Anton Frenzel

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Anton Frenzel (* 7. August 1790 in Kostenthal in Schlesien; † 3. April 1873 in Frauenburg) war ein katholischer Theologe, Generalvikar und Weihbischof im Bistum Ermland.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anton Frenzel wurde als Sohn eines Schusters in eine arme Familie geboren.[1] Er besuchte die Dorfschulen seines Geburtsortes und in Peiskretscham. Dank der Fürsprache seines Lehrers, den die Begabung seines Schülers beeindruckte, durfte er ab 1801 das Lehrerseminar in Oberglogau besuchen. Anschließend arbeitete er, selber noch ein Jugendlicher, als Hilfslehrer.[2] 1810 wurde der Lehrer wieder zum Schüler, denn er bestand die Aufnahmeprüfung für das Akademische Gymnasium Leopoldinum in Breslau.[3] In Breslau und in Olmütz studierte er Philosophie und Theologie.[4] Am 7. März 1818 wurde er zum Priester geweiht.

Noch als Student reichte Frenzel eine Antwort auf die Preisfrage ein, die von der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Breslau gestellt worden war: „Ob es ein katholisches Dogma sei, dass das Eheband zu Lebzeiten der Eheleute unter keinen Umständen gelöst werden könne“. Frenzel verneinte dies. Er argumentierte, dass die ausnahmslose Unauflöslichkeit der Ehe eine von der kirchlichen Lehrgewalt gesetzte Norm sei und dass weder die Zeugnisse der Heiligen Schrift und der Kirchenväter noch die Übereinstimmung der kirchlichen Tradition („sensus traditionalis“) hinreichen, um eine solche Lehre als Dogma verstehen zu müssen.[5] Frenzels Preisschrift wurde von der Fakultät mit dem ersten Preis ausgezeichnet. 1818 wurde sie mit einem Vorwort von Thaddäus Anton Dereser in Breslau gedruckt. Frenzels These und seine Schrift fanden Beachtung und gingen – sei es mit Widerspruch, sei es mit Zustimmung – in die zeitgenössische kirchenrechtliche Diskussion ein.[6]

Von 1818 bis 1820 war Frenzel Kaplan in Zülz, danach ein Jahr Direktor ad interim des Lehrerseminars in Oberglogau (dessen Schüler er einst war). 1821 wurde er an die „Akademie“ genannte Philosophisch-theologische Fakultät in Braunsberg (Ermland) berufen. Er war zunächst Professor für Pastoraltheologie und für Kirchenrecht, ab 1822 für Biblische Exegese.[7] 1826 wurde er an der Universität Breslau zum Dr. theol. promoviert.[8] 1831 wurde er Domherr in Frauenburg, 1835 Generalvikar des Bistums Ermland. In diesem Amt förderte er die Kongregation der Katharinenschwestern.[9] Während zweier Sedisvakanzen des ermländischen Bischofsstuhles war er vom Oktober 1836 bis zum März 1838 und noch einmal „General-Administrator“ des Bistums Ermland.[10] Joseph von Eichendorff schätzte Frenzel und setzte sich dafür ein, ihn nach Schlesien zurückzuholen und zum Dompropst in Breslau zu machen.[11] Frenzel blieb jedoch im Ermland.

Am 27. September 1852 wurde Anton Frenzel zum Weihbischof im Bistum Ermland und Titularbischof von Areopolis ernannt.[12] Die Bischofsweihe spendete ihm am 7. März 1853 in Pelplin Bischof Anastasius Sedlag von Kulm.[10] Zuvor, während des Informativprozesses vor seiner Bischofsweihe, war er von den Thesen abgerückt, die er 1817 vertreten hatte.[11] In seiner zweiten, 1863 erschienenen Schrift zur Frage, ob die Unauflöslichkeit der Ehe ein Dogma sei, bejahte er sie.

Anton Frenzel starb am 3. April 1873 in Frauenburg.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Num dogma catholicum est, matrimonii vinculum inter vivos coniuges nullo in casu solvi posse? Willibald August Hölaufer, Breslau 1818. (Digitalisat)
  • De indissolubilitate matrimonii commentarius. Schöningh, Paderborn 1863.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Artikel Frenzel, Anton. In: Franz Josef Waitzenegger (Hrsg.): Gelehrten- und Schriftsteller-Lexikon der deutschen katholischen Geistlichkeit, Band 3. Joseph Thomann, Landshut 1822, S. 152–155.
  • Anton Eichhorn: Die Weihbischöfe Ermlands. In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands. Band 3 (1864–1866), S. 139–165.
  • August Meer, Joseph Jungnitz: Charakterbilder aus dem Clerus Schlesiens. Neue Folge. Aderholz, Breslau 1898, S. 110–112.
  • Franz Heinrich ReuschFrenzel, Anton F. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 351.
  • Paweł Czaplewski: Frenzel Antoni (1790–1873). In: Polski Słownik Biograficzny (PSB), Band 7, Krakau 1958. S. 131–132.
  • Walter Dürig: Anton Frenzels Breslauer theologische Preisschrift (1817) über die Unauflöslichkeit der Ehe. In: Ulrich Mosiek, Hartmut Zapp (Hrsg.): ius et salus animarum. Festschrift für Bernhard Panzram. Rombach, Freiburg 1972, ISBN 3-7930-0625-5, S. 439–451.
  • Robert Samulski: Anton Frenzel. In: Erwin Gatz (Hrsg.): Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Duncker & Humblot, Berlin 1983, ISBN 3-428-05447-4, S. 209.

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Art. Frenzel, Anton. In: Franz Josef Waitzenegger (Hrsg.): Gelehrten- und Schriftsteller-Lexikon der deutschen katholischen Geistlichkeit, Bd. 3, 1822, S. 152–155, hier S. 152.
  2. Art. Frenzel, Anton. In: Franz Josef Waitzenegger (Hrsg.): Gelehrten- und Schriftsteller-Lexikon der deutschen katholischen Geistlichkeit, Bd. 3, 1822, S. 152–155, hier S. 153.
  3. Schlesiens Schriftsteller in den Jahren 1827–1829. In: Monatschrift von und für Schlesien, Jg. 2 (1829), S. 532–540, hier S. 538.
  4. Art. Frenzel, Anton. In: Franz Josef Waitzenegger (Hrsg.): Gelehrten- und Schriftsteller-Lexikon der deutschen katholischen Geistlichkeit, Bd. 3, 1822, S. 152–155, hier S. 154.
  5. Kanonistische Monographien. In: Literarischer Handweiser, Jg. 1864, S. 100–101.
  6. Sebald Brendel: Handbuch des katholischen und protestantischen Kirchenrechtes. Mit geschichtlichen Erläuterungen und steter Rücksicht auf die neuesten kirchlichen Verhältnisse in den deutschen Bundesstaaten. Drausnick, Bamberg 1827, S. 646.
  7. Josef Bender: Geschichte der philosophischen und theologischen Studien in Ermland. Festschrift des Königl. Lyceum Hosianum zu Braunsberg zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier sowie zur Erinnerung an das dreihundertjährige Bestehen der Hosianischen Anstalten überhaupt. Braunsberg 1868, S. 162.
  8. Antoni Młotek: Teologia katolicka na Uniwersytecie Wrocławskim. Signum, Wrocław 1998, ISBN 83-87318-07-8, S. 161–162.
  9. Relinde Meiwes: Von Ostpreußen in die Welt. Die Geschichte der ermländischen Katharinenschwestern (1772–1914). Schöningh, Paderborn 2011, ISBN 978-3-506-77087-5, S. 117.
  10. a b Anton Eichhorn: Die Weihbischöfe Ermlands. In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands. Band 3, S. 139–165, hier S. 165.
  11. a b Ernst Josef Krzywon: Joseph von Eichendorff (1788–1857) in seinen Wechselbeziehungen zum Diözesanklerus des Bistums Breslau. In: Joachim Köhler (Hrsg.): Geschichte des christlichen Lebens im schlesischen Raum. Lit, Münster 2002, ISBN 3-8258-5007-2, Bd. 2, S. 731–756, hier S. 751.
  12. Annuario Pontificio, Ausgabe 1870, S. 229.