Anne Bunte

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Anne Bunte (* 23. März 1962 in Lichtenau-Westfalen) ist eine deutsche Ärztin im Öffentlichen Gesundheitsdienst. Sie war von 2009 bis 2019 Leiterin des Gesundheitsamtes der Stadt Köln und sowohl vorher (2000 bis 2009) als auch nachher (2019 bis 2023) Leiterin des Gesundheitsamtes des Kreises Gütersloh.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur studierte und promovierte[2] sie von 1981 bis 1986 an der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster mit Studienaufenthalten in den USA und Schottland. Erste berufliche Stationen führten sie sie als Assistenzärztin in die radiologisch-onkologische Abteilung des Dreifaltigkeitshospitals Lippstadt (1989 bis 1994) und als Oberärztin in die Abteilung für Radiologie und Nuklearmedizin im Franziskus Hospital Bielefeld (1994 bis 1995), bevor sie 1996 zum Gesundheitsamt des Kreises Gütersloh wechselte. Ab dem Jahr 2000 leitete sie die Abteilung Gesundheit des Kreises Gütersloh.[3][4] Ab 2009 war Bunte Leiterin des Gesundheitsamtes in Köln[5][6][7] als Nachfolgerin von Jan Leidel. Im April 2019 kehrte sie als Leiterin der Abteilung Gesundheit des Kreises Gütersloh an ihre alte Wirkungsstätte zurück.

Sie ist Mutter von vier Kindern.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre berufliche Tätigkeit wurde geprägt durch das Management diverser epidemischer Lagen, wie[8] Masern, Meningitis, Schweinegrippe (Influenza-A/H1N1) und SARS-CoV. Im Jahre 2020 war sie am Management des „Tönnies-Ausbruchs“ beteiligt.[9][10][11][12][13] Laut einer 2020 veröffentlichten Recherche von Correctiv ignorierten die Gesundheitsminister in Nordrhein-Westfalen seit 2015 Forderungen nach einer landesweiten Koordinierung bei Gesundheits-Krisen. Der Bericht zitierte Anne Bunte: „Wir haben 2000 in Nordrhein-Westfalen ein Gesetz zum öffentlichen Gesundheitsdienst bekommen, das die kompletten Aufgaben kommunalisiert hat“. Man sei damals davon ausgegangen, dass die Infektionskrankheiten keine Rolle mehr spielten. Als dann SARS, die Vogelgrippe und die Schweinegrippe kamen, waren das die Gründe, „warum wir 2013 mit der Vorbereitung zum Arbeitspapier gestartet sind“. Das Papier enthielt eine Handlungsanweisung für den Krisenfall. Die wichtigste Forderung war, eine zentrale Koordinierung einzurichten. Die Vorschläge wurden jedoch vom Gesundheitsministerium nicht umgesetzt. 2020 fehlte eine operative Steuerung bei der Bewältigung des Covid19-Ausbruches im Kreis Heinsberg und bei Tönnies.[14] Während der COVID-19-Pandemie 2020 habe jedes Gesundheitsamt in Nordrhein-Westfalen eigene Lösungen finden müssen, und, da es keine zentrale Datenbank gab, sei der Abgleich der Daten zwischen den Kommunen mühsam gewesen.[15] In einem Interview im November 2021 mit ZDF heute forderte Bunte die Beibehaltung des rechtlichen Zustands der epidemischen Notlage und klare Botschaften an die Bevölkerung.[12]

Als Expertin war Bunte bei verschiedenen Anhörungen in Ausschüssen des Bundestags gefordert.[16] Sie war als einzige Leiterin eines Gesundheitsamtes Mitglied im Sachverständigenausschuss zur Evaluation der Wirksamkeit der Maßnahmen der Coronapolitik auf der Grundlage des Infektionsschutzgesetzes.[17] Das Ergebnis legte die Evalutionskommission am 30. Juni 2022 der Bundesregierung vor.[18]

Seit 1999 ist Bunte auch berufsständisch tätig[19]. Sie gehört dem gewählten Vorstand der Ärztekammerversammlung Westfalen-Lippe sowie der Ärztekammerversammlung Nordrhein an.[20][21] Als Vorstand der Ärztekammer Westfalen-Lippe gehörte sie 2003 der Enquetekommission des Landtags Nordrhein-Westfalen zur Zukunft einer frauengerechten Gesundheitsversorgung in NRW an.[22] Sie ist regelmäßig Delegierte des Deutschen Ärztetages.[23] Auf dem 119. Deutschen Ärztetag im Jahr 2016 zeigte sie „Wege zur medizinischen Versorgung Geflüchteter am Beispiel der Stadt Köln“ auf.[24] Sie setzt sich für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt für Frauen ein.[25][26]

Bis 2022 war sie Landesvorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, und sie begründete den Förderverein der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf mit[27][28][29]

Bunte ist Lehrbeauftragte am Institut für Rechtsmedizin der Universität zu Köln.[30]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Henke, Rudolf, Bunte, Anne, Botzlar, Andreas Benemann, Magdalena: Hrsg.: Henke, Rudolf. Approbation - und danach : ein Leitfaden zum Berufseinstieg für Ärztinnen und Ärzte . Medhochzwei, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-86216-053-2 (in der Deutschen Nationalbibliothek.)
  • Bunte Anne, Müller Wolfgang: Qualitätsmanagement im kommunalen Gesundheitsdienst. In: Berichte und Materialien, Band 16. Akademie für öffentliches Gesundheitswesen, Düsseldorf 2000.[31]
  • Schmitt A., Bunte A., Buddecke E.: Proliferation-Dependent Changes of Proteoglycan Metabolism in Arterial Smooth Muscle Cells. In: De Gruyter, Berlin Januar 1987[2].
  • Health care provision for refugees in Germany – one-year evaluation of an outpatient clinic in an urban emergency accommodation, mit Hannah S. Borgschulte, Gerhard A. Wiesmüller, Florian Neuhann, in: BMC Health Services Research; Bd. 18, London 25. Juni 2018, ISSN 1472-6963. doi:10.1186/s12913-018-3174-y
  • Denkschrift zur Gründung eines Bundesinstitutes für öffentliche Gesundheit Strukturelle Überlegungen der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene in Abstimmung mit dem Verbund für angewandte Hygiene (VAH)[32]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kim Björn Becker: Gesundheitsämter. Die Virenjäger kämpfen am Telefon. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Mai 2020.
  2. a b Annette Schmidt, Anne Bunte, Eckhart Buddecke: Proliferation-Dependent Changes of Proteoglycan Metabolism in Arterial Smooth Muscle Cells. Band 368, Nr. 1, 1. Januar 1987, ISSN 1437-4315, S. 277–284, doi:10.1515/bchm3.1987.368.1.277.
  3. Dr. Anne Bunte, Leiterin der Abteilung Gesundheit beim Kreis Gütersloh, wechselt zum 1. Dezember nach Köln. In: service.kreis-guetersloh.de, 28. September 2009, abgerufen am 9. Oktober 2022.
  4. Birkholz: Hildebrand: "Früh erkannt ist Krebs heilbar". Nr. 251. Neue Westfälische GmbH & Co. KG, Bielefeld / Gütersloh 27. Oktober 2000 (Aktionswochen gegen Brustkrebs - Diskussionsveranstaltung im Gütersloher Kreishaus mit Dr. Regine Hildebrand).
  5. Susanne Wächter: Klinikhygiene wird verbessert. Die Welt Kompakt, Berlin, 12 April 2011.
  6. Stresstest für die Uniklinik. Die Welt Kompakt, Berlin, 21. Februar 2013.
  7. Tobias Lill: Ärzte besorgt: Die Krätze breitet sich in Deutschland aus. Business Insider Deutschland, 29. November 2016, S. 16.
  8. Uli Kreikebaum: „Ein regelrechter Ausbruch“ Größte Masernepidemie in Köln seit 16 Jahren. auf ksta.de, 24. Juni 2018.
  9. Livestream der Pressekonferenz vom 07.07.2020. Pressekonferenz zum aktuellen Sachstand der Testreihen unter den Beschäftigten des Unternehmens Tönnies und ihrer Haushaltsmitglieder. 7. Juli 2020, abgerufen am 6. November 2022 (Phoenix Livestream: YouTube).
  10. Magdalena Schmude: COVID-19. Was aus den Infizierten bei Tönnies wurde. In: Deutschlandfunk, 1. September 2020.
  11. „Antigentests als Screening-Untersuchungen sicherlich eine Entlastung“. 5 Fragen an Dr. Anne Bunte, Leiterin des Gesundheitsamts Gütersloh. Ärzteblatt, 22. Oktober 2020.
  12. a b Corona in Gesundheitsämtern. „Der Einzelne hat hohe Eigenverantwortung.“ ZDF heute, Interview von Kristina Hofmann mit Anne Bunte, 17. November 2021.
  13. Anja Hustert: Kreis Gütersloh spielt bei Webkonferenz mit der Kanzlerin zentrale Rolle. In: nw.de. 11. September 2020, abgerufen am 15. Februar 2023.
  14. Marcus Bensmann: Erst Heinsberg, jetzt Tönnies im Kreis Gütersloh: NRW lässt Kommunen allein. In: Correctiv, 26. Juni 2020.
  15. Cordt Schnibben, David Schraven (Hrsg.): Corona. Geschichte eines angekündigten Sterbens, dtv, München 2020, ISBN 978-3-423-26281-1.
  16. Claus Peter Kosfeld: Lob für erweiterten Infektionsschutz. Abgerufen am 22. September 2022.
  17. Sachverständigenausschuss nach § 5 Absatz 9 Infektionsschutzgesetz. Bundesgesundheitsministerium, abgerufen am 22. September 2022.
  18. EVALUATION DER RECHTSGRUNDLAGEN UND MAßNAHMEN DER PANDEMIEPOLITIK. BERICHT DES SACHVERSTÄNDIGENAUSSCHUSSES NACH § 5 ABS. 9 IFS. In: Tagesschau.de (PDF; 1,6 MB).
  19. Gehle trifft Dr. Anne Bunte. (YouTube) Ärztekammer Westfalen-Lippe, 18. März 2024, abgerufen am 5. Mai 2024.
  20. Kammerdelegierte wählen Dr. Anne Bunte und Martin Grauduszus in den Vorstand der Ärztekammer Nordrhein. In: aekno.de. Abgerufen am 22. September 2022.
  21. Vorstand. In: aekwl.de. 4. August 2022, abgerufen am 22. September 2022.
  22. Landtag Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Zukunft einer frauengerechten Gesundheitsversorgung in NRW. Bericht der Enquetekommission des Landtags Nordrhein-Westfalen, VS, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-531-14414-6, S. 361.
  23. Abgeordnetenliste 2023. (PDF) In: bundesaerztekammer.de. Bundesärztekammer, 19. Mai 2023, abgerufen am 9. Juni 2023.
  24. Dr. Anne Bunte über die medizinische Versorgung von Geflüchteten. Video auf der Website des Mibergs-Instituts Medizin, 5. Juli 2016.
  25. 112. Deutscher Ärztetag: Mainzer Momente (I). In: Deutsches Ärzteblatt. 29. Mai 2009, abgerufen am 30. Oktober 2022 (Foto links oben).
  26. Dr. Anne Bunte, Köln - „Ich hatte tolle Vorbilder, die mich darin bestärkt haben, mich ehrenamtlich einzusetzen“. 18. März 2019, abgerufen am 30. Oktober 2022 (Ich war in der Situation: Mutter von vier Kindern und Ehrenamt ...).
  27. Förderverein gegründet. In: Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen (Hrsg.): Blickpunkt - Öffentliche Gesundheit. Nr. 4/99. Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, 1999, ISSN 0177-7165, S. 1,2 (Erstausgabe: 1984): „Am 20. September 1999 trafen sich in Düsseldorf elf Personen, um den "Förderverein Freunde und Absolventen der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen" zu gründen“
  28. Förderverein in Düsseldorf gegründet. In: Bundesverband der Hygieneinspektoren (Hrsg.): Der Hygieneinspektor. Nr. 12/99. Eigenverlag, 1999, ISSN 1864-7197, S. 14.
  29. K. Exner, P. Münstedt, U. Teichert, P. Tinnemann: Blickpunkt 2/2018. In: Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen (Hrsg.): Zeitschrift Blickpunkt. AFOEG, Mai 2018, ISSN 0177-7165, S. 2 (akademie-oegw.de [PDF]).
  30. Freie Mitarbeiter und Lehrbeauftragte, auf rechtsmedizin.uk-koeln.de.
  31. Publikationen. In: Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen. Abgerufen am 22. September 2022.
  32. M. Exner, A. Bunte, S. Gleich, U. Heudorf, P. Walger: Denkschrift zur Gründung eines Bundesinstitutes für öffentliche Gesundheit Strukturelle Überlegungen der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene in Abstimmung mit dem Verbund für angewandte Hygiene. Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V., 1. Februar 2023, abgerufen am 15. Februar 2023.