Protestantischer Trutztaler

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Der Protestantische Trutztaler ist eine Talermünze, die im Jahr 1583 vom Kölner Erzbischof Gebhard Truchseß von Waldburg (1577–1583) im Rheinischen Münzverein[1] geprägt wurde. Der Taler weist weder Name noch Titel des Münzherrn auf, sondern stattdessen seinen Wahlspruch.[2]

Münzbeschreibung

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Protestantischer Trutztaler
Rückseite

Der sogenannte Protestantische Trutztaler ist ein silberner Reichstaler. Der Durchmesser beträgt 41 mm, sein Gewicht 28,91 g. Der Taler wurde in der Münzstätte Deutz im Rheinland[3] im Rheinischen Münzverein geprägt. Die Talermünze ist aus der Zeit nach der Eheschließung von Gebhard Truchseß von Waldburg mit der evangelischen Gräfin Agnes von Mansfeld. Der Erzbischof war deshalb zur reformierten Kirche übergetreten. Die Prägung des Protestantischen Trutztalers, die erst nach seiner Hochzeit mit der Gräfin Agnes erfolgte, ist an der veränderten Umschrift erkennbar. Das Gepräge enthält nicht mehr seinen Namen und Titel, sondern stattdessen seinen Wahlspruch.

Die Vorderseite zeigt das drapierte Brustbild mit Halskrause des Erzbischofs von Köln Gebhard Truchseß von Waldburg (1577–1583) nach rechts. Die geteilte Jahreszahl 15 – 83 ist mittig zu beiden Seiten des Brustbilds angeordnet. Den Taler ließ der Münzherr weder mit seinem Namen noch seinem Titel prägen. Stattdessen ist sein Wahlspruch in Lateinisch in der Umschrift enthalten.[4]

Die Umschrift im doppelten Zierkreis lautet: + TANDEM ۰ BONA ۰ CAVSA ۰ TRIVMPHAT (Möge das Gute triumphieren.)[5]

Die Rückseite zeigt den ausgeschnittenen, oben gerollten vierfeldigen Vereinsschild des Münzvereins. Die einzelnen Wappenschilde sind dem Bistum Mainz, Kurtrier, Kurköln und Pfalz-Bayern zuzuordnen. Das sind die Mitglieder des Rheinischen Münzvereins.[6]

Die Umschrift im doppelten Zierkreis lautet: + MO(neta) ۰ NO(va) ۰ RHEN(anorum) ۰ ELECT(orum) ۰ PRINC(ipum) ۰ CONSOCIAT(orum) (Neue Münze der Vereinigten Rheinischen Kurfürsten und Fürsten)[7]

Zuordnung von links nach rechts:

1. Reihe: Mainz; Trier
2. Reihe: Kurköln; Pfalz-Bayern

Anmerkung: Künker-Auktion 2018: Reichstaler von 1583 mit Name und Titel auf der Vorderseite und Wahlspruch als Umschrift auf der Rückseite. Der Taler „von größter Seltenheit“ wird im Gegensatz zum Taler im „Münzlexikon von Helmut Kahnt“ ebenfalls als Protestantischer Trutztaler bezeichnet. Er wurde in Werl, nicht im Rheinischen Münzverein in Deutz geprägt. Das Wappen hat auf diesem Taler fünf Felder: Köln, Westfalen, Egern, Arnsberg und Waldburg als Mittelschild.

Agnes von Mansfeld-Eisleben; Gemälde eines unbekannten niederrheinischen Meisters

Der Kölner Erzbischof und Kurfürst Gebhard Truchseß von Waldburg trat am 19. Dezember 1582 aus Liebe zur schönen Gräfin Agnes von Mansfeld zur reformierten Kirche über. „Ob Gebhards Übertritt zum Protestantismus noch andere Gründe hatte, als seinen Wunsch, Agnes von Mansfeld in Ehren zu besitzen, muss dahingestellt bleiben.“[8] Im Januar des folgenden Jahres verkündete er die Religionsfreiheit. Am 2. Februar 1583 fand in Bonn die Hochzeit mit der evangelischen Gräfin Agnes statt. Daraufhin forderte ihn Kaiser Rudolph II. zum Rücktritt auf. Am 1. April 1583 wurde Gebhard von Papst Gregor XIII. exkommuniziert und abgesetzt. Der danach ausbrechende Truchsessische Krieg, auch als Kölnischer Krieg (1583–88) bezeichnet, führte schließlich zum Sieg der gegenreformatorischen Kräfte. Der Versuch, das Erzstift Köln in ein erbliches, protestantisches Herzogtum umzuwandeln, war gescheitert.[9]

Einseitig geprägte Notklippen der Belagerung der Godesburg, in der sich Gebhard mit seiner Frau Agnes von Mansfeld aufhielt, sind Zeitzeugen dieses Kriegs. Johann David Köhler bezeichnet die Klippen als „des Erz-Bischofs und Curfürsten zu Cöln Gebhards, in der Belagerung Bonn A. 1583 geschlagene Noth-Münzen“. Sie zeigen ein kleines Oval, in dem sich das Wappen des Erzbistums Köln mit den drei übereinander gehenden Löwen mittig auf einem Kreuz befinden. Das ist das Wappen des Herzogtums Schwaben, „welches“, so Köhler, „das Geschlecht der Truchsesse von Waldburg führet“.[10]

Anmerkung: - aus Johann David Köhlers Historischer Erklärung:

Das Erzstift Köln hatte drei Erzbischöfe, die sich in den Ehestand begaben. Der erste war Adolf, Graf von Mark, der die geistliche Würde im Jahr 1367 niederlegte und sich, so Köhler, ein liebes Weib nahm. Der andere, der desgleichen tat, war Graf Salentin von Isenburg. Der dritte, der den ärgsten Verlust durch die Heirat hatte, war Gebhard, des Heiligen Römischen Reiches Erbtruchseß von Waldburg, der, so Köhler, „gerne ein beweibter Erzbischof geblieben wäre, welches aber wegen des in den Augspurgischen Religionsfrieden einverleibten Geistlichen Vorbehalts, unmöglich angehen konnte“.[11]

  • Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. Regenstauf 2005.
  • Johann David Köhlers Münzbelustigung, Band 1., 1729, 38 Stück, S. 297: Belagerung Bonn, Notmünze Gebhards 1583.
  • Johann David Köhlers Münzbelustigung, Band 4, 1732, 24. Stück, S. 185: Umschrift: MO(neta) NO(va) RHE(nanorum) ELECT(orum) PRI(ncipum) CONSOCIAT(orum) d. i. Neue Münze der Vereinigten Rheinischen Kurfürsten und Fürsten.
  • A. Noss: Die Münzen der Erzbischöfe von Köln 1547–1794 (1925) 76 f. Nr. 109.
  • August Franzen: Gebhard Freiherr zu Waldburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 113 f. (Digitalisat).
  • Max LossenGebhard, Truchseß von Waldburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 457–470.

Einzelnachweise

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  1. https://www.numisbids.com/n.php?p=lot&sid=2706&lot=3623 Künker-Auktion 313, 9 Okt. 2018
  2. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. (2005), S. 367
  3. Münzkabinett Berlin Nr. 18252736
  4. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. (2005), S. 367: Wahlspruch
  5. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. (2005), S. 367: Umschrift
  6. coingallery: Heilige auf Münzen (Neue Münze des Rheinischen Vereins der Fürsten und Kurfürsten) MO NO RHEN ELECT PRINC CONSOCIAT
  7. Johann David Köhlers Münzbelustigung, Band 4, 1732, 24. Stück, S. 185
  8. Max LossenGebhard, Truchseß von Waldburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 457–470. (ADB)
  9. August Franzen: Gebhard Freiherr zu Waldburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 113 f. (Digitalisat).
  10. Johann David Köhlers Münzbelustigung, Band 1., 1729, 38 Stück, S. 297: Belagerung Bonn, Notmünze Gebhards 1583
  11. Johann David Köhlers Münzbelustigung, Band 4, 1732, S. 186
  • Künker-Auktion: Gebhard Truchseß von Waldburg, 1577–1583. Reichstaler 1583, sogenannter Protestantischer Trutztaler.
  • Künker-Auktion: Reichstaler des Erzbischofs von Köln, Gebhard Truchseß von Waldburg. Im Jahr 1582 wurde der Taler noch mit Namen und Titel in der Umschrift geprägt.