AGS-17 Plamja

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AGS-17 Plamja
Allgemeine Information
Militärische Bezeichnung 6G10 (GRAU-Index)
Einsatzland Sowjetunion / Russland
Entwickler/Hersteller KBP in Tula, Maschinenwerk Molot in Wjatskije Poljany
Produktionszeit 1971 bis 1989
Waffenkategorie Granatwerfer
Ausstattung
Gesamtlänge 840 mm
Gewicht (ungeladen) 35 (mit Dreibein) kg
Lauflänge 305 mm
Technische Daten
Kaliber 30 × 29 mm B
Mögliche Magazinfüllungen 29 Patronen
Munitionszufuhr Gurttrommel
Kadenz 400 Schuss/min
Feuerarten Einzel- / Dauerfeuer
Ladeprinzip Rückstoßlader
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Der AGS-17 „Plamja“ (russisch АГС-17 Пламя, deutsch Flamme) ist ein Maschinengranatwerfer im Kaliber 30 × 29 mm B. Die Abkürzung AGS steht für Awtomatitscheski Granatomjot na Stanke, russisch автоматический гранатомёт на станке, zu deutsch lafettierter automatischer Granatwerfer.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als in den USA in den 1960er-Jahren die 40-mm-Granatpatrone entwickelt wurde, kam die Idee auf, eine Granatmaschinenwaffe zu konzipieren. Es entstanden die Granatwerfer Mk 18, Mk 19 und Mk 20, die zwischen 1965 und 1970 eingeführt wurden. Der AGS-17 wurde ungefähr zeitgleich in der UdSSR entwickelt, erste Prototypen wurden 1969 erprobt und ab 1971 begann die Serienfertigung. Erste Bilder der Waffe wurden 1979 veröffentlicht. Der AGS-17 lässt sich sowohl von einem Schützen bedienen als auch auf Fahrzeuge und Hubschrauber montieren. Derzeit wird die Waffe hauptsächlich als Unterstützungswaffe der motorisierten Infanterie genutzt und von Schützenpanzern mitgeführt. Ab den 1990er-Jahren wurde das Nachfolgemodell AGS-30 eingeführt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

AGS-17 auf einem improvisierten Unterbau auf einer LKW-Ladefläche in Afghanistan

Der AGS-17 ist ein luftgekühlter, zuschießender Rückstoßlader. Die Munition wird aus einem offenen Metalldauergurt zugeführt, leere Hülsen werden nach unten ausgestoßen. Es besteht die Möglichkeit, Gurttrommeln mit einer Kapazität von 29 Granaten zu verwenden. Der AGS-17 schießt Einzel- und Dauerfeuer.

Munition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WOG-17 (rechts), links 7,62 × 39 mm

Der AGS-17 verschießt Granatpatronen im Kaliber 30 × 29 mm B. Die randlosen Messinghülsen sind mit einem Gürtel ausgestattet, der Granatmantel besteht aus Stahl, eine Patrone wiegt 0,35 kg. Es existieren zwei Munitionsarten: die Splittersprenggranaten vom Typ WOG-17 und WOG-30 haben im Ziel einen Splitterradius von 7 Metern. Die WOG-17 hat eine Maximalreichweite von 1700, die WOG-30 von bis zu 2000 m.[1]

Einsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Granatwerfermannschaft besteht aus drei Soldaten. Der AGS-17 kann zum Transport in Waffe und Lafette zerlegt werden, die Lafette ist zusammenklappbar ausgeführt und kann mit Trageriemen wie ein Rucksack getragen werden. Der Werferführer trägt die Waffe, der Richtschütze die Lafette und eine Gurttrommel, der Ladeschütze zwei weitere Gurttrommeln.[2]

Varianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • AGS-17 (Infanterievariante): Dreibeinlafette mit Bodenplatte, PAG-17-Richtaufsatz mit 2,7-facher Vergrößerung,[3] Spatengriffe
  • diverse Fahrzeuglafettierungen, auch in Waffentürmen
  • AG-17A: Hubschraubervariante, Türmontage in Mi-17 und Waffenbehälter GUW-8700 (9A669) an Mi-24; Alu-Laufhülle und elektrische Fernzündung
  • M93 / Zastava BGA-30 (serbisch-montenegrinische Lizenzproduktion des AGS-17)

Plattformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • BMD-3: Einbau im Fahrzeugbug links.[4]
  • BPM-97: Bewaffnungsvariante als Sekundärwaffe in einer Waffenstation[5][6]
  • Mi-17
  • Mi-24

Hersteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben Molot hat auch Norinco den AGS-17 hergestellt. Die Waffe wurde während der sowjetischen Intervention in Afghanistan von Mudschahedin erbeutet und den Chinesen überlassen. In China wurde der Granatwerfer nachgebaut und für den Export offeriert. Das chinesische Militär hingegen wollte den AGS-17 nicht einführen, da man keine so schweren Granatwerfer wolle, und entwickelte stattdessen den QLZ87.[7]

Nutzerstaaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ilya Shaydurov: Russische Nahkampfmittel: Typen, Technik, Daten. 1. Auflage. Motorbuch, 2017, ISBN 978-3-613-03974-2, S. 127 ff.
  • Günter Wollert, Reiner Lidschun, Wilfried Kopenhagen: Schützenwaffen (1945–1985). In: Illustrierte Enzyklopädie der Schützenwaffen aus aller Welt. 5. Auflage. Band 1+2. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1988, ISBN 3-89488-057-0, Waffen, S. 426, 427.
  • Ian Hogg: Artillerie des zwanzigsten Jahrhunderts. Gondrom Verlag, Bindlach 2000, ISBN 3-8112-1878-6 (Originaltitel: Twentieth-century artillery. Übersetzt von Alexander Lüdeke).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: AGS-17 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Munition für 30 mm automatischen GranatwerferAGS-17. Abgerufen am 22. Oktober 2022.
  2. 30mm AGS-17 PLAMYA (Memento vom 27. Oktober 2014 im Internet Archive)
  3. Richtaufsatz PAG-17. In: Raketen- und Waffentechnischer Dienst (RWD). rwd-mb3.de, abgerufen am 30. Juni 2016.
  4. BMD-3. In: Army Guide. army-guide.com, abgerufen am 30. Juni 2016 (englisch).
  5. 43269 Vystrel/BPM-97. In: Army Guide. army-guide.com, abgerufen am 30. Juni 2016 (englisch).
  6. BUG. In: Army Guide. army-guide.com, abgerufen am 30. Juni 2016 (englisch).
  7. Timothy Yan: The Chinese QLZ87 Automatic Grenade Launcher. (PDF) In: ARMS & MUNITIONS BRIEF. ARES, 2014, S. 11, abgerufen am 28. Oktober 2015 (englisch).
  8. 30mm Automatischer Granatwerfer AGS-17 (6G10). Abgerufen am 22. Oktober 2022.