Benutzerin:Rectilinium/Entwürfe

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Rectilinium/Entwürfe

Hardergrat

Höhe 1848 m ü. M. [1]
Lage Kanton Bern Bern Schweiz Schweiz
Gebirge Emmentaler Alpen
Koordinaten 633742 / 174013Koordinaten: 46° 42′ 59″ N, 7° 52′ 48″ O; CH1903: 633742 / 174013
Rectilinium/Entwürfe (Emmentaler Alpen)
Rectilinium/Entwürfe (Emmentaler Alpen)

Der Hardergrat (je nachdem nur Harder) ist ein Berggrat im Schweizer Kanton Bern. Das östliche Ende des Hardergrats ist Teil eines Wildschutzgebiets (kein wildes Campen oder Einsatz von Dronen gestattet). Bekannt ist der Hardergrat vor allem aufgrund des Harder Kulms, einem Aussichtspunkt am westlichsten Ende des Grats, der durch die Harderbahn erschlossen ist. In der Regel bezeichnet man mit «Harder» nicht nur den Kamm, sondern auch den südlichen und nördlichen Bergrücken.[2]

Der Hardergrat ist der westlichste und grösstenteils bewaldete Teil des rund 30 km langen Gebirgszuges in den Emmentaler Alpen zwischen dem Brünigpass auf 1008 m ü. M. und dem Aussichtspunkt Harder Kulm auf 1322 m ü. M., der sich entlang des südlich gelegenen Brienzersees erstreckt. Der Hardergrat verläuft bis zum Graagge-Rächtli (1848 m ü. M.).[1] Ab der Geissegg (vor dem Suggiture) folgt der Riedergrat (bis zum Schnirenhireli auf 2070 m ü. M.) und ab der Ällgäuwlicka auf 1918 m der Brienzergrat. Fälschlicherweise werden sowohl der Begriff «Brienzergrat» als auch «Hardergrat» manchmal stellvertretend für den gesamten Gebirgszug zwischen dem Brünigpass und dem Harder Kulm verwendet, inklusive der Gabelung im Osten beim Höch Gumme (2204 m ü. M.) nach Giswil hinunter.[3] Den südlichen Abhang des Hardergrats durchfurchen mehrere Wildbäche führende Gräben, darunter der Rumpelgrabe, der Lochgraben und weitere. Nordöstlich des Hardergrats erstreckt sich das Habkerntal mit der Ortschaft Habkern auf 1100 m ü. M. bis zur Lombachalp auf 1559 m ü. M.. Zu den Ortschaften am Fuss des Hardergrats zählen nebst Habkern: Ringgenberg, Goldswil, Interlaken und Unterseen.

Bild des teilweise mit Moos, Büschen und Bäumen überwachsene Luegibodenblocks, einem Steinblock aus seltenem Habkerngranit.
Luegibodenblock von Südwesten

Die Bergkette wird gebildet durch die Kreide- sowie zu einem kleinen Teil den Tertiär-Sedimenten der Wildhorn-Decke. Am Harder sind die Gesteinsschichten überkippt, wobei die jüngeren untenliegend und die älteren obliegend südwärts unter das Bödeli tauchten.

Die Gesteine der Kreide sind im Berner Oberland häufig und manchmal in grosser Mächtigkeit vertreten. Am Hardergrat befindet sich eine unterbrochene Serie vom Valanginien bis zum Aptien steil einfallend bis überkippt. Das Tertiär besteht vorwiegend aus der mittel- bis obereozänen Hohgantserie und den darüber liegenden obereozänen Globigerinen-Mergeln (am Hardergrat zeigt sich eine schiefrige und vor allem durch Sandsteinbänke gekennzeichnete Folge). Im Norden folgt der Flysch der Habkernmulde, welche als marines Abtragungsgestein definiert werden kann. Der Flysch füllt einen grossen Teil der Habkernmulde und ist zwischen dem Hardergrat und der Randkette eingeklemmt. Der Flysch besteht vorwiegend aus grauen, bräunlichen und schwarzen Tonen mit zwischengelagerten Sandsteinbänken, die wegen starker tektonischer Beanspruchung häufig gefaltet und zerrissen sind. Auch Konglomerate treten auf. Im Flysch sind unter anderem Blöcke und grosse Pakete von Oberkreide-Kalken und -Mergeln eingeschlossen (Leimernschichten genannt). Der mit rosaroten Feldspäten durchzogenen, sogenannten «Habkerngranit», lässt sich öfters im Lombach nachweisen. Der bekannteste Vertreter seiner Art ist der auf der Landeskarte eingetragene Luegibodenblock, der als Geotop ausgewiesen ist und 1868 als erstes Naturdenkmal im Kanton Bern geschützt wurde.[4]

Gefahrenkarte vom Bundesamt für Landestopografe, welche die zahlreichen Zonen am Harder zeigt, bei denen eine Felssturzgefahr besteht.
Gefahrenkarte Felssturzgebiete Hardergrat.

Beim Hardergrat kommt es wiederholt zum Abbruch einzelner Steine und Felsen und auch grösseren Bergstürzen. Mitte des 19. Jahrhunderts dominierten zwei grosse Schuttkegel den Fuss des Harders bei Interlaken (siehe auch Bild weiter unten). Bereits in den 1850er-Jahren wurde im Rahmen der Brienzersee-Absenkung Material abgetragen, um dieses unter anderem zur Sicherung der neuen Uferböschungen zu verwenden. Dasselbe geschah erneut um die Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts während der Aarekorrektion. Das Geröll wurde bei der Schliesslung des alten Aarebettes und beim Bau des Aarekanals genutzt. [5]Auch im 20. Jahrhundert ereigneten sich einige grössere Felsstürze:

  • 1931: der Lärchenwald am Hochbühl ob der Goldey bei Interlaken wurde zur Hälfte vernichtet. Mehrere Kubikmeter grosse Felsbrocken stürzten bis ins Tal. Arbeiter einer Gärtnerei konnten sich knapp retten.[6]
  • 1934: Am 10. Januar kam es zu einem weiteren Felssturz bei Unterseen. Grössere Waldflächen und Grundstücke wurden beschädigt, Gebäude wurden keine getroffen.[7]
  • 1940: Anfang Februar wurden mehrere Steinschläge registriert, am 10. Februar Abends um 21 Uhr folgte schliesslich der Abgang mehrerer grosser Blöcke. Einer davon durchbrach eine starke Betonmauer und schlug in der Gärtnerei in der Goldey ein. Andere Blöcke beschädigten einen Getreideschuppen.[8]
  • 1956: Am 3. April stürzten mehrere Felsbrocken zu Tal, die sich beim «Hardermandli» gelöst hatten. Der Bergsturz forderte ein Todesopfer. Ein 12-jähriger Junge wurde von einem Felsen erschlagen. Einer der grösseren Brocken landete beim Bödelibad auf den Gleisen der BOB. Ein vorbeifahrender Zug fuhr auf den Felsen auf und entgleiste. Dabei verletzten sich einige der Passagiere. In der Folge wurde in der Goldey ein Schutzdamm errichtet.[9][10]
  • 1965: Am Nachmittag des 2. Aprils verschütteten rund 50'000-60'000 m3 Fels auf einer Länge von 70–100 m die Hauptstrasse und die Gleise der Brünigbahn zwischen Ringgenberg und Niederried (grösster Gesteinsbrocken: 500 m3). Bauarbeiter, die in diesem Abschnitt mit der Verbreiterung der Strasse beschäftigt waren, benachrichtigten nach einigen Steinschlägen am Morgen die Behörden. Eine Viertelstunde vor dem Felssturz passierte noch ein Zug die Strecke in Richtung Brienz. Ein Handwerker konnte zur selben Zeit noch eine Familie warnen, die sich in einem neu errichteten Ferienhaus aufhielt, bevor die Gesteinsmassen niedergingen und das Haus zerstörten. Das Oberhasli konnte von Interlaken aus über Wochen nur mit Schiffen erreicht werden. Obwohl der Felssturz in einer ausgewiesenen Gefahrenzone erfolgte, betrachteten Experten den für den Strassenbau ausgeführten Geländeeinschnitt als ursächlich.[11][12]
  • 1980: Am 18. Mai konnte beobachtet werden, wie sich unterhalb des Wannichnubels im Äbnitwald Erdmassen bewegten. Der Geologe Walter Gigon vermutete, dass die Felsmassen auf einer Tonschicht lagerten. Durch die Schneeschmelze sei diese durchnässt gewesen, woraufhin die Felsen abgerutscht seien.
  • 1990: Am Neujahrsmorgen löste sich oberhalb von Unterseen ein einzelner grosser Felsen und blieb kurz vor dem oft benutzten Brandweg im Wald liegen.[13]
  • 1991: Am 24. Dezember löste sich eine 15 bis 20 Meter breite Felspartie oberhalb Unterseen. Die meisten der Brocken konnte der 1956 erbaute Damm aufhalten. Einige der Felsen wurden über den Damm katapultiert und landeten auf dem Bahngleis zwischen Interlaken West und Interlaken Ost. Die Bahnlinie musste vorübergehend geschlossen werden.[14]

Diese Liste ist nicht vollständig, erwähnt werden nur einige der nennenwswerteren Steinschläge. Es fehlen ausserdem Hinweise auf Murgänge.

In Bergregionen bilden Wälder seit jeher einen natürlichen Schutz gegen Steinschlag. Der Bergsturz von 1956 führte beim Hardergrat zur Umsetzung von weiteren Schutzmassnahmen. So wurden in Unterseen zunächst Schutzdämme aufgeschüttet sowie Steinschlagnetze montiert. Ausserdem wurde ein Überwachungs-Dispositiv ausgearbeitet, mit jährlichen Kontrollgängen und Messungen der Überwachungsstellen und einem Frühwarndienst.[15] Auch andere Gemeinden haben entsprechende Massnahmen ergriffen.

Steinböcke ruhen sich auf einer Bergwiese aus.
Steinböcke auf einer Bergwiese am Grat.

Am Harder ist eine grosse Vielfalt an Vögeln und Säugetieren beheimatet. Zu erwähnen sind etwa das Birk-, das Bläss- und das Auerhuhn, der an der Südflanke verbreitete Berglaubsänger, sowie in tieferen Lagen der Gartenrotschwanz. Im Frühjahr sind die Rufe des Sperlings- und des Raufusskauzes zu vernehmen, da und dort kann der Dreizehenspecht angetroffen werden.[16] Desweiteren gibt es viele Reptilien wie den verbreiteten Alpensalamander oder die eher seltene Würfelnatter, oder auch Insekten wie den Libellen-Schmetterlingshaft. Bei den Säugetieren ist der verhältnismässig grosse Bestand an Rothirschen und Rehen hervorzuheben, die vor allem nachts die offenen Gebiete zum Äsen aufsuchen. Weitere nachtaktive Tiere sind der Schneehase, der Dachs sowie der Rotfuchs. Gelegentlich durchstreifen Luchse das Gebiet. Nicht zuletzt finden sich am Harder in höheren Lagen Murmeltiere, Gämsen und Steinböcke.[17]

Jagdbanngebiet / Wildtierschutzgebiet

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Ein Grossteil des gesamten Berggrats von Interlaken bis Brienz ist ein eidgenössisches Jagdbann- und Wildtierschutzgebiet. Beginnend bei der Roteflue (1730 m ü. M.) am Hardergrat, über den gesamten Riedergrat hinweg bis zum Brienzergrat (Chruterepass auf 2052 m ü. M.) kurz vor dem Brienzer Rothorn auf 2348 m ü. M..[18] Im Laufe des 19. Jahrhunderts erreichten die Bestände wildlebender Huftiere in der Schweiz wegen des hohen Jagddrucks und des sehr schlechten Zustands der Wälder einen Tiefpunkt. Rothirsch und Steinbock wurden praktisch vollständig ausgerottet. Im Jahr 1913 wurde daher der Alpenwildparkverein Interlaken-Harder gegründet. Dieser hatte das Ziel, die vom Aussterben bedrohten Steinböcke wieder in den Landschaften der Schweiz anzusiedeln.

Damit sich die Wildtierbestände wieder erholen können, wurden ausserdem verschiedene Massnahmen ergriffen, indem einerseits die Jagd reguliert und Jagdbanngebiete wie jenes am Hardergrat ausgeschieden wurden. Andererseits sollen die (Stand 2024) schweizweit 43 ausgewiesenen Gebiete den Tieren Schutz vor Störung bieten, zum Beispiel vor Menschen die verschiedenen Freizeitaktivitäten nachgehen (Wanderer, Trailrunner, Mountainbiker, Camper etc.). Dies ist für die Wildtiere teilweise überlebenswichtig. Ausserdem dienen die Banngebiete nicht zuletzt der Erforschung der natürlichen Entwicklung von Wildhuftieren.[19]

Gebote / Verbote

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Laut Art. 5 Abs. 2 der Verordnung über die eidgenössischen Jagdbanngebiete vom 30. September 1991, VEJ; SR 922.31 sind in Wildtierschutzgebieten und Wildruhezonen zahlreiche Verbote und Gebote zu beachten.[20] Zwischen dem Hardergrat und dem Brienzergrat ist unter anderem der Einsatz von Drohnen verboten sowie das Zelten und Campieren. Weitere Regeln in entsprechend ausgezeichneten Gebieten:[21]

Bild Art. 5 Abs. 2 VEJ; SR 922.31 Anmerkungen
Tiere dürfen nicht gestört, vertrieben oder aus dem Banngebiet herausgelockt werden. Im Sommer ist es grundsätzlich gestattet (wenngleich nicht empfehlenswert), sich abseits der offiziellen Wege zu bewegen, jedoch nur solange man dabei keine Tiere stört oder sie aus ihrem Gebiet vertreibt (Art. 5, Abs. 1b VEJ). Vom 1. Dezember bis 1. August[22] darf man sich im Gebiet Augstmatthorn ausschliesslich auf den offiziellen Routen bewegen. Auch das entfachen eines Feuers ist verboten.
Hunde sind an der Leine zu führen.
Das Campieren und Biwakieren ist verboten. Der Aufenthalt im Gebiet ist nur tagsüber gestattet. Das Benutzen von Zelten und Biwaks ist verboten. In Ausnahmefällen kann der Kanton eine Bewilligung erteilen.
Der Betrieb von zivilen, unbemannten Luftfahrzeugen ist verboten. Der Einsatz von Flugdrohnen ist nicht gestattet. Ausnahmebewilligungen können bei der zuständigen kantonalen Fachstelle beantragt werden.[23]
Der Betrieb von zivilen, bemannten Luftfahrzeugen ist verboten. Starts und Landungen von Hängegleitern und Deltaseglern sind nicht gestattet.
Das Fahren abseits von Wegen und das Befahren der Wanderwege mit dem Mountainbike ist verboten.
Wintersportaktivitäten sind nur auf markierten Pisten gestattet. Wintersportler sind zum Beispiel verpflichtet sich am Augstmatthorn an die Zone für Abfahrten zu halten (Achtung Lawinengefahr).[22]

Naturschutzgebiete

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Auf beiden Seiten des Hardergrats gibt es geschützte Landschaftsgebiete. Dazu zählen etliche Trockenwiesen und -weiden, die im Bundesinventar von nationaler Bedeutung erfasst wurden: Höhi Egg, Ried, Lochgrabe, Rüppi, Weidli und etliche mehr (siehe auch die Liste der Schutzgebiete im Kanton Bern). Diese Flächen entstanden durch menschliche Bewirtschaftung und die traditionelle Landwirtschaft. Rund 90 % der Ende des 19. Jahrhunderts bestehenden Trockenwiesen und -weiden gibt es mittlerweile nicht mehr. Dies gefährdete auch die in diesen Lebensräumen heimischen Arten. Rund 40 % aller Pflanzenarten und 50 % aller Tierarten, die auf trockene Standorte angewiesen sind, sind in den nationalen Roten Listen aufgeführt.[24] Insbesondere Ringgenberg und Goldswil gelten als Wildheuerdörfer, die über Jahrhunderte die hochgelegenen und steilen Weiden am Harder bewirtschafteten. Noch im Jahr 1914 wurden in Ringgenberg allein jährlich 1'200 bis 1'500 Zentner Wildheu zu Tal gebracht.[25]

Am Nordwesthang liegt die Alp Bodmi-Horet in einem offenen grossen und steilen Kessel und lang hingestreckt an der Flanke von Augstmatthorn, Suggiturm, Horetegg bis Rotenfluh. Sie ist eine der bestgräsigen und zugleich steilsten Alpen von Habkern. Dies gilt besonders für den Hang des Augstmatthorns, der lawinengefährdet und durch Geröll der Vergandung ausgesetzt ist. Im Gebiet Neuhüttli gewinnt der Wald an Boden zulasten der Weide. Ein Grossteil der Gemeinde Habkern und die gesamte Lombachalp gehören zur Moorlandschaft Habkern-Sörenberg. Dieses rund 85 Quadratkilometer grosse Schutzgebiet, das sich gegen Nordosten auch über einen angrenzenden Abschnitt im Kanton Luzern hinzieht, ist im Bundesinventar der Moorlandschaften von besonderer Schönheit und von nationaler Bedeutung verzeichnet.[26] Nordöstlich des Harders befinden sich Gebiete, die im Bundesinventar der Flachmoore von nationaler Bedeutung aufgenommen wurden: der «Luegiboden» (auch im Bundesinventar der Hoch- und Übergangsmoore von nationaler Bedeutung) und «Bodmi».[27] Der nordwestliche Bergrücken zwischen Horet und Augstmatthorn (Riedergrat) wurde ausserdem als Smaragd-Gebiet ausgezeichnet.

alternative Beschreibung
Der Fuss des Harders, 1860.

Historische Unterlagen deuten darauf hin, dass der Harder in früheren Zeiten nicht so dicht bewaldet war wie in der Gegenwart, denn er wurde lange Zeit in keinem Holzrodel (einem Verzeichnis von Anteilhabern an Waldbesitzung) erwähnt. Sein heutiges Erscheinungsbild, mit der grossen Vielfalt an Bäumen, die man vor allem im Brüggwald vorfindet, verdankt der Harder nicht zuletzt Karl Albrecht Kasthofer. 1777 in Bern geboren, zog es ihn 1806 nach Unterseen. Als erster Oberförster des Berner Oberlandes lebte er 26 Jahre lang auf dem Bödeli. Es ist seiner Initiative zu verdanken, dass der Harder gezielt aufgeforstet wurde: Arven, Eiben, Spitzahorn, Birke, Stechpalme, Waldrebe, Walnussbaum, Platanen und am geschützten Harder-Südhang wachsen sogar Edelkastanien. Naturschützer, die die Arbeit Kasthofers gefährdet sahen, gehörten Anfang des 20. Jahrhunderts zu den Gegnern der Harderbahn, weil wegen des Bahnbaus eine Schneise durch den Brüggwald geschlagen werden musste.[28]

Bild des über 100 Jahre alten Restaurants Harder Kulm, das hoch über Interlaken thront. Das Gebäude ist ein auffälliger Riegelbau mit einer Veranda und einem Türmchen. Im Hintergrund der Hardergrat, tief unten im Tal der Brienzersee und die südlich gelegene Bergkette. Es ist früh morgens und die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber im Osten verfärben die ersten Sonnenstrahlen den Himmel.
Der Harder Kulm kurz vor Sonnenaufgang.

Der auf 1321 m ü. M.[1] gelegene Harder Kulm ist durch die Harderbahn erschlossen und befindet sich auf der Bergschulter ob Interlaken. Von diesem Aussichtspunkt aus lassen sich der Brienzer- und Thunersee, sowie das Bödeli bei Interlaken überblicken, ebenso das Jungfraumassiv und die umgebende Bergwelt. Der Harder Kulm gilt als Hausberg Interlakens, obwohl er auf dem Gemeindegebiet von Unterseen liegt. Das Bergrestaurant, welches in den Jahren 1907/08 erbaut wurde, ist ein verspielter Jahrhundertwendebau, der auf einem beidseitig steil abfallenden Bergsporn steht. Das Gebäude befindet sich auf der Liste der schützenswerten Baudenkmäler von Unterseen (ID 1267)[29]. Dasselbe gilt für die Bergstation der Standseilbahn (ID 522).[30] Das architektonisch zurückhaltend gestaltete Gebäude wird weitgehend von Wald umgeben.

Die Geleiseanlage dieser Standseilbahn sowie die 1906/07 erbaute Talstation der Harderbahn befinden sich auf dem Gemeindegebiet von Interlaken (anders als die Bergstation, die zu Unterseen gehört). Die Eröffnung erfolgte 1908. Die Bahn benötigt für die 755 m lange Strecke rund 10 Minuten.[31] Am Bau beteiligt waren der Architekt Alphonse Laverrière, die Ingenieure Gaston Boiceau und Henry Muret, die Von Roll Eisenwerke AG sowie die Bauunternehmung Frutiger & Söhne aus Oberhofen. Das Bahnhofgebäude befindet sich auf der Liste der schützenswerten Baudenkmäler von Interlaken (ID 1946). Das Bauwerk wurde im Heimatstil erbaut. Über der überhohen Sockelzone mit Steinverkleidung befinden sich der Billetschalter und der Wartesaal, gedeckt von einem flachen Walmdach. Ein pittoresker Türmchenaufsatz wurde vor der Einstufung als schützenswertes Bauwerk abgebrochen. Dennoch gelten der Bahnhof als auch die gesamte Bahnanlage als anschauliches Beispiel für den Bergbahnbau des frühen 20. Jahrhunderts.[32]

Offizielle Wanderroute

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Zwei Wanderer auf dem Gratwanderweg auf dem Harder, im Hintergrund der Brienzersee und Interlaken.
Offizieller Wanderweg auf dem Hardergrat.

Am Harder gibt es zahlreiche Wanderrouten. Eine der kürzeren Strecken, für die je nach Route 10 bis 20 Minuten Fussmarsch eingerechnet werden müssen, führt von der Talstation der Harderbahn zum Pavillon Höhbühl, einem vom Denkmalschutz als erhaltenswert eingestuften, oktogonalen, mit Schindeln gedeckten Bau mit Aussicht auf das Bödelibad, die Aare und Interlaken.[33] Viele Wanderwege verbinden ausserdem die Talsohle mit der Krete. Vom Restaurant Harder Kulm aus gibt es mehrere Wanderrouten. Der Elfenweg ist ein Rundweg, der rund eine Stunde in Anspruch nimmt. Er beginnt bei der Bergstation und führt durch den Wald und zurück zum Restaurant Harder Kulm. Der Themenweg eignet sich auch für Familien mit Kindern. Die Gratwanderung vom Harder Kulm via Augstmatthorn bis zur Lombachalp ist besonders populär. Für die 11,16 km lange Wanderung (Aufstieg 1'089 m / Abstieg 833 m) benötigen erfahrene und schwindelfreie Wanderer rund 5 Stunden. Die Strecke gilt als offizieller Bergwanderweg. Zu beachten ist, dass dieser bereits ab der Roteflueh durchs Wildtierschutzgebiet führt[18], in dem rechtsverbindliche Verhaltensregeln zu beachten sind. Die Wanderung kann ab dem Augstmatthorn bis zum Blasenhubel forgesetzt werden, ist aber als Alpinwanderweg ausgezeichnet, und für ungeübte und ungenügend ausgerüstete Wanderer nicht geeignet. Von dort ist ein Abstieg in Richtung Oberried möglich.[34]

Die Wanderung kann ab dem Blasenhubel theoretisch bis zum Brienzer Rothorn fortgesetzt werden, wobei ein Kernstück des Wildtierschutzgebiets betreten wird, das den Schutz der hier heimischen Tiere sowie den Erhalt ihrer Lebensräume zum Ziel hat. Dabei erfolgt eine Störung der Tierwelt – selbst bei Einhaltung der Verhaltensregeln – allein durch die zunehmende Zahl von Freizeitsportlern und Social Media-Nutzern aus der ganzen Welt, die nicht darauf verzichten möchte, diese extrem ausgesetzte Route zu begehen. Viele Gämsen und Steinböcke haben dadurch bereits ihre natürliche Scheu vor dem Menschen verloren.

Einzelne Abschnitte am Grat, bei denen teils geklettert werden muss, weisen den Schwierigkeitsgrad T5 auf (Bereich Tannhorn). Für die gesamte, rund 23,3 km lange Tageswanderung, bei der gute Wetterbedingungen empfehlenswert sind, sollten 9 bis 11 Stunden eingerechnet werden. Es ist mit weiteren 2-3 Stunden Abstieg zu rechnen, falls die letzte Bahn verpasst wird (beim Harder Kulm oder dem Brienzer Rothorn). Da das übernachten im Wildtierschutzgebiet strikt verboten ist und aufgrund fehlender Verpflegungsmöglichkeiten unterwegs, ist eine gute Ausrüstung und ausreichende Planung somit unabdingbar. Da trotz Verbots wiederholt Touristen im Wildtierschutzgebiet Campieren oder Biwakieren, und auch Dronen benutzt werden, patrouillieren regelmässig Wildhüter und Swiss Rangers in der Gegend. Wobei diese dazu ermächtigt sind Geldstrafen zu verhängen oder Personen vom Berg zu verweisen.[35]

Aufgrund der exponierten Lage mit beidseitig steilabfallenden hohen Bergflanken verlaufen Unfälle am Riedergrat und Brienzergrat vielfach tödlich. Verlieren Wanderer den Halt, stürzen sie meist mehrere hundert Meter in die Tiefe. Seit 2016 verstarben zwischen dem Augstmatthorn und dem Brienzer Rothorn insgesamt sieben Personen, welche die gesamte Bergkette begehen wollten.

Das Organisationskomitee des Jungfrau-Marathons hat am Harder eine Laufstrecke mit Zeitmessung eingerichtet, die nach Voranmeldung täglich zwischen April und Oktober als Einzelläufer absolviert werden kann. Nach einer vorgängigen Anmeldung online, erhält man eine Startnummer und kann danach den 3,6 km langen Aufstieg in Angriff nehmen. Die zu überwindende Höhendifferenz beträgt 755 m. Teilnehmer erhalten nebst anderem ein Finisherdiplom, und ihre gemessene Zeit wird in der Rangliste erfasst. Ebenfalls möglich ist eine Teilnahme während des einmal jährlich durchgeführten Massenstarts.[36][37]

Die Sage vom Hardermandli

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Das Bild zeigt eine steile Felswand umgeben von Bäumen. Die natürliche Bruchstelle hat die Umrisse eines männlichen Gesichts mit tiefliegenden Augen, einem spitzen Kinn und einem Schnauz. Umgangssprachlich wird der Fels Hardermandli genannt.
Felsabbruch inmitten des Harderwalds, der umgangssprachlich das Hardermandli genannt wird.

Unterhalb des Harder Kulms in Unterseen befindet sich ein natürlicher Felsabbruch, in dem die Umrisse eines Gesichts zu erkennen sind – im Volksmund Hardermandli oder Hardermannli genannt – um den sich verschiedene Sagen ranken. Die verbreiteste besagt, dass ein Geistlicher des Klosters Interlaken einem Mädchen aus dem Ort nachstellte, und dieses aus Furcht über die Fluh in den Tod sprang. In der Folge wurde der Mönch für seine Untat in Stein verwandelt und dazu verflucht, von der Felswand herab unerlöst Jahrtausende lang zur Stelle seines Verbrechens hinunter zu blicken.[38]

Harder-Potschete

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Die Harder-Potschete ist ein in den 1950er–Jahren neu lancierter Brauch, dessen Ursprung bis mindestens ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Dabei handelt es sich um einen Umzug mit Maskenträgern. Der Anlass wird in Interlaken alljährlich am 2. Januar durchgeführt. Angeführt vom «Hardermandli» und seinem Wyb ziehen dabei die «Potschen», sein Gefolge, lärmend durch die Strassen.[38]

Während des zweiten Weltkriegs liess General Guisan, der im April 1941 in Interlaken sein Hauptquartier bezog, das Schweizer Réduit erbauen. Dabei handelt es sich um ein System von militärischen Verteidigungsanlagen in den Schweizer Alpen. In diesem Zusammenhang kam es zum Bau des Bödeliwerks, zu dem fünf Artilleriewerke zählen. Diese befinden sich in den Felswänden rund um das Bödeli und wurden in den 1970er-Jahren ausgemustert. Der Zugang erfolgte über steile Waldwege oder senkrechte Leitern direkt an der Felswand. Zwei der Artilleriewerke befanden sich im Harder: eines bei Goldswil, das andere ob Unterseen.[39]

Einzelnachweise

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  1. a b c Hardergrat. Swisstopo, abgerufen am 7. Juni 2024 (Karte).
  2. Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Hrsg.): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 2: Emmenholz – Kraialppass. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1904, S. 515, Stichwort Harder  (Scan der Lexikon-Seite).
  3. Brienzergrat. In: Geographisches Lexikon der Schweiz: Erster Band, AA – Emmengruppe. Charles Knapp, Maurice Borel, V. Attinger; Neuenburg, Schweiz, 1902, S. 342, abgerufen am 1. Juni 2024.
  4. Walter O. Gigon: Skizzen aus der Geologie des Berner Oberlandes. Das Bödeli und seine Umgebung. Schläfli AG, Interlaken Dezember 1981.
  5. Markus Krebser: Interlaken. Eine Reise in die Vergangenheit. Verlag Krebser, Thun 1990.
  6. Erdrutsche. In: Berner Tagwacht. Band 39, Nr. 63, 18. März 1931, S. 8 (e-newspapaperarchives.ch [abgerufen am 6. Juni 2024]).
  7. Felssturz am Harder. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 54, 11. Januar 1934, S. 2 (e-newspapaperarchives.ch [abgerufen am 6. Juni 2024]).
  8. Felssturz am Harder. In: Der Bund. Band 91, Nr. 73, 13. Februar 1940, S. 5 (e-newspapaperarchives.ch [abgerufen am 6. Juni 2024]).
  9. Erste Opfer am Harder. In: Berner Tagwacht. Band 64, Nr. 78, 4. April 1956, S. 3 (e-newspapaperarchives.ch [abgerufen am 13. Juni 2024]).
  10. Felssturz in Interlaken führt zu Zugsentgleisung. In: Der Bund. Band 107, Nr. 156, 4. April 1956, S. 1 (e-newspaperarchives.ch [abgerufen am 6. Juni 2024]).
  11. 60000 Kubikmeter Fels schneiden Brienz ab. In: Der Bund. Band 116, Nr. 143, 4. April 1965, S. 40 (e-newspapaperarchives.ch [abgerufen am 14. Juni 2024]).
  12. Schweizer Filmwochenschau: Der Felssturz am Brienzersee (1160-1). Memoriav, 2024, abgerufen am 14. Juni 2024 (Videodatei).
  13. Interlaken: Felssturz. In: Thuner Tagblatt. Band 114, Nr. 3, 5. Januar 1990, S. 7 (e-newspapaperarchives.ch [abgerufen am 6. Juni 2024]).
  14. Felssturz am Harder. In: Thuner Tagblatt. Band 115, Nr. 302, 28. Januar 1991, S. 7 (e-newspapaperarchives.ch [abgerufen am 6. Juni 2024]).
  15. Gemeindeschreiberei Unterseen: Harder - Felsüberwachung und Steinschlagschutzmassnahmen. (PDF) Gemeinde Unterseen, 12. Juli 2018, abgerufen am 14. Juni 2024.
  16. Vögel der Schweiz (Verbreitungskarte). Vogelwarte der Schweiz, 2024, abgerufen am 19. Juni 2024.
  17. Artensuche (Karte). Schweizerisches Informationszentrum für die Fauna, 2024, abgerufen am 19. Juni 2024.
  18. a b Wildschutzgebiete (Karte). Swisstopo, abgerufen am 3. Juni 2024.
  19. Eidgenössische Jagdbanngebiete. Bundesamt für Umwelt BAFU, 3. Juli 2023, abgerufen am 3. Juni 2024.
  20. Verordnung über die eidgenössischen Jagdbanngebiete. FEDLEX, 1. Juli 2023, abgerufen am 3. Juni 2024.
  21. Regeln in Schutzgebieten. ZHAW, abgerufen am 3. Juni 2024.
  22. a b Verhaltensregeln. Gemeinde Habkern, abgerufen am 3. Juni 2024.
  23. Flugverbotszone für unbemannte Luftfahrzeuge (Karte). Swisstopo, abgerufen am 3. Juni 2024.
  24. Trockenwiese- und weiden. Swisstopo, abgerufen am 14. Juni 2024 (Karte).
  25. Gustav Ritschard: Ringgenberg + Goldswil. Geschichte + Volkskunde. Gemeinde Ringgenberg, Ringgenberg 1990, S. 170–171.
  26. Objektblatt BE, LU 13 «Habkern/Sörenberg» im Bundesinventar der Moorlandschaften von besonderer Schönheit und von nationaler Bedeutung.
  27. Moore. Swisstopo, abgerufen am 14. Juni 2024 (Karte).
  28. vbo: Blutige Saga ums Hardermannli. Hrsg.: Berner Tagwacht. Band 92, Nr. 172, 25. Juli 1984, S. 4 (e-newspaperarchives.ch [abgerufen am 20. Juni 2024]).
  29. Denkmalpflege des Kantons Bern: Harderkulm 3, 3800 Unterseen. In: Bauinventar des Kantons Bern. Kanton Bern, abgerufen am 3. Juni 2024.
  30. Denkmalpflege des Kantons Bern: Harderkulm 11, 3800 Unterseen. In: Bauinventar des Kantons Bern. Kanton Bern, abgerufen am 3. Juni 2024.
  31. Harder Kulm. Jungfraubahnen Holding, abgerufen am 3. Juni 2024.
  32. Denkmalpflege des Kantons Bern: Brienzstrasse 1, 3800 Interlaken. In: Bauinventar des Kantons Bern. Kanton Bern, abgerufen am 3. Juni 2024.
  33. Denkmalpflege des Kantons Bern: Brienzstrasse 13, 3800 Interlaken. In: Bauinventar des Kantons Bern. Kanton Bern, abgerufen am 18. Juni 2024.
  34. Wanderwege. Swisstopo, abgerufen am 7. Juni 2024 (Karte).
  35. Deborah Schlatter: Instagram-Zeltler vertreiben Murmeli und Steinböcke. Zelten über der Waldgrenze. Schweizer Fernsehen, 5. August 2023, abgerufen am 7. Juni 2024 (mit Videodatei).
  36. Harder Run. OK Jungfrau Marathon, 2024, abgerufen am 21. Juni 2024.
  37. Jungfrau-Marathon (Hrsg.): Karte der Laufstrecke Harder Run. 2024 (jungfrau-marathon.ch [PDF; 1,4 MB]).
  38. a b Harder-Potschete. Kanton Bern, Amt für Kultur, abgerufen am 7. Juni 2024.
  39. Hans Rudolf Schneider: Bödeliwerke. 2024, abgerufen am 19. Juni 2024.

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