Benediktinerinnenkloster Tauberbischofsheim

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Das Benediktinerinnenkloster (auch als Lioba-Kloster bekannt) in Tauberbischofsheim (früher: Bischofsheim[1]) wurde bereits 735 vom heiligen Bonifatius als eines der ersten deutschen Frauenklöster gegründet. Bonifatius setzte seine Verwandte, die Heilige Lioba von Tauberbischofsheim, als erste Äbtissin ein.[2][3][4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 7./8. Jahrhundert kam das Christentum in die main- und tauberfränkischen Gebiete des heutigen Erzbistums Freiburg. Insbesondere der heilige Kilian und der heilige Bonifatius waren es, die mit ihren Helfern den Boden für die frühen Kirchen und Klöster in Tauberfranken bereiteten.[4]

Benediktinerinnenkloster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Tauberbischofsheimer Benediktinerinnenkloster wurde 735 vom heiligen Bonifatius gegründet, der seine Verwandte Lioba als erste Äbtissin einsetzte. Die Stadt Bischofsheim und das Frauenkloster wurde im Jahre 836 in der Lebensbeschreibung der Heiligen Lioba urkundlich erwähnt.[2] Unter Liobas tatkräftiger Leitung entwickelte sich das Tauberbischofsheimer Frauenkloster zu einem bedeutenden Bildungs- und Kulturzentrum für das gesamte untere Maintal und gewann in dieser Zeit eine große Anziehungskraft.[4][5] Mit dem Benediktinerinnenkloster war die Stadt Tauberbischofsheim unter Lioba bereits im 8. Jahrhundert ein Schulstandort.[6]

Das Jahr der Auflösung des Tauberbischofsheimer Benediktinerinnenklosters ist unbekannt.

Im Jahre 1968 wurden bei einer Restaurierung der Liobakirche (veranlasst durch den Dekan Ludwig Mönch des Dekanats Tauberbischofsheim) Grabungen durchgeführt. Dabei konnten Mauerreste einer früheren Ost-West-Kirche aus vermutlich karolingischer Zeit gefunden werden. Zudem wurden unter der Orgelempore Gräber gefunden. Vermutlich handelt es sich hierbei um die Überreste des Benediktinerinnen- bzw. Lioba-Klosters aus dem 8. Jahrhundert.[7]

Klosterbau und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liobakirche am Eingang des Klosterhofes (2014)

Die Nachfolgebauten des auf die heilige Lioba von Tauberbischofsheim zurückgehenden Frauenklosters sind noch vorhanden. Der Hof ist umgeben von drei Gebäuden, darunter das ehemalige Dormitorium. Die ehemalige Klosterkirche mit barocker Ausstattung schließt sich zum Marktplatz hin an. Diese war ursprünglich der heiligen Elisabeth geweiht, wurde jedoch im 17. Jahrhundert von den Tauberbischofsheimer Franziskanern nach der Übertragung von Reliquien der heiligen Lioba ihrem Patrozinium unterstellt.[8]

Frühere und heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franziskanerkloster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1629 siedelten sich Franziskaner in Tauberbischofsheim an, zunächst im Kaplaneihaus an der Sebastianskapelle. 1836 wies der Kurfürst den Franziskanern einen Teil des Hospitals zu. Daraufhin siedelten die Franziskaner vom Kaplaneihaus ins Tauberbischofsheimer Hospital mit der angrenzenden Elisabethkapelle über. Als es nach 1656/57 zu einem Neubau der Kirche durch die Franziskaner kam, setzte sich von da an der Name Liobakirche durch.[8][9]

Stadtverwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1982 und 1985 wurde der sogenannte Klosterhof saniert. Nach dem Umbau ist dort heute ein Teil der Tauberbischofsheimer Stadtverwaltung untergebracht.[2]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Corinna Egerer, Michael Latzel: Tauberbischofsheim. Fränkische Nachrichten, Tauberbischofsheim 2005, ISBN 3-924780-48-X.
  • Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e. V., Tauberbischofsheim 1997 (Schwerpunkt der Chronik: 1600 bis 1900).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Benediktinerinnenkloster Tauberbischofsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bis ins 19. Jahrhundert war der Name der Stadt „Bischofsheim“. Zur besseren Unterscheidung von den Städten Bischofsheim am Neckar und Bischofsheim am hohen Steg bürgerte sich jedoch um 1850 der heutige Name „Tauberbischofsheim“ endgültig ein.
  2. a b c Stadt Tauberbischofsheim Stadtgeschichte (Memento vom 26. Mai 2015 im Internet Archive). online auf www.tauberbischofsheim.de. Abgerufen am 25. Mai 2015.
  3. Corinna Egerer, Michael Latzel: Tauberbischofsheim, Fränkische Nachrichten, Tauberbischofsheim 2005, S. 9–11.
  4. a b c Erzbistum Freiburg: Geschichte des Erzbistums Freiburg im Früh- und Hochmittelalter, online auf www.ebfr.de. Abgerufen am 14. Januar 2023.
  5. Deutsche-Biographie.de: Lioba, heilig, Äbtissin von Tauberbischofsheim. Online auf www.deutsche-biographie.de. Abgerufen am 28. April 2016
  6. Fränkische Nachrichten: Festakt: „125 Jahre Abitur am Matthias-Grünewald-Gymnasium“ mit einem bunten Programm gefeiert: Bedingungen fürs optimale Lernen schaffen. 18. Juli 2009. Online auf www.fnweb.de. Abgerufen am 4. März 2017.
  7. Fränkisches Weinland: St.-Lioba-Kirche (Memento vom 18. Juli 2017 im Internet Archive). Online auf www.fraenkisches-weinland.de. Abgerufen am 19. Dezember 2016.
  8. a b Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e. V., Tauberbischofsheim 1997, S. 101–102 (Das Franziskanerkloster beim Hospital).
  9. Kloester-BW.de: Franziskanerkloster Tauberbischofsheim - Geschichte. Online auf www.kloester-bw.de. Abgerufen am 15. Dezember 2015.

Koordinaten: 49° 37′ 19,8″ N, 9° 39′ 48,1″ O