Anton Wladimirowitsch Dolin

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Anton Wladimirowitsch Dolin, 2023

Anton Wladimirowitsch Dolin (russisch Анто́н Влади́мирович До́лин, wiss. Transliteration Anton Vladimirovič Dolin; * 23. Januar 1976 in Moskau, UdSSR) ist ein russischer Journalist, Filmkritiker, Buchautor sowie ehemaliger Radiomoderator.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dolins Vater Wladimir Worobjow (1939–2022) war Plasmaphysiker und Schüler von Leonid Biberman, seine Mutter Weronika Dolina (* 1956 in Moskau) ist Sängerin und Dichterin. 1997 absolvierte er ein Philologiestudium an der Moskauer Staatlichen Universität.

Von 1997 bis 2003 arbeitete Dolin als Korrespondent und Moderator für den Rundfunksender Echo Moskwy, von 2001 bis 2005 zudem für die Online-Zeitung Gaseta und von 2006 bis 2007 für die Zeitung Moskowskije Nowosti. Von 2007 bis 2019 war er für das Hörfunkprogramm Radio Majak der staatlichen russischen Medienholding WGTRK tätig.[1] Daneben war er in verschiedenen Jahren als Kolumnist für russische Periodika wie Expert, The New Times, Wedomosti und andere tätig. Seit 2017 veröffentlicht er auf Meduza.[2]

Von 2012 bis Juni 2020 trat er regelmäßig als Filmkritiker in der erfolgreichen Talkshow Wetscherny Urgant des Fernsehsenders Perwy kanal auf. Im September 2020 wurde diese Zusammenarbeit durch den Sender offiziell beendet (nach Dolins Meinung aufgrund seiner negativen Kritik an dem Film Sojus spassenija (2019) des Regisseurs Andrej Krawtschuk).[3]

Von 2017 bis März 2022 war er Chefredakteur der Filmzeitschrift Iskusstwo kino.[4]

Seit April 2021 moderiert er den eigenen YouTube-Kanal Radio Dolin.[5]

Anfang März 2022 erklärte Dolin, er habe Russland verlassen.[6] Am 14. Oktober 2022 erklärte ihn das Justizministerium der Russischen Föderation zum „ausländischen Agenten“.[7]

Derzeit (Dezember 2023) lebt Dolin mit seiner Familie in Lettland.[8]

Im Oktober 2023 wurde ein von Dolin geschriebener, geschnittener und vertonter Dokumentarfilm über den russischen Regisseur Alexei German bei einem Filmfestival in Sankt Petersburg gezeigt, ohne dass Dolin im Abspann Erwähnung fand. Der ursprünglich von Dolin eingesprochene Off-Kommentar des Films wurde zu diesem Zweck von Germans Sohn Alexei neu aufgenommen.[9]

Politische Überzeugungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dolin hat öffentlich seine Unterstützung für den russischen Oppositionspolitiker Alexei Nawalny bekundet[10], die Anti-LGBT-Gesetzgebung in Russland kritisiert[11] und die russische Invasion in der Ukraine verurteilt[12]. Die Folgen der internationalen Isolation Russlands für russische Filmproduktionen und den russischen Filmverleih beurteilt er kritisch.[13]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dolin ist mit Natalija Chljustowa verheiratet. Sie haben zwei Söhne.

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monografien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Skaski. Fantastika i wymyssel w mirowom kinematografe, Мoskau: AST, 2023.
  • Twin Piks. Dnewnik nabljudenii, Sankt Petersburg: Iskusstwo kino, 2021.
  • Kak smotret kino, Мoskau: Alpina Pablischer, 2020.
  • Miraschi sowetskowo: otscherki sovremennowo kino, Moskau: AST, 2020
  • Ottenki russkowo: otscherki otetschestwennowo kino, Moskau: AST, 2018.
  • German: interwju, esse, szenarii, Moskau: NLO, 2011.

Rezensionen und Zeitschriftenartikel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Repertuar: Konetschnaja ostanowka. ‚Krjostny put‘, reschissjor Ditrich Brjuggemann“, in: Iskusstwo kino, 2014 (3), S. 44.
  • „Sdes i teper: Serkalo bes geroja. ‚Trudno byt bogom‘, reschissjor Alexej German“, in: Iskusstwo kino, 2014 (1), S. 45.
  • „Imena: Notschnoi dosorny“, in: Iskusstwo kino, 2013 (9), S. 46.
  • „Imena: Tsia Tschschanke: ‚Moi filmy moschno smotret bes subtitrow‘“, in: Iskusstwo kino, 2013 (7), S. 47.
  • „Repertuar: Ukussit, usnut. ‚Wyschiwut tolko ljubowniki‘, reschissjor Dschim Dscharmusch“, in: Iskusstwo kino, 2013 (7), S. 48.
  • „Repertuar: Krugoswetka. ‚Wnutri Ljuina Dewissa‘, reschissjory Itan Koen, Dschoel Koen“, in: Iskusstwo kino, 2013 (7), S. 49.
  • „Repertuar: Den otkrytych dwerej. ‚Kamilla Klodel, 1915‘, reschissjor Brjuno Djumon“, in: Iskusstwo kino, 2013 (3), S. 50.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anton Wladimirowitsch Dolin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Kinokritik Anton Dolin uwolilsja s WGTRK“, News auf snob.ru, 12.04.2019, in russischer Sprache (letzter Zugriff: 30.12.2023)
  2. Tigran Petrosyan, „Radio Dolin sendet noch“, auf amnesty.de, 24. Februar 2023 (letzter Zugriff: 30. Dezember 2023)
  3. „‚Sojus spassenija‘ — monarchitscheski blokbaster o wosstanii dekabristow...“, Artikel auf meduza, 24.12.2019, in russischer Sprache (letzter Zugriff: 30.12.2023)
  4. „Anton Dolin pokinul post glawnowo redaktora schurnala ‚Iskusstwo kino‘“, News auf forbes.ru, 16.03.2022, in russischer Sprache (letzter Zugriff: 30.12.2023)
  5. Tigran Petrosyan, ebd.
  6. „Kinokritik Anton Dolin soobschtschil ob otjesde is Rossii“, News auf kp.ua, 06.03.2022, in russischer Sprache (letzter Zugriff: 30.12.2023)
  7. „Minjust prisnal inoagentami schurnalistow“, Mitteilung auf interfax.ru, 14.10.2022, in russischer Sprache (letzter Zugriff: 30.12.2023)
  8. Tigran Petrosyan, ebd.
  9. „Na kinofestiwale ‚Poslanije k tscheloweku‘ pokasali dokumentalny film ob Alexeje Germane...“, News auf meduza.io, 22.10.2023, in russischer Sprache (letzter Zugriff: 30.12.2023)
  10. „Anton Dolin: Nawalny: wsjo prosto“, Blog auf newtimes.ru, 21.04.2021, in russischer Sprache (letzter Zugriff: 30.12.2023)
  11. „W Rossii wot-wot polnostju sapretjat ‚propagandu‘ LGBT+“, Beitrag auf meduza.io, 23.10.2023, in russischer Sprache (letzter Zugriff: 30.12.2023)
  12. „Samoje straschnoje utro w schisni“, Reaktionen auf meduza.io, 24.02.2023, in russischer Sprache (letzter Zugriff: 30.12.2023)
  13. „Rossiskije kinoteatry skoro ostanutsja odin na odin s rossiskim kinoproduktom“, Artikel auf meduza.io, 01.03.2022, in russischer Sprache (letzter Zugriff: 30.12.2023)