Antares (Schiff, 1913)

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Antares
Antares als Pêro de Alenquer
Antares als Pêro de Alenquer
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich (1913–1916)
Portugal Portugal (1916–1959)
andere Schiffsnamen

Coimbra (1916–1925)
Pêro de Alenquer (1925–1959)

Schiffstyp Frachtschiff
Rufzeichen QKJC
Heimathafen Bremen
Reederei Argo Reederei (1913–1916)
Transportes Maritimos do Estado (1916–1925)
Marinha Portuguesa (1925–1929)
Companhia de Navegação Carregadores Açorianos (1929–1959)
Bauwerft Neptun Werft, Rostock
Baunummer 334
Stapellauf August 1913
Übernahme Oktober 1913
Verbleib 1959 in Lissabon abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 100,37 m (Lüa)
Breite 14,04 m
Tiefgang (max.) 5,74 m
Vermessung 2512 BRT, 1529 NRT
 
Besatzung 25
Maschinenanlage
Maschine 1 × Dreizylinder-Dreifach-Expansionsmaschine
Maschinen­leistung 1650 PSi
Höchst­geschwindigkeit 11,0 kn (20 km/h)
Propeller 1
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 4450 tdw

Die Antares war ein 1913 gebautes Frachtschiff der Argo Reederei, das 1916 von Portugal beschlagnahmt wurde. Dort fuhr es als Coimbra für die Entente, ab 1925 als Pêro de Alenquer für die portugiesische Marine und von 1929 bis zur Abwrackung 1959 für eine azoreanische Reederei.

Bau und technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Bestellung der Bremer Argo Reederei erfolgte bei der Rostocker Neptun Werft die Kiellegung des Schiffes unter der Baunummer 334. Der Neubau lief im August 1913 vom Stapel und erhielt den Namen Antares. Der Dampfer war 100,37 Meter lang, 14,04 Meter breit und hatte einen Tiefgang von 5,74 Metern. Dabei war er mit 2512 BRT bzw. 1529 NRT vermessen und hatte eine Tragfähigkeit von 4450 Tonnen. Als Antrieb diente eine Dreizylinder-Dreifach-Expansionsmaschine der Neptun Werft mit 1650 PSi, die auf eine Schraube wirkte. Damit erreichte der Dampfer eine Geschwindigkeit von 11,0 Knoten. Die Besatzung bestand aus 25 Mann.[1][2][3][4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antares der Argo Reederei (1913–1916)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Ablieferung des Schiffes an die Argo Reederei im Oktober 1913 wurde Bremen Heimathafen des Dampfers. Die vorhandenen Daten legen nahe, dass die Antares in der Trampschifffahrt eingesetzt wurde: Am 30. Oktober verließ sie Rostock über Newcastle nach Alexandria und kehrte über Hull zurück. Eine weitere Fahrt führte Anfang Mai 1914 von Bremen wieder über Newcastle und von dort zu den rumänischen Schwarzmeerhäfen von Galați und Brăila.[5]

Bei Kriegsbeginn im August 1914 konnte die Antares nicht mehr nach Deutschland zurückkehren, fuhr in das damals neutrale Portugal und ließ sich am 6. August 1914 in Lissabon internieren.[6]

Coimbra der Transportes Maritimos Do Estado (1916–1925)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Lissabon waren schließlich über dreißig deutsche Passagier- und Frachtschiffe versammelt. Ende Februar 1916 entschied sich die portugiesische Regierung auf Drängen Großbritanniens, diese zu beschlagnahmen. Darauf erfolgte die deutsche Kriegserklärung an Portugal am 9. März 1916. Die beschlagnahmten Schiffe wurden der neugegründeten Staatsreederei Transportes Maritimos do Estado zugewiesen. Die Antares erhielt den Namen Coimbra nach der gleichnamigen Stadt Coimbra.[7]

Wie die anderen beschlagnahmten Schiffe wurde die Coimbra zur Unterstützung der Kriegsanstrengungen der Entente auf dem Nordatlantik eingesetzt. Dabei blieb sie unter portugiesischer Flagge und wurde nicht – wie zwei Drittel der beschlagnahmten Schiffe – an Großbritannien verchartert: Bereedert wurde die Coimbra von der 1911 gegründeten Reederei E. Pinto Basto & Companhia aus Lissabon, die das Schiff auf den Routen zwischen Lissabon und Bordeaux – dem Hafen für Truppen- und Nachschubtransporte nach Frankreich – sowie zwischen Cardiff und Lissabon einsetzte.[8][9] Über die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg liegen keine Informationen zu den Fahrten des Schiffes vor.

Marinetransporter Pêro de Alenquer (1925–1929)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Auflösung der Transportes Maritimos Do Estado im Jahr 1925 übernahm die portugiesische Marine das Schiff, das sie nach dem Piloten des 15. Jahrhunderts in Pêro de Alenquer umbenannte und wie die gleichnamige Vorgängerin für Transportaufgaben nutzte. Das Schiff führte neben Auslandsbesuchen in europäischen Häfen auch längere Fahrten zu den portugiesischen Kolonien nach Afrika und dem Fernen Osten nach Macau und Portugiesisch-Timor durch.[10]

Nach der Ermordung des Kommandanten der Zivilpolizei in Lissabon, Ferreira do Amaral, und der Verhaftung zahlreicher Oppositioneller wurde die Pêro de Alenquer auch als Gefangenentransporter genutzt: Am 13. April verließ das Schiff mit 63 Verurteilten, Militärpersonal, drei Fairey-Wasserflugzeugen und weiterem militärischen Nachschub sowie persönlicher Ladung von Kolonialbediensteten Lissabon. Unterwegs wurden einige Deportierte in Guinea von Bord und dafür andere Gefangene auf das Schiff gebracht. Am 25. September 1927 erreichte die Pêro de Alenquer mit 75 Gefangenen Portugiesisch-Timor. Das Schiff fuhr weiter zum Besuch der portugiesischen Kolonie in Shanghai, kehrte nach Macau zurück und trat dort am 3. Mai die Rückreise nach Lissabon an.[11][12]

Pêro de Alenquer der Companhia de Navegação Carregadores Açorianos (1929–1959)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erst 1922 gegründete Reederei Companhia de Navegação Carregadores Açorianos hatte ihren Schwerpunkt auf den Export azoreanischer Früchte, insbesondere Ananas, zunächst nach Nordeuropa gelegt. Im Zuge ihres Flottenaufbaus und -ausbaus kaufte sie den vormaligen Marinefrachter und stellte ihn ohne Namensänderung am 1. November 1929 in Dienst. Heimathafen war nun Ponta Delgada auf den Azoren.[13] Die Pêro de Alenquer verkehrte zunächst auf der Route zwischen den Azoren und dem portugiesischen Festland, wo sie die Häfen von Lissabon, Porto und Leixões anlief. Als während des Zweiten Weltkrieges der Export nach Europa einbrach, wurde Nordamerika der wichtigste Markt und die Pêro de Alenquer auf der Nordatlantikroute zur Ostküste der USA und Kanadas eingesetzt. Neben portugiesischen Produkten und Rohstoffen wie Kork beförderte sie auch jüdische Flüchtlinge aus dem besetzten Frankreich nach Nordamerika.[14] Nach dem Krieg kehrte sie auf die Nordeuropa-Route zurück und wurde 1959 aus Altersgründen in Lissabon abgewrackt.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reinhart Schmelzkopf: Die deutsche Handelsschiffahrt 1888–1918, Selbstverlag, Cuxhaven 1981, DNB 890889570.
  • Reinhold Thiel: Argo Reederei und Atlas Levante-Linie. Verlag Hauschild, Bremen 1994, ISBN 3-929902-14-1.
  • Roger Jordan: The World's Merchant Fleets 1939. The Particulars and Wartime Fates of 6.000 Ships, Naval Institute Press, Annapolis/Maryland 1999, ISBN 1-55750-959-X.
  • Junta Nacional da Marinha Mercante: Album dos Navios da Marinha Mercante Portuguesa, Companhia Nacional Editora, Lissabon 1958 (nachträgliche und erweiterte Online-Version).
  • A. A. Moraes: Carregadores Açoreanos e a sua Frota. In: Revista Atlântida, Vol. XLIV, 1998/99, Instituto Açoriano de Cultura, Angra do Heroísmo, S. 13–68.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schmelzkopf, S. 59
  2. Jordan, S. 348
  3. Companhias Portuguesas – Os T.M. do Estado bei naviosenavegadores.blogspot.com (portugiesisch)
  4. Album dos Navios da Marinha Mercante Portuguesa
  5. Thiel, S. 32
  6. Thiel, S. 220
  7. Companhias Portuguesas - Os T.M. do Estado bei naviosenavegadores.blogspot.com
  8. vgl. zur Reederei Pinto Basto: Eigendarstellung zur Geschichte der Reederei Pinto Basto bei pintobasto.com
  9. Notícias dos T.M.E. em 1918 bei naviosenavegadores.blogspot.com
  10. Péro de Alenquer bei shipsnostalgia.com
  11. Vadim Damier und Kirill Limanov: History of Anarchism in Timor Leste, 16. November 2017.
  12. Transporte "Pêro de Alenquer": anos 20 bei macauantigo.blogspot.com
  13. Carregadores Açorianos in der Enciclopédia Açoriana bei culturacores.azores.gov.pt (portugiesisch)
  14. David A. Taylor: Cork Wars. Intrigue and Industry in World War II, Johns Hopkins University Press, Baltimore 2018 (eingeschränkte Vorschau in der Goggle-Buchsuche)
  15. Péro de Alenquer bei shipsnostalgia.com