendola nella camera della fornace per une mezo giorno”
  9. Paul Engle: Conciatore – The Life and Times of 17th Century Glassmaker Antonio Neri – Zaffer. 15. April 2015 (englisch, conciatore.org [abgerufen am 10. Januar 2018]): “In his glassmaking book L'Arte Vetraria, Antonio Neri describes his method for purifying and preparing zaffer for use in glass.”
  10. Johann Albrecht Gesner: Historia cadmiae fossilis metallicae sive cobalti et ex illo praeparatorum Zaffariae et Smalti. Pars Prior. Berolini, prostat in Officina Rudigeriana, Berlin (Berolini) 1744, Caput tertium § 2 Zafferae Etymologia, S. 27 (Latein, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): Zaffarae vocabulum procul dubio ab Italico Zaffirus, Sapphirus, gemma illa pulcre caerulea ortum habet, ex quo postea germani metallici Saflor fecerunt, vel forsan ex Sapphiri color, Saph-lor Saflor vocabulum contractum est.