Armenisch-russische Beziehungen

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Armenisch-russische Beziehungen
Lage von Armenien und Russland
Armenien RusslandRussland
Armenien Russland

Die Beziehungen zwischen der Republik Armenien und der Russischen Föderation sind partnerschaftlich. Armenien ist das Land unter den früheren Sowjetrepubliken im Kaukasus, das sich am engsten an Russland gebunden hat, gleichzeitig versucht es, auch zu den westlichen Staaten gute Beziehungen aufrechtzuerhalten.

Unmittelbar nach der Unabhängigkeit Armeniens waren die Beziehungen zu Russland kühl, weil Armenien seine Eigenständigkeit behaupten und sich dem russischen Einfluss entziehen wollte. Es gelang Armenien allerdings nicht, seine Beziehungen zur Türkei wie geplant zu normalisieren.[1] Der erste nicht-kommunistische Präsident des Landes Lewon Ter-Petrosjan war führendes Mitglied im Karabach-Komitee, das die Spannungen um Bergkarabach verstärkte. Nach 1991 waren mangels Armee paramilitärische armenische Einheiten in Bergkarabach aktiv, verstärkt um russische Sondereinheiten mit Moskaus stillschweigender Billigung.[2]

Im Jahre 1992 brach der Krieg um den Bergkarabachkonflikt aus. Das türkisch-aserbaidschanische Embargo gegen Armenien zwang Armenien dazu, die russischen Bedingungen eines Militärvertrages zu akzeptieren: Es musste der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten beitreten, russische Militärbasen auf seinem Territorium zulassen und russische Truppen an seinen Grenzen patrouillieren lassen.[3] Somit wurde Armenien der einzige Kaukasusstaat, der der GUS und der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit freiwillig beitrat.[1] Kurz nach Unterzeichnung dieses Vertrages wurde der aserbaidschanische Präsident Əbülfəz Elçibəy in einem von Russland orchestrierten Putsch gestürzt.[2]

Als Russland im Jahre 1994 in Tschetschenien einmarschierte und daran scheiterte, die Republik und die durch Tschetschenien laufende Pipeline von Aserbaidschan nach Noworossijsk unter ihre Kontrolle zu bekommen, stellte Armenien seine Abhängigkeit von Russland in Frage.[4]

Etwa 80 % der armenischen Energieversorgung befinden sich in russischer Hand. Das Wasserkraftwerk Argel und das Wärmekraftwerk Hrasdan wurden unter anderen 2006 an Russland übergeben, um Staatsschulden zu begleichen.[5] Der Handel zwischen Armenien und Russland ist seit dem Einmarsch Russlands in Georgien stark zurückgegangen,[6] es ist möglich, dass der Iran Russland als wichtigsten Partner Armeniens ablösen wird.[7]

Für 2012 waren fast 1380 Unternehmen bzw. deren Filialen mit russischem Kapital in Armenien tätig.[8] Im September 2013 beschloss die armenische Regierung unter Sersch Sargsjan, der russisch angeführten Zollunion beizutreten. Dafür legte man das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union aufs Eis.[9]

Im September 2015 senkte Russland den Gaspreis für Armenien von 189 auf 165 US-Dollar pro Kubikmeter. 2016 wuchs der Import aus Armenien nach Russland um 70 Prozent.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Armenisch-russische Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Frederik Coene: The Caucasus: an introduction. 1. Auflage. Routledge, London 2010, ISBN 978-0-203-87071-6, S. 173.
  2. a b Claude Moniquet und William Racimora: The Armenia-Iran Relationship – Strategic implication for security in the South Caucasus Region. European Strategic Intelligence & Security Center, Brüssel 2013, S. 16 (esisc.org [PDF]).
  3. Svante E. Cornell: Azerbaijan since independence. Sharpe, Armonk, N.Y. 2011, ISBN 0-7656-3003-6, S. 343.
  4. Svante E. Cornell: Azerbaijan since independence. Sharpe, Armonk, N.Y. 2011, S. 346.
  5. Claude Moniquet und William Racimora: The Armenia-Iran Relationship – Strategic implication for security in the South Caucasus Region. European Strategic Intelligence & Security Center, Brüssel 2013, S. 12 (esisc.org [PDF]).
  6. Frederik Coene: The Caucasus: an introduction. 1. Auflage. Routledge, London 2010, ISBN 978-0-203-87071-6, S. 174.
  7. Claude Moniquet und William Racimora: The Armenia-Iran Relationship – Strategic implication for security in the South Caucasus Region. European Strategic Intelligence & Security Center, Brüssel 2013, S. 11 (esisc.org [PDF]).
  8. Глазьев С.Ю./Вашанов В.А: Перспективы интеграционных процессов на постсоветском пространстве. In: Современные производительные силы. 1. Auflage. Деловой экспресс, Москва 2014, S. 40–41.
  9. Armenia To Join Russian-Led Customs Union. In: RFE/RL's Armenian Service. 3. September 2013, abgerufen am 10. März 2020 (englisch).
  10. Импорт из Армении в РФ вырос на 70% в 2016 году. 24. Januar 2017, abgerufen am 10. März 2020 (russisch).