Anna Hamilton

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Anna Émilie Hamilton (* 22. Mai 1864 in Fiesole/Italien; † 19. Oktober 1935 in Talence/Frankreich) war eine französische Ärztin, Leiterin des „protestantischen Krankenhauses Bordeaux“ und Protagonistin der Professionalisierung der Pflege in Frankreich.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anna Émilie Hamilton wurde als Tochter der Französin Zulma Pilatte und des Engländers Frederic Hamilton in Italien geboren. Der Vater war wohlhabender Aristokrat und lebte in Frankreich. Anna Hamilton ging in Chambéry und in der Schweiz in Genf zur Schule. Im Jahr 1890 war Anna Hamilton die erste Frau, die sich an der Universität Montpellier für das Medizinstudium einschrieb. Sie wurde im Jahr 1900 mit einer wissenschaftlichen Abhandlung über den Pflegeberuf in Frankreich mit dem Titel Betrachtungen über die Krankenschwestern der Krankenhäuser promoviert.[1] Es war die erste wissenschaftliche Abhandlung zu dieser Thematik in Frankreich. 1898 konnte Hamilton sechs Wochen lang in Londoner Krankenhäusern hospitieren. Sie war begeistert von der Krankenpflegeschule von Florence Nightingale am St. Thomas Hospital. 1899 nahm Hamilton am ersten Kongress des International Council of Nurses (ICN) teil. 1901 wurde sie Leiterin des protestantischen Krankenhauses („la Maison de santé protestante de Bordeaux“) in Bordeaux und begründete daselbst eine Krankenpflegeschule nach Nightingale Vorbild („École des Gardes-Malades“), die sie ebenfalls leitete. Ärzte sollten in der Ausbildung keine Rolle spielen, stattdessen sollten erfahrene Pflegekräfte die praktische Ausbildung übernehmen.[2] Diese Schule wurde einige Jahre später nach Florence Nightingale benannt. Im Jahr 1906 begann Hamilton mit der Herausgabe der Pflegezeitschrift La Garde-Malade hospitalière. 1907 wurde sie zur Mitorganisatorin des ICN-Pflegekongresses. Im Ersten Weltkrieg wurde das protestantische Krankenhaus Bordeaux zum Lazarett. Nach dem Ersten Weltkrieg errichtete Hamilton ein eigenes Krankenhaus in Bagatelle bei Bordeaux, wo sie auch ein Schwesterninternat einrichtete. 1919 unternahm sie eine Vortragsreise in die USA, um für Spendengelder für Krankenhausbauten in Frankreich zu werben. 1934 legte sie das Amt als Leiterin des protestantischen Krankenhauses nieder. Sie verstarb ein Jahr später an einem Krebsleiden.

Auseinandersetzung mit Désiré-Magloire Bourneville[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anna Hamilton trat für eine „éducation supérieure“ der Krankenschwestern, also für eine höhere Pflegeausbildung, ein. Auch sollten die Pflegeschülerinnen bereits adäquat schulisch gebildet sein, um den Unterrichtsinhalten während der Pflegeausbildung folgen zu können. Der Neurologe Désiré-Magloire Bourneville (1840–1909) in Paris war hingegen der Meinung, dass auch Frauen mit mangelhaftem schulischem Hintergrund die Pflegeausbildung absolvieren können sollten.[2] Hamilton forderte weiterhin, dass Pflegekräfte den Ärzten gleichgestellt sein sollten. Sie korrespondierte mit der US-Pflegewissenschaftlerin Mary Adelaide Nutting (1858–1948).

Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1930 Ritter der „Legion of honor“

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Considérations sur les infirmières des hôpitaux avec vingt-quatre figures (1901)
  • Soins généraux à donner aux malades
  • Florence Nightingale

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grace Ellison: The Florence Nightingale School of Nursing in France. In: Federal Council Bulletin (March 1919): 46–47.
  • Giovanni Maio: Hamilton, Anna Emilie. In: Horst-Peter Wolff (Hrsg.)(1997): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte „Who was who in nursing history“. Band eins. Ullstein Mosby: Berlin und Wiesbaden.
  • Katrin Schultheiss: Bodies and Souls. Politics and the Professionalization of Nursing in France, 1880–1922 (Harvard University Press 2001): 85–102. ISBN 978-0-674-00491-7

Video[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • arte.tv: Florence Nightingale. Mutter aller Schwestern. Min. 01:08:52–01.13.05. Cécile Bartholome, Leiterin der Schwesternschule Nightingale in Bagatelle zu Anna Hamilton: Link zum Film

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Giovanni Maio: Hamilton, Anna Emilie. In: Horst-Peter Wolff (Hrsg.)(1997): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte „Who was who in nursing history“. Band eins. Ullstein Mosby: Berlin und Wiesbaden, S. 73 f.
  2. a b arte.tv: Florence Nightingale. Mutter aller Schwestern. Min. 01:08:52–01.13.05. Cécile Bartholome, Leiterin der Schwesternschule Nightingale in Bagatelle. Link zum Film

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anna Hamilton – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien