Akatoreit

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Akatoreit
Gelbliche bis bräunlichgelbe Einlagerungen von Akatoreit in einer Matrix aus rosa Rhodonit
Fundort der Mineralprobe: Akatore Creek bei Dunedin, Südinsel Neuseelands
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1969-015[1]

IMA-Symbol

Akt[2]

Chemische Formel
  • Mn2+9Al2Si8O24(OH)8[3]
  • Mn2+9Al2[(OH)3|(Si4O12)(OH)]2[4]
  • (Mn2+,Fe2+)9Al2[(OH)3|Si4O12(OH)]2[5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Gruppensilikate (Sorosilikate)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/C.35-020

9.BH.15
57.02.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pinakoidal; 1[6]
Raumgruppe P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2
Gitterparameter a = 8,34 Å; b = 10,37 Å; c = 7,63 Å
α = 104,5°; β = 93,8°; γ = 104,2°[4]
Formeleinheiten Z = 1[4]
Häufige Kristallflächen (010), (011), (043), (021), (031), (111), (133)[7]
Zwillingsbildung nach {021}[8]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,48; berechnet: 3,47[8]
Spaltbarkeit gut nach {010}, undeutlich nach {012}[8]
Farbe gelborange bis orangebraun[8]
Strichfarbe gelblichweiß[5]
Transparenz durchsichtig[8]
Glanz Glasglanz[8]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,698[9]
nβ = 1,704[9]
nγ = 1,720[9]
Doppelbrechung δ = 0,022[9]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 65° (gemessen), 64° (berechnet)[9]
Pleochroismus X= farblos; Y= hellgelb; Z= blasskanariengelb[8]

Akatoreit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Mn2+9Al2[(OH)3|(Si4O12)(OH)]2[4] und damit chemisch gesehen ein Mangan-Aluminium-Silikat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Strukturell gehört Akatoreit zu den Gruppensilikateen (Sorosilikateen).

Akatoreit kristallisiert im triklinen Kristallsystem, entwickelt aber nur selten mit bloßem Auge sichtbare, prismatische und parallel der a-Achse [100] gestreifte Kristalle oder garbenförmige bis radialstrahlige Kristall-Aggregate bis etwa einem Zentimeter Größe. Meist findet er sich in Form von faserigen, feinkörnigen oder derben Massen. Die durchsichtigen Kristalle sind von gelboranger bis orangebrauner Farbe mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Auf der Strichtafel hinterlässt Akatoreit einen gelblichweißen Strich.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Akatoreit in Mineralproben aus einer manganhaltigen Erz-Linse etwa 3 km südlich vom Akatore Creek im Clutha District auf der Südinsel Neuseelands. Die Mangan-Linse wurde bereits 1958 durch P. Robinson beschrieben. Bei einer nachfolgenden Untersuchung der undurchsichtigen Minerale dieser Ablagerung bemerkte H. H. Khoo auch ein bisher unbekanntes, faseriges und gelbes Mineral.

Peter B. Read und Anthony Reay gelang es, die für eine Analyse des Minerals nötigen Mengen an Typmaterial zu erhalten. Sie konnten die Entdeckung einer bisher unbekannten neuen Mineralart bestätigen und benannten das Mineral nach dessen Typlokalität. Nach Prüfung und Anerkennung des Akatoreits als neue Mineralart durch die International Mineralogical Association (interne Eingangs-Nr. der IMA: 1969-015) wurde die Erstbeschreibung des Minerals 1971 im Wissenschaftsmagazin American Mineralogist publiziert.[7]

Das Typmaterial des Minerals wird an der University of Otago in Dunedin (Katalog-Nr. unbekannt) und der Geological Survey of New Zealand in Lower Hutt (Katalog-Nr. P39193) in Neuseeland sowie National Museum of Natural History in Washington, D.C. in den USA (Katalog-Nr. 137285 und 142541) aufbewahrt.[10]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Akatoreit noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/C.35-020. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Gruppensilikate (Sorosilikate)“, wo Akatoreit zusammen mit Hubeit und Ruizit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[5]

Die seit 2001 gültige und von der IMA bis 2009 aktualisierte[11] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Akatoreit ebenfalls in die Abteilung der „Gruppensilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Silikatgruppen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Gruppensilikate mit Si3O10 oder größeren Anionen; Kationen in tetraedrischer [4]er- und größerer Koordination“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.BH.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Akatoreit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gruppensilikate: Insulare (Si3O10) und größere nichtzyklische Gruppen mit Si3O10-Gruppen“ ein. Hier ist er zusammen mit Cassagnait und Hubeit in der „Akatoreitgruppe“ mit der System-Nr. 57.02.03 innerhalb der Unterabteilung „Gruppensilikate: Insulare (Si3O10) und größere nichtzyklische Gruppen mit Si4O13-Gruppen“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die idealisierte, theoretische Verbindung Mn2+9Al2[(OH)3|(Si4O12)(OH)]2 besteht aus 38,24 % Mangan (Mn), 4,17 % Aluminium (Al), 17,38 % Silicium (Si), 39,59 % Sauerstoff (O) und 0,62 % Wasserstoff (alle Angaben in Gew.-%).[12]

Die Mikrosondenanalyse am Typmaterial ergab allerdings, neben 47,7 % Mn, 36,4 % SiO2, 8,3 % Al2O3 und 6,21 % H2O, zusätzlich geringe Fremdbeimengungen von 1,0 % Eisen, 0,3 % MgO und 0,2 % CaO sowie Spuren von TiO2 (0,03 %). Die empirische Formel errechnet sich entsprechend zu (Mn8,61Fe0,19Mg0,09Ca0,05)Σ=8,94Si7,75Al2,09O23,17(OH)8,83.[7]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

4er Einfach-Silikatgruppe des Akatoreit

Akatoreit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 mit den Gitterparametern a = 8,34 Å; b = 10,37 Å; c = 7,63 Å; α = 104,5°; β = 93,8° und γ = 104,2° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[4]


Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Akatoreit bildet sich in schwach metamorphisierten, manganhaltigen Hornstein- und Karbonat-Linsen in Schiefer, kann aber auch in mangan- und kaliumreichen, felsischen Metavulkaniten entstehen. Je nach Fundort können Alabandin, Apatit, Ganophyllit, Hübnerit, Pyrolusit, Pyroxmangit, Quarz, Rhodochrosit, Rhodonit, Spessartin, Tinzenit, Todorokit als Begleitminerale auftreten.

Akatoreit gehört zu den sehr seltenen Mineralbildungen, die in nur wenigen Proben bekannt wurden. Neben seinem Erstfund im Akatore Creek, der zudem der bisher einzige bekannte Fundort in Neuseeland ist, fand sich das Mineral bisher (Stand 2018) nur noch in einer Mangan-Lagerstätte auf etwa 3000 Meter Höhe am Monte Maniglia in der italienischen Gemeinde Bellino (Piemont) sowie im Eisen- und Manganerzfeld Häste in der schwedischen Gemeinde Norberg (Västmanland).[13]

Ein zunächst als Akatoreit bezeichneter Neufund in der Eisen-Mangan-Lagerstätte Kamoyama Mine bei Ino in der Präfektur Kōchi auf der japanischen Insel Shikoku stellte sich nachfolgend als das bereits 2014 entdeckte und anerkannte Mineral Bunnoit heraus.[14]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter B. Read, Anthony Reay: Akatoreite, a new manganese silicate from eastern Otago, New Zealand. In: American Mineralogist. Band 56, 1971, S. 416–426 (englisch, rruff.info [PDF; 645 kB; abgerufen am 22. September 2018]).
  • P. Ounchanum, S. Morad: Paragenesis of akatoreite and ganophyllite in the manganiferous rocks of the Häste Field, Norberg ore district, central Sweden. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen. Band 157, 1987, S. 225–244 (englisch).
  • Peter C. Burns, Frank C. Hawthorne: Edge-sharing Mn2+O4 tetrahedra in the structure of akatoreite, Mn2+9Al2Si8O24(OH)8. In: The Canadian Mineralogist. Band 31, 1993, S. 321–329 (englisch, rruff.info [PDF; 841 kB; abgerufen am 22. September 2018]).
  • John L. Jambor, Edward S. Grew: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 79, 1994, S. 185–189 (englisch, rruff.info [PDF; 490 kB; abgerufen am 22. September 2018]).
  • Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Akatoreite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2019. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2019, abgerufen am 20. Mai 2019 (englisch).
  4. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 590 (englisch).
  5. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. David Barthelmy: Akatoreite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 22. August 2019 (englisch).
  7. a b c Peter B. Read, Anthony Reay: Akatoreite, a new manganese silicate from eastern Otago, New Zealand. In: American Mineralogist. Band 56, 1971, S. 416–426 (englisch, rruff.info [PDF; 645 kB; abgerufen am 22. September 2018]).
  8. a b c d e f g Akatoreite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 74 kB; abgerufen am 22. September 2018]).
  9. a b c d e Akatoreite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. August 2019 (englisch).
  10. Catalogue of Type Mineral Specimens – A. (PDF 82 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 22. August 2019 (Akatoreit S. 3).
  11. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  12. Mineralienatlas: Akatoreit
  13. Fundortliste für Akatoreit beim Mineralienatlas und bei Mindat
  14. Akatoreite from Kamoyama mine, Ino, Kochi Prefecture, Shikoku Island, Japan. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. August 2019 (englisch).