AMOS (Satellit)

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Modell von AMOS-5 auf der IFEMA in Madrid

AMOS (hebräisch עמוס) ist die Bezeichnung eines israelischen Satellitenbusses und einer Serie von geostationären israelischen Kommunikationssatelliten, von denen einige auf dem AMOS-Bus basieren. Die Satelliten werden von Spacecom betrieben. Der AMOS-Bus und die darauf aufgebauten Satelliten AMOS-1 bis -4 sowie AMOS-6 wurden von Israel Aerospace Industries hergestellt.[1][2]

„AMOS“ steht als Abkürzung für Affordable Modular Optimized Satellite (Bezahlbarer modular optimierter Satellit). Zugleich erinnert es an den Namen des Propheten Amos, der im 8. Jahrhundert v. Chr. im Nordreich Israel wirkte.

Spacecom[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spacecom wurde 1993 mit dem Ziel gegründet, einen neu zu bauenden israelischen Kommunikationssatelliten zu vermarkten. Bis 2005 war Spacecom von vier Eigentümern kontrolliert, darunter Israel Aerospace Industries und die israelischen Investmentholding Eurocom Group. 2005 ging Spacecom an die Börse von Tel Aviv. Der Hauptsitz befindet sich in Ramat Gan.

Spacecom bietet mit den AMOS-Satelliten die Übertragung von Direct-to-Home-Rundfunk, Breitband-Telefonie und Satelliten-Internet an.

Satelliten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

AMOS-1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Start: 16. Mai 1996 COSPAR-Bezeichnung: 1996-030B
Trägerrakete: Ariane 44L V86 Startplatz: ELA-2, Weltraumzentrum Guayana
Startgewicht: 961 kg Position: 4° West
Geplante Lebensdauer: 12 Jahre Verbleib: Ab 2009 Weiterbetrieb als Intelsat 24

AMOS-1 war der erste israelische Kommunikationssatellit. Basierend auf den Ofeq-Aufklärungssatelliten wurde er in Zusammenarbeit mit der DASA und Alcatel Espace entwickelt. Der Start erfolgte am 16. Mai 1996 von Centre Spatial Guyanais in Französisch-Guayana. Auf dem Satelliten befanden sich 7 Ku-Band-Transponder (plus zwei in Reserve) für eurasische Kommunikationsdienste. 2009 wurde er an die Intelsat S.A. verkauft, die ihn bis Juli 2012 unter der Bezeichnung Intelsat 24 betrieb.

AMOS-2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Start: 27. Dezember 2003 COSPAR-Bezeichnung: 2003-059A
Trägerrakete: Sojus-FG/Fregat Startplatz: Kosmodrom Baikonur
Startgewicht: 1370 kg Position: 4° West
Geplante Lebensdauer: 13 Jahre Verbleib: Deaktiviert am 2. April 2017

AMOS-2 war mit seinem Vorgänger AMOS-1 co-positioniert, so dass sich beide eine einzige Weltraumposition teilen konnten und mit der gleichen Ausrichtung der Empfangsanlage erreicht werden konnten. An Bord des Satelliten befanden sich 22 Ku-Band-Transponder (plus sechs in Reserve) für Kommunikationsdienste. Er diente zur Übertragung von Fernseh- und Rundfunksignalen für die Regionen Naher/Mittlerer Osten, Europa und über eine Atlantikbrücke in die östliche USA. AMOS-2 konnte nicht nur mehr Transponder bedienen, sondern sie waren mit 76 Watt auch leistungsstärker als die 33 Watt pro Transponder bei AMOS-1. Dadurch konnte die europäische Abdeckung erheblich ausgeweitet werden, und zwar auf das Uralgebirge im Osten, London im Westen, den Balkan im Süden und eine bessere Abdeckung der Golfstaaten.

Er wurde am 2. April 2017 deaktiviert und in einem Friedhofsorbit verschoben.

AMOS-3 (inzwischen AMOS-60)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Start: 28. April 2008 COSPAR-Bezeichnung: 2008-022A
Trägerrakete: Zenit-3SLB Startplatz: Kosmodrom Baikonur
Startgewicht: 1250 kg Position: 4° West
Geplante Lebensdauer: 18 Jahre Verbleib: in Betrieb

AMOS-3 basiert auf AMOS-2 und wurde mit verbesserter Elektronik ausgerüstet. Er ersetzt den Satelliten AMOS-1 und besitzt 24 Ku-Band und 3 Ka-Band Transponder. Wurde im Jahr 2018 zum 60-jährigen Jubiläum des Staates Israel in AMOS-60 umbenannt.

AMOS-4[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Start: 31. August 2013 COSPAR-Bezeichnung: 2013-045A
Trägerrakete: Zenit-3SLB Startplatz: Kosmodrom Baikonur
Startgewicht: 4250 kg Position: 65° Ost
Geplante Lebensdauer: 12 Jahre Verbleib: in Betrieb

Mit dem Start von AMOS-4 auf die neue geostationäre Position 65° Ost erweiterte Spacecom sein Angebot erheblich. Mit der Konstellation von AMOS-2 und -3 auf der Position 4° West und AMOS-4 erreicht Spacecom fast 80 % der Weltbevölkerung.[3][4] Der Satellit wurde von Israel Aerospace Industries und der Thales Group gebaut. Er soll Indien, den Nahen und Mittleren Osten sowie Russland versorgen, kann aber bei Bedarf auch China, Osteuropa und Südafrika abdecken. Er ist mit 4 Ku- und 8 Ka-Band-Transpondern sowie 10 Antennen ausgerüstet und für eine Lebensdauer von 12 Jahren ausgelegt.

AMOS-5[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Start: 11. Dezember 2011 COSPAR-Bezeichnung: 2011-074A
Trägerrakete: Proton-M Startplatz: Kosmodrom Baikonur
Startgewicht: 1972 kg Position: 17° Ost
Geplante Lebensdauer: 15 Jahre Verbleib: Kommunikationsverlust im November 2015

AMOS-5 verfügte über 18 C-Band-Transponder und 16 Ku-Band-Transponder.[5] Anders als die vorangegangenen Satelliten wurde AMOS-5 vom russischen Hersteller ISS Reshetnev gebaut. Der Satellit basiert auf dem Bussystem Express 1000H und kostete 157 Millionen US-Dollar.[6][7] Die Kommunikation zu AMOS-5 brach am 21. November 2015 aus unbekannten Gründen ab. Mitte Dezember 2015 wurde der Satellit als Totalverlust eingestuft, da alle Versuche zur Wiederbelebung von AMOS-5 fehlschlugen.[8]

AMOS-6[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Start des Kommunikationssatellit AMOS-6 war für den 3. September 2016 auf einer Falcon-9-Rakete des US-amerikanischen privaten Startanbieters SpaceX geplant. Der Satellit sollte AMOS-2 auf der Position 4°W ersetzen.[9] Geplant war, dass AMOS-6 der erste Satellit im Rahmen der Internet.org-Initiative werden sollte, deren Ziel es ist, Nutzer in Afrika – insbesondere südlich der Sahara – mit drahtlosen Internetzugängen zu versorgen.[10][11] Dazu war der 5250 kg schwere Satellit mit 39 Ku-Band-Transponder, 24 Ka-Band-Punktstrahlen und 2 S-Band-Transponder ausgerüstet. Seine geplante Lebensdauer wurde auf 16 Jahre geschätzt.

Am 1. September 2016 explodierte die Falcon 9 während der Vorbereitungen eines Testlaufes der Triebwerke, der routinemäßig vor jedem Start durchgeführt wird, auf der Startrampe.[12][13] Die Nutzlast, der israelische Kommunikationssatellit AMOS-6, war bereits auf der Rakete montiert und wurde bei der Explosion zerstört.[14][15]

AMOS-7[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Start: 5. August 2014, 08:00 UTC COSPAR-Bezeichnung: 2014-046A
Startgewicht: 4535 kg Position: 4° Ost
Geplante Lebensdauer: urspr. 4 Jahre (verlängert) Verbleib: (in Betrieb)

Am 27. Februar 2017 ging AMOS-7 in Betrieb. Er ersetzte anstelle von AMOS-6 den 13 Jahre alten AMOS-2. AMOS-7 ist kein neuer Satellit, sondern der wiederverwertete AsiaSat 8, den Spacecom für mindestens vier Jahre leaste.[16]

AMOS-8[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

AMOS-8 ist ein geplanter Satellit, der AMOS-7 bei 4° West ersetzen soll. Mit 39 Ku-Band-, 24 Ka-Band- und zwei S-Band-Transpondern ähnelt er AMOS-6. Der Start war für das Jahr 2022 vorgesehen, jedoch ist der aktuelle Status unklar.[17]

AMOS-17[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Start: 6. August 2019, 23:23 UTC COSPAR-Bezeichnung: 2019-050A
Trägerrakete: Falcon 9 v1.2 Startplatz: Cape Canaveral SLC-40
Startgewicht: ca. 6500 kg Position: 17° Ost
Geplante Lebensdauer: 19 Jahre Verbleib: (in Betrieb)

AMOS-17 wurde am 7. August 2019 (MESZ) mit einer Falcon 9 gestartet. Für den Betreiber war der Start kostenlos, als Ausgleich für den Fehlstart von AMOS-6. Der Satellit versorgt von der Position 17° Ost aus Afrika, den mittleren Osten und Europa und hat eine geplante Lebensdauer von 20 Jahren.[18][19]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. IAI: AMOS Bus auf Gunter’s Space Page, abgerufen am 19. August 2019.
  2. AMOS 2 auf Gunter’s Space Page, abgerufen am 19. August 2019.
  3. Amos 4 satellite launched into space. Ynetnews, 31. August 2013, abgerufen am 2. September 2013 (englisch).
  4. Spacecom... Set To Say "Safe Flight" To AMOS-4 (Satellite). Satnews, 10. September 2012, abgerufen am 11. September 2012 (englisch).
  5. Launch Campaign of the Proton Rocket for Loutch-5A and Amos-5 Begins at Baikonur. Roskosmos, 24. Mai 2011, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. September 2011 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.federalspace.ru (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Israel’s Amos-5 high-capacity satellite to be built in Krasnoyarsk Region. Marchmont, abgerufen am 12. Dezember 2011 (englisch).
  7. Aviel Magnezi: Amos 5 satellite launched into space. 11. Dezember 2011, abgerufen am 7. Mai 2013 (englisch).
  8. Explodierte Rakete zerstört Zuckerbergs Facebook-Träume In: Israelnetz.de, 2. September 2016, abgerufen am 28. September 2018.
  9. Gunter Krebs: AMOS 6. In: Gunter’s Space Page. 13. Januar 2016, abgerufen am 30. Januar 2016 (englisch).
  10. Russell Brandom: Today’s SpaceX explosion is a major setback for Facebook’s free internet ambitions. theverge.com, 1. September 2016, abgerufen am 1. September 2016 (englisch).
  11. Russell Brandom: Mark Zuckerberg says he’s 'deeply disappointed' in satellite explosion. theverge.com, 1. September 2016, abgerufen am 1. September 2016 (englisch).
  12. Lauren Grush: SpaceX's Falcon 9 explodes on Florida launch pad during rocket test. theverge.com, 1. September 2016, abgerufen am 1. September 2016 (englisch).
  13. SpaceX – Static Fire Anomaly – AMOS-6 – 09-01-2016. Abgerufen am 25. Oktober 2016.
  14. SpaceX: Falcon-9-Rakete und Amos-6-Satellit bei Explosion auf Cape Canaveral zerstört. Abgerufen am 25. Oktober 2016.
  15. Statement on this morning’s anomaly. Abgerufen am 25. Oktober 2016.
  16. Spacecom begins service with a borrowed satellite rebranded Amos-7. Spacenews, 27. Februar 2017.
  17. Gunter Krebs: AMOS 8. In: Gunter's Space Page. Abgerufen am 10. Oktober 2023 (englisch).
  18. Amos Spacecom: AMOS-17. Abgerufen am 7. August 2020 (englisch).
  19. SpaceX Launching Reused Falcon 9 Carrying Israeli Communications Satellite. In: Florida Insider. 6. August 2019, abgerufen am 6. August 2019.