Atemrohr

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Anatomie der Larve der Culex-Mücke mit Atemrohr (Siphon)

Ein Atemrohr oder Siphon dient aquatisch lebenden Insekten oder ihren Larven dem Gasaustausch, es wird am Wasserspiegel als Schnorchel benützt. Das Atemrohr bildet einen Teil des Tracheensystems.

Larven der Culex-Mücke. Wie auf dem Bild zu sehen, bilden die Larven dichte Gruppen an der Oberfläche stehender Gewässer. Die dunklere Struktur in der oberen Bildmitte ist wahrscheinlich eine Puppe

Viele aquatisch lebende Insektenlarven besitzen kein Atemrohr, sondern innenliegende oder äußere verästelte oder unverzweigte Tracheenkiemen oder Blutkiemen oder Analkiemen oder Kombinationen davon.[1][2]

Anatomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die anatomischen Formen und Funktionen von Atemrohren können unterschiedlich sein.

Culex[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Atemrohr der Culex-Larven entspringt dem letzten (8.) Segment des Hinterleibes und ragt nach hinten. Die Larve hängt kopfüber mit dem Atemrohr an der Wasseroberfläche, sodass das obere Ende den Luftraum erreicht. An seinem Ende beherbergt das Atemrohr zwei runde Öffnungen. Sie sind von 5 dreieckigen Spitzen umgeben, die unter Wasser zusammenklappen und als Verschluss dienen.[3][4]

Chitin-Borstenbüschel am Ende des Analsegments erhöhen die Adhäsion und helfen, an der Grenzflächenschicht zu haften.[5]

Zusätzlich sind bei Culex-Larven Analkiemen vorhanden, die jedoch weniger zum Gasaustausch beitragen.

Rattenschwanzlarven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Larve von Eristalis tenax mit körperlangem Atemrohr

Rattenschwanzlarven, beispielsweise Larven der Mistbiene, tragen an ihrem Hinterende einen röhrenförmigen, teleskopartig ausfahrbaren Atemsiphon.[6] Dieses Atemrohr kann mindestens Körperlänge erreichen, oft kann es noch länger ausgefahren werden. Diese Länge erlaubt es Rattenschwanzlarven, am Grund seichter Gewässer zu leben.

Salzfliegen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Atemrohr der Salzfliegen ähnelt dem der Rattenschwanzlarven, es ist jedoch kürzer als ihre Körperlänge.[7]

Skorpionswanzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ranatra elongata mit einem Paar zweier langer Halbröhren als Atemrohr

Die Skorpionswanzen tragen als Adulttiere ein langes Atemrohr an ihrem Hinterende, welches aus einem Paar Halbröhren besteht, die zu einem Siphon gebündelt werden können. Die Larven besitzen kein Atemrohr, sondern seitliche Tracheenöffnungen.[8][9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. W. H. Thorpe: Tracheal and blood gills in aquatic insect larvæ. In: Nature, Band 131, 1933, S. 549–550.
  2. Ann H. Morgan, Helen D. O'Neil: The function of the tracheal gills in larvae of the caddis fly, Macronema zebratum Hagen. In: Physiological Zoology, Band 4, Nr. 3, 1931, S. 361–379. JSTOR:30151148.
  3. Peter J. Bosak, Wayne J. Crans: The structure and function of the larval siphon and spiracular apparatus of Coquillettidia perturbans. In: Journal of the American Mosquito Control Association-Mosquito News, Band 18, Nr. 4, 2002, S. 280–283 (PDF).
  4. Marie A. Badalamente, Caryn L. Kozenko, Milton B. Flemings: Ultrastructural observations of the respiratory siphon of the fourth instar Culex pipiens pipiens larva subjected to chemical monolayers. In: Annals of the Entomological Society of America, Band 69, Nr. 1, Januar 1976, S. 114–116, doi:10.1093/aesa/69.1.114.
  5. S. N. Gorb (Hrsg.): Functional Surfaces in Biology - Adhesion Related Phenomena. Springer, Heidelberg 2009, doi:10.1007/978-1-4020-6695-5.
  6. A. Aguilera, A. Cid, B. J. Regueiro, J. M. Prieto, M. Noya: Intestinal myiasis caused by Eristalis tenax. In: J. Clin. Microbiol. 37. Jahrgang, Nr. 9, September 1999, S. 3082, PMID 10475752, PMC 85471 (freier Volltext).
  7. A. Sundermann, S. Lohse, L. A. Beck, P. Haase: Key to the larval stages of aquatic true flies (Diptera), based on the operational taxa list for running waters in Germany. In: Annales de Limnologie - International Journal of Limnology, Band 43, Nr. 1, 2007, S. 61–74.
  8. Jonathan Wright: Water Scorpions, Northern State University, South Dakota 1997.
  9. O. W. Richards, R. G. Davies (Hrsg.): The Respiratory System. IMMS’ General Textbook of Entomology: Band I: Structure, Physiology and Development, Springer Netherlands, S. 209–233, doi:10.1007/978-94-011-6514-3_13, ISBN 978-94-011-6514-3.