Bahnstrecke Merseburg–Schafstädt

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Merseburg Hbf–Schafstädt
Streckennummer:6357 (Merse­burg Hbf–
Merse­burg Elisabeth­höhe)

6806 (Buna Werke–Schaf­städt)
Kursbuchstrecke (DB):588
Streckenlänge:17,8 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:Merse­burg Hbf–Buna Werke
(–Halle-Niet­leben):

15 kV, 16,7 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:50 km/h
von Bebra
von Leipzig-Leutzsch
von Querfurt
0,017 Merseburg Hbf
nach Halle (Saale) Hbf
Bundesstraße 91
3,452 Merseburg Elisabethhöhe
zeitweise Merseburg Friedenshöhe
3,853 Neutrassierung
Laucha
Buna Werke Bahnsteig (Bft)
Anschluss Buna-Werke
5,640 Buna Werke früher Buna Werke Pbf
5,970 nach Halle-Nietleben
Ende der Oberleitung
5,700 Knapendorf
Bundesautobahn 38
8,100 Milzau
9,100 Leipzig Hbf–Eltersdorf (Schnellfahrstrecke)
10,500 Bad Lauchstädt (Hp und Awanst, ehem. Bf)
Werksanschluss, ehem. nach Angersdorf
12,600 Bad Lauchstädt West
14,500 Groß Gräfendorf
17,600 Schafstädt (seit 2009)
17,800 Schafstädt (bis 2009)

Die Bahnstrecke Merseburg–Schafstädt ist eine Nebenbahn in Sachsen-Anhalt. Sie folgt weitgehend dem Verlauf des Bachs Laucha.

Die Kilometrierung der Strecke nach Schafstädt geht von Merseburg aus, obwohl die zugehörige Strecke erst östlich von Milzau beginnt. Dabei wird die frühere Streckenführung weiter südlich der Buna-Werke berücksichtigt, während die Strecke heute mit einem Umweg von 1,2 Kilometern über die Buna-Werke führt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. November 1896 ging die Bahnstrecke Merseburg–Schafstädt in Betrieb.

Mit dem Bau der Buna-Werke 1936 gewann der östliche Teil der Strecke vor allem im Güterverkehr an Bedeutung. Durch die nach 1937 erfolgte Anbindung der Buna-Werke und der damit verbundenen Verschwenkung der Trasse ab dem heutigen Merseburger Ortsteil Annemariental bis zum ehemaligen Bahnhof Milzau wurde in der Ortschaft Knapendorf der dortige Bahnhof aufgegeben.[1] Durch die Neutrassierung verlängerte sich die Strecke nach Schafstädt um 1,2 Kilometer.

Um eine leistungsfähige Verbindung zwischen Halle-Neustadt und den Buna-Werken zu erhalten, wurde die in Bad Lauchstädt abzweigende „Zwiebelbahn“ nach Schlettau (heute Angersdorf) großzügig neutrassiert. Am 24. April 1967 wurde die nun elektrifizierte und in den Bahnhof Buna Werke in die Schafstädter Bahn einmündende Verbindung eröffnet. Auch der Abschnitt Merseburg–Buna Werke wurde elektrifiziert.

Zug im alten Bahnhof Schafstädt (2007)

Nach der Wende 1990 wurde die Produktion der Buna-Werke umgestellt. Mit der Übernahme durch Dow Chemical entstanden moderne Produktionsanlagen, alte wurden stillgelegt und abgerissen mit der Folge, dass zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut wurden; parallel dazu sanken auf der Strecke die Fahrgastzahlen.

In den 1990er Jahren wurde die Strecke mit dem Ziel, sie zu erhalten, in das Flächenbahnkonzept des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen. In den 2000er Jahren erfolgte ihre stellenweise Sanierung, teilweise verblieben jedoch noch Langsamfahrstellen.

Haltepunkt Milzau (2015)
Überquerung der Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle

Zuletzt fuhren in der Relation Merseburg–Buna Werke–Schafstädt moderne Triebwagen des Typs DWA LVT/S der DB Regio im Stundentakt. Die Strecke gehörte zum Regionalnetz Burgenland (Burgenlandbahn). Die planmäßige Fahrtdauer für die Gesamtstrecke betrug 31 Minuten. Es gab 13 Zugpaare pro Tag. Die Strecke teilte sich die Kursbuchnummer 588 mit der Bahnstrecke Merseburg–Halle-Nietleben.

Im Dezember 2007 sollte der Personenverkehr auf der Strecke komplett eingestellt werden. Der Grund dafür waren die geringen Fahrgastzahlen – sie waren um die Hälfte auf 250 Reisende pro Werktag gefallen – und die Streichung von Regionalisierungsmitteln. Während die Personenzüge der Relation Merseburg–Halle-Nietleben, die die Strecke im Abschnitt Merseburg–Buna Werke nutzten, im Dezember 2007 entfielen, wurde die Verbindung Merseburg–Schafstädt auf Wunsch der Region weiter bestellt.[2]

Doch auch einzelne Maßnahmen zur Ertüchtigung der Infrastruktur, zum Beispiel ein neuer Haltepunkt in Schafstädt (2009), um dort einen Bahnübergang einzusparen,[3] und spezielle Angebotsausweitungen konnten den weiteren Rückgang der Fahrgastzahlen nicht stoppen. Nach Angaben der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) nutzten die Züge zuletzt weniger als 150 Fahrgäste pro Tag.[4] Der Personenverkehr wurde daher zum 14. Dezember 2014 wegen zu geringer Nachfrage eingestellt.[5][6]

Zuletzt lag die Streckenhöchstgeschwindigkeit bei 50 km/h, zwischen Bad Lauchstädt und Bad Lauchstädt West wegen Oberbaumängeln bei 30 km/h. Reduzierungen auf 20 km/h gab es an ungesicherten Bahnübergängen zum Betriebsgelände der Mitteldeutschen Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft, am Haltepunkt Milzau sowie westlich des Bahnhofs Bad Lauchstädt. Die schadhafte Brücke über den Wirtschaftsweg Maerkerstraße im Ostkopf des Bahnhofs Bad Lauchstädt ließ nur eine Befahrung mit 10 km/h zu.[7]

Am 6. Februar 2017 genehmigte das Eisenbahn-Bundesamt die Stilllegung des Abschnitts Bad Lauchstädt–Schafstädt, da sich die RegioInfra als einziger Interessent für die gesamte Strecke zurückzog.[8] Der Betrieb wurde am 28. Februar 2017 dauerhaft eingestellt. Für den verbleibenden Streckenrest bis Bad Lauchstädt gab es noch zwei Interessenten.[9] Am 18. Januar 2018 genehmigte das Eisenbahn-Bundesamt auch die Stilllegung des Abschnitts Buna Werke (Streckenkilometer 6,680) – Bad Lauchstädt.[10] Die Stilllegung wurde zum 28. Februar 2018 vollzogen. Die ZossenRail Betriebsgesellschaft mbH hat den Streckenabschnitt Buna Werke (ausschließlich) bis Schafstädt mit Wirkung zum 1. März 2018 gepachtet. Das Unternehmen will den Streckenabschnitt Buna Werke – Bad Lauchstädt als Serviceeinrichtung weiterbetreiben.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bahnstrecke Merseburg–Schafstädt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. S.a. Meßtischblatt 2679, neue Nr. 4637: Merseburg (West), 1937, Deutsche Fotothek
  2. Abbestellungen in Sachsen-Anhalt 2007. Pro Bahn Mitteldeutschland, 2. September 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. April 2016; abgerufen am 9. März 2012.
  3. Jan Weiland: Eisenbahn-Jahresrückblicke – 2009. 14. Februar 2009, abgerufen am 16. April 2018.
  4. Michael Bertram: Schafstädt: Steht die Burgenlandbahn vor dem Aus? In: Mitteldeutsche Zeitung. 14. Januar 2014, abgerufen am 22. August 2014.
  5. Nahverkehr: Auf drei Strecken fährt künftig Bus statt Zug. Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt, 22. August 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. August 2014; abgerufen am 22. August 2014.
  6. Dirk Skrzypczak: Nahverkehr in Sachsen-Anhalt: Bahnstrecke Merseburg-Schafstädt wird stillgelegt. In: Mitteldeutsche Zeitung. 22. August 2014, abgerufen am 22. August 2014.
  7. Abschied Merseburg - Schafstädt Teil 1: Führerstandsmitfahrt am letzten Betriebstag. In: youtube.com. Abgerufen am 22. Januar 2019.
  8. Genehmigung gemäß § 11 Abs. 2 Allgemeines Eisenbahngesetz (AEG). (PDF) Eisenbahn-Bundesamt, 6. Februar 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Februar 2017; abgerufen am 18. Februar 2017.
  9. Sachsen-Anhalt: Strecke nach Schafstädt ist stillgelegt. In: eurailpress.de. DVV Media Group GmbH, 21. Februar 2017, abgerufen am 17. Mai 2017.
  10. Genehmigung gemäß § 11 Abs. 2 Allgemeines Eisenbahngesetz (AEG). (PDF; 1,3 MB) Eisenbahn-Bundesamt, 18. Januar 2018, abgerufen am 16. April 2018.