Bahnstrecke Erbach–Fehl-Ritzhausen

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Erbach–Fehl-Ritzhausen
Erbacher Brücke
Erbacher Brücke
Streckennummer (DB):3732
Kursbuchstrecke (DB):251e (1963)
Streckenlänge:12 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 17 
Bundesland (D): Rheinland-Pfalz
Betriebsstellen und Strecken[1]
Oberwesterwaldbahn von Altenkirchen
0,0 Nistertal-Bad Marienberg 317 m
(ehem. Erbach (Westerw))
Nister
Oberwesterwaldbahn nach Limburg
Nister, Viadukt
4,1 Hardt Ww.[2]
5,9 Bad Marienberg
Bis 1969 Marienberg-Langenbach[3]
9,2 Großseifen
ehem. Westerwaldquerbahn von Montabaur
12,0 Fehl-Ritzhausen 474 m
ehem. Westerwaldquerbahn nach Herborn

Die Bahnstrecke Erbach–Fehl-Ritzhausen war eine eingleisige, nicht elektrifizierte Bahnverbindung in Rheinland-Pfalz. Sie verband Erbach an der Oberwesterwaldbahn Limburg–Altenkirchen im Westen mit Fehl-Ritzhausen an der Westerwaldquerbahn Montabaur–Herborn im Osten. Damit erhielt die Kreisstadt des Oberwesterwaldkreises, Marienberg, einen eigenen Bahnhof. Ein besonderes Bauwerk war das Viadukt über die Nister.[4][5][6]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marienberg war ab dem 1. Oktober 1886 indirekt an das Eisenbahnnetz angeschlossen – über den ca. 4 km westlich gelegenen Bahnhof Erbach am zweiten Abschnitt der Bahnstrecke Limburg–Altenkirchen. Am 16. Juli 1907 wurde mit dem Abschnitt Rennerod–Westerburg der Westerwaldquerbahn auch eine Stichstrecke von Fehl-Ritzhausen über Großseifen nach Marienberg eröffnet.[7]

Die direkte Anbindung der Kreisstadt Marienberg an die Oberwesterwaldbahn in Erbach, die nun für den Verkehr mit dem nördlichen Kreisgebiet (um Hachenburg) unverzichtbar erschien, war etwas schwieriger. Wegen geologischer Probleme im Gelände rechts der Nister oberhalb von Erbach und der ungünstigen Steigungsverhältnisse musste die Trasse zunächst nach Süden ausgeschwenkt und nach Unterquerung der Oberwesterwaldbahn in einem großen Bogen wieder in nördlicher Richtung geführt werden.

Nördliches Ende der Erbacher Brücke

Auf dem Weg nach Hardt überquert die Trasse rund 700 m südwestlich der Hardtermühle das Tal der Nister auf einem elfbogigen, rund 300 m langen und rund 40 m hohen Viadukt, dem damals größten Bauwerk aus Stampfbeton in Deutschland,[6][8] das in nur sechs Monaten Bauzeit durch die Bauunternehmung Hüser & Cie. (Oberkassel) errichtet wurde.[5] Am 31. August 1911 wurde die Verbindungsstrecke eröffnet.[4]

1948 wurde der Bahnhof Großseifen zum Haltepunkt herabgestuft, die Betreuung der Reisenden erfolgte durch eine „Agentur“.[9] Das ließ sich aber nicht halten, da das Verkehrsaufkommen zu hoch war. Noch im gleichen Jahr wurde die Maßnahme wieder rückgängig gemacht.[10] Zum 24. November 1949 wurde der Haltepunkt Hardt (Ww) in Betrieb genommen.[11]

Nach 1952 kamen Uerdinger Schienenbusse zum Einsatz. 1955 wurde die Zugsicherung auf der Strecke auf vereinfachten Nebenbahndienst umgestellt.[12] 1957 erfolgte die umfassende Sanierung des Viadukts, wobei nun filigrane Stahl-Geländer die massiven Beton-Brüstungen ersetzten.[4][5] Der Verkehr war recht rege, 1963 verkehrten werktags zehn Zugpaare, dazu jeweils ein Zug Erbach–Marienberg und Fehl-Ritzhausen–Marienberg, sonntags waren es neun Zugpaare. Zum Sommerfahrplan 1969 wurde der Bahnhof Marienberg-Langenbach in Bad Marienberg umbenannt.[13]

Am 26. September 1971 wurde der Personenverkehr auf der gesamten Strecke und der Güterverkehr zwischen Marienberg und Fehl-Ritzhausen eingestellt.[14] Am 1. Juli 1996 wurde der verbliebene Abschnitt, der bis zum Jahresende 1994[7] – wenn auch nur sporadisch – noch im Güterverkehr bedient wurde, stillgelegt.[15]

Die Trasse ist weitgehend erhalten und dient heute als Rad- und Wanderweg bis zum Nistertalviadukt. Das Viadukt steht unter Denkmalschutz. Es kann von Wanderern und Radfahrern überquert werden, nachdem der Bewuchs entfernt und das Betretungsverbot aufgehoben wurde.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eisenbahnatlas Deutschland 2007/2008. 6. Auflage. Schweers + Wall, Aachen 2007, ISBN 978-3-89494-136-9.
  2. Zum 20. Oktober 1952 nachträglich eingerichtet, damals unter der Bezeichnung Langenbach (Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Eisenbahndirektion Mainz vom 24. Oktober 1952, Nr. 47. Bekanntmachung Nr. 677, S. 343).
  3. Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 6. Juni 1969, Nr. 23. Bekanntmachung Nr. 195, S. 130.
  4. a b c Die große Brücke aus "650 Jahre Hardt. 1332-1982. Eine Westerwald-Gemeinde im Wandel der Zeit!", auf argewe.lima-city.de, abgerufen am 24. September 2020
  5. a b c www.nistertal-westerwald.de Die Erbacher Brücke (PDF-Dokument; 77 kB) (abgerufen am 12. September 2011)
  6. a b Die Westerwald-Querbahn (Memento vom 11. März 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 12. September 2011)
  7. a b Kramer / Bordkorb: Abschied von der Schiene. Güterstrecken 1994 bis heute. Transpress, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-71333-8, S. 61.
  8. verkehrsrelikte.uue.org Die Bauwerke (abgerufen am 12. September)
  9. Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Eisenbahndirektion Mainz vom 17. September 1948, Nr. 45. Bekanntmachung Nr. 285, S. 179.
  10. Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Eisenbahndirektion Mainz vom 2. Dezember 1948, Nr. 60. Bekanntmachung Nr. 407, S. 277.
  11. Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Eisenbahndirektion Mainz vom 25. November 1949, Nr. 55. Bekanntmachung Nr. 690, S. 307.
  12. Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 6. Mai 1955, Nr. 18. Bekanntmachung Nr. 241, S. 109.
  13. Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 6. Juni 1969, Nr. 23. Bekanntmachung Nr. 195, S. 130.
  14. www.westerwaelder-bahnen.net Erbach–Fehl-Ritzhausen (abgerufen am 12. September 2011)
  15. Liste der seit 1994 stillgelegten bundeseigenen Strecken im Land Rheinland-Pfalz. Eisenbahn-Bundesamt, 11. September 2017, abgerufen am 24. September 2020.