Bayan-Obo-Mine

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Koordinaten: 41° 47′ 53,5″ N, 109° 58′ 31,4″ O

Karte: Volksrepublik China
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Bayan-Obo-Mine
Falschfarben-Satellitenfoto des Tagebaus vom Juni 2006

Die Bayan-Obo-Mine ist ein Bergwerk im Autonomen Gebiet Innere Mongolei der Volksrepublik China. Sie ist die wichtigste Fund- und Förderstätte der Welt für Seltenerdmetalle (SEE, englisch rare-earth-elements, REE).[1] Im Tagebau arbeiten bis zu 6000 Menschen[2] in maximal 1000 m Tiefe.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bayan-Obo-Mine liegt im Stadtbezirk Bayan Obo der bezirksfreien Stadt Baotou, ca. 50 km südlich der Grenze zur Mongolei und nördlich der bezirksfreien Stadt Bayan Nur.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1927 wurde in Bayan Obo Eisenerz und 1936 die Seltenerdmetalle entdeckt. In den 1950ern wurde zusätzlich eine Niob-Lagerstätte gefunden. In Bayan Obo wurde mittlerweile auch die größte Thorium-Lagerstätte Chinas erschlossen.

Durch Preisdumping und geringe Personal- und Produktionskosten beim Abbau und der Aufbereitung der Seltenen Erden erlangte China ab Beginn des 21. Jahrhunderts einen Marktanteil von 95 bis 97 %[3] und damit faktisch ein Monopol bei der globalen SEE-Förderung. Etwa die Hälfte der von China geförderten Seltenen Erden kommen aus Bayan Obo.

Lagerstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bayan Obo gehört mit zwei anderen Minen zu den in China und weltweit wichtigsten Lagerstätten und förderten 2007 zusammen ca. 95 % der jährlichen SEE.[4] 2005 entfielen 45 % der weltweiten SEE-Produktion auf diese Mine. Die Erzlagerstätte hat eine Größe von 40 Mio. t bei einem Erzgehalt an Seltenerdmetallen von 3 bis 5,4 %. Geologen vermuten in den Gesteinsschichten bis zu 35 Mio. t an Seltenen Erden (das entspricht fast der 270-fachen Abbaumenge des Jahres 2011).[5] Im Tagebau werden Elemente der Lanthanoide gefördert: Cer, Praseodym, Neodym, Lanthan, Yttrium, Samarium, Europium, Gadolinium und Erbium.[6] Die wichtigsten geförderten Minerale sind Bastnäsit und Monazit. Die Mine ist mit 470 Mio. t Eisen auch eines der größten Eisenerzvorkommen in China. Daneben ist die Bayan-Obo-Mine die größte Niob- und Thorium-Lagerstätte der Welt.[7]

Die Lagerstätte von Bayan Obo besteht aus drei Haupterzkörpern, die sich in Ost-West-Richtung auf einer Länge von mehr als 18 km erstrecken. Die schichtgebundenen Vererzungen liegen größtenteils in Dolomitmarmor. Die Mineralisationen stammen weitgehend aus einer Zeit vor 420 bis 555 Millionen Jahren.[3]

Umweltverschmutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fehlende oder unzureichende Maßnahmen zum Schutz der Umwelt haben in und um Bayan Obo und andernorts zu gravierenden Umweltproblemen geführt.[5]

Es handelt sich um 10 Millionen m³ Abwässer aller Art jährlich, die größtenteils ungereinigt in die Umwelt gelangen, sowie Schlamm, Fluor- und Schwefelhaltige Abgase sowie Staub. Die Sterblichkeitsrate durch Lungenkrebs ist deutlich erhöht. Rückhaltebecken beinhalten in 2014 auf einer Fläche von 10 km² mittlerweile 160 Millionen Tonnen Abfälle, die radioaktives Thorium, Flusssäure und Schwefelsäure enthalten. Schadstoffe gelangen in Flüsse, das Grundwasser und den Boden. Die Wasserhaushaltung der Tagebaue forciert die Ausbreitung der Wüsten.[3]

Die nahegelegene Stadt Baotou, in der die aus der Bayan-Obo-Mine geförderten Erze weiterverarbeitet werden, wurde 2021 in die UN-Liste der 50 am stärksten anthropogen durch Schad- und Giftstoffe verschmutzen Regionen („Opferzonen“) der Welt aufgenommen.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bayan Obo deposit (Bayun-Obo deposit; Baiyunebo deposit), Bayan Obo, Bayan Obo mining district, Baotou League (Baotou Prefecture), Inner Mongolia Autonomous Region, China. In: mindat.org. 4. Juli 2018, abgerufen am 4. November 2018.
  2. Alexander Jung, Wieland Wagner: Rare Earths. High-Tech Companies Face Shortages as China Hoards Metals. In: Spiegel Online. 5. November 2009, abgerufen am 4. November 2018 (englisch).
  3. a b c Lukas Rüttinger et al.: Fallstudie zu den Umwelt- und Sozialauswirkungen der Gewinnung Seltener Erden in Bayan Obo, China, Umweltbundesamt 2014, Förderkennzeichen 371294315, abgerufen am 1. April 2022
  4. Gerd Braune: „Seltene Erden“. Begehrte Spezialmetalle. In: Handelsblatt Online. 12. August 2008, abgerufen am 4. November 2018.
  5. a b Dieter Lohmann, Nadja Podbregar: Im Fokus: Bodenschätze. Auf der Suche nach Rohstoffen. Springer, Berlin/Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-22610-6, S. 9, doi:10.1007/978-3-642-22611-3_2.
  6. Wang Guozhen: Current Mining Situation and Potential Development of Rare Earth in China, China Nonferrous Engineering and Research Institute. In: Journal of Sichuan Rare earth. No 3, 2009.
  7. Jörg Neßler: Giant Bayan Obo REE-Fe-Nb Ore Deposit of Inner Mongolia, China. In: geoberg.de. Lutz Geißler, 21. März 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Oktober 2007; abgerufen am 4. November 2018 (englisch).
  8. Boyd, D.R.; Hadley-Burke, M.: Sacrifice zones: 50 of the most polluted places on Earth. Based on a report presented to the Human Rights Council. The University of British Columbia, 2021 (PDF; 5,8 MB)