Anhalonidin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von Anhalonidin
Allgemeines
Name Anhalonidin
Summenformel C12H17NO3
Kurzbeschreibung

weißes Pulver[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 17627-77-9
PubChem 87201
ChemSpider 78662
Wikidata Q105213836
Eigenschaften
Molare Masse 223,27 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Schmelzpunkt

159 °C[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Anhalodinin ist ein Alkaloid aus der Gruppe der Kaktus-Alkaloide und der Tetrahydroisochinolinalkaloide.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anhalonidin kommt in mehreren Kakteen-Arten der Gattung Lophophora vor. In L. fricii ist es mit 25 % das mengenmäßig zweitwichtigste Alkaloid (nach Pellotin). Es ist das mengenmäßig drittwichtigste Alkaloid in L. williamsii (Peyote) mit 14 % (nach Mescalin und Pellotin) und in L. diffusa (nach Pellotin und Anhalamin).[3] Es kommt auch in weiteren Arten der Gattung Turbinicarpus[4] und in Lemaireocereus weberi vor.[5] Auch in einem vermutlich über 1000 Jahre alten Peyote aus einer mexikanischen Begräbnisstätte konnte Anhalonidin nachgewiesen werden, allerdings in deutlich geringerer Menge als in frischen Pflanzen.[6]

Neben dem Vorkommen in Kakteen wurde es in geringer Menge auch in der Akazienart Acacia rigidula nachgewiesen.[7]

Biosynthese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie bei anderen Kaktusalkaloiden in Lophophora auch, geht die Biosynthese von Tyrosin aus. Dieses wird durch die Tyrosin-Decarboxylase decarboxyliert. Die nächsten Schritte sind die Einführung einer Hydroxygruppe in Position 3 und die Methylierung derselben, Einführung einer dritten Hydroxylgruppe in Position 5 und die Methylierung der Hydroxylgruppe in Position 4. Durch Cyclisierung entsteht schließlich Anhalonidin.[3]

Synthese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Synthese von racemischem Anhalonidin ist ausgehend von Mescalin möglich. Dazu wird dieses mit Chlorameisensäureethylester umgesetzt und anschließend durch Umsetzung mit Phosphorsäure zu einem Lactam cyclisiert. Erhitzen mit konzentrierter Salzsäure am Rückfluss ermöglicht die selektive Abspaltung der Methylgruppe an der Position 8, weil eine positive Ladung des entsprechenden Sauerstoff-Atoms durch eine Wasserstoff-Brückenbindung stabilisiert wird und die Protonierung dort dadurch bevorzugt ist. Anschließend kann die freie Hydroxylgruppe als Benzylether geschützt und das Lactam durch Lithiumaluminiumhydrid reduziert werden. Durch Oxidation mit Natriumhypochlorit und Umsetzung mit Benzylbromid ergibt sich eine Dihydroisochinolinverbindung mit quartärem Stickstoff. Die Methylgruppe lässt sich dann durch Reaktion mit Methylmagnesiumiodid einführen. Die Entschützung erfolgt durch katalytische Hydrierung an Palladium/Kohle.[8]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anhalonidin wirkt bei oraler Einnahme als Hypnotikum.[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Kauder, E. "Ueber Alkaloide aus Anhalonium Lewinii." Archiv der Pharmazie 237.3 (1899): 190-198.
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. a b c Camilla B. Chan, Christian B. M. Poulie, Simon S. Wismann, Jens Soelberg, Jesper L. Kristensen: The Alkaloids from Lophophora diffusa and Other “False Peyotes”. In: Journal of Natural Products. Band 84, Nr. 8, 27. August 2021, S. 2398–2407, doi:10.1021/acs.jnatprod.1c00381.
  4. Roman Štarha, Adéla Chybidziurová, Zdenek Lacný: Alkaloids of the genus Turbinicarpus (Cactaceae). In: Biochemical Systematics and Ecology. Band 27, Nr. 8, Dezember 1999, S. 839–841, doi:10.1016/S0305-1978(99)00019-8.
  5. Carl Djerassi, C. R. Smith, S. P. Marfey, R. N. McDonald, A. J. Lemin, S. K. Figdor, H. Estrada: Alkaloid Studies. III. 1 Isolation of Pilocereine and Anhalonidine from Four Cactus Species. In: Journal of the American Chemical Society. Band 76, Nr. 12, Juni 1954, S. 3215–3217, doi:10.1021/ja01641a034.
  6. J. G. Bruhn, J.-E. Lindgren, B. Holmstedt, J. M. Adovasio: Peyote Alkaloids: Identification in a Prehistoric Specimen of Lophophora from Coahuila, Mexico. In: Science. Band 199, Nr. 4336, 31. März 1978, S. 1437–1438, doi:10.1126/science.199.4336.1437.
  7. Beverly A Clement, Christina M Goff, T.David A Forbes: Toxic amines and alkaloids from acacia rigidula. In: Phytochemistry. Band 49, Nr. 5, November 1998, S. 1377–1380, doi:10.1016/S0031-9422(97)01022-4.
  8. A. Brossi, F. Schenker, W. Leimgruber: Synthesen in der Isochinolinreihe Neue Synthesen der Kaktusalkaloide Anhalamin, Anhalidin,rac. Anhalonidin undrac. Pellotin. In: Helvetica Chimica Acta. Band 47, Nr. 7, 1964, S. 2089–2098, doi:10.1002/hlca.19640470752.