Bagamoyo (Distrikt)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Distrikt Bagamoyo

Lage des Distrikts Bagamoyo in der Region Pwani
Basisdaten
Staat Tansania
Region Pwani
Fläche 945 km²
Einwohner 205.478 (2022)
Dichte 217 Einwohner pro km²
ISO 3166-2 TZ-19
Koordinaten: 6° 19′ S, 38° 11′ O

Bagamoyo ist ein Distrikt der Region Pwani mit dem Verwaltungssitz in der Stadt Bagamoyo. Der Distrikt grenzt im Osten an den Indischen Ozean, im Südosten an die Region Daressalam, im Süden an den Distrikt Kibaha (TC) und ist ansonst vom Distrikt Chalinze umgeben.

Mündung des Flusses Ruvu, rechts die Stadt Bagamoyo

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bagamoyo hat eine Größe von 945 Quadratkilometern[1] und 205.478 Einwohner (Volkszählung 2022).[2] Das Land ist eine leicht hügelige Ebene mit wenig Vegetation. Der Nordosten und der Westen sind bewaldet, die Küste im Osten ist sumpfig und von Mangrovenwald bedeckt. Die Entwässerung erfolgt in den Indischen Ozean, die größten Flüsse sind der Wami im Norden und der Ruvu.im Süden, die beide in den Indischen Ozean münden. Das Klima ist tropisch, Aw nach der effektiven Klimaklassifikation. Es gibt zwei Regenzeiten. Kurze Regenschauer fallen von Juli bis September, ausgiebigere Regen in den Monaten von Februar bis Juni. Die Niederschläge sind an der Küste stärker als im Landesinneren, im Durchschnitt fallen 800 bis 1200 Millimeter Regen pro Jahr.[3][4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon im 12. Jahrhundert war Kaole, ein Dorf fünf Kilometer südlich der Stadt Bagamoyo, ein wichtiger Handelsstützpunkt. Später wurde „Old Stonetown“ beim heutigen Dorf Dunda ein wichtiger Umschlagplatz für Sklaven, bevor diese nach Sansibar verschifft wurden. Im 19. Jahrhundert wurde Bagamoyo das erste deutsche Hauptquartier in Ostafrika.[5][6]

Seine endgültige Größe erhielt Bagamoyo, nachdem 2015 Chalinze als eigener Distrikt abgespalten wurde.[7]

Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Distrikt besteht aus 11 Gemeinden (Wards):[2]

  • Dunda
  • Fukayosi
  • Kiromo
  • Kerenge
  • Kisutu
  • Magomeni
  • Makurunge
  • Mapinga
  • Nianjema
  • Yombo
  • Zinga

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohnerzahl stieg von 173.871 im Jahr 1988 über 228.967 im Jahr 2002 auf 311.740 im Jahr 2012. Das bedeutet, dass das jährliche Wachstum von 2,0 auf 3,1 Prozent zunahm.[8] Im Jahr 2012 sprachen von den über Fünfjährigen sechzig Prozent Swahili und zehn Prozent Swahili und Englisch. Dreißig Prozent waren Analphabeten.[9] Nach der Teilung des Distriktes im Jahr 2015 sank die Einwohnerzahl auf 106.484 im Jahr 2016 (Schätzung),[10] stieg bis zur Volkszählung 2022 auf 205.478.[2]

Einrichtungen und Dienstleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bildung: Im Distrikt besuchten 21.833 Schüler die Grundschule, wo sie von 668 Lehrern (164 Männern und 504 Frauen) unterrichtet wurden. Von den 39 Grundschulen waren 32 öffentlich. In 21 weiterführenden Schulen wurden 10.716 Schüler unterrichtet. Davon waren neun Schulen öffentlich (Stand 2017).[11]
  • Gesundheit: Für die medizinische Versorgung der Bevölkerung standen ein staatliches und vier private Krankenhäuser zur Verfügung. Daneben gab es ein staatliches Gesundheitszentrum und fünfzehn staatliche Apotheken. Im Distrikt ordinierten 246 Ärzte (Stand 2017).[12]
Fischerboote

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rund achtzig Prozent der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig.

  • Landwirtschaft: Der Großteil der landwirtschaftlichen Erträge dient der Selbstversorgung. Angebaut werden Mais, Reis, Hirse, Maniok, Süßkartoffeln, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Sesam, Cashewnüsse, Ananas, Orangen, Mangos und Sonnenblumen.[3] Im Jahr 2016 wurden 10.000 Tonnen Ananas, 400 Tonnen Koksonüsse und 370 Tonnen Cashewnüsse verkauft.[13] Fast neunzig Prozent der Haushalte auf dem Land und zehn Prozent der Haushalte in der Stadt halten Nutztiere. Am häufigsten gehalten werden Geflügel und Rinder (Stand 2012).[14]
  • Fischerei: Im Jahr 2017 wurden mit 171 Fischereifahrzeugen 80 Tonnen Fisch aus dem Meer gefangen. Im selben Jahr war der Ertrag aus Fischteichen knapp neun Tonnen.[15]
  • Eisenbahn: Die Bahnlinie von Tanga nach Arusha, die 2019 wieder eröffnet wurde, durchquert den Distrikt von Süden nach Norden.[16]
  • Straßen: Die wichtigste Straßenverbindung des Distriktes ist die Nationalstraße T1, die von Daressalam nach Morogoro führt und durch den Süden des Distriktes verläuft. In Chalinze zweigt von dieser die Nationalstraße T2 ab, die nach Norden durch die Stadt Bagamoyo und weiter bis Moshi führt.[17] Daneben gibt es 63 Kilometer Regionalstraßen und über 400 Kilometer Landstraßen. Diese sind größtenteils unbefestigt (Stand 2015/16).[18]
  • Wasser: Im Jahr 2021 unterstützte die Katholischen Männerbewegung Steiermark ein Wasserversorgungsprojekt für die Gegend um Lugoba.[19]
Ruinen bei Kaole
Historische Stadt Bagamoyo, Alte Boma

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Saadani-Nationalpark: Im Norden hat der Distrikt Anteil an diesem 1062 Quadratkilometer großen Nationalpark. Er wurde 1969 zum Naturreservat und 2002 zum Nationalpark erklärt.[20][21]
  • Ruinen von Kaole: Fünf Kilometer südlich der Stadt Bagamoyo liegen die Ruinen von zwei Moscheen und von 22 Gräbern aus dem 13. Jahrhundert.[22]
  • Historische Stätten aus der Deutschen Kolonialzeit: Bekannte Sehenswürdigkeiten sind das Alte Fort aus dem Jahr 1856, das Deutsche Zollhaus von 1895 und die Deutsche Boma von 1897.[22]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. History. Bagamoyo District Council, abgerufen am 28. April 2022.
  2. a b c Administrative Units, Population Distribution Report. (PDF) The United Republic of Tanzania, Dezember 2022, S. 75, abgerufen am 10. September 2023.
  3. a b Strategic Plan for Bagamoyo District Council 2016/2017–2020/2021. (PDF) Oktober 2016, S. 5–6, abgerufen am 19. Februar 2020.
  4. Bagamoyo climate: Average Temperature, weather by month, Bagamoyo water temperature - Climate-Data.org. Abgerufen am 20. Februar 2020.
  5. Amy Gautum: Profile of Current Coastal Tourism in Bagamoyo District, Tanzania and Opportunities for Development of Ecotourism. (PDF) Oktober 2005, S. 5, abgerufen am 20. Februar 2020.
  6. Bagamoyo | Tanzania. Encyclopaedia Britannica, abgerufen am 20. Februar 2020 (englisch).
  7. History. Chalinze District Council, abgerufen am 28. April 2022.
  8. Tanzania Regional Profiles, 06 Pwani Regional Profile. (PDF) The United Republic of Tanzania, 2016, S. 16, abgerufen am 19. Februar 2020.
  9. Tanzania Regional Profiles, 06 Pwani Regional Profile. (PDF) The United Republic of Tanzania, 2016, S. 74, abgerufen am 20. Februar 2020.
  10. Makadirio ya Idadi ya Watu katika Majimbo ya Uchaguzi kwa Mwaka 201. (PDF) United Republic of Tanzania, April 2016, S. 54, abgerufen am 28. April 2022.
  11. Education | Bagamoyo District Council. Abgerufen am 20. Februar 2020 (Suaheli).
  12. Health | Bagamoyo District Council. Abgerufen am 20. Februar 2020 (Suaheli).
  13. Strategic Plan for Bagamoyo District Council 2016/2017–2020/2021. (PDF) Oktober 2016, S. 42, abgerufen am 20. Februar 2020.
  14. Tanzania Regional Profiles, 06 Pwani Regional Profile. (PDF) The United Republic of Tanzania, 2016, S. 130, 133, abgerufen am 20. Februar 2020.
  15. Pwani Region Investment Guide, 2019. (PDF) S. 31, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Februar 2020; abgerufen am 20. Februar 2020.
  16. Daily News, Tanga-Moshi Railway relaunched. 31. Oktober 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Oktober 2019; abgerufen am 20. Februar 2020.
  17. Tanzania Trunk Road Network. Abgerufen am 20. Februar 2020.
  18. Ujenzi | Bagamoyo District Council. Abgerufen am 20. Februar 2020 (Suaheli).
  19. Errichtung einer Wasserversorgungsstelle in der Region Chalinze, Tansania. 27. Mai 2021, abgerufen am 7. August 2023.
  20. Tanzania in Figures 2018. (PDF) National Bureau of Statistics, Juni 2019, S. 8, abgerufen am 20. Februar 2020.
  21. Daniela Eiletz-Kaube: Saadani National Park. In: Safari Insider. Abgerufen am 20. Februar 2020 (deutsch).
  22. a b Amy Gautum: Profile of Current Coastal Tourism in Bagamoyo District, Tanzania and Opportunities for Development of Ecotourism. (PDF) Oktober 2005, S. 7, abgerufen am 20. Februar 2020.