Benutzer:Baruayakobe/EiA

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Der Umgang mit Elektroschrott (auch E-Schrott oder E-Waste) ist für viele afrikanische Länder ein wichtiges Thema. Durch technologischen Fortschritt und Globalisierungsprozesse gewann es in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Insbesondere Verarbeitung und Recycling sind eine große Herausforderung.

Bedeutung von Elektrogeräten in Afrika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Afrika gewinnt die Benutzung von elektrischen und elektronischen Geräten (siehe auch: Elektrogeräte) immer mehr an Bedeutung. Insbesondere die so genannten Informations- und Kommunikationstechnologien (engl.: ICTs), wie z.B. Handy und Internet, spielen im alltäglichen Leben eine immer größere Rolle. So sind sie neben dem privaten Gebrauch zunehmend Teil der lokalen und internationalen Wirtschaft, der Regierungsführung (E-Government), dem Bildungswesen (E-Learning) und dem Gesundheitswesen (E-Health).1

Seit einigen Jahren wird dieser Trend durch die internationale Entwicklungszusammenarbeit bestärkt und intensiv gefördert. Hier herrscht die verbreitete Auffassung, dass die Benutzung von ICTs in besonderem Maße zur positiven Entwicklung eines Landes beiträgt und ausschlaggebender Indikator für dessen Entwicklungsstand ist.2 Dies hat zu verschiedenen Maßnahmen und Initiativen zur Überwindung der sogenannten Digitalen Kluft (auch: Digital Divide) geführt, wie beispielsweise der Initiative One Laptop per Child. (siehe: ICT4D)3 Wesentlicher Teil dieser Projekte ist häufig der Export von gebrauchten ICTs, die durch private und gewerbliche Spenden gesammelt werden. Die langfristigen Folgen dieser Exporte werden meist nicht berücksichtigt.4

Insgesamt steigt der Konsum von Elektrogeräten in Afrika rasant an.5 So ist in Tansania innerhalb von zehn Jahren (2000-2010) die Verbreitung von Computern um das 10fache angestiegen und die von Handys sogar um das 100fache.6 2009 lag der Anteil der in Afrika konsumierten Elektrogeräte bei etwa 1,5 % des Weltvolumens.7 Tabelle – EEE pro Einwohner – Basel S.22] Zu diesem starken Wachstum hat auch der insgesamt gestiegene Wohlstand Afrikas beigetragen, der mehr Menschen die Möglichkeit zum Konsum solcher Geräte bietet.8 Der Bedarf sowie das Angebot günstiger Second-Hand-Elektrogeräte sind in Afrika besonders hoch. Dies hat zu einem intensiven Handel in diesem Bereich beigetragen sowie zur Etablierung großer Second-Hand-Märkte in afrikanischen Städten.9 Neben einem geringen Anteil lokal ausrangierter Elektrogeräte (z.B. durch Regierungen oder Unternehmen) kommt der Großteil aus Industrieländern.10

Steigendes Elektroschrottvolumen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der steigende Gebrauch von Elektrogeräten führt zu einer zunehmenden Erzeugung von Elektroschrott.1 Dies gilt aufgrund ihrer verkürzten Lebensdauer insbesondere für Second-Hand-Geräte (auch: Near-End-of-Life-Equipement).2 Laut einer Schätzung aus dem Jahr 2010 werden in den fünf westafrikanischen Ländern Benin, Côte d'Ivoire, Ghana, Liberia und Nigeria zusammen jährlich zwischen 650 Tsd. und 1 Mio. Tonnen Elektroschrott generiert. Damit liegt der Anteil des lokal generierten Elektroschrotts im Verhältnis zur gesamten Elektroschrottmenge bei etwa 50-85%.3 Der Elektroschrott, der auf illegalen Wegen von Industrieländern nach Afrika exportiert wird nimmt einen weiteren wesentlichen Anteil ein. (siehe unten: illegaler Handel) So sind laut einer Greenpeace-Studie von 2008 25-75% der Elektrogeräte, die nach Afrika exportiert werden, unreparierbarer Schrott.4

Bis 2017 ist ein weltweiter Anstieg des Elektroschrott-Volumens um 33% zu erwarten. Es ist der am schnellsten wachsende Müllstrom weltweit. 2012 wurden weltweit etwa 50 Mio. Tonnen E-Schrott produziert, was durchschnittlich 7kg pro Person entspricht.5 Wesentlicher Faktor hierfür ist der immer kürzer werdende Lebenszyklus technischer Geräte durch ständige Innovationen, eingeplante Obsoleszenz und verlockende neue Angebote auf dem Elektronikmarkt. Zudem werden insbesondere ICTs immer aufwändiger hergestellt, was die Reparatur deutlich erschwert und neue Geräte attraktiver und preisgünstiger macht.6

Die Elektrogeräte, die nach Afrika verschifft werden, kommen zu einem großen Teil aus Europa, Asien (insb. China) und den USA. Hohe Anforderungen an den Recyclingprozess und strenge soziale und ökologische Standards in vielen Exportländern führen zu hohen Kosten für das Recycling. So kann beispielsweise die Entsorgung eines einzigen Monitors in den USA ca. 15 US$ kosten.7 Das macht den internationalen Handel mit Elektrogeräten und E-Schrott zu einem attraktiven Geschäft. Im Jahr 2009 sind zudem die Exporte gebrauchter Computer von Afrika nach Ghana sprunghaft angestiegen. Viele Geräte kommen insbesondere aus Südafrika, Tunesien oder Nigeria.8

Internationale Handelsnetze und illegaler Handel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Basler-Abkommen (in Kraft seit 1992) verbietet grundsätzlich den Export gefährlicher Abfälle.1 Hierzu gehört aufgrund seiner vielen giftigen Bestandteile auch der Elektroschrott. (siehe: Kapitel Risiken) Seit 1998 ist er durch das Abkommen als „gefährlicher Abfall“ anerkannt.2 Somit ist der Export von nicht mehr funktionierenden bzw. unreparierbaren Elektrogeräten nach internationalem Recht illegal. Diese Regelung wurde bis auf die USA von allen Staaten ratifiziert, die Elektrogeräte nach Afrika exportieren. Ergänzend wirken außerdem das „Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Stoffe“ von 2001, sowie das „Rotterdamer Übereinkommen über den Handel mit gefährlichen Chemikalien“.3

Illegaler Handel

E-Waste Landfill

Seit 2005 berichten verschiedene Studien über illegale Elektroschrott-Exporte aus Europa und den USA nach Afrika.4 Die Unterscheidung zwischen E-Schrott und gebrauchten, noch funktionierenden Elektrogeräten ist oft nicht eindeutig. Das nutzen Exporteure aus, indem sie funktionierende und defekte Geräte gemeinsam verschiffen. Der E-Schrott wird im Container von funktionierenden Geräten im vorderen Teil verdeckt. Viele Container, die eigentlich nicht verschifft werden dürften, kommen so unentdeckt durch die Kontrollen in den Häfen. Hier können aufgrund der riesigen Exportmengen und begrenzter personeller sowie finanzieller Kapazitäten ohnehin nur Stichproben einzelner Container durchgeführt werden.5 In Europa gibt es einen florierenden Handel mit gebrauchten Elektrogeräten. Sie stammen zum Teil von Second-Hand-Märkten oder Sperrmüllsammlungen.6 Zudem wird von regelmäßigen Diebstählen aus Wertstoffhöfen berichtet. In England landet zum Beispiel über die Hälfte der gebrauchten Elektrogeräte im illegalen Handel. Aber auch über offizielle Annahmestellen gibt es Berichte, dass Mitarbeiter teilweise versuchen sich mit illegalen Geschäften etwas dazu zu verdienen.7 Überall in der EU gibt es hoch spezialisierte Recyclinganlagen, die durch eine Recycling-Abgabe8 finanziert werden. Dennoch sind diese Anlagen zu einem Großteil nicht ausgelastet und könnten sehr viel mehr E-Schrott verarbeiten. Etwa 67% des gesamten E-Schrott-Volumens der EU kommt niemals in einer solchen Anlage an.9 In Europa sowie den USA gibt es Berichte über Unternehmen, die sich als offizielle Recycling-Firmen ausgeben, die gesammelten Geräte dann jedoch verkaufen anstatt sie zu verarbeiten. Ein berühmtes Beispiel hierfür war z.B. das 'D3E' in Frankreich.10 Die Elektrogeräte werden meist offen über das Internet verkauft. Die afrikanische Diaspora spielt eine große Rolle in der Vermittlung von gebrauchten Elektrogeräten an ihre Herkunftsländer.11 Häufig fahren Mittelsmänner auf den Frachtschiffen mit und verhandeln vor Ort mit Käufern über die mitgebrachte Ware. Im Gegenzug für einen Mindestsatz funktionierender Geräte verpflichtet sich der Käufer einige Kilo E-Schrott ebenfalls anzunehmen.12 Einen Container mit Elektrogeräten von den USA nach Westafrika zu verschiffen kostet etwa 5000 US$. Diese Summe rechnet sich für die Exporteure schnell: Ein gut funktionierender Computer wird auf dem Elektronik-Markt in Lagos für ca. 130US$ verkauft, ein Fernseher für ca. 50US$.13

E-Schrott Verarbeitung in Afrika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Großteil der gebrauchten Elektrogeräte gelangt zuerst nach Westafrika. Hier dienen die Häfen von Accra (Ghana) und Lagos (Nigeria) als Hauptumschlagsplätze.1 Im Jahr 2009 betrugen die westafrikanischen Importe schätzungsweise 220.000 Tonnen.2 Vom Hafen aus werden die Elektrogeräte zu regionalen Mülldeponien und Werkstätten weitertransportiert und gelangen über Handelsnetzwerke in weitere afrikanische Länder.

Recycling[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Elektrogeräte enthalten viele wertvolle Rohstoffe, wie Gold, Silber, Kupfer oder Tantal.3 Professionelle Recyclinganlagen gibt es in Afrika bisher nur in wenigen Ländern, unter Anderem in Kenia und Südafrika. Auf den meisten afrikanischen E-Schrott-Deponien werden die Elektrogeräte mit einfachsten Mitteln bearbeitet, um an die wertvollen Metalle zu gelangen. Sie werden häufig per Hand zerlegt und dann zum Teil in offenen Feuern verbrannt, um beispielsweise Kupfer aus Kabelummantlungen zu lösen.4 Das Recycling auf größeren E-Schrott-Deponien, z.B. in Lagos oder Accra ist sehr differenziert und strukturiert. Es gibt verschiedene Tätigkeitsfelder, wie das Sammeln von Einzelteilen, das Zerlegen und Bearbeiten dieser Teile oder der Weiterverkauf von gewonnenen Rohstoffen an Metallhändler, die sie wiederum an die lokale Industrie oder internationale Händler verkaufen.5 Die durchschnittliche Arbeitszeit beträgt 8,5 -12 Std. täglich, an sieben Tagen pro Woche. Neben einem meist geringen Verdienst wird die Arbeit zusätzlich durch fehlende soziale Sicherungsstrukturen, die Abhängigkeit von Preisschwankungen und eine ungewisse Nachfrage erschwert.6 Dennoch ist das Recycling die Haupterwerbsquelle für viele mittellose Arbeiter und stellt zum Teil eine elementare Grundversorgung her.7

Trotz des hohen Grads interner Organisation und Arbeitsteilung, ist insbesondere das informelle Recycling durch mangelnde technische Möglichkeiten sehr ineffizient.8 Es kann nur ein kleiner Teil der eigentlich verfügbaren Rohstoffe aus den Geräten gewonnen werden (insbesondere Kupfer, Aluminium und Stahl). Der Rest landet auf sogenannten 'Wastelands' (offene Brachflächen, wo Schrott abgeladen wird) und ist eine große Gefahr für die Gesundheit der dort lebenden Menschen sowie für die umgebende Natur.9 Anders als beispielsweise bei der informellen Elektroschrottverarbeitung in Guiyu, China, gibt es bisher keine Berichte über die Wiederaufbereitung von elektrischen und elektronischen Komponenten, wie Leiterplatten, Transistoren oder Widerständen.10 Diese werden dort unter hochgiftigen Verfahren extrahiert und dann weiterverkauft. [Es wird befürchtet, dass durch das ansteigende E-Schrottvolumen sowas entstehen könnte.] Durch Pilotprojeke internationaler Initiativen entstehen in einigen afrikanischen Ländern langsam formelle Recycling-Firmen. Am ausgeprägtesten sind diese bisher in Südafrika (siehe auch: Lösungsversuche).

Wiederaufbereitung und Reparatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die großen Mengen Second-Hand-Geräte, die regelmäßig von Industrieländern nach Afrika exportiert werden, haben insbesondere in den Handelszentren einen intensiven Reparatur- und Wiederaufbereitungsmarkt hervorgebracht. Dieser Wirtschaftssektor zeichnet sich durch eine hohe Professionalität und Institutionalisierung aus. Die Arbeiter genießen zum Teil ein hohes Ansehen und einige Märkte sind überregional bekannt, sodass sie auch mit Aufträgen aus anderen Ländern beliefert werden.11 Das schlägt sich auch in den Verdienstmöglichkeiten der Arbeiter nieder, die um einiges höher ausfallen als im Recycling-Sektor. Dafür durchlaufen viele jedoch eine bis zu fünf Jahre dauernde Ausbildung, in der die Löhne oft sehr gering ausfallen bzw. nur Essen und Unterkunft bezahlt werden. 12

Risiken: Gesundheit und Umwelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elektroschrott enthält bis zu 1000 verschiedene Stoffe, von denen viele giftig sind.13 Giftige Stoffe, die beim informellen Recyclingprozess freigesetzt werden sind beispielsweise Blei (ein alter Röhrenmonitor enthält bis zu 3kg), Kadmium, Quecksilber, Plastik oder Flammschutzmittel.14 Als gefährlichste Tätigkeit wird das Verbrennen von Kabeln zur Kupfergewinnung angesehen. Die Ummantlungen setzen dabei hochgiftige krebserregende Dioxine frei, die von den Menschen in der Umgebung eingeatmet werden.15 Neben den Langzeitfolgen klagen Arbeiter oft über Übelkeit, Kopfschmerzen und Atemnot. Menschen, die nicht in unmittelbarer Umgebung der Müllhalden leben, sind durch die Kontaminierung von Nahrungsmitteln, Böden und Flüssen ebenfalls betroffen.16 Die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen und Hilfsmittel, die die Arbeiter im Recyling-Sektor zur Verfügung haben, stellen ein zusätzliches Risiko dar; beispielsweise im Umgang mit scharfkantigem Schrott.17

Das aktive Verbrennen von E-Schrott durch die Arbeiter, sowie das passive Auswaschen und Ausdünsten auf den Müllhalden, führt zur Verseuchung der natürlichen Umwelt. Durch das Eintreten der Giftstoffe in den Nahrungsmittelkreislauf können sie sich auf einem sehr großen Gebiet verbreiten. Da die meisten großen E-Schrott-Deponien Afrikas in unmittelbarer Umgebung zum Meer liegen, belasten die giftigen Stoffe zusätzlich das globale Ökosystem.

Lösungsansätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Afrikanische Union und nationale Regelungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem Basler-Abkommen ist seit 1998 das Bamako-Abkommen der Afrikanischen Union in Kraft (siehe: Bamako Convention). Bisher (2014) wurde es von 33 afrikanischen Ländern unterzeichnet.1 Es verbietet grundsätzlich den Export gefährlicher Abfälle nach Afrika.2 In der Formulierung ist es drastischer als das Basler-Abkommen, scheitert jedoch ebenso an der Umsetzung durch die Unterzeichnerstaaten und an einer geringen internationalen Beachtung. Im August 2013 gab es ein erneutes Treffen in Bamako, bei dem drastische Maßnahmen gegen das wachsende Elektroschrott-Problem gefordert wurden.3 Im Jahr 2006 verabschiedete die AU die „Nairobi Deklaration über das umweltfreundliche Management von elektrischem und elektronischem Schrott“.4 Sie wird als „Meilenstein der Aufmerksamkeit“ (siehe Referenz) im Bezug auf die E-Schrott-Problematik gesehen und wurde später in das Basler Abkommen aufgenommen.5 Im Jahr 2008 folgte die „Durban Deklaration über das E-Schrott-Management in Afrika“, in der betont wird, dass jedes afrikanische Land einen eigenen Prozess braucht, um Lösungen zum Umgang mit dem Problem des E-Schrotts zu finden.6

Auf nationaler Regierungsebene gibt es verschiedene Versuche, den Import von gebrauchten Elektrogeräten und E-Schrott durch Gesetze einzuschränken. So hat die Regierung Ugandas den Import von Second-Hand-Geräten mittlerweile komplett verboten.7 Da ein Großteil des Handels mit Elektrogeräten jedoch informell stattfindet und in vielen Ländern Korruption verbreitet ist, ist die Wirkkraft solcher Regelungen meist begrenzt.

Internationale Abkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen des Basler Abkommens ist das „Basel Convention E-Waste Africa Programme“ [externer Link zur Homepage?] entstanden.8 Das Projekt hat die Aufgabe, den Transformationsprozess zu einem nachhaltigen E-Schrott-Management in Afrika, in Zusammenarbeit mit verschiedenen NROs, durch Feldstudien, Länderberichte und Problemanalysen zu unterstützen. Hieraus wurden in einem nächsten Schrritt bereits Vorschläge für die jeweils „am besten anwendbaren Technologien“ zum Umgang mit Elektroschrott entwickelt.9 Von November 2008 bis März 2012 gab es einen ersten Projektdurchlauf mit den fünf westafrikanischen Ländern Liberia, Côte d'Ivoire, Ghana, Senegal und Nigeria, sowie Ägypten und Tunesien.10

Als internationale NRO zur Durchsetzung des Basler-Abkommens agiert das Basel Action Network mit Sitz in Seattle.11

Im Rahmen der Vereinten Nationen gibt es das Programm „Solving the E-waste Problem“ (StEP), das maßgeblich durch die United Nations University koordiniert wird. In fünf Arbeitsgruppen wird hier am Informationsstand, an möglichen Lösungsstrategien sowie an der Initiierung und Finanzierung konkreter Projekte gearbeitet.12

Internationale Projekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Schirmherrschaft des deutschen Öko-Instituts ist ein Projekt namens „Globale Kreislaufführung strategischer Metalle - Best-of-two-Worlds Approach (Bo2W)“ entstanden. Hier werden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren der Recycling-Verarbeitung in Europa und Afrika nachhaltige Recycling-Lösungen zur Gewinnung wertvoller Metalle untersucht. Exemplarisch werden hierzu neue Recyclingstrukturen in Ghana und Ägypten aufgebaut. Das Projekt soll von Juni 2012 bis Mai 2015 laufen.13

In Zusammenarbeit zwischen dem Technologie-Konzern Hewlett-Packard, dem Digital Solidarity Fund14 und der Schweizer Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) wurde die „E-Waste Management in Africa Initiative“ gegründet. Ähnlich den vorher genannten Beispielen wurden zunächst sogenannte Baseline-Studies in Kenia, Marokko und Senegal durchgeführt. Diesen folgte anschließend ein Pilotprojekt in Südafrika mit dem Aufbau einer professionellen Recycling-Werkstatt.15 (siehe: Südafrika)

Kernfrage der meisten Projekte und der Problemanalysen in aktuellen Studien ist, wie mit den steigenden Mengen Elektroschrott nachhaltig und effizient umgegangen werden kann. Dabei werden verstärkt die sozialen und ökonomischen Chancen betont, die eine solche Verarbeitung gegebenenfalls mit sich bringt. Es wird jedoch auch vor der Möglichkeit negativer sozialer Folgen durch von außen gesteuerte Veränderungsprozesse gewarnt.16 Sowohl von intergouvernementalen Organisationen als auch unabhängigen NROs wird auf die Notwendigkeit hingewiesen möglichst viele am Wertstoffkreislauf beteiligte Akteure einzubinden und lokale Besonderheiten zu berücksichtigen.

E-Schrott in einzelnen Ländern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ghana[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ghana-karte-politisch

Importe von Elektrogeräten und E-Schrott erreichen Ghana in aller Regel über den großen Hafen von Tema. Monatlich landen hier 300 bis 600 Container mit Elektrogeräten.1 Hiervon kommen ca. 85% aus Europa.2 Ein Großteil der Importe besteht aus Second-Hand-Geräten und E-Schrott. 2009 waren ca. 70% aller importierten Elektrogeräte gebraucht. Von diesen waren ein Drittel bei der Ankunft defekt.3 Obwohl etwa die Hälfte der Geräte lokal repariert werden konnte, blieben 2010 40.000 Tonnen E-Schrott übrig.4

Verarbeitung - Elektromülldeponie Agbobloshie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Großteil des Elektroschrotts und der defekten Altgeräte landet in der Elektromülldeponie von Agbogbloshie, einem Stadtteil von Accra. Hier ist ein strukturiertes, differenziertes und dichtes Handels- und Dienstleistungsnetz für Elektrogeräte entstanden.1 Dies macht Agbogbloshie zu einem Knotenpunkt, sowohl für den nationalen Elektronikmarkt, als auch über die Grenzen Ghanas hinaus.2 Eine weitere große Deponie für Elektroschrott befindet sich in Koforidua, einer kleineren Stadt nördlich von Accra.3

95% des Elektroschrotts in Ghana wird im informellen Sektor weiterverarbeitet.4 Das Sammeln und Zerlegen der Geräte ist eine der zentralen Tätigkeiten dieses Sektors. Das Zerlegen geschieht meist mit bloßen Händen und einfachsten Hilfsmitteln. Die Arbeiter in diesem Bereich sind zu einem großen Teil Migranten aus den ländlichen Gegenden im Norden, wo es durch geringe Erträge in der Landwirtschaft und unregelmäßigen Regen immer wieder zu Nahrungsmittelknappheit kommt.5 Das Einkommen im Recycling variiert stark zwischen 0,22 US$ und 9,50 US$ pro Tag, je nach Tätigkeit und momentaner Güternachfrage. Ein großer Teil der Arbeiter lebt unterhalb der Armutsgrenze von 1,25 US$ pro Tag.6 Einfache Tätigkeiten, wie das Sammeln und Zerlegen kleiner Teile, werden oft von Kindern ausgeführt. Die Kinder sind zwischen 5 und 18 Jahre alt. Sie verdienen zwischen einem und zwei Dollar pro Tag.7 Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Reparatur und Wiederaufbereitung defekter Elektrogeräte. In diesem Bereich sind mehr als 30.000 Menschen beschäftigt. Es gibt ca. 2500 Reparaturgeschäfte in denen 10-15 Tsd. Arbeiter beschäftigt sind.8

Die Reparatur und Wiederaufbereitung geschieht zum Teil unter formellen Bedingungen. Viele Betriebe sind registriert und zahlen Steuern. Das Einkommen variiert hier zwischen 2,20 US$ und 22 US$ pro Tag. Am meisten verdienen dabei die Ladenbesitzer. Ein einfacher Arbeiter verdient durchschnittlich nur 4 US$ pro Tag.9 In beiden genannten Tätigkeitsfeldern gibt es eine gewerkschaftliche Organisation. Die Sammler und Recycler haben sich in der 'Scrap Dealers Association' zusammengeschlossen.10 Im Bereich der Reparatur und Wiederaufbereitung gibt es die 'Repairers Association (GESTA).11 Das insgesamt generierte Einkommen im E-Schrott-Sektor liegt zwischen 106 und 268 Mio. US$ pro Jahr.12

Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die im Elektroschrott verarbeiteten giftigen Stoffe haben weitreichende Folgen für die Gesundheit der in der Umgebung lebenden Menschen. Insbesondere die Menschen, die mit dem Schrott arbeiten, sind davon stark betroffen. Die natürliche Umgebung von Agbobloshie hat sich seit Beginn der E-Schrott-Importe drastisch verändert. Aus einer grünen Lagune ist eine hochgiftige Müllhalde geworden, durch die permanent Giftstoffe in den Boden, die Flüsse und den Ozean abgegeben werden.13 Bodenproben in Agbogbloshie haben gezeigt, dass die Werte von Kupfer, Blei, Zink und Zinn den Normalwert bis um das 100fache übersteigen.14

Lösungsansätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Aufmerksamkeit für die Probleme, die die steigenden Elektroschrottmengen mit sich bringen, ist sowohl bei der Regierung als auch der Zivilgesellschaft Ghanas gestiegen. Der ghanaische Journalist und Umweltaktivist Mike Anane hat dazu wesentlich beigetragen. Er untersucht seit ca. 2002 die Auswirkungen und Ursprünge des in Ghana landenden Elektroschrotts und informiert ausländische Medien und Regierungen über die Missstände, die durch die illegalen Exporte verursacht werden.1 Die Reaktion der Regierung Ghanas ist uneindeutig. Auf der einen Seite berät sie über eine Verbotsregelung, die den Import von Elektrogeräten, die älter als 5 Jahre sind, unterbindet. Auf der anderen Seite verabschiedete sie im Jahre 2004 verabschiedete eine neue Gesetzgebung um den Digital Divide zu reduzieren. Hierzu wurden die Import-Abgaben für gebrauchte Computer auf Null reduziert, was Ghana in der Folge zu einem Magneten für Second-Hand-Computer machte. Die Importe von Second-Hand-PCs sind innerhalb von fünf Jahren von 23,7 Mio. US$ (2004) auf 59,4 Mio. US$ (2009) gestiegen.2

Im Rahmen des „Best-of-two-Worlds Approach“-Projekts des Öko-Instituts (siehe: oben) sollen in Zusammenarbeit mit der ghanaischen „City Waste Recyling Ltd.“ unter Einbeziehung des informellen Sektors, in zehn großen Städten Ghanas Sammelstellen für Elektroschrott aufgestellt werden.3


Nigeria[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Lagos landen jährlich etwa 500 Schiffscontainer mit Elektrogeräten.1 75% der Importe kommen aus Europa (davon 60% aus Großbritannien).2 Mit 1,1 Mio. Tonnen E-Schrott pro Jahr generiert Nigeria damit die größte Summe der gesamten Region.3 Die Elektroschrottdeponien und Werkstätten sind in Lagos auf das ganze Stadtgebiet verteilt. Es gibt sieben Hauptzentren für die Verarbeitung. Die beiden größten und wichtigsten sind das 'Ikeja Computer Village' und der 'Alaba International Market'.4 Besonders in der Reparatur und Wiederaufbereitung ist hier ein professionelles Netzwerk von Elektrotechnikern und Computerspezialisten entstanden, das sowohl Nigeria als auch andere westafrikanische Länder mit wieder funktionierenden Elektrogeräten beliefert.5

Verarbeitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In beiden Märkten befinden sich ca. 5.500 kleinere Werkstätten, die etwa 15.000 Techniker und Verkäufer beschäftigen. Die meisten Arbeiter haben ein spezielles Ausbildungsprogramm durchlaufen, das zwischen zwei und fünf Jahren dauert. Viele Geschäfte sind lokal registriert und die Besitzer zahlen Steuern.6 Zwar ist der Reparaturmarkt sehr lebhaft und produktiv, jedoch gibt es in Nigeria nur wenige Möglichkeiten mit den steigenden Elektroschrottmengen ökologisch und nachhaltig zu verfahren. Der meiste E-Schrott landet auf inoffiziellen Mülldeponien.7 Die E-Schrott-Verarbeitung ist für viele Menschen eine wichtige Erwerbsquelle. Die Zahlen der beschäftigten Arbeiter und deren Lohnniveau entsprechen in etwa denen in Ghana.8 Das Sammeln und Recyclen ist zum Teil formell durch die 'Lagos Waste Management Authority' (LAWMA) organisiert. Außerdem gibt es ein staatliches Sammelsystem der 'Lagos State Environmental Protection Agency' (LASEPA), bei dem vor allem von Firmen Altgeräte eingesammelt werden. Diese werden entweder für späteres Recycling gelagert oder an informelle Schrotthändler weitergegeben.9


Lösungsansätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2010 versucht die Regierung Nigerias, strengere Import-Richtlinien umzusetzen. Dies hat dazu geführt, dass die Elektronik-Exporte nach Nigeria zurück gegangen sind und Händler verstärkt auf andere westafrikanische Staaten ausweichen.10 2011 wurden zusätzlich striktere Regelungen zum Umgang mit Elektrogeräten eingeführt.11 Es gibt verschiedene Ansätze internationaler NROs um das E-Schrott-Management in Nigeria zu verbessern und gegebenenfalls neue Technologien zum effizienten Recycling zu implementieren. In wissenschaftlichen Studien wird dazu immer wieder auf die Bedeutung und Unverzichtbarkeit des informellen Sektors hingewiesen.12

Südafrika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch eine relativ stabile Wirtschaft und den Status als Land mit mittleren Einkommen ist Südafrika für viele multinationale Elektronikkonzerne sehr attraktiv. Auf dem formellen Elektronikmarkt gibt es einen intensiven Wettbewerb.1 Neben dem starken Bedarf neuer Elektrogeräte, werden große Mengen Second-Hand-Produkte importiert. Ein weiterer Faktor sind Spenden durch Initiativen und Hilfsorganisationen.2

Das Volumen der Elektrogeräte in südafrikanischen Haushalten und Unternehmen wurde 2009 auf 1-2 Mio. Tonnen geschätzt, die in den folgenden fünf bis zehn Jahren als E-Schrott enden könnten.3 In Südafrika gibt es bisher keine konkrete Gesetzesgrundlage zum Umgang mit E-Schrott. Der „National Environmental Management: Waste Act“ von 2008 gibt nur eine allgemeine, fünfstufige Handlungsempfehlung zum Umgang mit Schrott: „vermeiden, reduzieren, wiederverwenden, recyclen und dann sicher entsorgen“.4 Dennoch wird das Gesetz als bedeutsam angesehen, weil es das erste Mal ist, dass in der Gesetzgebung Südafrikas eine Reduzierung der Schrottmengen anstrebt wird.5 Aufgrund der Sorge vor Handelsbeschränkungen hat Südafrika das Bamako-Abkommen bisher nicht ratifiziert.6

Verarbeitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entwicklung nachhaltiger Lösungen zum Umgang mit E-Schrott und die Infrastruktur des formellen Recyclings ist im afrikanischen Vergleich sehr fortschrittlich.7 Es gibt eine große Anzahl kleinerer und größerer Betriebe in der E-Schrott-Verarbeitung. Auch die Regierung hat diese Entwicklung und die damit verbunden Jobchancen erkannt und fördert verstärkt Initiativen und Unternehmen in der Umsetzung neuer Recycling-Ansätze.8

Der informelle Sektor ist nicht so ausgeprägt wie beispielsweise in Ghana oder Nigeria. Dennoch ist er ein wichtiger Teil der nationalen E-Schrott-Verarbeitung und in allen Arbeitsschritten präsent: Sammeln, Zerlegen, Recyclen, die Arbeit im Second-Hand-Markt oder im Schrott- und Metallhandel.9

Risiken: Gesundheit und Umwelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt mehrere Berichte über die Entsorgung von E-Schrott in der freien Natur und die damit verbundene Gefahr der Verseuchung durch giftige Stoffe (z.B. in Nord-Pretoria). Im Township Gauteng wurde das offene Verbrennen großer Mengen Kabel dokumentiert.10

Lösungsansätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2008 wurde die „e-Waste Association of South Africa“ (eWASA) gegründet. Diese lokale NRO setzt sich aus Akteuren der Recycling-Industrie zusammen, kooperiert eng mit der EMPA (siehe oben) und wird von der Regierung Südafrikas unterstützt. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, ein nachhaltiges Sammel- und Recycling-Konzept für Südafrika zu entwickeln.11 Hierzu werden regelmäßige Sammlungen ausrangierter Elektrogeräte durchgeführt. Insbesondere Unternehmen sollen mehr Verantwortung übernehmen. Dazu wird an der Einführung einer verpflichtenden Umweltabgabe („Advance Recycling Fee“ (ARF)) gearbeitet, die die finanzielle Basis zur Umsetzung einer verbesserten Infrastruktur im Bereich des Sammelns und Recyclings schaffen soll. Von verschiedenen lokalen E-Schrott-Initiativen wird die eWASA für ihre dominante Stellung im Bereich des E-Schrott-Managements kritisiert. Besonders die enge Verbindung zur südafrikanischen Regierung und der Ansatz eines von ihnen kontrollierten zentralistischen Sammelsystems begründet diese Kritik.12

Das „South Africa WEEE Producers Forum“ versteht sich als Opposition zu diesem Ansatz. Unter der Leitung von Hewlett-Packard (siehe setzt es sich aus Vertretern der privatwirtschaftlichen E-Schrott-Verarbeitung zusammen und arbeitet an einer alternativen, neoliberalen Strategie zum Umgang mit E-Schrott. Die Verantwortung der Produzenten und Unternehmen steht auch hier im Vordergrund, jedoch sollen diese selbst entscheiden können, welche Recycling-Methode sie wählen („pay-as-you-recycle“). Es wird auf die Selbstregulierungsfähigkeit der E-Schrott-Industrie vertraut sowie das Interesse an einem guten Unternehmens-Image. Die Nachhaltigkeit dieses Ansatzes wird angezweifelt, da der privatwirtschaftliche Wettbewerb über die Suche nach der bestmöglichen Lösung des Problems gestellt wird.13

Im Rahmen der E-Waste Management Initiative (siehe: Internationale Abkommen und Projeke) ist 2008 die „Cape Town Material Dismantling and Recovery Facility“ entstanden. Hier arbeiten etwa 20 Personen in verschiedenen Bereichen des E-Schrott-Recyclings. Neben der Arbeit in den Werkstätten werden Schulungen für einen nachhaltigen Umgang mit Elektroschrott sowie Ausbildungsplätze in den E-Schrott verarbeitenden Berufsfeldern angeboten. Finanziert wird dieses Projekt unter Anderem durch den Verkauf von wiederaufbereiteten Elektronikteilen, gewonnenen Rohmaterialien und sogenannten „waste-to-art“-Produkten. Nach erfolgreicher Probephase wurde das Konzept in Durban wiederholt und dort ein weiterer Betrieb aufgebaut.14

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


zusätzliche Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]