Zimtkehl-Schattenkolibri

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Zimtkehl-Schattenkolibri

Zimtkehl-Schattenkolibri (Phaethornis nattereri)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Unterfamilie: Eremiten (Phaethornithinae)
Gattung: Schattenkolibris (Phaethornis)
Art: Zimtkehl-Schattenkolibri
Wissenschaftlicher Name
Phaethornis nattereri
Berlepsch, 1887

Der Zimtkehl-Schattenkolibri (Phaethornis nattereri) oder Zimtkehleremit ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Das Verbreitungsgebiet dieser Art umfasst die Länder Brasilien und Bolivien. Der Bestand wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (Least Concern) eingeschätzt.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Zimtkehl-Schattenkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 10 cm bei einem Gewicht von 2,5 bis 3 g. Der Oberkopf wirkt stumpf dunkelbraun. Der Rücken ist bronzegrün. Der Hinterrücken und die Oberschwanzdecken sind rotbraun. Außerdem hat er einen schwarzbraunen Ohrfleck. Die Unterseite sowie der Überaugenstreif sind ockerfarben. Die 45 mm langen Flügel sind dunkel purpurbraun. Die 48 mm langen Schwanzfedern sind bronzegrün, wobei die seitlichen Außenfahnen helle rotbraune Spitzen und Säume aufweisen, während die mittleren Schwanzfedern weiße Spitzen haben. Der 23 mm lange Schnabel ist am Oberschnabel schwarz und am Unterschnabel gelb mit schwarzer Spitze gefärbt. Die Füße sind hellbraun. Männchen und Weibchen sind sich sehr ähnlich, doch hat das Männchen eine intensivere Kehlfärbung und etwas längere mittlere Steuerfedern. Jungtiere ähneln den Weibchen.[1][2]

Verhalten und Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Nektar beziehen Zimtkehl-Schattenkolibris von Pflanzen der zu den Malvengewächsen gehörende Gattung Pavonia, Helicteres, von Ruellien und von Bauhinien sowie anderen blühenden Pflanzen. Dazu ernähren sie sich von kleinen Gliederfüßern. Als sogenannte Trapliner fliegen sie regelmäßig in rascher Folge ganz bestimmte verstreute Blüten an.[3]

Lautäußerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gesang besteht aus einer hohen Serie unaufhörlicher Wiederholungen ohne Pause. Eine Serie dauert 2 bis 2,5 Sekunden und besteht typischerweise aus drei bis vier einzelnen Tönen und endet mit ein bis drei leiseren Tönen, die oft nasal klingen. Die ausgestoßenen Töne haben ein rhythmisches Muster, das sich z. B. wie tsi…tsi… tsi…nia-ka-wi anhört.[3]

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das einzige bisher beobachtete Nest des Zimtkehl-Schattenkolibris war an der Innenseite der Spitze eines Palmblattes befestigt. Es war ca. 140 mm hoch, der Außenradius betrug ca. 45 mm, der Innenradius ca. 28 mm und die Tiefe ca. 16 mm.[1]

Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitungsgebiet des Zimtkehl-Schattenkolibris

Der Zimtkehl-Schattenkolibri bewohnt verschiedene vegetationsreiche Gebiete außerhalb des Regenwalds in Ostbolivien und im angrenzenden Südwestbrasilien (Mato Grosso und Ost-Rondônia) und Nordostbrasilien (Maranhão bis Ceará, und auch im Südosten von Pará und Tocantins ist er nachgewiesen). Er bevorzugt immergrüne Laubwälder, Sekundärwäldern, Dickicht, Cerrados, baumreiche Caatinga, Waldinseln und Galeriewälder, wo er sich in Höhenlagen unter 500 Metern bewegt.[3]

Unterarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art gilt als monotypisch.[4] Die Arten Phaethornis maranhaoensis Grantsau, 1969 und Pygmornis chapadensis Allen, JA, 1893[5] sind Synonyme zur Nominatform.[6]

Etymologie und Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch beschrieb den Zimtkehl-Schattenkolibri unter dem heutigen Namen Phaëthornis nattereri. Die Typusexemplare stammten aus der Sammlung von Johann Natterer und wurden in Mato Grosso bei Caiçara und bei der Zuckermühle von Vasco da Gama gesammelt.[7] 1827 führte William Swainson die Gattung Phaethornis für den Langschwanz-Schattenkolibri (Phaethornis superciliosus (Linnaeus, 1766)) ein[8].

Der Begriff Phaethornis leitet sich aus den griechischen Wörtern φαέθων phaéthōn für „leuchtend, strahlend“ und ὄρνις órnis für „Vogel“ ab.[9] Der Name nattereri ist seinem Sammler gewidmet.[7] Maranhaoensis bezieht sich auf den Bundesstaat Maranhão[6], chapadensis auf Chapada dos Guimarães[5].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christoph Hinkelmann, Peter Boesman: Cinnamon-throated Hermit (Phaethornis nattereri). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona 4. März 2020 (englisch, hbw.com).
  • Christoph Hinkelmann: On the identity of Phaethornis maranhaoensis Grantsau, 1968 (Trochilidae). In: Bulletin of the British Ornithologists’ Club. Band 188, Nr. 1, 1988, S. 14–18 (biodiversitylibrary.org).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch: Description of new Species and Subspecies of Trochilidae. In: The Ibis (= 5). Band 5, Nr. 29, 1887, S. 289–298 (biodiversitylibrary.org).
  • Rolf Grantsau: Uma nova espécie de Phaethornis (Aves, Trochilidae). In: Papéis Avulsos de Zoologia, Museu de Zoologia da Universidade de São Paulo. Band 22, Nr. 7, 1969, S. 57–59.
  • Rolf Grantsau: Die Kolibris Brasiliens. Expressão e Cultura, Rio de Janeiro 1988, ISBN 978-85-208-0101-7.
  • William Swainson: A Synopsis of the Birds discovered in Mexico by W. Bullock, F.L.S. and H.S. and Mr. William Bullock, jun. In: The Philosophical magazine: or Annals of chemistry, mathematics, astronomy, natural history and general science. Band 1, Nr. 85, 1827, S. 433–442 (biodiversitylibrary.org).
  • Joel Asaph Allen: On a collection of Birds from Chapada, Matto Grosso, Brazil, Made by Mr. H. H. Smith Part III Pipridae to Rheidae. In: Bulletin of the American Museum of Natural History. Band 5, Nr. 10, 1893, S. 107–158 (biodiversitylibrary.org).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Zimtkehl-Schattenkolibri (Phaethornis nattereri) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Rolf Grantsau (1988), S. 45.
  2. Christoph Hinkelmann, Peter F. D. Boesman: Cinnamon-throated Hermit – Phaethornis nattereri – Field Identification. In: birdsoftheworld.org. Birds of the World (J. del Hoyo, A. Elliott, J. Sargatal, D. A. Christie, and E. de Juana, Editors). Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY, USA., 2020, abgerufen am 24. Mai 2023 (englisch).
  3. a b c Christoph Hinkelmann u. a.
  4. IOC World Bird List Hummingbirds
  5. a b Joel Asaph Allen, S. 122
  6. a b Rolf Grantsau (1969), S. 57f
  7. a b Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch, S. 290.
  8. William Swainson, S. 441.
  9. James A. Jobling, S. 301