Alse (Stadland)

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Alse
Gemeinde Stadland
Koordinaten: 53° 23′ N, 8° 27′ OKoordinaten: 53° 22′ 58″ N, 8° 26′ 52″ O
Postleitzahl: 26935
Vorwahl: 04732
Alse (Niedersachsen)
Alse (Niedersachsen)

Lage von Alse in Niedersachsen

Alse als Alsen um 1720

Alse ist eine Bauerschaft von Rodenkirchen in der Gemeinde Stadland im Landkreis Wesermarsch.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Westlich von Alse verband seit dem Hochmittelalter das Lockfleth die Jade mit der Weser. Die Siedlung befindet sich auf dem Uferwall der Weser, die sich östlich an die Siedlung anschließt. Wenige Hundert Meter südlich von Alse befindet sich das Wurtendorf Sürwürden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alse war schon in der Römischen Kaiserzeit durch eine Flachsiedlung auf dem Uferwall der Weser besiedelt. Später wurden hier Wurten errichtet, die mit der Zeit zu einem Wurtendorf zusammenwuchsen. Im Jahr 1981 wurden bei Ausschachtungsarbeiten für einen Fischteich 72 Scherben, ein Dachziegelfragment, und ein Fragment einer Rinderrippe sowie das Fragment von einem einreihigen Geweihkamm geborgen. Die ältere Keramik waren mit Muschelgrus gemagert und auf das neunte Jahrhundert datiert. Es gab außerdem Kugeltöpfe aus harter Grauware. Das Kammfragment war teil eines Dreilagenkamms aus dem 9. Jahrhundert.[1]

Nach der Schlacht an der Hartwarder Landwehr 1514 brachten die Oldenburger Grafen das Stadland und Butjadingen unter Kontrolle. Kurz darauf wurde von Seiten der Grafen damit begonnen, das Lockfleth bei Ovelgönne zu Durchdammen. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Lockfleth immer weiter zurückgedrängt, das neu gewonnene Land war Eigentum des Grafen und wurde von ihm an Bauern vermeiert. So entstand die Siedlung Alserwurp, die im Geiste der Hollerkolonisation erschlossen wurde. Hier gründeten vor allem Söhne von Alser Bauernfamilien Höfe, die keine Aussicht auf Erbe hatten.[2]

Im Jahr 1599 wurde mit dem Bau der Alser Schlenge begonnen, die den Alser Sand ab 1601 an das Festland anschloss.[3] Graf Anthon Günthers Hofchronist Johann Just Winckelmann beschrieb den Bau 1671 wie folgt:

„Graf Johan der XVI. [Alte Zählweise, eigentlich der VII.] im Jahr 1599. eine Schlenge in die Weser / unfern Rodenkirchen / unter den Dörfern Alsen und Sürwürden / schlagen lassen / welche mit den Materialien und anderen Kosten über hundert tuasend Gülden gestanden / vermittels dessen in der Weser geschlagenen langen Dammes dem Weserstrom ein ganzer Arm abgeschnitten / eine Insel dem festen Land angeheftet und zu gutem Nutzen gebracht worden.“[4]

Aus den Jahren 1693 und 1742 sind Bauerbriefe von Alse erhalten. Die erste Schule in Alse ist für 1573 belegt, 1638 folgte die Gründung einer Nebenschule. 1689 wurde ein neues Schulgebäude errichtet. 1845 folgte ein weiterer Schulneubau. Eine einklassige Volksschule wurde 1913 eingerichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie jedoch aufgegeben.[3] Im Jahr 1891 wurde die Chaussee von Alse nach Alserwurp errichtet.[3]

Verwaltungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alse war in der Frühen Neuzeit Teil der Vogtei Rodenkirchen, seit 1974 ist es Bestandteil der Gemeinde Stadland im Landkreis Wesermarsch.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1675 135[3]
1769 179[3]
1781/83 193[3]
1815 162[3]
1844 108[3]
1855 204[3]
1925 210[3]
1939 160[3]
1946 274[3]
1950 260[3]
1961 200[3]
1970 164[3]

Personen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ekkehard Seeber: Verfassungen oldenburgischer Bauerschaften. In: Edition ländlicher Rechtsquellen von 1580–1814. 2008. (Zu den Bauerbriefen)
  • Johannes Ey: Hochmittelalter und frühneuzeitlicher Landesausbau zwischen Jadebusen und Weser, in: Probleme der Küstenforschung um südlichen Nordseegebiet, Band 18, Hildesheim 1991. (Alserwurp)
  • Karl-Heinz Ziessow / Söhnke Thalmann. Oldenburgisches Ortslexikon A–K, Hrsg.: Albrecht Eckhardt. Band 1. Isensee Verlag, Oldenburg 2010, S. 15.
  • Hilke Günther-Arndt: Schwecke, Wilhelm. In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 660f. (zu Wilhelm Schwecke).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fundchronik Niedersachsen 2004. 2004, S. 194 f.
  2. Johannes Ey: Hochmittelalter und frühneuzeitlicher Landesausbau zwischen Jadebusen und Weser. In: Probleme der Küstenforschung um südlichen Nordseegebiet. Band 18. Hildesheim 1991.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p K.-H. Ziessow / S. Thalmann: Oldenburgisches Ortslexikon A-K. Hrsg.: Albrecht Eckhardt. Band 2. Isensee Verlag, Oldenburg 2010, S. 15.
  4. Johann Just Winckelmann: Oldenburgische Friedens- und der benachbarten Oerter Kriegs-Handlungen. Oldenburg 1671, S. 12.
  5. Hilke Günther-Arndt: Schwecke, Wilhelm. In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 660f.