Ala I Thracum Veterana

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Das Militärdiplom von 139 n. Chr. (CIL 16, 175), das für einen Soldaten der Ala I Thracum Veterana ausgestellt wurde

Die Ala I Thracum Veterana [sagittariorum oder sagittaria] [Antoniniana] [Severiana Alexandriana] (deutsch 1. Ala der Thraker die Altgediente [der Bogenschützen] [die Antoninianische] [die Severianische Alexandrianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala prima .. ausgesprochen.
  • Thracum: der Thraker. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem Volk der Thraker auf dem Gebiet der römischen Provinz Thrakien rekrutiert.
  • veterana: die Altgediente. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 86 bis 192 und einigen Inschriften[1] vor.
  • sagittariorum oder sagittaria: der Bogenschützen. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 139 bis 192 und einer Inschrift[2] vor.
  • Antoniniana: die Antoninianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Caracalla (211–217) oder auf Elagabal (218–222) bezieht. Der Zusatz kommt in zwei Inschriften[3] vor.
  • Severiana oder Severiana Alexandriana: die Severianische oder die Severianische Alexandrianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Severus Alexander (222–235) bezieht. Der Zusatz kommt in zwei Inschriften[4][A 1] vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ala war in den Provinzen Raetia, Pannonia superior und Pannonia inferior (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[5] für die Jahre 86 bis 192 n. Chr. aufgeführt.[6][7]

Die Einheit wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt im 1. Jhd. n. Chr. aufgestellt.[8] Sie ist erstmals in Raetia durch ein Diplom nachgewiesen, das auf 86 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Raetia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren.

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Ala in die Provinz Pannonia superior verlegt,[A 2] wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 112 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 113 bis 115 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Zwischen 115 und 129 wurde die Ala in die Provinz Pannonia inferior verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 129 datiert ist. Weitere Diplome, die auf 135 bis 192 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz. Aus den beiden Diplomen von 150 geht hervor, dass die Ala (beziehungsweise eine Vexillation derselben) vorübergehend von Pannonia inferior nach Mauretania Caesariensis verlegt worden war, um an der Niederschlagung eines Aufstands teilzunehmen.[9]

Der letzte Nachweis der Einheit beruht auf einer Inschrift[10] auf einem römischen Meilenstein, die auf 250/252 datiert wird.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Ala in Pannonia waren möglicherweise:

Ziegel[13] mit dem Stempel der Einheit wurden bei Bad Deutsch-Altenburg gefunden.[8] Bei Bölcske wurden zahlreiche Inschriften[14] gefunden, die als Sekundärverwendung von Campona verschleppt wurden.[15]

Angehörige der Ala[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[6][8][A 3]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Luc(ius) Mar[], ein Curator (AE 2001, 1652)
  • Marcus Aur(elius) Attianus, ein Decurio (CIL 3, 3351)
  • M(arcus) Secundini[us] Vitalis, ein Decurio (ILJug 339)
  • Mucatra, ein Duplicarius (CIL 3, 3394)
  • Octavius, ein Soldat: das Diplom von 139 wurde für ihn ausgestellt.
  • Oxetius, ein Soldat: das Diplom von 167 wurde für ihn ausgestellt.
  • P(ublius) Ael(ius) Veranus, ein Veteran und ehemaliger Decurio (AE 1971, 350)
  • Sep(timius) Fabin(us),[15] ein Reiter (Boelcske 00028)
  • Ulp(ius) Civ[es] (AE 2001, 1652)
  • Ulpius Titus,[A 5] ein Reiter
  • Ulp(ius) Valentinus, ein Reiter (CIL 3, 3401)
  • Val(erius) Em[e]rit(us), ein ehemaliger Decurio (CIL 3, 10432)
  • Val(erius) Valens, ein Veteran und ehemaliger Decurio (RHP 189)
  • Vivius Saturnus, ein Duplicarius (CIL 3, 15154)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ala I Thracum Veterana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Farkas István Gergő: The Roman Army in Raetia. Dissertation, University of Pécs Faculty of Humanities, 2015 (PDF)
  • John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laut Farkas István Gergő hat Barnabás Lőrincz folgende Lesung der Inschrift (CIL 3, 3388) vorgeschlagen: a[l]a[e] [I Thr]a[c]um Severianae [Al]e[xandrian]ae vet(eranae). Die Lesung der Inschrift bei der EDCS weicht davon ab.
  2. Laut Werner Eck, Andreas Pangerl (2007) könnte die Verlegung unter Domitian um 92 oder unter Trajan im Zusammenhang mit dem ersten Dakerkrieg erfolgt sein. Laut Farkas István Gergő wurde von Barnabás Lőrincz eine Verlegung zwischen 106 und 117 vorgeschlagen.
  3. Laut John Spaul ist die Zuordnung einer Inschrift zur Ala I Thracum Veterana bzw. zur Ala I Thracum Victrix grundsätzlich schwierig, da beide in der Provinz Pannonia superior stationiert waren und auf den Inschriften meistens nur die Bezeichnung Ala I Thracum verwendet wurde.
  4. Farkas István Gergő ordnet Bellicius Statutus der Ala I Augusta Thracum zu, während John Spaul ihn der Ala I Thracum Veterana zuordnet.
  5. Die Zuordnung des Soldaten zu der Einheit ist unsicher.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Inschriften mit veterana (AE 1971, 350, CIL 3, 3388, CIL 3, 3394, CIL 3, 3677, CIL 3, 5883, RHP 189) bzw. veteranorum (CIL 8, 619).
  2. Inschrift mit sagittariorum (CIL 8, 619.)
  3. Inschriften mit Antoniniana (CIL 3, 3394, RHP 185).
  4. Inschriften mit Severiana (Boelcske 00021) und Severiana Alexandriana (CIL 3, 3388).
  5. Militärdiplome der Jahre 86 (ZPE-163-239), 112 (RMD 4, 223), 113 (RMD 2, 86), 115 (ZPE-180-287), 129 (RMD 1, 34), 135 (RMD 4, 251), 139 (CIL 16, 175), 143 (RMD 4, 266), 146 (ZPE-171-229), 148 (CIL 16, 179, CIL 16, 180), 150 (CIL 16, 99, RMD 4, 273), 154 (ZPE-146-247), 154/161 (RMD 2, 110), 157 (AE 2009, 1079, RMD 2, 102, RMD 2, 103), 159 (CIL 16, 112, CIL 16, 113), 162 (ZPE-173-223), 167 (CIL 16, 123) und 192 (RMD 5, 446, RMD 5, 447).
  6. a b John E. H. Spaul, Ala², S. 223–225.
  7. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 163 Tabelle 7 (PDF S. 165).
  8. a b c Farkas István Gergő, The Roman Army in Raetia, S. 135–136, 244, 365–372, 442, 473.
  9. Werner Eck, Andreas Pangerl, Paul Holder: Eine Konstitution aus dem Jahr 152 oder 153 für niedermösische und britannische Truppen, abgeordnet nach Mauretania Tingitana. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik (ZPE), Band 199 (2016), S. 187–201, hier S. 190–191, 194 (Online).
  10. Inschrift (CIL 3, 10624).
  11. Inschriften aus Campona (CIL 3, 3388, CIL 3, 3392, CIL 3, 3393, CIL 3, 3394 CIL 3, 3395, RHP 189).
  12. Inschriften aus Intercisa (AE 1906, 109, AE 1910, 138, RHP 00176).
  13. Ziegel aus Bad Deutsch-Altenburg: Stempel A I THR (RHP 173).
  14. Inschriften aus Bölcske (Boelcske 00020, Boelcske 00021, Boelcske 00022, Boelcske 00023, Boelcske 00024, Boelcske 00025, Boelcske 00026, Boelcske 00028, Boelcske 00029, Boelcske 00030, Boelcske 00031, Boelcske 00032).
  15. a b c d Zsolt Mráv, József Beszédes, Endre Tóth: Die Steindenkmäler von Bölcske – Inschriften und Skulpturen – Katalog. Ungarisches Nationalmuseum, Budapest (2003), S. 103–170, hier S. 103, 129–131, 136 (Online).
  16. Werner Eck, Andreas Pangerl: Titus Flavius Norbanus, praefectus praetorio Domitians, als Statthalter Rätiens in einem neuen Militärdiplom In: ZPE, Band 163 (2007), S. 239–251, hier S. 246, 248 (Online).