Benutzer:DeWikiMan/Shared Socio-Economic Pathway

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Ein Shared Socio-Economic Pathway (kurz SSP, dt. gemeinsam genutzter sozioökonomischer Pfad[1]) beschreibt eine mögliche Entwicklung der globalen Gesellschaft im 21. Jahrhundert und umfasst soziale Faktoren wie Demographie, Gesundheit, Bildung, Wirtschaftswachstum, Ungleichheit, Governance, technologische Änderungen und politische Ausrichtungen. Ein solcher Pfad ist Grundlage für die Entwicklung von Szenarien, mit denen in der Klimaforschung die Wirkungen von Klimaschutz- und -anpassungsmaßnahmen analysiert werden.

Die SSPs wurden in den 2010er Jahren entwickelt. Sie sollen ein plausibler Szenariorahmen für die globale sozioökonomische Entwicklung mit unterschiedlichen Herausforderungen für Klimaschutz und Klimaanpassung sein, der einen breiten Unsicherheitsbereich abdeckt. Zu jedem SSP gibt es ein Narrativ, das den Pfad und die Entwicklung der sozioökonomischen Faktoren qualitativ beschreibt. Jedes Szenario ist quantitativ mit Daten zu Schlüsselfaktoren unterlegt: Bevölkerungsentwicklung, Weltsozialprodukt, Bildungs- und Urbanisierungsgrad und.[2] Die fünf bis 2020 entwickelten SSPs sind: SSP1 (geprägt durch nachhaltige Entwicklung, „den grünen Weg nehmen“), SSP2 (gemäßigte Entwicklung, „mitten auf dem Weg“), SSP3 (regionale Rivalität, „der steinige Weg“), SSP4 (Ungleichheit, „der geteilte Weg“) und SSP5 (eine mit fossilen Brennstoffen angeheizte Entwicklung, „die Autobahn nehmen“).[3]

Die SSPs enthalten keine Klimaschutz- und anpassungsmaßnahmen, die nicht schon Mitte der 2010er Jahre in Kraft waren, und berücksichtigen auch nicht die Folgen des Klimawandels. Sie sind vielmehr Basis-Szenarien und als Grundlage für die Untersuchung möglicher Auswirkungen solcher Maßnahmen in Klimschutz-Szenarien gedacht. Sie ersetzen die SRES und bilden seit ihrer Veröffentlichung 2016 den neuen Rahmen für zahlreiche Analysen, darunter zu den Sonderberichten des IPCC und zu dessem sechsten Sachstandsbericht (ab 2021).

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1990er Jahren wurden Emissionsszenarien entwickelt, die mögliche Verläufe von Bevölkerung, Wirtschaftswachstum und Treibhausgasemissionen skizzierten, und im Jahr 2000 in einem Sonderbericht über Emissionsszenarien veröffentlicht (Special Report on Emissions Scenarios, SRES).[4] Vier dieser SRES-Szenarien waren die Basis für den dritten und vierten Sachstandsbericht des IPCC. Die SREs waren um 2000 veraltet und berücksichtigten einige wichtige gesellschaftliche Entwicklungen nicht. Daher wurde mit der Entwicklung repräsentativer Konzentrationspfade (RCP) begonnen, die mögliche Verläufe der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre und des Strahlungsantriebs bis 2100 beschrieben, ohne begleitendes sozioökonomisches Narrativ.[5]

Parallel begannen 2010 die Arbeiten an Modellen sozioökonomischer Faktoren, darunter Bevölkerungswachstum, ökonomisches Wachstum, Bildung, Urbanisierung und technische Entwicklung, und wie diese Faktoren sich ohne und mit mehr oder weniger stringentem zusätzlichen Klimaschutzmaßnahmen entwickeln könnten. Das Basisszenario geht also von den Klimaschutzmaßnahmen aus, die vor dem Paris-Abkommen Mitte der 2010er Jahre schon eingeführt waren. Während die Entwicklung der RCP zu Beginn der 2010er Jahre abgeschlossen war, so dass sie Eingang in den AR5 (2013-2014) fand, dauerte die Entwicklung sozioökonomischen Pfade an. Sie wurden 2016 erstmals veröffentlicht.[5][2]

Seitdem sind sie bis Ende 2020 in mehr als 1370 Analysen der Treiber des Klimawandels, seiner Risiken und der Reaktionsmöglichkeiten eingesetzt worden. Mehr als die Hälfte dieser Analysen befasste sich mit Klimafolgen, Vulnerabilität gegenüber diesen Folgen und Anpassung. Anhand der SSP wurden die Auswirkungen des Klimawandels vor allem in der Agrarwirtschaft, Wasserversorgung, in Gesundheitsfragen, Ökologie und Lebensstandards untersucht. Die meisten Analysen bedienten sich der quantitativen Faktoren, knapp die Hälfte griff auf die qualitativen Narrative zurück. Die Narrative wurden vielfach erweitert, zum Beispiel für Schlüsselbereiche der Wirtschaft. Angaben zu Bevölkerung und Sozialprodukt wurden auf Staatenebene heruntergebrochen um räumliche Muster zu analysieren. Am häufigsten wurde in den Analysen der SSP2 benutzt, nämlich in knapp einem Drittel, ähnlich häufig wurde auch der RCP8.5 verwendet – auch in Kombinationen mit SSP, die als unwahrscheinlich gelten.[6]

Seit ihrem Erscheinen waren die SSP eine der Grundlagen von Sonderberichten des IPCC wie auch der Arbeit zum sechsten Sachstandsbericht. DerWeltbiodiversitätsrat setzte die SSP in Synthesen der Biodiversitätsrisiken ein.[6][5]

Zusammenhang mit früheren Szenarien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die SSP ersetzen die in den 2000er-Jahren genutzten SRES. Anders als in den SRES ist in den SSPs Klimaschutz nicht Teil des Szenarios. Stattdessen stellt beschreibt ein SSP ein Basisszenario, anhand dessen die Auswirkungen verschiedener Klimaziele und politischer Maßnahmen untersucht werden können. Im Rahmen eines SSP lässt sich prüfen, ob und wie ein repräsentativer Konzentrationspfad erreicht werden kann.[5] Auch wenn die SSP einem anderen Ansatz entstammen als die SRES, gibt es besonders für die Szenarien SSP1 und SSP3, die mit geringen bzw. großen Herausforderungen für Klimaschutz und -anpassung verbunden sind, auffällige Ähnlichkeiten zu den SRES B1 bzw. A2.[2][7]

Die Bandbreite der Annahmen über die Bevölkerungsentwicklung wurde wegen der gesunkenen Fertilitätsrate in den Schwellenländern nach unten korrigiert.[2]

Szenariorahmen aus Konzentrations- und sozioökonomischen Pfaden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Repräsentative Konzentrationspfade (RCP) zeigen nur mögliche Verläufe der Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Anhand der RCP lassen sich mögliche physikalische und ökologische Konsequenzen steigender Treibhausgaskonzentrationen analysieren. Die Folgen für Menschen und Gesellschaft hängt jedoch auch immer von den sozioökonomischen Bedingungen und den Anpassungsmöglichkeiten der Gesellschaft ab. Beispielsweise hängt die Zahl der Hitzetoten nicht nur von der Häufigkeit und Intensität künftiger Hitzewellen ab, sondern auch von der Zahl besonders verwundbarer Menschen und den Schutzmaßnahmen, die sie sich leisten können oder die eine Gesellschaft ergreift. Auch die Möglichkeiten von Klimaschutzmaßnahmen hängt entscheidend von gesellschaftlichen Bedingungen ab. Um solche Zusammenhänge analysieren zu können, sind daher neben Konzentrationspfaden auch Pfade der sozioökonomischen Entwicklung vonnöten.

Ein sozioökonomischer Pfad ist zunächst unabhängig von Klimaschutzmaßnahmen modelliert und kann – je nach Ausmaß des Klimaschutzes – mit verschiedenen Konzentrationspfaden konsistent sein. SSP und die mit ihnen konsistente RCP bilden eine Matrix integrierter Szenarien verschiedener Klimazukünfte. In diesen integrierten Szenarien sind Projekten der Energie- und Landnutzung sowie Treibhausgasemissionen enthalten.

Viele Arbeiten projizieren die Klimaentwicklung anhand von RCP. Führt eine Klimapolitik im Rahmen eines SSP auf einen RCP, dann werden anhand der passenden Arbeiten Aussagen über die Wirkungen der Klimapolitik in diesem SSP getroffen.[6]

Während bis Ende der 2010er Jahre als "Weiter-so" Szenario (business as usual') häufig vom RCP8.5 ausgegangen wurde, stellt jeder SSP ohne zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen für sich ein klimapolitisches "Weiter-so" Szenario dar. Das Basisszenario des SSP5 entspricht dem RCP8.5, bei allen anderen SSP liegt die Erderwärmung darunter. Nach Einschätzung von Hausfather ist SSP2, der die gegenwärtigen Trends auch außerhalb der Klimapolitik fortschreibt, am ehesten geeignet, in Zukunft als charakteristisches Szenario eines "Weiter-so" zu dienen. Dies würde in etwa einem neuen RCP7.0 mit 3,8–4,2 °C Erderwärmung entsprechen.[5]

Die sozioökonomischen Pfade im Einzelnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datei:SSP Challenges
Herausforderungen der sozioökonomischen Pfade für Klimaschutz und -anpassung

Die Pfade sollen kausale Zusammenhänge und plausible, konsistente Entwicklungen zu beschreiben. So wurde beispielsweise eine höhere Bildung unter Frauen in den am wenigsten entwickelten Ländern mit der Annahme niedrigerer Fertilitätsraten und niedrigerem Bevölkerungswachstum verbunden. Die Projektionen des Wirtschaftswachstums wurden zusammen mit den demografischen Annahmen zu Alterung und Ausbildung entwickelt.[2]

Die Palette der Pfade wurde so gewählt, das sue sowohl geringe als auch hohe Herausforderungen an Klimaschutz und -anpassung als auch die in der Szenario-Literatur vorgefundene Unsicherheitsspanne abdeckt. Die Pfade unterscheiden sich vor allem in ihren Annahmen über die Bevölkerungsentwicklung, Zugang zu Bildung, Urbanisierung, Wirtschaftswachstum, Ressourcenverfügbarkeit, technologischer Entwicklung und Treibern der wirtschaftlichen Nachfrage, zum Beispiel Änderungen von Lebensstilen.[2][3][5]

SSP1: Nachhaltigkeit – den grünen Weg nehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

SSP1 ist ein an Nachhaltigkeit und Gleichheit orientierter Pfad. Die Welt bewegt sich allmählich hin zu einem umfassend nachhaltigen Entwicklungspfad, der bekannte Umweltgrenzen beachtet und breitere Bevölkerungsgruppen stärker einbezieht. Die Nutzung globaler Allmendegüter wird immer besser gelenkt. Der demografische Übergang, der in eine relativ niedrige Weltbevölkerung von etwa 7 Mrd. Menschen im Jahr 2100 mündet, wird durch Investitionen in Bildung und Gesundheit beschleunigt. Neun von zehn Menschen leben 2100 in urbanen Räumen. Menschliches Wohlergehen gewinnt gegenüber rein wirtchaftslicher Entwicklung an Bedeutung. Das Weltsozialprodukt wächst zwischen 2005 und 2100 um etwa das Zehnfache. Das Engagement für Entwicklungsziele nimmt zu und verrinert die Ungleichheit sowohl innerhalb der Länder als auch zwischen ihnen. Der Verbrauch ist an einem niedrigen materiellen Wachstum und niedrigerer Ressourcen- und Energieintensität ausgerichtet.[8][5]

Die Herausforderungen für Klimaschutz und -anpassung sind gering.

Der SSP1 ähnelt grob dem in den 1990er Jahren verwendeten SRES B1.

SSP2: Mitten auf dem Weg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

SSP2 schreibt die Trends fort, wie sie Mitte der 2010er-Jahre bestanden. Die sozialen, wirtschaftlichen und technologischen Trends setzen sich fort. Entwicklung und Einkommenswachstum klaffen zwischen den Ländern weiter auseinander. Die Bemühungen globaler und nationaler Institutionen um die Ziele für nachhaltige Entwicklung dauern an, bewirken aber wenig. Trotz mancher Fortschritte und insgesamt abnehmender Ressourcen- und Energieintensität degradieren Umweltsysteme. Das Wachstum der Weltbevölkerung ist moderat und kommt um die Mitte des Jahrhunderts bei unter 9,5 Mrd. zu einem Stillstand. Im Jahr 2100 erreicht der Urbanisierungsgrad 80 %. Das Wirtschaftswachstum liegt etwas unter dem Nachhaltigkeitsszenario SSP1. Die Einkommensungleichheit verringert sich nur langsam oder bleibt gleich, so dass es nach wie vor schwer ist, die Vulnerabilität gegenüber gesellschaftlichen und Umweltänderungen zu verringern.[9][5]

Dieses Narrativ ist mit mittleren Herausforderungen für Klimaschutz und -anpassung verbunden.

Der SSP1 weist Parallelen zum SRES B2 auf.

SSP3: Regionale Rivalität – ein steiniger Weg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nationalismus schwillt im Narrativ des SSP3 wieder an. Aus Sorge um Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit und bedrängt von regionalen Konflikten richten die Länder ihren Blick zunehmend auf nationale oder allenfalls regionale Fragen. Regionale Energie- und Ernährungssicherung lässt breitere Entwicklungsansätze in den Hintergrund treten. Es kommt kaum zu einer weiteren Urbanisierung. Investitionen in Bildung und technologischer Entwicklung werden verringert, die wirtschaftliche Entwicklung verläuft schleppend - das Weltsozialprodukt verfünffacht sich bis 2100 - und ist verbunden mit materialintensivem Konsum. Kombiniert mit den Annahmen über das Bevölkerungswachstum bedeutet dies, dass das mittlere Pro-Kopf-Einkommen auf etwa dem Niveau der 2010er Jahre verharrt, wobei die Ungleichheit anhält oder noch zunimmt. Das Bevölkerungswachstum verharrt in den Industrieländern auf niedrigem Niveau, während es in den Entwicklungsländern hoch bleibt. Die niedrige Priorisierung von Umweltfragen führt zu erhöhter Degradation der Umwelt in einigen Regionen.[10][5]

Dieses eher pessimistische Narrativ ist mit großen Herausforderungen für Klimaschutz und -anpassung verbunden.

Unter den in den 1990er Jahren verwendeten Szenarien entspricht am ehesten der SRES A2 dem SSP3.

SSP4: Ungleichheit – ein geteilter Weg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

SSP4 ist gekennzeichnet durch wachsende Ungleichheit. Die soziale Stratifikation nimmt innerhalb der Länder zu wie auch die Ungleichheit zwischen ihnen. Grund hierfür ist das Zusammenspiel von höchst ungleichen Investitionen in Humankapital mit zunehmenden Missverhältnissen wirtschaftlicher Chancen und politischer Macht. Die Entwicklung im Hochtechnologiebereich ist rasant. Zunehmend getrennt von einer international verbundenen Gesellschaft, die in den wissens- und kapitalintensiven Wirtschaftssektoren tätig ist, existieren fragmentiert Gesellschaften aus Menschen mit niedrigem Einkommens- und Bildungsniveau in arbeitsintensiven Teilbereichen der Wirtschaft, die einen niedrigen Technisierungsgrad aufweisen. Eine abnehmende gesellschaftliche Kohäsion geht einher mit zunehmenden Konflikten und Unruhen. Der Energiesektor ist global verbunden und diversifiziert, es wird sowohl in fossile Brennstoffe mit hohem Kohlenstoffgehalt als auch in kohlenstoffarme Energiequellen investiert. Umweltpolitik dient in erster Linie Regionen mit mittleren und hohen Einkommen. Die Bevölkerungszahl nimmt, ähnlich wie im SSP2 auf etwas unter 9,5 Mrd. um die Mitte des Jahrhunderts zu, danach leicht ab. Ähnlich wie im SSP1 leben mehr als 90 % der Weltbevölkerung in Städten. Die Wirtschaft wächst zwischen 2005 und 2100 um weniger als das Siebenfache.[11][5]

Bei diesem Narrativ sind die Herausforderungen für den Klimaschutz gering, aber für die Anpassung hoch. s

SSP5: Fossil angetriebene Entwicklung – die Autobahn nehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Narrativ des SSP5 wird ein starkes Wachstum von Produktion und Energienachfrage durch fossile Brennstoffe befeuert. Es geht von einem noch zunehmenden Vertrauen in die Fähigkeiten von wettbewerbsorientierten Märkten, Innovation und teilhabeorientierten Gesellschaften aus, mittels raschem technischem Fortschritt und Aufbau von Humankapital eine nachhaltige Entwicklung zu generieren und soziale und ökologische Systeme zu steuern, notfalls auch mittels Geoengineering. Die globale Integration von Märkten nimmt zu. Investitionen in Gesundheits- und Bildungswesen und in den Aufbau von Institutionen sollen gesellschaftliches und Humankapital stärken. Der Lebenstil der Menschen ist ressourcen- und energieintensiv. Die Entwicklung wird durch die Ausbeutung fossiler Ressourcen vorangetrieben. Die Weltbevölkerung beginnt, ähnlich dem SSP1, noch im 21. Jahrhundert abzunehmen und erreicht etwas mehr als 7 Mrd. Menschen im Jahr 2100, von denen mehr als 90 % in urbanen Räumen leben. Es gelingt, mit lokalen Umweltproblemen umzugehen. Das Weltsozialprodukt verzwanzigfacht sich zwischen 2005 und 2100 fast.[12][5]

In diesem Narrativ sind die Herausforderungen für den Klimaschutz groß, aber für die Anpassung gering.

Der SSP5 ähnelt dem SRES A1F1.

Emissions- und Erwärmungsszenarien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Basisszenarien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit sechs verschiedenen integrierten Bewertungsmodellen (IAM), die Wirtschaft und Klimasystem miteinander koppeln, wurde ausgehend von den SSPs ohne zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen' jeweils die Entwicklung von Energie- und Landnutzung sowie der Treibhausgasemissionen abgeschätzt. Anhand der Treibhausgasemissionen wurde mit einem einfachen Klimamodell die Entwicklung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre und der Erderwärmung berechnet. Unter den bis zu sechs Projektionen je SSP wurde ein Emissionsszenario als Referenzszenario hervorgehoben.[5][6]

Energieverbrauch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die SSPs unterscheiden sich deutlich hinsichtlich des projizierten Energieverbrauchs.[13] In SSP1 und SSP4 nimmt wegen sinkender Kosten auch ohne zusätzlichen Klimaschutz der Anteil erneuerbarer Energien zu, der absolute Primärenergiebedarf ist im SSP4 größer als im SSP1, bei beiden ist er aber im Vergleich zu den übrigen SSP relativ gering. Der Kohleverbrauch ist im SSP1 zwar relativ niedrig, bleibt aber gegenüber 2005 fast unverändert, immer noch 60 % der Energienachfrage stammen – ohne zusätzlich Klimapolitik – aus fossilen Energiequellen. In beiden Szenarien kommt es zu einer teilweisen Elektrifizierung im Verkehrssektor und bei der Gebäudebeheizung. In SSP3 und SSP5 hingegen bleibt diese technische Entwicklung weitgehend aus und Kohle der Hauptenergieträger. SSP5 zeigt den weitaus größte Energiebedarf. In SSP3 unterscheiden sich die Projektionen hinsichtlich der Erdölreserven, ein integriertes Bewertungsmodell nimmt relativ geringe Reserven an und geht davon aus, dass die Nachfrage nach Treibstoffen im Transportsektor durch Kohleverflüssigung gedeckt wird. In keinem der Pfade führt allein technischer Fortschritt ohne neue klimapolitische Maßnahmen zu einem vor allem aus kohlenstoffarmen Energiequellen gespeisten Energiesystem.[5]

Landnutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Änderungen der Nachfrage nach Lebensmitteln, Holz oder auch Bioenergie führen zu Änderungen der Landnutzung. Der durch Rivalität geprägte Pfad SSP3 weist die größte Ausweitung der landwirtschaftlicher Flächen zu Lasten von Waldflächen auf. Sie ist Folge massiven Bevölkerungswachstums, niedriger Produktivität in der Landwirtschaft und Vernachlässigung des Umweltschutzes. Im nachhaltigen SSP1 lassen ein verhältnismäßig geringes Bevölkerungswachstum, hohe landwirtschaftliche Produktivität und die Ernährungsweise, die mit wenig Lebensmittelverschwendung einhergeht, mehr Raum für naturnahe Wälder und andere naturnahe Landschaften.[2][14]

Emissionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im an Nachhaltigkeit orientierten SSP1 erreichen die Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2) auch ohne neue Klimaschutzmaßnahmen Mitte des Jahrhunderts ihr Maximum und nehmen danach auf 22 bis 48  Gt CO2 ab. Im SSP2 wachsen die Emissionen kontinuierlich auf 65–85 Gt CO2. Im durch regionale Rivalität geprägten SSP3 ist das Emissionswachstum noch größer, die CO2-Emissionen liegen 2100 bei um die 80 Gt; ein Modell projiziert sogar mehr als 120 Gt CO2. Der SSP4 (Ungleichheit) weist annähernd ebenso niedrige Emissionen wie der SSP1 (Nachhaltigkeit) auf, was an raschem technischen Fortschritt liegt. Bei dem ungebremsten Wachstum im SPP5 liegen die Emissionsprojektionen bei jährlich 104–126 Gt CO2 Ende des Jahrhunderts.[5]

Die projizierten Emissionen von Methan (CH4), dem zweitwichtigsten anthropogenen Treibhausgas, hängen stark vom Bevölkerungwachstum und der Lebensmittelnachfrage in den SSP ab. Im SSP5 kommt es kurzfristig zu einer raschen Steigerung der Methanemissionen durch den Ausbau der Infrastruktur zur Nutzung fossiler Brennstoffe, insbesondere der von Erdgas.[2]

Auch für die Emissionen von Lachgas (NH4) ist die Landwirtschaft eine bedeutende Quelle. In den SSP3 und SSP4 sind die NH4-Emissionen besonders hoch, unter anderem wegen des zunehmenden Einsatzes von Düngemitteln. Nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken und die relativ geringe Weltbevölkerung führen dazu, dass der SSP1 mit den niedrigsten NH4-Emissionen einhergeht.[2]

Die Emissionen von Luftschadstoffen wie Schwefeldioxid und Ruß wirken auf eine regionale Abkühlung. Die Szenarien gehen von einem tendenziell gleichbleibenden oder abnehmendem Emissionsniveau aus. Im SSP3 ist es deutlich höher als auf anderen Pfaden, weil nur zögerlich Umweltgesetze eingeführt werden.[2][15]

Erderwärmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Basis-Emissionsszenarien resultieren, nach Berechnungen mit dem Klimamodell MAGICC, in einer Erderwärmung im Jahr 2100 gegenüber dem Beginn der Industrialisierung:[5]

  • SSP1 (Nachhaltigkeit): 3,0–3,5 °C
  • SSP2 (middle-of-the-road): 3,8–4,2 °C
  • SSP3 (regionale Rivalität): 3,9–4,6 °C
  • SSP4 (Ungleichheit): 3,5–3,8 °C
  • SSP5 (ungebremstes Wachstum): 4,7–5,1 °C

Szenarien mit zusätzlicher Klimapolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinsam genutzte klimapolitische Annahmen (engl. shared climate policy assumptions) gehen von den den SSP zugrunde liegenden Annahmen über sozioökonomische Faktoren aus internationale Kooperation, Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, Urbanisierung und technischer Entwicklung aus und bewegen sich innerhalb der dadurch gezogenen Grenzen. Sie sind mit Klimazielen verbunden, die anhand des Strahlungsantriebs definiert werden, entsprechend repräsentativen Konzentrationspfaden. Neben den vier RCP aus dem AR 5 (RCP2.6, RCP4.5, RCP6.0, RCP8.5) werden im Rahmen der SSP zusätzlich noch die RCP1.9 (im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel[16]), RCP3.4 und RCP7.0 verwendet.[5]

Während in allen Modellen im SSP1 der RCP1.9 erreichbar ist, ist dies wegen mangelnder internationaler Kooperation im durch Nationalismus geprägten SSP3 weder für den RCP1.9 noch den RCP2.6 der Fall. Das Zwei-Grad-Ziel kann unter den Annahmen des SSP3 also wahrscheinlich nicht eingehalten werden. Auch im durch Ungleichheit geprägten SSP4 lässt sich der RCP1.9 nur in einem von drei Modellen beschreiten. Ursache ist hier, dass sich die Landnutzungsänderungen in armen Ländern nicht ausreichend begrenzen lassen.[5]

In allen Szenarien gelingt es nur mit negativen Emissionen, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. Im SSP1 (Nachhaltigkeit) sind, mit wenigen Ausnahmen, deutlich niedriger negative Emissionen vonnöten.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Keywan Riahia u. a.: The Shared Socioeconomic Pathways and their energy, land use, and greenhouse gas emissions implications: An overview. In: Global Environmental Change. Januar 2017, doi:10.1016/j.gloenvcha.2016.05.009 (open access).
  • National Research Council (Hrsg.): Describing Socioeconomic Futures for Climate Change Research and Assessment: Report of a Workshop. Panel on Socioeconomic Scenarios for Climate Change Research and Assessment. Committee on the Human Dimensions of Global Change, Division of Behavioral and Social Sciences and Education. The National Academies Press, 2010, ISBN 978-0-309-16144-2 (nap.edu).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutsche Koordinierungsstelle des IPCC (Hrsg.): Vereinbarungen für die Übersetzung englischer Fachbegriffe aus den Klimawissenschaften ins Deutsche. Oktober 2020 (de-ipcc.de [PDF; 240 kB]).
  2. a b c d e f g h i j Keywan Riahia, Detlef P.van Vuuren, Elmar Kriegler, Jae Edmonds, Brian C. O’Neill, Shinichiro Fujimori, Nico Bauer, Katherine Calvin, Rob Dellink, Oliver Fricko, Wolfgang Lutz, Alexander Popp, Jesus Crespo Cuaresma, Samir KC, Marian Leimbach, Leiwen Jiang, Tom Kram, Shilpa Rao, Johannes Emmerling, Kristie Ebi, Tomoko Hasegawa, Petr Havlik, Florian Humpenöder, Lara Aleluia Da Silva, Steve Smith, Elke Stehfest, Valentina Bosetti Jiyong Eom, David Gernaat, Toshihiko Masui, Joeri Rogelj, Jessica Strefler, Laurent Drouet, Volker Krey, Gunnar Luderer, Mathijs Harmsen, Kiyoshi Takahashi, Lavinia Baumstark, Jonathan C. Doelman, Mikiko Kainuma, Zbigniew Klimont, Giacomo Marangoni, Hermann Lotze-Campen, Michael Obersteiner, Andrzej Tabeau, Massimo Tavoni: The Shared Socioeconomic Pathways and their energy, land use, and greenhouse gas emissions implications: An overview. In: Global Environmental Change. Januar 2017, doi:10.1016/j.gloenvcha.2016.05.009 (open access).
  3. a b Brian C. O’Neill, Elmar Kriegler, Kristie L. Ebi, Eric Kemp-Benedict, Keywan Riahi, Dale S.Rothman, Bas J. van Ruijven, Detlef P. van Vuuren, Joern Birkmann, Kasper Kok, Marc Levy, William Solecki: The roads ahead: Narratives for shared socioeconomic pathways describing world futures in the 21st century. In: Global Environmental Change. Januar 2017, doi:10.1016/j.gloenvcha.2015.01.004.
  4. Nebojsa Nakicenovic, Rob Swart (Hrsg.): Special Report on Emission Scenarios. A Special Report of Working Group III of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, 2000, ISBN 0-521-80493-0 (ipcc.ch).
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Zeke Hausfather: Explainer: How ‘Shared Socioeconomic Pathways’ explore future climate change. In: CarbonBrief. 19. April 2018, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  6. a b c d Brian C. O’Neill, Timothy R. Carter, Kristie Ebi, Paula A. Harrison, Eric Kemp-Benedict, Kasper Kok, Elmar Kriegler, Benjamin L. Preston8, Keywan Riahi, Jana Sillmann, Bas J. van Ruijven, Detlef van Vuuren, David Carlisle, Cecilia Conde1, Jan Fuglestvedt, Carole Green, Tomoko Hasegawa, Julia Leininger, Seth Monteith, Ramon Pichs-Madruga: Achievements and needs for the climate change scenario framework. In: 2020-11. November 2020, doi:10.1038/s41558-020-00952-0 (open access).
  7. Detlef P. van Vuuren, Timothy R. Carter: Climate and socio-economic scenarios for climate change research and assessment: Reconciling the new with the old. In: Climatic Change. August 2013, doi:10.1007/s10584-013-0974-2.
  8. Detlef P. van Vuuren, Elke Stehfest, David E. H. J. Gernaat, Jonathan C. Doelman, Maarten van den Berg, Mathijs Harmsen, Harmen Sytze de Boer, Lex F. Bouwman, Vassilis Daioglou, Oreane Y. Edelenbosch, Bastien Girod: Energy, land-use and greenhouse gas emissions trajectories under a green growth paradigm. In: Global Environmental Change. Januar 2017, doi:10.1016/j.gloenvcha.2016.05.008.
  9. Oliver Fricko, Petr Havlik, Joeri Rogelj, Zbigniew Klimont, Mykola Gusti, Nils Johnson, Peter Kolp, Manfred Strubegger, Hugo Valin, Markus Amann, Tatiana Ermolieva: The marker quantification of the Shared Socioeconomic Pathway 2: A middle-of-the-road scenario for the 21st century. In: Global Environmental Change. Januar 2017, doi:10.1016/j.gloenvcha.2016.06.004.
  10. Shinichiro Fujimori, Tomoko Hasegawa, Toshihiko Masui, Kiyoshi Takahashi, Diego Silva Herran, Hancheng Dai, Yasuaki Hijioka, Mikiko Kainuma: SSP3: AIM implementation of Shared Socioeconomic Pathways. In: Global Environmental Change. Januar 2017, doi:10.1016/j.gloenvcha.2016.06.009.
  11. Katherine Calvin, Ben Bond-Lamberty, Leon Clarke, James Edmonds, Jiyong Eom, Corinne Hartin, Sonny Kim, Page Kyle, Robert Link, Richard Moss, Haewon McJeon: The SSP4: A world of deepening inequality. In: Global Environmental Change. Januar 2017, doi:10.1016/j.gloenvcha.2016.06.010.
  12. Elmar Kriegler, Nico Bauer, Alexander Popp, Florian Humpenöder, Marian Leimbach, Jessica Strefler, Lavinia Baumstark, Benjamin Leon Bodirsky, Jérôme Hilaire, David Klein, Ionna Mouratiadou: Fossil-fueled development (SSP5): An energy and resource intensive scenario for the 21st century. In: Global Environmental Change. Januar 2017, doi:10.1016/j.gloenvcha.2016.05.015.
  13. Nico Bauer, Katherine Calvin, Johannes Emmerling, Oliver Fricko, Shinichiro Fujimori, Jérôme Hilairea, Jiyong Eom, Volker Krey, Elmar Kriegler, Ioanna Mouratiadou, Harmen Sytze de Boer, Maarten van den Berg, Samuel Carrara, Vassilis Daioglou, Laurent Drouet, James E. Edmonds, David Gernaat, Petr Havlik, Nils Johnson, David Klein, Page Kyle, Giacomo Marangoni, Toshihiko Masui, Robert C. Pietzcker, Manfred Strubegger, Marshall Wise, Keywan Riahi, Detlef P.van Vuuren: Shared Socio-Economic Pathways of the Energy Sector – Quantifying the Narratives. In: Global Environmental Change. Januar 2017, doi:10.1016/j.gloenvcha.2016.07.006 (open access).
  14. Alexander Popp, Katherine Calvin, Shinichiro Fujimori, Petr Havlik, Florian Humpenöder, Elke Stehfest, Benjamin Leon Bodirsky, Jan Philipp Dietrich, Jonathan C. Doelmann, Mykola Gusti, Tomoko Hasegawa, Page Kyle, Michael Obersteiner, Andrzej Tabeau, Kiyoshi Takahashi, Hugo Valin, Stephanie Waldhoff, Isabelle Weindl, Marshall Wise, Elmar Kriegler, Hermann Lotze-Campen, Oliver Fricko, Keywan Riahi, Detlef P. van Vuuren: Land-use futures in the shared socio-economic pathways. In: Global Environmental Change. Januar 2017, doi:10.1016/j.gloenvcha.2016.10.002 (open access).
  15. Shilpa Rao, Zbigniew Klimont, Steven J. Smith, Rita Van Dingenen, Frank Dentener, Lex Bouwman, Keywan Riahi, Markus Amann, Benjamin Leon Bodirsky, Detlef P. van Vuuren, Lara Aleluia Reis, Katherine Calvin, Laurent Drouet, Oliver Fricko, Shinichiro Fujimori, David Gernaat, Petr Havlik, Mathijs Harmsen, Tomoko Hasegawa, Chris Heyes, Jérôme Hilaire, Gunnar Luderer, Toshihiko Masui, Elke Stehfest, Jessica Strefler, Sietske van der Sluis, Massimo Tavon: Future air pollution in the Shared Socio-economic Pathways. In: Global Environmental Change. Januar 2017, doi:10.1016/j.gloenvcha.2016.05.012 (open access).
  16. Joeri Rogelj, Alexander Popp, Katherine V. Calvin, Gunnar Luderer, Johannes Emmerling, David Gernaat, Shinichiro Fujimori, Jessica Strefler, Tomoko Hasegawa, Giacomo Marangoni, Volker Krey1, Elmar Kriegler, Keywan Riahi, Detlef P. van Vuuren, Jonathan Doelman, Laurent Drouet, Jae Edmonds, Oliver Fricko, Mathijs Harmsen, Petr Havlík, Florian Humpenöder, Elke Stehfest, Massimo Tavoni: Scenarios towards limiting global mean temperature increase below 1.5 °C. In: Nature Climate Change. März 2018, doi:10.1038/s41558-018-0091-3.

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