Benutzer:Anselm Rapp/Paul Diehl

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Paul Diehl (* 10. Januar 1886 in München; † 3. Januar 1976 in Gräfelfing[1]) war ein deutscher Filmproduzent, Filmregisseur und Autor sowie Politiker. Von 1948 bis 1960 war er 1. Bürgermeister von Gräfelfing, danach Ehrenbürger.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Diehl war das älteste von insgesamt sieben Geschwistern. Sein leiblicher Vater hieß Wenzel. Seine Mutter Auguste (geb. Eberhardt, 1868–1946) heiratete den Kunstmaler Ferdinand Diehl (1856–1927), als Paul noch ein Kleinkind war. Er wuchs in Gräfelfing bei München auf. Nach dem Abitur studierte er Philologie, Geschichte und Erdkunde und promovierte 1913. Neben seinem eigentlichen Beruf als Gymnasiallehrer war er auch politisch und künstlerisch tätig; nach dem 2. Weltkrieg war er hauptberuflich Politiker. Von vielen seiner Freunde wurde er wegen seiner Körpergröße und seiner teils asketischen Lebensweise „Hungerturm“ genannt.[2]

Politische Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diehl war einer der führenden Anhänger der Ideen Silvio Gesells. Er engagierte sich gegen den aufkommenden Nationalsozialismus und griff, z. B. mit seiner Broschüre „Wohin führt uns der Nationalsozialismus?“ (1931) die wirtschaftlichen und politischen Vorstellungen der NSDAP scharf an; er schrieb darin etwa, die Politik der Nazis führe „zu einem Polizeistaat schlimmster Sorte“. Nach der Machtergreifung geriet er deshalb ins Visier der Gestapo und stand, wie etliche seiner Gesinnungsfreunde, auf der Liste der zu internierenden Personen. Doch Diehl hatte großes Glück: Ein Freund, auch Anhänger der Freiwirtschaft, war mit der Registratur von Akten in der Justizbehörde betraut und ließ die Akte Paul Diehls verschwinden, bevor sie registriert war.[3] Aufgrund des Fehlens der Anklage entging Diehl dem Schicksal vieler Freiwirtschaftler.

Nach dem Krieg war Diehl im Bundesvorstand des neuen (1921 gegründeten, 1934 verbotenen und 1946 wiedergegründeten) Freiwirtschaftsbundes.[4] In seiner Heimatgemeinde Gräfelfing wurde er vom Gemeinderat 1946 zunächst zum 2. Bürgermeister gewählt, 1948 zum 1. Bürgermeister. Dieses Amt bekleidete er bis 1960. Er setzte sich sehr stark und effektiv für den Wohnungsbau ein. Gräfelfing hatte als Gemeinde am Münchner Stadtrand zu dieser Zeit ein enormes Bevölkerungswachstum, einerseits durch Zuzug von Flüchtlingen aus den Ostgebieten und andererseits von ausgebombten Münchnern. Diehl wurde nach seiner Amtszeit aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenbürger Gräfelfings ernannt. Ein an München angrenzender Park am Nordrand der Gemeinde wurde nach ihm benannt.[5]

Nach seiner aktiven Zeit als Kommunalpolitiker schrieb er weitere Veröffentlichungen mit scharfen Analysen. So prangerte er bereits Ende der 1960er Jahre weit vorauschauend eine verantwortungslose Finanzpolitik an als „ein Vabanquespiel mit dem Schicksal eines ganzen Volkes als Einsatz“.[6]

Künstlerische Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Wirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre gründeten die beiden jüngsten Brüder von Paul Diehl, Ferdinand und Hermann Diehl, eine Firma zur Produktion von Trickfilmen, die spätere Gebrüder Diehl Film GmbH. Paul brachte sich – neben seiner Lehrertätigkeit – intensiv in diese Firma ein, er schrieb eine Reihe von Drehbüchern und fungierte ab und an auch als Regisseur oder Produzent. Nicht zuletzt half er der jungen Firma aus manch finanziellem Engpass. Das Werk der drei Brüder wurde 1994/1995 mit der Retrospektive unter dem Titel Mecki: Märchen & Schnurren, die Puppenfilme der Gebrüder Diehl im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main gewürdigt.[7]

Paul Diehl hat auch die Kinder- und Jugendzeichnungen seines 20 Jahre jüngeren Bruders Hermann gesammelt und später als Buch „Der Weg zur Form“ veröffentlicht und fachkundig kommentiert. Es enthält Zeichnungen ab dem 2. Lebensjahr des kleinen Hermann bis zum Eintritt des 16-jährigen in die Kunstakademie München – eine wohl einmalige Dokumentation des Werdeganges eines Künstlers von den ersten Strichzeichnungen bis zur Meisterschaft.

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wohin führt uns der Nationalsozialismus? Rudolf Zitzmann Verlag, Lauf bei Nürnberg, Bern, Leipzig 1931.
  • Deutschland ist tot, es lebe Deutschland. Freiheit-Verlag, 1947.
  • Unserer Jugend eine freie Zukunft. Freiheit-Verlag, Heidelberg 1947.
  • Planwirtschaft – die Sklaverei des 20. Jahrhunderts. Freiheit-Verlag, Heidelberg 1948.
  • Der Weg zur Form – Kunstbegabung im Kindesalter. Ernst Reinhardt Verlag, München/Basel 1959.
  • Grenzen der Malerei: Betrachtungen über die Kunst des 20. Jahrhunderts. Wancura Verlag, Wien/Köln 1961.
  • Jenseits von Macht und Anarchie. TELOS, a. a. O. 1965.
  • Wahre Demokratie – Ein Wunschtraum? TELOS-Sonderdruck, Berlin 1968.
  • Wirkliche Demokratie – eine Utopie? Sozialwissenschaftliche Forschungsgesellschaft Stuttgart, 1968.
  • Macht oder Geist, Die Frage unserer Zeit. TELOS-Sonderdruck, Berlin 1970.
  • Aufstieg oder Untergang? – Geldreform und Wirtschaftsverfassung als Schicksalsfrage der menschlichen Gesellschaft. Seminar für freiheitliche Ordnung, Bad Boll 1980.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

als Drehbuchautor

  • 1935 Die Bremer Stadtmusikanten
  • 1937 Die sieben Raben
  • 1950 Kalif Storch (mit Ferdinand Diehl und Herbert Dreyer)

als Produzent

  • 1949 Immer wieder Glück (mit Ferdinand Diehl)[8]

als Regisseur

  • 1939/1950 Märchen und Schnurren

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Daniela Dietrich: Mecki: Märchen & Schnurren, die Puppenfilme der Gebrüder Diehl. Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-88799-048-X.
  • Gerd Gockel: Zwischen Abstraktion und Propaganda. In: Ralf Schenk, Sabine Scholze: Die Trick-Fabrik: DEFA-Animationsfilme, 1955–1990. 2003, ISBN 3-929470-27-6, S. 19–31, hier S. 24 Textarchiv – Internet Archive (Leseprobe).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christoph Cobet (Hrsg.): Deutschlands Erneuerung, 1945-1950: bio-bibliographische Dokumentation mit 433 Texten. Antiquariat Cobet, 1985, ISBN 3-925389-01-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Alexandra Beil: Dr. Paul Diehl – Biographie.
  3. Günter Bartsch: Die NWO-Bewegung Silvio Gesells: Geschichtlicher Grundriß 1891–1992/93. Gauke, Lütjenburg 1994, ISBN 3-87998-481-6, Teil 2 (1933–45) Zur damaligen Situation. S. 93.
  4. Günter Bartsch: Die NWO-Bewegung Silvio Gesells: Geschichtlicher Grundriß 1891–1992/93. Gauke, Lütjenburg 1994, ISBN 3-87998-481-6, Teil 3 (1945–1966/67) II. Die neuen Organisationen. S. 156–196.
  5. „Grünzug Würm“ auf muenchen.de.
  6. Macht oder Geist. S. 7.
  7. Mecki: Märchen & Schnurren, die Puppenfilme der Gebrüder Diehl. Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-88799-048-X.
  8. Filmlexikon: Immer wieder Glück

{{SORTIERUNG:Diehl, Paul}} [[Kategorie:Filmproduzent]] [[Kategorie:Filmregisseur]] [[Kategorie:Drehbuchautor]] [[Kategorie:Animator]] [[Kategorie:Deutscher]] [[Kategorie:Person (Gräfelfing)]] [[Kategorie:Geboren 1886]] [[Kategorie:Gestorben 1976]] [[Kategorie:Mann]] {{Personendaten |NAME=Diehl, Paul |ALTERNATIVNAMEN= |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Filmproduzent, Filmregisseur und Autor |GEBURTSDATUM=1886 |GEBURTSORT=[[München]] |STERBEDATUM=1976 |STERBEORT=[[Gräfelfing]] }}