St. Sixtus (Zunsweier)

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Kirche vom Kirchberg aus

Die römisch-katholische Kirche St. Sixtus steht Am Kirchberg 8 im Offenburger Stadtteil Zunsweier im Ortenaukreis in Baden-Württemberg. Seit der Dekanatsreform am 1. Januar 2008 gehört die Kirche zum Dekanat Offenburg-Kinzigtal und zur Seelsorgeeinheit St. Ursula Katholische Kirchengemeinde.

Langhaus und Chor nach dem Umbau von 1956

Die Kirche mit spätbarockem Zwiebelturm steht etwas abseits der Hauptverkehrsstraße, aber dennoch gut sichtbar auf einer kleinen Anhöhe, die von einer Mauer umringt ist. In die Mauer ist ein Kriegerdenkmal aus dem Jahr 1920 einbezogen. Hinter der Kirche befindet sich ein Friedhof, in der Lehbergstraße das katholische Pfarramt und das ehemalige Pfarrhaus.

Die erste Erwähnung einer Kirche in Zunsweier geschah 1136 durch eine Urkunde des Papstes Innozenz II. als „Zunswilre mit Kirche“. Dies dürfte jedoch nur eine Namensnennung der Pfarrei sein, da die Kirche bei der Nennung schon existiert haben muss. Hierbei liegt es nahe, dass die Kirche in der Blütezeit des Klosters Schutterns, dem die Kirche gehörte, schon im 8. oder 9. Jahrhundert gebaut wurde. Diese These wird dadurch untermauert, dass dem Kloster Erstein im Elsass um 850 Reliquien des hl. Sixtus geschenkt worden sein sollen. Dadurch könnte sich die Verehrung des hl. Sixtus in der Ortenau verbreitet haben, was den Kirchenbau in Zunsweier ebenfalls in dieser Zeit annehmen lässt, falls das Patrozinium des hl. Sixtus schon damals gefeiert wurde. Dieses Patrozinium des hl. Sixtus wird jedoch erst 1521 genannt, was aber nicht ausschließt, dass es schon früher bestand. Der Name Zunsweier selbst lässt sich aufgrund seiner Wortbestandteile in die Zeit zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert einordnen.

Die vermutlich frühmittelalterliche Kirche wurde vor 1136 entweder erweitert oder neu erbaut. Über die Form der ersten Gotteshäuser lässt sich heute nichts mehr sagen. 1556 wird von einem Brand berichtet und 60 Jahre später die Ausmalung der Kirche „als alt“ beschrieben, weshalb der Brand sich wahrscheinlich auf das Dach beschränkte. Diese Kirche bestand bis ins 18. Jahrhundert.

Das zur Kirche gehörige Pfarrhaus wurde 2012 verkauft.

Um 1740 bestand der Bedarf eine neue größere Kirche wegen Platzmangel zu errichten: Das Langschiff wurde 1743 bis 1752, der Chor und der 35 m hohe Kirchturm 1752 bis 1762 im spätbarocken Stil erbaut. Das 1749 erbaute Pfarrhaus wurde nun der primäre Wohnsitz für etliche Pfarrer. Die Langhausdecke der Kirche malte Joh. Baptist Hörrman aus. Die Glocken wurden 1870 ausgetauscht.

Später erwies sich die Kirche erneut als zu klein und wurde von 1945 bis 1956 auf Veranlassung von Pfarrer Gessler auf ihre heutige Erscheinung grundlegend umgebaut. Dabei blieb der barocke Turm gänzlich erhalten, ebenso die Emporenwände, die drei stilvollen Altäre und die Kanzel. Das Langhaus und der Chor hingegen wurden abgerissen. Somit steht ein viel höheres und größeres Langhaus mit einer Kassettendecke und ein neuer Chor an ungefähr derselben Stelle, an der alle Vorgängerbauten der heutigen Kirche standen.

Der heilige Sixtus II., oft dargestellt mit der dreifachen Krone, war vom 30. August 257 bis zum 6. August 258 Papst. Schon nach diesem knapp einem Jahr erlitt er das Martyrium. Sein Fest wird in der römisch-katholischen Kirche am 7. August gefeiert. In der Zunsweierer Kirchengemeinde wird das „Zixfest“ feierlich begangen und üblicherweise mit einer Blaskapelle gefeiert. Die Kirche St. Sixtus ist die einzige Kirche im näheren Umkreis mit dem Kirchenpatron, der seit 1521 für die Kirche schriftlich erwähnt ist.

Hochaltar mit Gemälde des St. Sixtus von Johann Pfunner

Der Löwe von Zunsweier

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Bei Bauarbeiten wurde 1955 eine vollplastisch bearbeitete Löwenskulptur aus Buntsandstein gefunden. Sie war im Chor der Kirche eingemauert und wurde beim Abriss der Mauer zu Tage gefördert. Sie wurde in das erste Drittel des 12. Jhs. und somit in die Spätromanik datiert und gehörte wahrscheinlich zur 1136 erwähnten Kirche in Zunsweier. Von dieser Kirche stammen vermutlich auch Teile des gotischen Sakramentshauses und ein barocker Grabstein, die heute in der Ostseite der jetzigen Kirche zu sehen sind.

Die romanische Löwenskulptur ist in der Kirche ausgestellt.

Das Geläut im Kirchturm hat fünf Glocken aus Bronze: Die Glocken Josef und Maria stammen aus dem Jahr 1949 von der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock aus Gescher in Westfalen, die drei anderen aus dem Jahr 1967 von Friedrich Wilhelm Schilling aus Heidelberg. Das Motiv in der Melodielinie des Geläuts ist das Salve Regina.[1] Bereits seit 1949 wird elektrisch geläutet.

Name Ton Gewicht Durchmesser Jahr Glockengießer
Christkönig e1 1175 kg 1212 mm 1967 F. W. Schilling, Heidelberg
St. Sixtus fis1 770 kg 1064 mm 1967 F. W. Schilling, Heidelberg
St. Maria gis1 600 kg 960 mm 1949 Petit & Edelbrock, Gescher
St. Josef h1 314 kg 800 mm 1949 Petit & Edelbrock, Gescher
St. Michael cis2 242 kg 715 mm 1967 F. W. Schilling, Heidelberg
  • Dieter Krauß: Kirche und Pfarrei Zunsweier. In: Zunsweier – Heimatbuch zur 850 Jahrfeier 1136–1986. Stadt Offenburg (Hrsg.), Franz-Huber-Druckerei+Verlag. Offenburg 1986, S. 37–47.
  • Lothar Santo: Der Löwe von Zunsweier. In: Zunsweier – Heimatbuch zur 850 Jahrfeier 1136–1986. Stadt Offenburg (Hrsg.), Franz-Huber-Druckerei+Verlag. Offenburg 1986, S. 48.
  • Dr. W. Fauler/ Pfr. Herbert Ebershold: Die Pfarrei Zunsweier seit Kriegsende. In: Zunsweier – Heimatbuch zur 850 Jahrfeier 1136–1986. Stadt Offenburg (Hrsg.), Franz-Huber-Druckerei+Verlag. Offenburg 1986, S. 49–57.
  • Irmi Stark: Der Kirchturm und die Kirchenglocken von Zunsweier. In: Zunsweier Geschichte und Geschichten. Druck: Buchbinder Martin Huber Hohberg. Offenburg-Zunsweier 2023, S. 177–79.
  • Irmi Stark: Furtwängler Straße und St. Sixtus-Straße. In: Zunsweier Geschichte und Geschichten. Druck: Buchbinder Martin Huber Hohberg. Offenburg-Zunsweier 2023, S. 58–59.
Commons: Kirche St. Sixtus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. EBFR-Glocken. Abgerufen am 8. Juni 2024.

Koordinaten: 48° 25′ 24,7″ N, 7° 56′ 55,9″ O