Altes Wasserwerk Lösnich

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Alte Wasserwerkstation II von 1927 "Im neuen Berg" nahe dem Böngertsbach oberhalb von Kindel um 1983

Das alte Wasserwerk in Lösnich im Kreis Bernkastel-Wittlich wurde 1927 erbaut. Es versorgte Lösnich und den Ortsteil Kinheim-Kindel mit Trinkwasser bis zum Anschluss der örtlichen Wasserversorgung an das Wasserwerk der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues im Jahr 1995. Zwei Gebäudeeinheiten gehörten zur Anlage. Ein Wasserbehälter im Quellgebiet der Gluckertquelle im Lösnicher Hinterwald und eine weitere Station in typisch moselländischer Schieferbauweise weiter talwärts Richtung Lösnich „Im neuen Berg“ nahe dem Böngertsbach.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alte, 1927 erbaute Wasserwerkstation im Lösnicher Hinterwald an der Gluckertsquelle (2013)

Quellensuche und Planungsphase[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Bau des Lösnicher Wasserbehälters im Hinterwald ging eine lange Zeit der Planung voraus. Beginnend mit ersten Quellenbeobachtungen im Jahre 1904 dauerte es noch 23 Jahre, bis in Lösnich die Dorfbrunnen durch die neue Wasserleitung abgelöst werden konnten. Bei Prüfung der Ergiebigkeit von fünf Quellen in Lösnicher Gemarkung im Jahre 1904 erwiesen sich die Dörrborn- und die Gluckertsquelle als die beiden ergiebigsten Quellen mit 22 Liter und 21 Liter pro Minute.[1] Mit aufgeführt finden sich noch die Quellen Gluckertsquelle II, Schinbornwald und Rebengeschell.

Im November 1912 sprach der Bürgermeister von Zeltingen an den Landrat die Empfehlung für die Gluckertsquelle aus, jedoch mit den Bedenken, dass die Quelle in Lösnicher Gemarkung läge, die Wasserleitung zur Versorgung des Ortes Lösnich aber über Kinheimer Gemarkung geführt werden müsste.[1] So bemühte man sich weiter mit der Suche nach einem günstigeren Quellenstandort. Um die Sache voranzutreiben, entschied der Lösnicher Gemeinderat im August 1920, einen renommierten Wünschelrutengänger zu bestellen. Für den Betrag von 600 Mark und zusätzlichen 200 Mark bei erfolgreicher Suche hatte sich Matthias Leisen aus Dasburg bei Prüm angeboten. Er war Mitglied des Verbandes zur Klärung der Wünschelrutenfrage und des niederrheinischen geologischen Vereins. Aber auch diesem Versuch war nicht der gewünschte Erfolg beschieden.[1] Am 3. Juli 1921 musste Vorsteher Ehlen bekennen, dass die Wassersuche zu keinem brauchbaren Ergebnis geführt hatte. Damit blieb die Gluckertsquelle im Hinterwald der einzig mögliche Standort zur Errichtung eines Wasserbehälters.

Bau des Wasserwerks und der Wasserleitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Entschluss zum Bau des Wasserbehälters stellte sich der Gemeinde auch die Frage der Finanzierung. Laut Gemeinderatsbeschluss vom 3. Juni 1913 sah sich die Gemeinde außerstande, ohne Beihilfe die Kosten für den Bau des Wasserbehälters aufzubringen. Nun wurde auch in Betracht gezogen, der Nachbargemeinde Kindel unter bestimmten Bedingungen Wasser abzugeben.[1] Weitere Finanzierungswege wurden gesucht. Ein Gemeinderatsbeschluss vom Mai 1922 zog die Gründung eines Fonds mit einer jährlichen Einlage in Erwägung. Dagegen wurde jedoch Einspruch erhoben, weil sich die Gemeinde auch hierbei außerstande sah, die notwendigen Beträge aufgrund der fortschreitenden Geldentwertung aufzubringen.[1] Diese Situation sollte sich so schnell auch nicht ändern.

Im November 1926 berichtete der Zeltinger Bürgermeister an Kreisinspektor Pfeiffer in Bernkastel, dass die Gemeinde Lösnich zu den "ärmsten der Mosel" gehöre. Die meisten Einwohner wären Winzer, die mit fallenden Weinpreisen und Missernten zu ringen hätten.[1] Doch mit Beginn des neuen Jahres war es trotz aller widrigen Umstände endlich soweit: Am 17. Februar 1927 meldete der Bürgermeister von Zeltingen nach Bernkastel, dass am Montag, den 21. Februar 1927 mit dem Bau der Quellfassung im Gluckert begonnen würde.

Drei Monate später erging im Mai 1927 an alle Lösnicher die Aufforderung, sich für den Hausanschluss beim Gemeindevorsteher zu melden.[1] Knapp ein Jahr nach Beginn der Bauphase und 23 Jahre nach den ersten Quellenbeobachtungen im 1904 erfolgte am 10. Januar 1928 die landespolizeiliche Abnahme der neuen Lösnicher Wasserleitung.[1] Neben einigen leichten Mängeln wurde eine „saubere und sorgfältige Herstellung“ bestätigt.

Die Fördermenge in Gebäudeeinheit mit den Quellfassungen an der Gluckertquelle betrug bis zu 87 Kubikmeter täglich. Hier befand sich auch die Entsäuerungsanlage. Der etwas tiefer liegende Hochbehälter nahe dem Böngertsbach hatte ein Speicherkapazität von 2 × 75 Kubikmeter.[2]

Ein Wasserlieferungsvertrag mit der Gemeinde Kinheim-Kindel regelte die Wassergewinnung in der Weise, dass Kinheim-Kindel zwei Drittel und Lösnich ein Drittel der Wasserschüttung erhielt. In den folgenden Jahrzehnten erhöhte sich der Wasserbedarf der Gemeinde Lösnich erheblich, sodass sich die Gemeinde gezwungen sah, von ihrem Vertragspartner Kinheim Wasser hinzu zu kaufen, obwohl die Kinheimer von der gemeinsam gewonnenen Wassermenge aus Lösnich ihr Wasser bezogen. Die benötigte Wassermenge der Lösnicher stieg von 24 Kubikmeter im Jahr 1928 auf heute 60 Kubikmeter trotz sinkender Einwohnerzahlen.[2]

So veranlassten schließlich wirtschaftliche Aspekte und die Anforderungen an die mikrobiologische Qualitätssicherung des Wassers die Gemeinde Lösnich, die Wasserversorgung 1995 über den Zweckverband Eifel-Mosel abzuwickeln. Das Wasser kommt nun über den Hochbehälter Kröv/Kinheim aus dem 1960 gebohrten Brunnen des Wasserwerks Bengel.[2]

Ehemalige Brunnenanlagen vor dem Bau der Wasserleitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kluckertbrunnen in Lösnich, 2014

In Lösnich existierten innerhalb des Ortes mehrere Brunnenanlagen. Leider mussten diese Brunnen im Laufe der Zeit verschiedenen Baumaßnahmen weichen, sodass heute keine dieser Brunnen mehr erhalten sind.

Da gerade die Bürger ohne Brunnenanlage im eigenen Haus auf diese Brunnen angewiesen waren, wurden diese Brunnen des Öfteren zum Streitobjekt, insbesondere wegen des freien Zugangs und der Notwendigkeit der ständigen Reinhaltung.

Im 1914 schrieb der Lösnicher Vorsteher Peter Conen an den Bürgermeister von Zeltingen wegen eines zugemachten Brunnens. Die Eigentümer des Brunnens im Unterdorf, begrenzt einerseits von Stephan Roth und andererseits von der Gemeindestraße baten in diesem Schreiben um die Freigabe des Wassers im Namen von „14 Eigentümern“. Der Brunnen, so hieß es dort, sei ihnen schon vor langer Zeit zu gemacht worden. Dadurch hätten sie sich das Wasser bei anderen holen müssen, die Wasser im Hause hätten, weil der nächste Gemeindebrunnen zu weit entfernt sei.

Es wurde abschließend vermutet, dass der angrenzende Schweinestall des S. Roth der Grund zur Nichtfreigabe des Wassers sei. Deswegen sahen sich die Eigentümer veranlasst, den Bürgermeister zu bitten, Herrn Roth zur Entfernung der Schweine anzuhalten.[1] Diese Bitte schien jedoch ohne Erfolg geblieben zu sein. Im August 1915 wandte sich Vorsteher Ehlen in gleicher Angelegenheit wieder an den Bürgermeister von Zeltingen. Vorsteher Ehlen schlug vor, den in der Nähe befindlichen Gemeindelaufbrunnen wieder frei zu graben, um die betroffenen Bürger aus der misslichen Lage zu befreien, doch auch dieser Brunnen konnte leider nicht wieder genutzt werden.

Weitere Wasserprobleme aus Lösnich angesichts der bevorstehende Weinlese wurden im Oktober 1916 an Bürgermeister Marx von Zeltingen gemeldet. Es wurde beklagt, dass die Brunnenanlage über dem Haus des Nikolaus Schömann schon über zwei Monate kein Wasser mehr gegeben hätte. Neben den beiden Schulen bezogen zwölf Haushaltungen von dort ihr Wasser.[1]

Der Bau des Wasserwerks und der Wasserleitung wurde damit zu einer großen Erleichterung für den Lebensalltag der Lösnicher Bevölkerung. Ein 1995 geschaffener Dorfbrunnen im Unterdorf hält die Erinnerung an die alte Gluckertsquelle und das ehemalige Wasserwerk Lösnich wach.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j LHA Kobl., Abt. 655, 123, Nr. 598
  2. a b c Informationsblatt zum Brunnenplatz "Kluckert" am Laufbrunnen selbst

Koordinaten: 49° 57′ 37,7″ N, 7° 3′ 58,9″ O