Albert Stapfer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Albert Stapfer (auch Frédéric Albert Alexander Stapfer; * 26. Januar 1802; † 1. Mai 1892) war ein Schweizer Schriftsteller und Übersetzer.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Faust (1828)

Albert Stapfers Eltern waren Philipp Albert Stapfer und Marie-Madeleine Pierrette, geborene Vincens (1778–1854). Seine Mutter stammte aus einer Pariser Hugenottenfamilie und war die Enkelin der Bankierswitwe Elisabeth Gastebois, Besitzerin des Schlosses Talcy. Durch die 1798 erfolgte Heirat ging der Schlossbesitz auf Stapfer über.

Stapfer und sein älterer Bruder Charles-Louis wurden von ihrem Hauslehrer François Guizot unterrichtet. Als dieser die Stelle aufgab, besuchte Stapfer das Lycée Bourbon in Paris und wurde dort von Victor Cousin und Théodore Simon Jouffroy unterrichtet. In der Folge zog Stapfer die Laufbahn eines Schriftstellers der akademischen vor.

Besonders fühlte sich Stapfer von dem Kreis junger Literaten angezogen, die sich um die Pariser Zeitschrift Le Globe scharten. Diese setzte sich von 1824 bis 1830 für die romantische Schule und die ausserfranzösische Literatur ein. Wie Prosper Mérimée sich für die spanischen Dichter begeisterte, so stand Stapfer für die in Frankreich noch kaum bekannten Werke Goethes und anderer deutschen Romantiker ein.

Stapfer war der Erste, der den Franzosen die Bekanntschaft der Dramen Goethes vermittelte, indem der erst 20-Jährige 1826[1] in Paris unter dem Titel „Œuvres dram. de Goethe“[2] eine vierbändige Übersetzung von Goethes Dramen veröffentlichte: Götz von Berlichingen, Egmont und den ersten Teil des Faust I – bereits fünf Jahre vor Gérard de Nerval. Die Faust-Übersetzung gab Stapfer 1828 mit 17 Lithographien von Eugène Delacroix heraus. Goethe selber widmete Stapfers Faust-Übersetzung eine längere Abhandlung in Über Kunst und Altertum von 1826.[3]

Stapfers Familiengrab auf dem Friedhof Père Lachaise, Division 36

Goethe kannte und schätzte die Übersetzungen seiner Werke von Stapfer und beauftragte 1828 Friedrich von Müller, Charles Motte die Grosse und Stapfer die Kleine Goldene Weimarische Verdienstmedaille zu verschaffen. Stapfer lernte Goethe nie persönlich kennen, sie standen jedoch im brieflichen Kontakt zueinander. Fünf Briefe, die zwischen 1821 und 1828 geschrieben wurden und sich auf die Übersetzungen, vor allem des Faust beziehen, sind erhalten geblieben.

Stapfer wendete sich nach seinen schriftstellerischen Erfolgen der Politik zu und war einer der 44 Schriftsteller, die die Protestation von Adolphe Thiers gegen die «Ordonnanzen» von Karl X. (Frankreich) unterzeichneten und damit die Julirevolution von 1830 in Frankreich auslösten. Von 1830 bis 1835 war Stapfer zudem Mitredaktor an der von seinem Freund Armand Carrel gegründeten liberalen Zeitung National.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albert Stapfers Bruder war der Ingenieur Karl Ludwig (Charles-Louis) (1799–1880).[4] Dieser heiratete Marie, die Tochter des Jean Monod. Stapfers Neffen waren der französische Literaturwissenschaftler Paul Stapfer (1840–1917)[5] und Edmond Stapfer.

Stapfer war mit seiner Cousine Clary, geborene Vincens, verheiratet. Zusammen hatten sie zwei Söhne und zwei Töchter. Einer ihrer Söhne, Léon Stapfer (1844–1930), wurde Pfarrer. Die Familie lebte bis zu seinem Tod auf Schloss Talcy.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nold Halder: Albert Stapfer (1802–1892). In: Biographisches Lexikon des Kantons Aargau (= Argovia, Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau. Band 68–69). 1958, S. 734–736 (Digitalisat).
  • Birte Carolin Sebastian: Die Rezeption Goethes in ‹Le Globe›. Dissertation LMU München, Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften, 2005 (PDF; 4,3 MB).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Albert Stapfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Neuestes aus Paris. In: Wiener Theater-Zeitung / Theater-Zeitung / Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt/Originalblatt / (Wiener) Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur, Musik, Mode und geselliges Leben / Wiener allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens / Oesterreichischer Courier mit einem Anhange: Wiener allgemeine Theaterzeitung, Feuilleton für Kunst, Literatur, Musik, Mode und geselliges Leben / Wiener allgemeine Theaterzeitung für Theater, Musik, Kunst, Literatur, geselliges Leben, Conversation und Mode / Wiener Conversationsblatt für alle Tagsbegebenheiten, für öffentliches Leben, Geselligkeit, für Industrie, Kunst, Handel, Communicationen, für Erfindungen aller Art, für Musik, Mode und Luxus / Wiener Theaterzeitung. Conversationsblatt alles Neuen, Interessanten und Wissenswerthen / Wiener Theaterzeitung, 6. Mai 1826, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/thz
  2. Neue französische Übersetzung des „Faust“. In: Blätter für literarische Unterhaltung, 12. November 1828, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/blu
  3. Birte Carolin Sebastian: Die Rezeption Goethes in ‹Le Globe›. Phil. Diss. München 2005, S. 74 f. (PDF; 4,3 MB)
  4. Karl Ludwig (Charles-Louis) (1799–1880). In: Biographisches Lexikon des Kantons Aargau. Abgerufen am 26. September 2020.
  5. Paul Stapfer (1840–1917). In: Biographisches Lexikon des Kantons Aargau. Abgerufen am 26. September 2020.