Amt Crottendorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Amt Crottendorf war eine im Erzgebirgischen Kreis gelegene territoriale Verwaltungseinheit des Kurfürstentums Sachsen.

Bis zum Ende der sächsischen Ämterverfassung im Jahr 1856 bildete es den räumlichen Bezugspunkt für die Einforderung landesherrlicher Abgaben und Frondienste, für Polizei, Rechtsprechung und Heeresfolge.

Geographische Ausdehnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Amt befand sich im Kammgebiet des Fichtelbergs und umfasste den Crottendorfer Forst und die Oberläufe der Flüsse Große Mittweida, Zschopau, Sehma und Pöhlbach. Ein weiterer bedeutender Berg im Gebiet ist der Scheibenberg (Erzgebirge). Die südliche Grenze des Amtes bildete gleichzeitig die Landesgrenze nach Böhmen.

Angrenzende Verwaltungseinheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amt Grünhain Amt Schlettau
Amt Grünhain Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Königreich Böhmen
Kreisamt Schwarzenberg Königreich Böhmen

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1559 verkauften die unmündigen Brüder Johann, George, Hugo und Wolff von Schönburg den oberen Teil der Grafschaft Hartenstein, nämlich „vnsere Krottendorffische vnd Wiesenthaller Welde, vnd geholtze, so hiebeuorn gegen dem harttensteyn gehortt, samt ettlichen andern vnsern daran gelegenne flecken, vnd Dorffschaffttenn“[1], für 146.000 Gulden an den sächsischen Kurfürsten August.

Ein Haupterwerbszweig des Amtes war neben dem Bergbau in den Bergstädten Scheibenberg und Oberwiesenthal der Betrieb von Eisenhammerwerken, derer 17 im Jahr 1559 vorhanden waren, nämlich sieben an der Großen Mittweida, vier am Pöhlwasser, drei am „Wiesenthaler Wasser“ und zwei am Schwarzbach. Es ist anzunehmen, dass das Amt Crottendorf vor allem wegen seines geringen Umfangs von Anfang an administrativ in engem Zusammenhang mit dem benachbarten Amt Schwarzenberg stand und schließlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aufgelöst wurde und um 1670 mit Schwarzenberg vereinigt wurde.[2]

Zugehörige Orte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut dem 1559 für die Übergabe an den Kurfürsten aufgestellten Erbbuch bildeten die folgenden Orte das neue Amt Crottendorf.[3]

Orte des Amts Crottendorf
Ort heutige Ortszugehörigkeit Bemerkungen
Bergstadt Scheibenberg Stadt Scheibenberg 1522 gegründet
Oberscheibe Stadt Scheibenberg
Mittweida (Markersbach) Gemeinde Raschau-Markersbach
Obermittweida Gemeinde Raschau-Markersbach
Crottendorf Gemeinde Crottendorf
Neudorf Gemeinde Sehmatal
Kretscham-Rothensehma Gemeinde Sehmatal
Niederschlag Gemeinde Bärenstein im 17. Jahrhundert von böhmischen Exulanten gegründet
Hammerunterwiesenthal Stadt Kurort Oberwiesenthal 1657 von böhmischen Exulanten gegründet
Alt Wiesenthal (Unterwiesenthal) Stadt Kurort Oberwiesenthal
Neustadt Wiesenthal (Stadt Oberwiesenthal) Stadt Kurort Oberwiesenthal 1530 gegründet
Großpöhla Stadt Schwarzenberg/Erzgeb.
Stadt Elterlein mit Brünlas und Burgstädtel Stadt Elterlein gehörte nach 1590 zum Amt Grünhain

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bönhoff, Leo: Der ursprüngliche Umfang der Grafschaft Hartenstein. In: NASG 27 (1906), S. 209–278
  • Bönhoff, Leo: Die ältesten Ämter der Mark Meißen, Abschrift: Gert Süß
  • Wendler, Lothar: Burgen im Westerzgebirge – an Mulde, Schwarzwasser und Zschopau, aus der Reihe „Unsere Heimat“, Rockstrohs illustrierte Blätter zur Geschichte des Westerzgebirges, Druckerei&Verlag Mike Rokstroh, Aue 2004
  • Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas, Klaus Gumnior, Chemnitz 2009, ISBN 978-3-937386-14-0

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 19006 Lagerungsgemeinschaft Gerichtsbücher (Filme), Gerichtsbuch Hartenstein Nr. 9, fol. 104; zitiert nach Jonny Hielscher: Rittersgrün – Von den Anfängen der Besiedlung bis zum Niedergang der Hammerwerke. Berlin: epubli GmbH, 2009, S. 26f.
  2. Chronik von Oberscheibe (Memento vom 29. Oktober 2011 im Internet Archive)
  3. Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 38068, Rep. XLVII, No. 5 Schwarzenberg; Vgl. Ernst Költzsch: Das Amt Schwarzenberg insbesondere Eibenstock im 16. Jahrhundert. Wilkau-Hasslau, 1963 (Manuskript).