Abundius und Irenäus

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Abundius und Irenäus († um 258 in Rom) waren zwei römische Märtyrer, die in der römisch-katholischen und in der orthodoxen Kirche als Heilige verehrt werden.

Leben und Verehrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Überlieferung war Irenäus Wächter der Abwasserkanäle (Kloaken), in die die heilige Concordia nach ihrem Martyrium 258 während der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Valerian (253–260) geworfen wurde. Concordia war die Ziehmutter des Hippolytus, des Kerkermeisters von Laurentius von Rom, der ebenfalls 258 das Martyrium erlitt.[1] Zusammen mit Abundius barg Irenäus den Leichnam von Concordia. Zur Strafe wurden beide ebenfalls in die öffentliche Kanalisation geworfen und ertränkt. Der Priester Justinus († 269 (?)) barg die Leichname von Abundius und Irenäus aus der Kloake.

Zusammen mit Laurentius wurden Abundius und Irenäus in der Katakombe der Cyriaca als Heilige verehrt. Über den genauen Ort ihrer (ursprünglichen und weiteren) Gräber gibt es unterschiedliche Angaben.[2][3] Cyriaca war eine reiche Witwe, ihr gehörte das Grundstück. Diese Katakombe heißt heute Laurentius-Katakombe.[4]

Nach alten Pilgerberichten wurden Abundius und Irenäus im 7. Jahrhundert in Sankt Laurentius vor den Mauern (italienisch San Lorenzo fuori le mura) verehrt.[5] Auch im aktuellen römischen Martyrologium werden ihre Namen mit der Laurentius-Katakombe an der Via Tiburtina verbunden.[6]

Abundius und Irenäus sind Teil des Geschichtenzyklus um Laurentius von Rom und Hippolyt von Rom.[7] Diese Legenden gelten allgemein als nicht vertrauenswürdig.[8] In der Legende werden die beiden Personen des Kirchenvaters Hippolytus von Rom und die des römischen Offiziers und Kerkermeisters Hippolytus vermischt.

Im Jahr 963 reiste Bischof Ulrich von Augsburg nach Rom, um Reliquien zu erwerben. Von dort brachte er den Kopf des heiligen Abundius mit nach Augsburg.[9] In Augsburg bekam der Kopf eine „glanzvolle Bedeckung“. Reste der ursprünglichen Bedeckung wurden am Anfang des 14. Jahrhunderts in eine grüne Haube aus Seide und Goldfäden eingenäht. Sie ist heute noch im Diözesanmuseum St. Afra des Bistums Augsburg als Abundiushaube ausgestellt. In einer Inventarliste des Doms aus dem Jahr 1522 wird darauf hingewiesen, dass der Kopf an das Kollegiatsstift Habach abgegeben wurde. Im Spanischen Erbfolgekrieg 1704 ging die Kopfreliquie verloren.[Anm. 1]

Im ehemaligen Hauskloster der Salier, dem Kloster Limburg an der Haardt in Bad Dürkheim, wurden im 11. Jahrhundert Reliquien von Abundius und Irenäus aufbewahrt. Von dem Kloster stehen mittlerweile nur noch Ruinen. Von Abundius soll sich „der Leib“ und von Irenäus „eine wichtige Reliquie“ dort befunden haben.[10][5] Abundius und Irenäus waren aber nie die Patrone des Klosters, die Weihe der gesamten Kirche erfolgte 1042 und als Patrozinium wurden das Heilige Kreuz, die Gottesmutter Maria und der Evangelist Johannes gewählt.[11] Teile des Klosters (Krypta, Kryptaltar, einige Altäre) sind je nach Baufortschritt schon früher geweiht worden, je nach Quelle zwischen 1029 und 1040.[12]

Für die Brüder des Klosters verfasste Gottschalk von Aachen (11./12. Jahrhundert), der Hofkaplan und Notar der kaiserlichen Kanzlei von Heinrich IV., zu Ehren „der Patrone des Klosters“ Abundius und Irenäus ein Offizium (Stundengebet).[13][14]

Gottschalk schrieb ferner mehrere Texte (sermones, also Predigten oder geistliche Abhandlungen/Betrachtungen). Darüber hinaus verfasste er nach eigener Angabe eine Historia in matutinis canenda.[15] Demnach hätte er nicht „blosz etwa Lesungen, … sondern auch die Gesangsteile, Antiphonen und Responsorien, kurz ein ganzes Officium, wahrscheinlich auch mit eigenen Hymnen für dies Fest verfasst und komponiert.“[16] In seiner vierten Predigt schreibt Gottschalk: Inter quos sanctos vestros speciales beatum Abundium, cuius corpus integrum excepto capite in ecclesia vestra possidetis, speciali devotione percolitis et socium eius beatum Irenaeum honorare studetis. („Unter diesen euren besonderen Heiligen verehrt ihr den seligen Abundius, dessen ganzen Leib mit Ausnahme des Kopfes ihr in eurer Kirche besitzt, mit besonderer Andacht und seid bemüht, seinen Gefährten, den seligen Irenäus, zu ehren.“)[17] Es handelt sich hierbei um von Dreves editierte Handschriften, die in Wien in der Nationalbibliothek (Codex 917) erhalten sind.[18][Anm. 2]

„Anstoß erregte Gottschalk auch mit seiner für die Brüder des Klosters Limburg an der Hardt (nahe Bad Dürkheim) verfassten Predigt über die Passion der Heiligen Irenäus und Abundius: Hier machte er die Kloake, in die die beiden Märtyrer geworfen wurden, zum Ausgangspunkt für allerlei mystische Betrachtungen. Den hierüber peinlich berührten Zeitgenossen hielt er eine ganze Sammlung von Bibelzitaten vor, die unziemliche Vokabeln enthalten, und erklärte, dass nicht nur die Kloake und der Kot, sondern auch die Genitalen und der Beischlaf offen benannt werden müssten, wenn dies zum wohlerwogenen Nutzen geschehe.“

Tobias Weller[19]

Bei der Zerstörung des Klosters Limburg durch den Grafen Emich IX. von Leiningen im Jahr 1504 wurden „sämtliche Reliquien geraubt“.[20]

Der Gedenktag von Abundius und Irenäus wird mit dem 23. August (im Martyrologium Romanum) oder mit dem 26. August[5] angegeben.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Infotafel im Diözesanmuseum Augsburg.
  2. Hier wird als Verfasser Rupertus de Limburg genannt; wie aber Dreves nachweist, ist es Gottschalk von Aachen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Joachim Schäfer: Hippolytus. In: Ökumenisches Heiligenlexikon. 27. April 2023, abgerufen am 7. September 2023.
  2. Simonetta Serra: Nuove scoperte della Pontificia Commissione di Archeologia Cristiana nel cimitero del Verano a Roma. In: 1983–1993: dieci anni di Archeologia Cristiana in Italia. Atti del VII Congresso Nazionale di Archeologia Cristiana (Cassino 20–24 settembre 1993). Edizioni dell’Università degli Studi di Cassino, Cassino 2003, S. 473–481, hier S. 475 (online).
  3. Daniela Mondini: S. Lorenzo fuori le mura. In: Die Kirchen der Stadt Rom im Mittelalter 1050–1300. Band 3: G–L: S. Giacomo alla Lungara bis S. Lucia della Tinta (= Corpus Cosmatorum II,3). Herausgegeben von Peter Cornelius Claussen, Daniela Mondini, Darko Senekovic. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2010, S. 316–527 (online).
  4. CATACOMBE DI SAN LORENZO – Sezioni: Monumenti di Roma, Tombe e Mausolei. In: romanoimpero.com. Abgerufen am 7. September 2023 (italienisch).
  5. a b c Irenaeus u. Abundius. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995, Sp. 585.
  6. Martyrologium Romanum auf Deutsch. Vorläufige Arbeitsübersetzung von 2016 beim Deutschen Liturgischen Institut, S. 448 (PDF; 19,5 MB).
  7. Andries van den Akker SJ: † 250–253 Hippolytus van Rome (soldaat-martelaar) en 3 anderen. In: heiligen.net. 13. August 2000, abgerufen am 7. September 2023 (niederländisch).
  8. Frederick Holweck: A Biographical Dictionary of the Saints. B. Herder, St. Louis/London 1924, S. 8 (Digitalisat).
  9. Konrad Raffler: Der heilige Ulrich, Bischof von Augsburg: nach seinem Leben und Wirken geschildert. Augsburg 1866, S. 112–113 (online).
  10. Jürgen Keddigkeit u. a.: Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der Pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden (H–L) (= Beiträge zur pfälzischen Geschichte. Band 2). Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2014, S. 686.
  11. Wilhelm Manchot: Kloster Limburg a. d. Haardt. Eine bauwissenschaftliche und geschichtliche Abhandlung. Mannheim 1892, S. 9, Anmerkung 1 (online).
  12. Walter Schenk: Kloster Limburg an der Haardt. Untersuchungen zu Überlieferung und Geschichte (= Abhandlungen zur Geschichte der Pfalz. Band 2). Neustadt an der Weinstraße 2002, S. 177 bis 187.
  13. H. Dressler: Gottschalk of Limburg. In: New Catholic Encyclopedia. Abgerufen am 7. September 2023 (englisch).
  14. Franz BrunhölzlGottschalk (Godescalcus) von Aachen (fälschlich: von Limburg). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 684 f. (Digitalisat).
  15. Guido Maria Dreves: Gottschalk, Mönch von Limburg an der Hardt und Propst von Aachen. Ein Prosator des XI. Jahrhunderts. Fünf ungedruckte Opuscula mit historischer Einleitung und einem Anhange von Sequenzen (= Hymnologische Beiträge. Quellen und Forschungen zur Geschichte der Lateinischen Hymnendichtung. Band 1). Verlag O. R. Reisland, Leipzig 1897, S. 148.
  16. Guido Maria Dreves: Gottschalk, Mönch von Limburg an der Hardt und Propst von Aachen. Ein Prosator des XI. Jahrhunderts. Fünf ungedruckte Opuscula mit historischer Einleitung und einem Anhange von Sequenzen (= Hymnologische Beiträge. Quellen und Forschungen zur Geschichte der Lateinischen Hymnendichtung. Band 1). Verlag O. R. Reisland, Leipzig 1897, S. 23.
  17. Guido Maria Dreves: Gottschalk, Mönch von Limburg an der Hardt und Propst von Aachen. Ein Prosator des XI. Jahrhunderts. Fünf ungedruckte Opuscula mit historischer Einleitung und einem Anhange von Sequenzen (= Hymnologische Beiträge. Quellen und Forschungen zur Geschichte der Lateinischen Hymnendichtung. Band 1). Verlag O. R. Reisland, Leipzig 1897, S. 132.
  18. Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 917. In: manuscripta.at. Abgerufen am 7. September 2023.
  19. Tobias Weller: Gottschalk von Aachen Berater Heinrichs IV. (2. Hälfte 11. Jahrhundert./Anfang 12. Jahrhundert). In: Portal Rheinische Geschichte. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  20. Walter Schenk: Kloster Limburg an der Haardt. Untersuchungen zu Überlieferung und Geschichte (= Abhandlungen zur Geschichte der Pfalz. Band 2). Neustadt an der Weinstraße 2002, S. 201.