Benutzer:Frank Schulenburg/Zu den Strategieempfehlungen

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Die Strategieempfehlungen der Wikimedia Foundation in verständlichen Worten meinem persönlichen Verständnis nach interpretiert

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Vorbemerkung: Anlass zur Erstellung dieses Textes war die Tatsache, dass zahlreiche Mitglieder der Community auf die unverständliche Sprache der von der Wikimedia Foundation veröffentlichten Strategieempfehlungen hingewiesen haben. Ich teile dies Beobachtung, die meiner Ansicht nach durch die teilweise misslungene Übersetzung ins Deutsche weiter verstärkt wurde. Ursprünglich hatte ich vor, untenstehenden Text unter der Überschrift „Die Strategieempfehlungen der Wikimedia Foundation in verständlichen Worten erklärt“ zu veröffentlichen. Da ich aber nicht an der Ausarbeitung dieser Empfehlungen beteiligt war (meine Bewerbung für eine der Arbeitsgruppen wurde abgelehnt) und damit nicht hinter die Kulissen blicken konnte, kann ich letztendlich nur meine eigene, persönliche Interpretation des auf Meta zur Diskussion gestellten Textes liefern. Diese Deutung kann in Teilen oder in Gänze von der eigentlichen Intention der Strategieempfehlungen abweichen oder sie schlimmstenfalls sogar konterkarieren. Ich habe allerdings in den letzten Tagen in der hiesigen Diskussion der Empfehlungen einige Missverständnisse beobachtet und hoffe, das untenstehende Erläuterung dazu beiträgt, diese Missverständnisse auszuräumen, um auf diese Weise eine informierte Diskussion über die Empfehlungen zu ermöglichen. Für Klarstellungen von Seiten der Beteiligten an dem inzwischen dreijährigen Strategieprozess bin ich dankbar. – Ich werde im Folgenden nicht mehr auf den Umstand hinweisen, dass es sich um meine eigene Interpretation der Empfehlungen handelt und bitte darum, dies immer mitzudenken.

Promote Sustainability and Resilience

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In der ersten Empfehlung geht es in erster Linie darum, wie die finanzielle Selbständigkeit und Widerstandsfähigkeit der sogenannten „Wikimedia-Bewegung“ gegenüber äußeren Einflüssen gewährleistet werden kann. Der englische Begriff „Resilience“, hier als „Widerstandsfähigkeit“ wiedergegeben, ist im Deutschen nur schwer zu übersetzen. Im Kontext von Unternehmen oder Organisationen wird das englische Wort deshalb zu „Resilienz“ übertragen, siehe Resilienz-Management. Wenn der Text der Empfehlung davon spricht, „neue Wege des Einwerbens von finanzellen Mitteln“ zu erschließen, dann bezieht sich das auf den Umstand, dass die weitaus meisten Wikimedia-Organisationen von Zuwendungen durch die Wikimedia Foundation abhängig sind. Meines Wissens nach gibt es nur zwei Organisationen, die es bisher geschafft haben, zumindest in Teilen finanziell selbstständig zu sein: Wikimedia Deutschland und die Wiki Education Foundation (Transparenz: ich bin seit 2014 Geschäftsführer der Wiki Education Foundation, schreibe hier aber in meiner ausschließlichen Funktion als langjähriges Mitglied der Community). Wikimedia Deutschland durch seine Mitgliedsbeiträge und die Wiki Education Foundation durch eigenes Fundraising und den seit letztem Jahr laufenden Versuch, ein „pay-for-service“-Modell zu entwickeln. Das heißt, dass beispielsweise die meisten der Chapter in großem Maße oder gar gänzlich am Tropf der Wikimedia Foundation hängen. Wie ich aus Gesprächen mit Mitarbeitern der Wikimedia Foundation weiß, gibt es schon seit einiger Zeit den Wunsch, dass Wikimedia-Organisationen in höherem Maße als bisher finanziell unabhängig werden. Das ist gemeint, wenn der englische Text von „self-sufficient“ spricht. – Wenn der Text weiter von „menschlichen Ressourcen“ spricht, die ebenfalls nachhaltig gestaltet werden sollen, so ist dies der Teil der Empfehlung, bei dem ich persönlich die meisten Verständnisschwierigkeiten habe. Am ehesten geht es wohl darum, durch gezielte Schulungen und die Einstellung von engagierten Mitabeitern für die bessere Unterstützung von Freiwilligen zu sorgen. Da ich aber wie gesagt, Verständnisschwierigkeiten bei diesem Teil der Emfehlung habe, halte ich mich mit der Interpretation zurück.

Meine persönliche Meinung zu dieser Empfehlung: Ich halte die Idee einer finanziellen Unabhängigkeit von Wikimedia-Organisationen für gut. Wenn diese Organisationen nämlich, wie bisher, von der Bereitschaft der Wikimedia Foundation abhängen, Spendenmittel weiterzuleiten, dann hat die Wikimedia Foundation die alleinige Macht darüber, welche Projekte gefördert werden. Ein Nebeneffekt dieses Umstandes ist, dass auf diese Weise Innovationen schlimmstenfalls unterdrückt werden, weil die Wikimedia-Organisationen stets befürchten müssen, dass ihnen im Falle von misslungenen Experimenten der Geldhahn abgedreht wird. – Und dann wäre da noch etwas: unter der Überschrift „Structure“ findet sich das Ziel, das Markenbewusstsein zu stärken. Dahinter verbirgt sich vermutlich die von der Wikimedia Foundation forcierte Idee einer Umbenennung der Foundation in „Wikipedia Foundation“. Ich kann aufgrund persönlicher Erfahrung verstehen, warum die Wikimedia Foundation diese Veränderung anstrebt (Wikimedia zu erklären fällt schwer, weil die meisten Menschen eben nur die Marke „Wikipedia“ kennen). Allerdings finde ich auch, dass bei einer Umbenennung der Eindruck entstehen könnte, die Wikimedia Foundation oder andere Organisationen würden für die Community sprechen. Das wäre meiner Ansicht nach schlecht. Deshalb lehne ich diese Umbenennung ab. Allerdings steht im Text nur die Forderung nach einer Stärkung des Markenbewusstseins. Das wiederum finde ich gut, weil ich weiß, dass beispielsweise in bestimmten Teilen Afrikas ein nicht kleiner Teil der Menschen denkt, dass die Informationen der Wikipedia von Google stammen, weil sie über eine Google-Suche zur Wikipedia gelangt sind (ich war mal am inzwischen eingestellten Projekt „Wikipedia Zero“ beteiligt und im Rahmen unserer damaligen Arbeit hatten wir Umfragen in verschiedenen Ländern Afrikas in Auftrag gegeben). Zum zweiten Aspekt des Textes kann ich mich aus oben genannten Gründen nicht äußern. Dass es gut ist, wenn wir „engagierte Freiwillige“ haben, scheint mir – wie manch andere im Text angesprochene Dinge auch – selbstverständlich zu sein. Generell steht für mich persönlich aber nichts in der Empfehlung, was ich nicht mittragen könnte.

Create Cultural Change for Inclusive Communities

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Hier geht es um allgemeingültige Richtlinien und einen kulturellen Wandel. Das Dokument fordert die Schaffung von Statuten (engl. „Movement Charter“) ein, die gemeinsame Werte und Prinzipien festhalten. Das bezieht sich hier in erster Linie auf den Umgang miteinander in Community-Diskussionen, wobei der Text nicht klar sagt, ob und in welcher Weise eine Eigenständigkeit der jeweiligen Communities respektiert werden soll. Ziel ist es jedenfalls unter anderem, einen zivilen Umgangston festzuschreiben. In eine ähnliche Richtung der Festschreibung allgemeingültiger Prinzipien zielt die Forderung nach allgemeingültigen „Governance-Dokumenten“. Damit soll sichergestellt werden, dass Organisationen, die in der Öffentlichkeit mit dem Namen „Wikimedia“ auftreten, sich an bestimmte, noch festzulegende Standards halten. Und schließlich geht es bei dem in der Emfehlung genannten „Bewertungsprozess“ darum, nach der Erstellung dieser Dokumente sicherzustellen, dass sie den gewünschten Effekt haben.

Meine persönliche Meinung zu dieser Empfehlung: Ich glaube durchaus, dass es allgemeingültige Prinzipien gibt, wie etwa die Forderung „Keine persönlichen Angriffe“ (siehe Wikipedia:Grundprinzipien), an die wir uns alle halten sollten. Solche Statuten gibt es auch anderswo: mir fallen dabei als erstes die Charta der Vereinten Nationen oder die Internationale Menschenrechtscharta ein. Grundsätzlich habe ich deshalb nichts an dieser Idee auszusetzen. Allerdings weiß ich auch, dass es im täglichen Miteinander gerade nicht die mangelnde Existenz solcher Richtlinien ist, die Probleme bereitet, sondern vielmehr die Durchsetzung der Richtlinien. Insofern habe ich meine Zweifel, ob diese Maßnahme das zugrundeliegende Problem lösen kann. Als Wikipedianer ist mir vor allem wichtig, dass die Eigenständigkeit der jeweiligen Communities gewährleistet ist. Dieser Punkt fehlt in der Empfehlung, weshalb ich für hier Nachbesserungsbedarf sehe. Was die „Governance-Dokumente“ angeht, so unterstütze ich diesen Punkt voll und ganz. Insbesondere wenn bei Wikimedia-Organisationen Geld im Spiel ist, müssen verbindliche Regeln eingehalten werden. Ich finde die Forderung nach einem Festschreiben solcher Regeln deshalb gut und wichtig. Genauso wie die Forderung nach einem Bewertungsprozess. Wenn wir schon Richtlinien festlegen, dann wollen wir am Ende auch wissen, ob der erwünschte Effekt auch eintritt. Insgesamt also aus meiner Sicht zu diesem Teil der Stratgieempfehlungen: ein wichtiger Aspekt fehlt, weshalb innerhalb der nächsten Wochen noch nachgebessert werden sollte.