Bandylith

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Bandylith
Blaugrüner Bandylith aus der „Queténa Mine“, Chuquicamata, Región de Antofagasta, Chile (Größe: 11,9 × 7,0 × 5,0 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Bny[1]

Chemische Formel Cu[Cl|B(OH)4][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Borate (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

V/G.08
V/G.08-010

6.AC.35
25.01.04.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol tetragonal-dipyramidal; 4/n
Raumgruppe (Nr.) P4/n[2] (Nr. 85)
Gitterparameter a = 6,17 Å; c = 5,59 Å[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Häufige Kristallflächen {001}, {111}, {201}, {110}[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,810; berechnet: 2,81[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}[3]
Bruch; Tenazität Spaltblättchen biegsam[4]
Farbe dunkelblau bis grünlich
Strichfarbe hellblau
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Perlglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,691 bis 1,692
nε = 1,640 bis 1,641[5]
Doppelbrechung δ = 0,051
Optischer Charakter einachsig negativ
Pleochroismus stark: O = dunkelblau; E = hellgrünlichgelb
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten wasserlöslich[3]

Bandylith ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Borate“ (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate, siehe Klassifikation). Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu[Cl|B(OH)4][2], ist also chemisch gesehen ein basisches Kupfer-Borat mit zusätzlichen Chlor-Ionen.

Bandylith ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt nur kleine, tafelige oder pyramidale Kristalle von wenigen Millimetern Größe, die meist in radialstrahligen Gruppen angeordnet oder zu flechtenartigen Aggregaten verwachsen sind. Seine Farbe variiert zwischen Dunkelblau und Grünlichblau, wobei der grünliche Farbton umso stärker wird, je mehr Atacamit-Einschlüsse er enthält. Unverletzte und unverwitterte Kristallflächen weisen einen glasähnlichen Glanz auf, Spaltflächen schimmern dagegen eher perlmuttartig.

Besondere Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bandylith ist vollkommen spaltbar senkrecht zur c-Achse. Dünne Spaltblättchen sind sehr biegsam und leicht verformbar. In Wasser zersetzt sich das Mineral und an der Luft verwittert es mit der Zeit zu Eriochalcit.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Bandylith 1935 in der „Queténa Mine“ nahe Chuquicamata in der Atacama-Wüste im Norden Chiles und beschrieben 1938 durch Charles Palache und William F. Foshag, die das Mineral nach seinem Entdecker Mark Chance Bandy benannten.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bandylith zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Inselborate“, wo er zusammen mit Cahnit und Teepleit die „Bandylith-Cahnit-Gruppe“ mit der System-Nr. V/G.08 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Bandylith in die neu definierte Klasse der „Borate“ und dort in die Abteilung der „Monoborate“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem Aufbau des Boratkomplexes und der möglichen Anwesenheit von zusätzlichen Anionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „B(O,OH)4, ohne und mit zusätzlichen Anionen; 1(T), 1(T) + OH usw.“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 6.AC.35 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bandylith wie die veraltete Strunz’sche Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung und gleichnamigen Unterabteilung der „Wasserfreien Borate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Teepleit in der unbenannten Gruppe 25.01.04 zu finden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pseudomorphose von Eriochalcit (Antofagastit) nach Bandylith aus der „Queténa Mine“, Chuquicamata, Región de Antofagasta, Chile (Gesamtgröße: 7,8 × 5,2 × 3,0 cm)

Bandylith bildet sich sekundär in der Auslaugungszone oberhalb massiver Eisensulfate. Als Begleitminerale kann neben Atacamit und dem Verwitterungsprodukt Eriochalcit unter anderem noch Starkeyit auftreten.

Neben seiner Typlokalität „Queténa Mine“ ist bisher (Stand 2013) nur noch die Umgebung der ebenfalls in der Región de Antofagasta im Norden Chiles liegende Hafenstadt Taltal als Fundort bekannt.[5]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bandylith kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4/n (Raumgruppen-Nr. 85)Vorlage:Raumgruppe/85 mit den Gitterparametern a = 6,17 Å und c = 5,59 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • C. Palache, W. F. Palache: Antofagastite and bandylite, two new copper minerals from Chile, In: American Mineralogist, Band 23 (1938), S. 85–90 (PDF 361 kB)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bandylite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 336.
  3. a b c d Bandylite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 68,4 kB)
  4. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 727.
  5. a b Mindat - Bandylite