Andreas Grünheide

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Pflege im Hause Bretschneider (1635)

Andreas Grünheide oder Andres Grünheide (* 1613 in Grünwalde (im späteren Kreis Preußisch Eylau); † im 17. Jahrhundert) war ein deutscher Knecht im Herzogtum Preußen. Am 9. Juli 1635 überlebte er in Königsberg die weltweit zweite Magenöffnung.

Preußischer Messerschlucker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um sich zu erbrechen, führte er am 29. Mai 1635 den Griff seines Messers in den Hals. Als er es unversehens verschluckt hatte, schickten Georg von der Groeben und Martin Hadtlein, der Bürgermeister von Landsberg (Ostpreußen), den 22-jährigen Mann nach Königsberg.[1] Mit dem Einverständnis der medizinischen Fakultät der Albertus-Universität Königsberg wurde das Messer von dem Wundarzt Daniel Schwabe in einem Privathaus aus dem verschwarteten Magen entfernt. Korrodiert, schartig und stumpf, wurde es von Grünheide sogleich erkannt: „Das ist mein Messer!“

Keine zwei Wochen später kehrte er auf seinen Hof zurück. Da er keine schwere Bauernarbeit mehr verrichten konnte, musste er sich von seinem Herrn teuer loskaufen. Nachdem er 1641 geheiratet hatte, zog er nach Landsberg. Bis zum Erscheinen von Beckhers Bericht im Jahre 1643 war Grünheide wohlauf.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Loth der Ältere: Relation von einem abgeschluckten und zu Königsbergk ausgezogenen Messer. Dantzig 1635
  • Rotger Hemsing: Ablehnung etlicher ungeräumter Dinge in D. Ge. Lorichii Messer-Tractat zu finden: nebst einer umständlich verbesserten Relation von dem den 29. Mai 1635 verschluckten und den 9. Jul. zu Königsberg ausgeschnittenen Messer. Elbing 1635. GoogleBooks
  • Rotgerus Hemsing: Non semel ilios vexata est; oder, Ablehnung etzlicher ungeräumbter Dinge, so in dem newlich aussgegebenen ... Georgii Lothi Messer-tractat zufinden, nebest einer ... verbesserten Relation von dem 29. May newen Calenders 1635. verschluckten, und den 9 Julii alhie zue Königssberg aussgeschnittene Messer ... Elbing, bey Wendel, Bodenhausen 1635.
  • Daniel Beckher der Ältere: Historische Beschreibung des Preussischen Messerschluckers, wie er nicht allein durch einen Schnitt des Messers befreyet, glücklich geheilet, sondern nunmehr ein Weib gefreyet, und zu Landsberg in Preussen seine Wohnung genommen, sich auch bisz anhero frisch und gesund befindet. Nebenst seinem Natürlichen Contrafayt und des verschluckten Messers eigendlicher Gestalt und Länge wie auch Erörterungen Fünffzehen Medicinalischer Fragen. Königsberg 1643
  • Franz X. Sailer: Chirurgie der Bauchorgane und der Bauchwand: Magen. In: Chirurgie historisch gesehen: Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Hrsg. von Franz X. Sailer und Friedrich W. Gierhake, Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 43–71, hier: S. 44–47 (Entfernung von Fremdkörpern aus dem Magen).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Georg von der Groeben († 7. September 1648) war Herr auf Weskeim, Weisschnurren und Schönwiese und Oberkastenherr in Natangen. Von Simon Dach stammt ein Klagelied seiner Witwe.
  2. Oskar Ehrhardt: Ein fliegendes Blatt über die erste operative Eröffnung des Magens. Altpreußische Monatsschrift 38 (1901), S. 290 ff.