Balduin Weidner

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Balduin Weidner um 1900

Heinrich Balduin Weidner (* 5. April 1845 in Ruhla; † 27. Januar 1929 in Osnabrück) war ein evangelischer Pfarrer und Superintendent in Osnabrück.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weidner wurde im gothaischen Ruhla 1845 als Sohn des Försters Friedrich Wilhelm Weidner geboren. Beide Großväter waren Pfarrer.[1] Er besuchte das Progymnasium in Ohrdruf und wechselte dann auf das Gymnasium Ernestinum in Gotha, wo er Ostern 1863 das Abitur machte.[2] An beiden Schulen wurden ihm vielfältige Auszeichnungen zuteil.[1] Von Ostern 1863 bis Ostern 1866 studierte er Theologie in Jena. Von 1868 bis 1870 war er Pfarrvikar in Krawinkel, ehe ihm am 24. Oktober 1870 vom gothaischen Herzog die frei gewordene Pfarrstelle in Fröttstädt übertragen wurde.[3] Im Jahr 1876 kam Weidner an die St.-Katharinen-Kirche in Osnabrück, wo er über 44 Jahre (1876–1921) als Pfarrer, ab 1878 auf der ersten Pfarrstelle, wirkte. 1904 wurde er zum Superintendenten ernannt.

Politisch war Weidner deutsch-national und kaisertreu eingestellt. Er stand der Nationalliberalen Partei nahe.[4] „In einer am 11. November 1883 zum 400. Geburtstag von Martin Luther gehaltenen Predigt stilisierte er den ‚Germanen-Apostel Dr. Martin Luther‘ zum völkischen Helden.“[4] Theologisch wird Weidner als ein führender Kopf dem Osnabrücker kirchlichen Liberalismus zugeordnet.[1] Sein soziales Engagement zeigte sich u. a. in dem von ihm am 11. März 1894 mitgegründeten „Gemeinnützigen Osnabrücker Bauverein“.[5] Das Stammkapital von 600.000 Reichsmark wurde von den Brüdern der Freimaurerloge „Zum goldenen Rade“ gestiftet, deren Meister vom Stuhl Weidner war.[6] Der Bauverein errichtete um die Jahrhundertwende das sogenannte „Mädchenviertel“ um die Magdalenenstraße, Marthastraße, Klarastraße und Herminenstraße sowie die Weidnerstraße. Die Straßenbenennung erfolgte nach den Namen seiner vier Töchter: Klara, Hermine, Magdalena und Martha.[7]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1908 benannte der Magistrat der Stadt Osnabrück eine Straße nach Balduin Weidner.[8]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die vier Chorfenster in der Katharinenkirche. Zwei Predigten am Ostertag, 10. April 1887. und am zweiten Trinitatissonntag, 19. Juni 1887. Osnabrück 1887.
  • Aus 25 Dienstjahren, Gelegenheitsreden zur Erinnerung an gemeinsame Arbeiten und Freuden, Kämpfe und Leiden, wie als Beitrag zur Osnabrücker Lokalgeschichte für Freunde und Gemeinde. Osnabrück 1902.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Schäfer: Effiges Pastorum. Die Pastoren an St. Katharinen. 400 Jahre Osnabrücker Kirchengeschichte in Bildern und Urkunden aus den Quellen. Osnabrück 1960.
  • Rainer Hehemann: Biographisches Handbuch zur Geschichte der Region Osnabrück. Bramsche 1990, S. 309.
  • Heinrich Wenschkewitz: Die Predigt der liberalen Theologen in Osnabrück. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte, 72 (1974), S. 51 ff.
  • Dirk Beyer: Kirchlicher Liberalismus in Osnabrück im Verlauf des 19. und 20 Jahrhundert. (= Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen, 46). Osnabrück 2002, S. 335–336.
  • Friederike Mühlbauer: Religionskontroversen in der Friedensstadt. Evangelisch-katholische Beziehungen in Osnabrück 1871–1918. (= Studien zur Kirchengeschichte Niedersachsens, 48). Göttingen 2014, S. 148. (Trauerrede auszugsweise abgedruckt)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Dirk Beyer (s. Literatur)
  2. Programm des Gymnasiums Ernestinum zu Gotha 1863, S. 22.
  3. Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg 1870, S. 609.
  4. a b Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte, Band 102 (2004), S. 151–152.
  5. Karl Kühling, – aber Hilfe schafft euch selber. Am Anfang standen Osnabrücker Bürger, Osnabrück 1980, S. 11.
  6. Hauptübersicht des Bundes der Freimaurer der Grossen National-Mutterloge in den Preussischen Staaten genannt zu den drei Weltkugeln nebst einem Verzeichnis der Mitglieder der fünf Tochterlogen in Berlin 1899–1900. Berlin 1900, S. 59.
  7. Das Mädchenviertel an der Sutthauser Straße ist stadtnah und multikulturell (s. Weblinks).
  8. Joachim Dierks: Randalierer rücken in Osnabrück dem alten Kaiser Wilhelm zu Leibe. In: noz.de. Neue Osnabrücker Zeitung, 31. Juli 2021, abgerufen am 2. Juli 2023.