Antivitamine

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Antivitamine bzw. Vitamin-Antagonisten sind die Gegenspieler von Vitaminwirkungen. Ein übermäßiger Konsum von Antivitaminen kann zu Vitaminmangelsymptomen führen. Diese Gefahr besteht in der Praxis jedoch nur bei massiver Fehlernährung oder extrem einseitiger Ernährung. Die meisten der unten aufgeführten Beispiele dienen zur künstlichen Erzeugung von Vitaminmangelzuständen in der Vitaminforschung. Der Wirkungsmechanismus von Vitaminantagonisten ist unterschiedlich und kann wie folgt erklärt werden:

  • Hemmung der Vitaminsynthese. Beispiele:
    • Acidomycin ist ein Antibiotikum, das gegen Mykobakterien (Tuberkelbazillen) aktiv ist, indem es deren Biotinsynthese blockiert.
    • Dicumarol (entsteht durch Schimmelpilze in verdorbenem Steinklee[1][2]) greift in den Vitamin-K-Stoffwechsel ein, indem es die Vitamin-K-Epoxidreduktase und die Vitamin-K-Reduktase hemmt und damit die Biosynthese der Gerinnungsfaktoren 2, 7, 9 und 10.
    • Lapachol (Bestandteil der Rinde des südamerikanischen Lapacho-Baums sowie der Samen einiger weiterer tropischer Pflanzen) ist ein starker Inhibitor der Vitamin-K-Reduktase.
  • Hemmung der Vitaminaufnahme im Darm. Beispiele:
  • Kompetitive Hemmung der Vitaminwirkung im Vitaminstoffwechsel. Beispiele:
  • Hemmung von Koenzymen im Vitaminstoffwechsel. Beispiel:
    • Penicillamin komplexiert Kupfer, was die Wirkung bei Kollagenosen erklären könnte. Vitamin B6 und Kupfer sind Cofaktoren der Lysinoxidase, dem geschwindigkeitsbestimmenden Schritt der Kollagenbiosynthese.
    • Phytate (Inositolhexaphosphate, in hoher Konzentrationen in Brotsorten, die mit kleiehaltigen Vollkornmehlen und kurzer Teigführung gebacken wurden, in schwarzem Tee, in Getreidekleie und zahlreichen Hülsenfrüchten enthalten) können Zink binden und die Aufnahme hemmen. Zink ist ein wichtiges Koenzym des Folsäure-, Vitamin-B6- und Vitamin-A-Stoffwechsels.
  • Abbau von Vitaminen. Beispiele:
    • Thiaminasen (im schwarzen Tee, in Farnen, im Schellfisch) spalten Vitamin B1 auf in Thiazol- und Pyrimidin-Derivate.

Zahlreiche Lebensmittel, Medikamente und Umweltschadstoffe stellen Antivitamine dar – oft jedoch erst ab einer bestimmten Dosis. Die folgende Tabelle ist unvollständig und stellt daher nur eine grobe Orientierungshilfe dar.

Vitamin Vitamin-Antagonisten Beispielhafte Lebensmittel
Vitamin B1 Kaffee, Bohnen, Shrimps, Alkohol, Tee, Betelnüsse und Heidelbeeren
Vitamin B6 Hydrazin, Linatin, Alkohol
Biotin Avidin, Niacin Eiklar, Mais, Hirse
Vitamin K Dicumarol, Vitamin A, Vitamin E

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jens Bielenberg: Vitaminantagonisten in Nahrungsmitteln. In: Österreichische Apothekerzeitung. Band 57, Nr. 10, 2003, S. 464 (oeaz.at (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Paul Link: The Discovery of Dicumarol and Its Sequels. In: Circulation. Band 19, Nr. 1, Januar 1959, ISSN 0009-7322, S. 97–107, doi:10.1161/01.CIR.19.1.97.
  2. Mark Arnold Stathmann, Charles Ferdinand Huebner, Karl Paul Link: STUDIES ON THE HEMORRHAGIC SWEET CLOVER DISEASE V. IDENTIFICATION AND SYNTHESIS OF THE HEMORRHAGIC AGENT *. (PDF) Abgerufen am 7. Oktober 2020.
  3. Hans Konrad Biesalski: Vitamine, Spurenelemente und Minerale: Indikation, Diagnostik, Therapie. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag, 2019, ISBN 978-3-13-242738-9, S. 108, doi:10.1055/b-0039-168614.
  4. a b Andreas Hahn: Vitamine. In: Reinhard Matissek, Werner Baltes (Hrsg.): Lebensmittelchemie. 8. Auflage. Springer, 2016, ISBN 978-3-662-47111-1, S. 40, doi:10.1007/978-3-662-47112-8_3.