Abramovit

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Abramovit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2006-016[1]

IMA-Symbol

Abm[2]

Chemische Formel Pb2SnInBiS7[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.17-090

2.HF.25a
03.01.04.05
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pinakoidal; 1
Raumgruppe P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2
Gitterparameter a = 23,4(3) Å; b = 5,77(2) Å; c = 5,83(1) Å
α = 89,1(5)°; β = 89,9(7)°; γ = 91,5(7)°[4]
Häufige Kristallflächen pseudohexagonal, pseudotetragonal
Zwillingsbildung lamellar nach {100}[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht definiert
Dichte (g/cm3) nicht definiert
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}[3]
Farbe silbergrau
Strichfarbe schwarz
Transparenz opak
Glanz Metallglanz

Abramovit (IMA-Symbol Abm[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze. Er kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb2SnInBiS7[1] und bildet blätterig-plättchenförmige, gestreckte Kristalle bis 1 × 0,2 mm Größe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral wurde erstmals 2007 von M. A. Yudovskaya, N. V. Trubkin, E. V. Koporulina, D. I. Belakovsky, A. V. Mokhov, M. V. Kuznetsova und T. I. Golovanova in der Typlokalität, dem Kudriavy-Vulkan auf der Kurilen-Insel Iturup gefunden und nach dem russischen Mineralogen Dmitri Wadimowitsch Abramow (* 1963) benannt.

Das Typmaterial von Abramovit wird im mineralogischen Fersman-Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau aufbewahrt.[3]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Abramovit erst 2006 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/C.17-90. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide mit Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo Abramovit zusammen mit Coirait, Franckeit, Herzenbergit, Kylindrit, Lévyclaudit, Merelaniit, Mohit, Stistait, Suredait, Teallit und Znamenskyit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[5]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[6] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Abramovit dagegen in die Abteilung der „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit SnS- und PbS-Archetyp-Struktureinheiten“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Kylindrit und Lévyclaudit die „Kylindritgruppe“ mit der System-Nr. 2.HF.25a bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Abramovit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Coirait, Franckeit, Incait, Kylindrit und Potosíit in der „Kylindritgruppe“ mit der System-Nr. 03.01.04 innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis z/y > 4 und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j [ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abramovit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 und den Gitterparametern a = 23,4 Ångström, b = 5,77 Å, c = 5,83 Å, α = 89,1°, β = 89,9° und γ = 91,5°.[4]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abramovit bildet sich in einer Fumarolen-Zone mit heißen vulkanischen Gasen bei ca. 600–650 °C. Bislang sind Funde nur aus der Typlokalität Kudriavy bekannt.[7]

Am Kraterrand dieses Vulkans wurden auch andere seltene Minerale, unter anderem das einzig bekannte Rhenium-Mineral Rheniit gefunden.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • M. A. Yudovskaya, N. V. Trubkin, E. V. Koporulina, D. I. Belakovsky, A. V. Mokhov, M. V. Kuznetsova, T. I. Golovanova: Абрамовит Pb2SnInBiS7новьій минерал из фумарол вулкана кудрявьій. In: Записки Российского Минералогического Общества (Zapiski Rossiiskogo Mineralogicheskogo Obshchetstva). Band 136, Nr. 5, 2007, S. 45–51 (russisch, rruff.info [PDF; 348 kB; abgerufen am 14. Oktober 2019] englische Übersetzung und Kurzbeschreibung: Abramovite, Pb2SnInBiS7 - the new mineral from fumaroles of Kudryavy Volcano (Kurily Islands)).
  • T. Scott Ercit, Paula C. Piilonen, Glenn Poirier, Kimberly T. Tait: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 94, 2009, S. 1075–1083 (englisch, rruff.info [PDF; 630 kB; abgerufen am 14. Oktober 2019] Abramovite S. 1075).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Abramovite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c Abramovite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 128 kB; abgerufen am 10. September 2022]).
  4. a b T. Scott Ercit, Paula C. Piilonen, Glenn Poirier, Kimberly T. Tait: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 94, 2009, S. 1075–1083 (englisch, rruff.info [PDF; 630 kB; abgerufen am 10. September 2022]).
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 14. Oktober 2019 (englisch).
  7. Fundortliste für Abramovit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 10. September 2022.
  8. Rheniite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 14. Oktober 2019 (englisch).