Anttila-Index

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Gamma-%CDT (GGT-CDT, Anttila-Index, AI) ist eine aus den Standardlaborparametern γGT und CDT errechnete dimensionslose Zahl, welche einen Anhalt für schweren chronischen Alkoholkonsum gibt.[1]

Eine Reihe von Laborparametern (γGT, CDT, MCV, AST, ALT) können als indirekte Zustandsmarker des Alkoholkonsums herangezogen werden. Einzeln betrachtet ist hierbei die Aussagekraft (Sensitivität und Spezifität) nur begrenzt gut (Sensitivität: GGT 58 %, CDT 63 %, MCV 45 %, AST 47 %, ALT 50 %).[2]

Die finnische Laboratoriumsmedizinerin Petra Anttila hat 2003 über eine Kombination der Parameter γ-Glutamyltransferase (γGT) and Carbohydrate Deficient Transferrin (CDT) eine höhere Sensitivität und Spezifität für den Nachweis starken Alkoholkonsums („heavy drinker“) führen können.[1] In der Originalarbeit wird das Verhältnis der beiden Parameter als Gamma-%CDT[1] bezeichnet, später auch als GGT–CDT[2], die Sekundärliteratur spricht vom Anttila-Index, abgekürzt AI[3].

Die Berechnung erfolgt über die Formel Gamma-%CDT = 0.8 x ln(γGT) + 1.3 x ln(CDT).[1]

In der Originalarbeit von 2003 wird ein cut-off von 4,0 für starken Alkoholkonsum genannt[1]. In einer späteren Arbeit[2] werden Werte von 5,35 ± 1,08 (heavy drinker) und 3,30 ± 0,37 für die Referenzgruppe (moderate drinkers und abstainers) angegeben. Für Männer und Frauen wurden unterschiedliche cut-off-Werte genannt (Männer 4,18 / Frauen 3,81) mit einer Spezifität von 98 % und einer Sensitivität von 90 %. Der "heavy drinker" wurde als Person mit einem täglichen Alkoholkonsum von 40 bis 540 g Alkohol pro Tag definiert, der moderate Trinker bei einem Alkoholkonsum von 1 bis 40 g pro Tag entsprechend max. 280 g pro Woche (Männer) bzw. max. 160 g pro Woche (Frauen).

Die Verwendung des Anttila-Index wird von deutschen medizinischen Fachgesellschaften zum Nachweis eines chronischen Alkoholkonsums empfohlen.[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Petra Anttila, Kimmo Järvi, Joan E. Blake: A new modified gamma-%CDT method improves the detection of problem drinking: studies in alcoholics with or without liver disease. In: International Journal of Clinical Chemistry. 338(1-2). Jahrgang, 1. Dezember 2003, S. 45–51, doi:10.1016/j.cccn.2003.07.016, PMID 14637264.
  2. a b c Johanna Hietala, Heidi Koivisto, Petra Anttila: Comparison of the combined marker GGT-CDT and the conventional laboratory markers of alcohol abuse in heavy drinkers, moderate drinkers and abstainers. In: Alcohol and Alcoholism. Nr. 41(5), 23. Juni 2006, S. 528–533, doi:10.1093/alcalc/agl050, PMID 16799164.
  3. a b Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V. (DG-SUCHT): S3 Leitlinie "Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen”. In: AWMF online. Dezember 2020 (awmf.org [abgerufen am 5. Oktober 2022]).