Évelyne Pisier

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Évelyne Pisier (* 18. Oktober 1941 in Hanoi; † 9. Februar 2017 in Sanary-sur-Mer) war eine französische Schriftstellerin und Politologin.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pisier war die Tochter eines französischen höheren Kolonialbeamten in Hanoi, Georges Pisier (1910–1986), der ein Unterstützer von Maurras im Vichy-Regime war und vier Jahre lang in einem japanischen KZ interniert wurde. Dann ging die Familie nach Nouméa, wohin der Vater versetzt wurde. Ihre Eltern trennten sich. Mit ihrer Mutter, der Schwester Marie-France Pisier, einer später berühmten Schauspielerin, und dem Bruder Gilles Pisier, einem später bekannten Mathematiker, wuchs sie in Nizza auf. 1986 beging ihr Vater Selbstmord, 1988 beging auch die Mutter Selbstmord im Alter von 64 Jahren.

Die Lektüre von Simone de Beauvoir politisierte die junge Frau. Als linke Aktivistin und Feministin reiste sie 1964 mit einer Studentengruppe nach Kuba, wo sie über vier Jahre eine Affäre mit Fidel Castro hatte. 1970 promovierte sie im Öffentlichen Recht an der Universität Paris II Panthéon-Assas mit der Dissertation Le service public dans la théorie de l'État de Léon Duguit. Pisier bestand 1972 als eine der ersten Frauen die Agrégation (Zugangsprüfung für Hochschullehrer) in öffentlichem Recht und Politikwissenschaften.

Anschließend lehrte sie als Maître de conférences an der Universität Reims, bevor sie 1979 als Professorin für Politikwissenschaften an die Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne berufen wurde. Parallel hatte sie auch Lehraufträge am Institut d’études politiques de Paris (Sciences Po). Von 1989 bis 1993 war sie Direktorin (Service du Livre et de la Lecture[2]) im Französischen Kulturministerium unter Jack Lang (PS). Als Professorin der Universität Paris I wurde sie 1994 emeritiert.

Sie schrieb mehrere Drehbücher für Filme, darunter den Film über die intellektuell-amouröse Beziehung zwischen Sartre und de Beauvoir: Der Liebespakt – Simone de Beauvoir und Sartre (2006).

Pisier heiratete 1968 den Arzt und späteren Politiker Bernard Kouchner, Gründer von Ärzte ohne Grenzen, mit dem sie drei Kinder bekam. In ihrer zweiten Ehe heiratete Pisier den Politologen Olivier Duhamel, mit dem sie noch zwei Kinder aus Chile adoptierte. 2005 schrieb sie über die Ehe und die fünf Kinder den Roman Une question d'âge. 2021 enthüllte ihre Tochter Camille Kouchner (* 1975), dass der Stiefvater Olivier Duhamel ihren noch minderjährigen Zwillingsbruder Antoine in der Zeit 1987/88 sexuell missbraucht habe. Évelyne Pisier hatte später davon erfahren, stellte sich aber hinter ihren Mann und gegen die Kinder.[3]

Sie starb 2017 an den Folgen einer misslungenen Operation.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Le Service public dans la théorie de l’État de Léon Duguit, coll. « Bibliothèque de philosophie du droit », t. XV, Paris, Librairie générale de droit et de jurisprudence, 1972.
  • mit François Châtelet: Lesœ conceptions politiques du XXe siècle. Histoire de la pensée politique, 1981
  • La Dernière Fois, 1994
  • Une question d'âge, 2005, ISBN 978-2-234-05735-7
  • On ne corrige pas les fautes, 2006
  • Les femmes de Platon à Derrida, 2011, ISBN 978-2-247-08939-0
  • mit Caroline Laurent: Et soudain, la liberté, 2018, ISBN 978-2-266-28250-5 (autobiografischer Roman)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelbelege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mort d’Evelyne Pisier, figure intellectuelle de gauche. In: Le Monde.fr. 11. Februar 2017 (lemonde.fr [abgerufen am 15. Januar 2021]).
  2. https://www.culture.gouv.fr/Sites-thematiques/Livre-et-lecture/
  3. Martina Meister: Camille Kouchner enthüllt Missbrauch in Elite-Familie. In: DIE WELT. 15. Januar 2021 (welt.de [abgerufen am 15. Januar 2021]).