Šidák-Ungleichung

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Die Šidák-Ungleichung ist eine Ungleichung der Wahrscheinlichkeitstheorie. Sie besagt, dass für eine multivariate Normalverteilung die Wahrscheinlichkeit in bestimmten mehrdimensionalen Intervallen im Fall der stochastischen Unabhängigkeit am kleinsten ist.

Für einen -dimensionalen multivariat normalverteilten Zufallsvektor mit dem Erwartungswertvektor veröffentlichte Šidák[1] im Jahr 1967 den Beweis der Ungleichung[2]

Die Gültigkeit der Ungleichung war zuvor von der Biometrikerin Olive J. Dunn vermutet[3], aber nicht bewiesen worden. Daher wird sie manchmal auch Dunn-Šidák-Ungleichung genannt.

Erläuterungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ungleichung gilt für jede Kovarianzstruktur des Zufallsvektors . Im Fall der stochastischen Unabhängigkeit der Komponenten des Zufallsvektors gilt

so dass der Fall der stochastischen Unabhängigkeit den kleinsten Wert der durch die Ungleichung abgeschätzten Wahrscheinlichkeit ergibt.

Unmittelbar aus der Šidák-Ungleichung ergibt sich folgende etwas allgemeinere Formulierung, die für statistische Anwendungen relevant ist:
sei ein -dimensionaler multivariat normalverteilter Zufallsvektor mit den Erwartungswerten und den Standardabweichungen . Für die Intervalle mit für gilt die Ungleichung

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Zufallsvektor Werte im -dimensionalen Intervall annimmt, ist also im Fall der stochastischen Unabhängigkeit minimal.

Anwendungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Šidák-Ungleichung findet Anwendung bei der Angabe von simultanen Konfidenzintervallen für den Erwartungswertvektor einer multivariaten Normalverteilung und im Rahmen multipler Tests über die Komponenten des Erwartungswertvektors der multivariaten Normalverteilung. Bei multiplen Tests wird eine bestimmte Anpassungsmethode der Signifikanzniveaus der Einzeltests als Šidák-Korrektur bezeichnet. Diese Korrektur ist zulässig, wenn die einzelnen Tests stochastisch unabhängig sind oder bei beliebiger Abhängigkeitsstruktur, falls die Teststatistiken einer multivariaten Normalverteilung folgen, wobei sich die letzte Anwendung aus der Šidák-Ungleichung ergibt.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jan Seidler, Jiří Vondráček, Ivan Saxl: The life and work of Zbyněk Šidák (1933–1999). In: Applications in Mathematics. Band 45, Nr. 321, 2000, S. 321–336, doi:10.1023/A:1022238410461 (The Czech Digital Mathematics Library [PDF]).
  2. Zbynĕk Šidák: Rectangular Confidence Regions for the Means of Multivariate Normal Distributions. In: Journal of the American Statistical Association. Band 62, Nr. 318, 1967, S. 626–633, doi:10.1080/01621459.1967.10482935.
  3. Olive Jean Dunn: Multiple comparisons among means. In: Journal of the American Statistical Association. Band 56, Nr. 293, 1961, S. 52–64, doi:10.1080/01621459.1961.10482090, JSTOR:2282330.