ANAXAM

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ANAXAM

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Rechtsform Verein
Gründung 13. Mai 2019
Sitz Villigen, Schweiz
Leitung Christian Grünzweig, CEO
Frithjof Nolting, Präsident
Branche Forschung, Dienstleistung, Materialanalytik
Website www.anaxam.ch

ANAXAM steht für "Analytics with Neutrons And X-rays for Advanced Manufacturing" (Analytik mit Neutronen und Röntgenstrahlen für die fortgeschrittene Fertigung) und ist ein Wissens- und Technologietransferzentrum in der Schweiz. Es handelt sich um eine gemeinnützige und nicht gewinnorientierte Organisation. ANAXAM ermöglicht der Industrie, von modernster angewandter Materialanalytik mit Neutronen- und Synchrotronstrahlung (Röntgenstrahlen) im Bereich der zerstörungsfreien Materialprüfung zu profitieren.[1] Die von ANAXAM angebotene Materialanalytik basiert auf den Methoden der Bildgebung (CT), Diffraktion, Kleinwinkelstreuung und Spektroskopie.

Die Kombination dieser Methoden unter Einsatz von Neutronen- und Synchrotronstrahlung wurde ursprünglich für die Grundlagenforschung entwickelt und bedarf sogenannter Grossforschungsanlagen. Aufgrund der Dimension dieser Anlagen liegt ANAXAMs Materialanalytik weit jenseits üblicher Labormassstäbe und stellt somit eine Ergänzung bzw. Komplementarität zur Laboranalytik dar. Unter anderem nutzt ANAXAM dafür die Grossforschungsanlagen des Paul Scherrer Instituts (PSI) - vor allem die Spallations-Neutronenquelle SINQ und die Synchrotron-Lichtquelle Schweiz (SLS). ANAXAM ist in unmittelbarer Nachbarschaft des PSI auf dem Campus des Park Innovaare angesiedelt.[2]

Synchrotronquellen produzieren Röntgenstrahlung mit einem zehn Milliarden Mal höheren Photonenfluss als herkömmliche Labor-Röntgenapparaturen.[1] Dadurch lassen sich Materialien mit einer erheblich grösseren zeitlichen und räumlichen Auflösung messen, sowie mit einem weit höheren Probendurchsatz untersuchen. Somit stellt zum Beispiel die Synchtrotron-CT eine ergänzende Methode im Bereich der industriellen CT dar. Die Analytikmethoden unter Einsatz von Neutronenstrahlung sind nur an Grossforschungsanlagen möglich und stehen in keiner Form im Labormassstab zur Verfügung.

Mit diesen analytischen Methoden unterstützt ANAXAM Industrieunternehmen und Forschungseinrichtungen zum einen bei der Optimierung von Prozessen und Produkten und zum anderen bei der Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung. Die Auftraggeber kommen unter anderem aus der Rohstoffindustrie, der Metallindustrie, der Medizintechnik, der Pharmaindustrie sowie der Automobilindustrie. Darunter sind Grossunternehmen genauso wie KMU.[3]

Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ANAXAM hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Gegründet wurde er 2019 vom PSI, der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), dem Swiss Nanoscience Institute und dem Kanton Aargau. Das Technologietransferzentrum zählt zu den sogenannten Forschungseinrichtungen von nationaler Bedeutung und wird nach Artikel 15 FIFG (Bundesgesetz über die Förderung der Forschung und der Innovation) durch das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) gefördert. Die Grundfinanzierung erfolgt aus Bundes- und kantonalen Mitteln. Darüber hinaus finanziert sich der Verein mittels Erträgen aus seiner Tätigkeit, Beiträgen der Trägermitglieder, Beiträgen und Zuwendungen von Privaten, Zuwendungen von anderen Organisationen mit ähnlichen Zielsetzungen sowie Sachleistungen von öffentlichen Gemeinwesen, Hochschulen, Forschungsinstituten und Privaten.[4] Das Wissens- und Technologietransferzentrum ist Teil des Aktionsplans "Digitalisierung" des Bundes.[5]

ANAXAM ist Mitglied der Vereinigung Advanced Manufacturing Technology Transfer Centers (AM-TTC),[6] die als eine Massnahme des föderalen Aktionsplans zur Digitalisierung im Bildungs-, Forschungs- und Innovationsbereich gegründet wurde, um durch die Entwicklung und Bereitstellung von Infrastruktur Innovationen zu fördern und den Wissenstransfer zu beschleunigen.[7] ANAXAM ist eingebunden in die Innovationslandschaft des Kantons Aargau.[8]

Kompetenzbereiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ANAXAM bietet moderne analytische Methoden im Bereich der zerstörungsfreien Materialprüfung an, bei denen folgende Verfahren zum Einsatz kommen:

Die Messungen werden an verschiedenen Strahllinien der Grossforschungsanlagen durchgeführt. Um dabei bestmögliche, realistische Versuchsbedingungen zu gewährleisten, passt ANAXAM diese mit speziellen Vorrichtungen massgeschneidert an die Bedürfnisse des Auftraggebers an. Zum Beispiel ermöglicht eine Apparatur die Untersuchung von Proben in situ und in-operando unter verschiedenen Umgebungsbedingungen wie zum Beispiel Temperatur oder Druck. Wichtig sind ausserdem automatisierte Probenmanipulatoren, um einen höheren Probendurchsatz zu erreichen. So kann die Messzeit effizienter genutzt werden, und die Ergebnisse haben eine hohe statistische Repräsentanz.

Neben dem Angebot der Materialanalytik widmet sich ANAXAM auch der Wissensvermittlung und schult Werkstudierende sowie Industriefachpersonen in der Materialanalytik. Zum Aus- und Weiterbildungsangebot zählen Seminare, Workshops, Praktika sowie Hands-on-Schulungen. ANAXAM bietet eine Plattform, auf der sich Industrie, Analytikdienstleister und Unternehmen austauschen sowie aktuelle Themen und Herausforderungen diskutieren und angehen können.[4]

Modelle der Zusammenarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ANAXAM arbeitet mit den Projektpartnern auf der Grundlage von „öffentlich-privaten Partnerschaften“ (Public Private Partnership) zusammen. Sie verfolgen grundsätzlich zwei verschiedene Modelle der Zusammenarbeit: Dienstleistungsprojekte und Entwicklungsprojekte.[1]

In den Dienstleistungsprojekten beraten die ANAXAM-Fachleute Unternehmen bei ihrer materialwissenschaftlichen Fragestellung, führen Messungen für sie durch, analysieren und interpretieren die Messresultate zusammen mit den Auftraggebern und erstellen einen Abschlussbericht. Die Analysen liegen schwerpunktmässig auf der Produkt- und Prozessoptimierung, der Qualitätssicherung sowie nachgeschalteten Tests im fortgeschrittenen Herstellungsprozess dieser Produkte.

In Entwicklungsprojekten werden gemeinsam neue Apparaturen, Probenmanipulatoren und andere spezielle Infrastrukturen entwickelt, um die Effizienz und Ergebnisse von Experimenten an den Prüfständen zu verbessern und realistische Versuchsbedingungen zu schaffen. Solche Entwicklungen werden von ANAXAM kofinanziert, und die industriellen oder akademischen Partner beteiligen sich in Form von Geld- oder Sachbeiträgen. Die entwickelten Infrastrukturen, die Eigentum von ANAXAM sind, stehen dann auch in späteren Dienstleistungsprojekten für andere Nutzer zur Verfügung.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Angewandte Materialanalytik mit Neutronen- und Synchrotronstrahlung. Weit jenseits des Labormassstabs. (PDF) Abgerufen am 9. Februar 2023.
  2. Modernste Analyse-Methoden für die Industrie. Abgerufen am 13. März 2023.
  3. Auswahl an Kundenprojekten. Abgerufen am 9. Februar 2023.
  4. a b Geschäftsbericht 2021. (PDF) Abgerufen am 9. Februar 2023.
  5. Aktionsplan 2019–2020. Abgerufen am 13. März 2023.
  6. Advanced Manufacturing Technology Transfer Centers. Abgerufen am 28. März 2023.
  7. Zwei weitere Technologietransferzentren für die Schweiz. Abgerufen am 13. März 2023.
  8. Innovationsförderung Aargau. Abgerufen am 23. April 2023.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]