BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung

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BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH

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Rechtsform GmbH (alleiniger Gesellschafter ist die Bundesrepublik Deutschland)
Gründung 2017
Sitz Essen
Leitung
  • Bettina Hesse
    (Vorsitzende Geschäftsführerin)
  • Lars Köbler
    (Kaufmännischer Geschäftsführer)
  • Wilhelm Graf
    (Technischer Geschäftsführer)
Mitarbeiterzahl ca. 550
Branche Zwischenlagerung
Website bgz.de
Stand: 1. Juni 2023

Die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH ist eine in privater Rechtsform organisierte Gesellschaft des Bundes mit Hauptsitz in Essen, die Zwischenlagern für radioaktive Abfälle in Deutschland betreibt. Das Unternehmen wurde auf Grundlage des Gesetzes zur Neuordnung der Verantwortung in der kerntechnischen Entsorgung gegründet. Neben den zentralen Zwischenlagern in Ahaus und Gorleben betreibt die BGZ die Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle an den Standorten der deutschen Kernkraftwerke: Biblis, Brokdorf, Grafenrheinfeld, Grohnde, Gundremmingen, Isar, Krümmel, Lingen, Neckarwestheim, Philippsburg und Unterweser. Seit 1. Januar 2020 betreibt die BGZ auch Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle an den Standorten deutscher Kernkraftwerke. Hier werden insbesondere Reststoffe aus dem Betrieb und Rückbau der Kernkraftwerke bis zu ihrer Abgabe an das Endlager Konrad zwischengelagert. Darüber hinaus hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz die BGZ mit der Konzeption und dem Bau eines Logistikzentrums für das Endlager Konrad beauftragt.

Am 19. Oktober 2016 verabschiedete das Bundeskabinett ein Gesetzespaket zur Lagerung der radioaktiven Abfälle in Deutschland. In diesem wurde geregelt, dass die Kernkraftwerksbetreiber 24,1 Mrd. Euro in einen öffentlich-rechtlichen Fonds (KENFO) einzahlen. Im Gegenzug trägt der Staat die Verantwortung für die Zwischen- und Endlagerung der radioaktiven Abfallstoffe. Stilllegung und Rückbau der Kernkraftwerke sowie die fachgerechte Verpackung der Abfälle verantworten und finanzieren weiterhin die Konzerne.[1] Das „Gesetz zur Neuordnung der Verantwortung in der kerntechnischen Entsorgung“ trat im Dezember 2016 in Kraft.[2][3]

Als organisatorische Konsequenz des Gesetzes wurde am 1. März 2017 die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH durch die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) mit Firmensitz in Essen gegründet.[3] Am 1. August 2017 übernahm der Bund die BGZ zu 100 % in seinen Besitz. Zu diesem Datum hat das Unternehmen auch die Verantwortung für die zentralen Zwischenlager in Gorleben und Ahaus übernommen. Der Bund übernahm dabei von der GNS ca. 70 Beschäftigte am Standort Essen sowie 80 Beschäftigte aus Gorleben und Ahaus.[4][5]

Seit dem 1. Januar 2019 ist die BGZ für die 13 Zwischenlager mit hochradioaktiven Abfällen an den deutschen Kernkraftwerken und seit 2020 für zwölf Lager mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus dem Betrieb und Rückbau der Kernkraftwerke zuständig.[6]

Zum 1. Mai 2021 übernahm Lars Köbler zusätzlich zu seinen Aufgaben als kaufmännischer Geschäftsführer der BGZ auch die Geschäftsführung der Kerntechnischen Hilfsdienst GmbH (KHG). Seit dem 1. Januar 2023 gehört die KHG zur BGZ-Gruppe. Die BGZ hält 92,2 % der Anteile an der KHG. Weitere Anteilseigner sind die Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen mbH (JEN, 6,6 %) und die Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH (KTE, 1,2 %).[7]

Im Februar 2023 konstituierte sich der BGZ-Aufsichtsrat gemäß Drittelbeteiligungsgesetz neu. Zum Vorsitzenden wurde Christian Kühn gewählt.[8]

Zwischenlager der BGZ[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die BGZ betreibt folgende Zwischenlager:[9]

Zwischenlager Kürzel Standort Inbetriebnahme Abfallart
Abfall-Zwischenlager Ahaus AZA dezentral 2010 schwach- und mittelradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Ahaus BZA dezentral 1992 hochradioaktiv
Abfall-Zwischenlager Biblis 1 AZB 1 Kernkraftwerk Biblis 1982 schwach- und mittelradioaktiv
Abfall-Zwischenlager Biblis 2 AZB 1 Kernkraftwerk Biblis 2018 schwach- und mittelradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Biblis BZB Kernkraftwerk Biblis 2006 schwach-, mittel und mittelradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Brokdorf BZF Kernkraftwerk Brokdorf 2007 hochradioaktiv
Abfall-Zwischenlager Gorleben AZG dezentral 1984 schwach- und mittelradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Gorleben BZG dezentral 1995 hochradioaktiv
Abfall-Zwischenlager Grafenrheinfeld AZR Kernkraftwerk Grafenrheinfeld 2021 schwach- und mittelradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Grafenrheinfeld BZR Kernkraftwerk Grafenrheinfeld 2006 hochradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Grohnde BZD Kernkraftwerk Grohnde 2006 hochradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Gundremmingen BZM Kernkraftwerk Gundremmingen 2006 hochradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Isar BZI Kernkraftwerk Isar 2007 hochradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Krümmel BZK Kernkraftwerk Krümmel 2006 hochradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Lingen BZL Kernkraftwerke Lingen und Emsland 2002 hochradioaktiv
Abfall-Zwischenlager Neckarwestheim AZN Kernkraftwerk Neckarwestheim 2022 schwach- und mittelradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Neckarwestheim BZN Kernkraftwerk Neckarwestheim 2006 hochradioaktiv
Abfall-Zwischenlager Obrigheim AZO Kernkraftwerk Obrigheim 2008 schwach- und mittelradioaktiv
Abfall-Zwischenlager Philippsburg AZP Kernkraftwerk Philippsburg 2020 schwach- und mittelradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Philippsburg BZP Kernkraftwerk Philippsburg 2007 hochradioaktiv
Abfall-Zwischenlager Stade AZS Kernkraftwerk Stade 2007 schwach- und mittelradioaktiv
Abfall-Zwischenlager Unterweser 1 AZU 1 Kernkraftwerk Unterweser 1981 schwach- und mittelradioaktiv
Abfall-Zwischenlager Unterweser 2 AZU 2 Kernkraftwerk Unterweser 2020 schwach- und mittelradioaktiv
Brennelemente-Zwischenlager Unterweser BZU Kernkraftwerk Unterweser 2007 hochradioaktiv
Abfall-Zwischenlager Würgassen AZW Kernkraftwerk Würgassen 2007 schwach- und mittelradioaktiv

Zusätzlich zu den genannten Lagern soll auch ein neues Lager am Standort des Kernkraftwerks Brunsbüttel nach Erfüllung der Genehmigungsauflagen an die BGZ übergehen.[9][10]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. tagesschau.de: Atommüll. Abgerufen am 1. März 2023.
  2. German government takes over interim waste storage - World Nuclear News. Abgerufen am 1. März 2023.
  3. a b Hendricks: "Bundesregierung treibt die Neustrukturierung im Atombereich voran" - BMUV-Pressemitteilung. Abgerufen am 1. März 2023.
  4. GNS: GNS und Bund einigen sich über Abgabe der Zwischenlagerung vom 8. Mai 2017
  5. Janet Lindgens: Bund übernimmt Essener Experten für Atom-Zwischenlager. 8. Mai 2017, abgerufen am 1. März 2023 (deutsch).
  6. Bund übernimmt atomare Zwischenlager - BMUV-Pressemitteilung. Abgerufen am 1. März 2023.
  7. Janine Tokarski: Kerntechnische Anlagen: BGZ übernimmt Notfall-Vorsorge. In: BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH. 25. Januar 2023, abgerufen am 1. März 2023 (de-DE-formal).
  8. Janine Tokarski: Aufsichtsrat der BGZ nimmt seine Arbeit auf. In: BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH. 9. Februar 2023, abgerufen am 1. März 2023 (de-DE-formal).
  9. a b Übersicht der Zwischenlager. Abgerufen am 7. November 2023 (de-DE-formal).
  10. LasmA am KKB: Genehmigung für den Umgang mit radioaktiven Stoffen erteilt. Abgerufen am 7. November 2023.