Benutzer:Friedrich Graf

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Ich bin bis auf Weiteres inaktiv.
Ich bin im Urlaub, in den Ferien, habe momentan keinen Internetanschluss oder bin aus anderen Gründen derzeit nicht aktiv.
--Friedrich Graf (Diskussion) 18:13, 8. Mär. 2015 (CET)











Das Wikipedia-Kompendium

Zur Vereinfachung dieses Kompendiums wurde in einigen Fällen nur die männliche Wortform gewählt (Beispiel: der Akteur).
Dies darf weder als Diskriminierung noch als Stigmatisierung interpretiert werden.

Allgemeines

Wikipedia
Wikipedia versteht sich als Enzyklopädie. In seinem ursprünglichen Wortstamm bedeutet dies "alltägliche Bildung". Heutzutage wird es im Sinne eines universellen Nachschlagewerkes benutzt. Es ist dabei weder eine reine Formelsammlung, noch ein Wörterbuch und kein Lehrbuch - sondern ein didaktisch geschriebenes Nachschlagewerk.

Direktiven
Laut Selbstverständnis ist Wikipedia "ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie". Zur Wahrung der Qualität und der Sicherung eines enzyklopädischen Standards hat Wikipedia Direktiven aufgestellt. Zentraler Bestandteil dieser Direktiven sind die Relevanzkriterien.
Diese Direktiven konzentrieren sich auf die formale Gliederung von Handlungsabläufen. Die konkrete inhaltliche Durchführung einer Handlung wird durch diese Direktiven nicht bestimmt, sondern obliegt der Entscheidung jedes Einzelnen.

Beispiel: Eine Löschdiskussion lässt sich höflich und konkret, aber auch aggressiv und 08/15 durchführen.

Damit stellt jede Handlung eines Wikipedianers eine Interpretation der Direktiven dar (genauso wie ein Gesetzestext im Konfliktfall stets durch die Rechtsprechung interpretiert wird). Existiert in einigen Fällen mehrheitlicher Konsens (Beispiel: Vandalismus), bieten die Direktiven ein ausreichendes Grundgerüst für die richtigen Reaktionen. Ist kein mehrheitlicher Konsens (Beispiel: didaktische Gliederung eines polarisierenden Artikels) möglich, stellen die Direktiven nur den kleinsten gemeinsamen Nenner dar. Dies widerspricht dem eigentlichen Anliegen der Direktiven: der Sicherung eines hohen enzyklopädischen Standards.

Systemschwäche
Die Struktur von Wikipedia besitzt eine entscheidende Schwäche: es ist die Tendenz zum Stillstand.
Im Falle von Konflikten sollen die Direktiven zur Beruhigung der Konflikte dienen. Aber die Kombination vielfältiger Konflikte mit einer sich-selbst-organisierenden Struktur sorgt für Emergenz (spontane Herausbildung unbeabsichtigter Eigenschaften). Diese Schwäche hat im wesentlichen drei Auswirkungen:

  1. mangelnde Produktivität durch das Schwächen von Ressourcen (verlorene Arbeitszeit, unterbrechen des Arbeitsflusses,...)
  2. Frust bei den Editoren durch das individuelle Erleben dieser Schwäche (als Ungerechtigkeit, Aggression, ...)
  3. Beschränkung konstruktiver Entwicklungsprozesse (die mangelnde Streitkultur lässt oft nur dem Aggressivsten eine dauerhafte Chance,...)

Individuelle Konflikte

Kommunikation
Neben dem enzyklopädischen Nutzen bietet Wikipedia ein offenes Netzwerk zur gemeinsamen Arbeit. Eine ständig steigende Diversifikation bei den Schreibenden und ihren Artikeln erzeugt immer komplexere Kommunikationsstrukturen. Das erzeugt einen ständig steigenden Druck auf die handelnden Personen. Dieser Druck beginnt bei Unfreundlichkeiten und hört bei Grundsatzdiskussionen noch nicht auf. Exemplarisch hierfür sind Teile der Löschdiskussionen und der Relevanzstreit.
Inhalt (Grundsatzdiskussionen) und Form (Aggressivität) verschrecken immer mehr Autoren. Die Hürde für neue Autoren wird immer größer. Für eine konstruktive Entwicklung von Wikipedia (Diversifikation) ist das kontraproduktiv.

Beispielsweise erinnern manche Löschdiskussionen an einen aussichtlosen Kampf, da die Gewinner von Anfang an fest stehen. Entweder gewinnen die mit größerer
  • Macht (die Administratoren) - oder
  • Aggression (die Antragsteller der Löschungen).

Erschwerend ist der Umstand, das sich viele Autoren kaum an Diskussionen beteiligen - dadurch fehlt es an deren konstruktivem Einfluss.

Individuen
Individuelle Konflikte sind immer Konflikte von Einzelpersonen. Wikipedia bietet nur den äußeren Rahmen ("Spielfeld"); die handelnden Personen sind immer "mitspielende" Einzelpersonen.
Psychologisch kann zwischen zwei Arten von handelnden Personen unterschieden werden:

  1. "Der Außenstehende": Er fühlt sich vom Konfliktthema weitgehend (emotional) unberührt. Seine Argumente sind meist sachlich und auf Details bezogen.
  2. "Der Betroffene": Im Artikelthema steckt viel "Herzblut". Seine Motivation ist entweder
  • ein hoher emotionaler Bezug (POV)
  • viel Fleiß (bei der Artikelerstellung) oder
  • das persönliche Gerechtigkeitsempfinden (auf Basis seiner persönlichen Interpretation der Direktiven)

Elemente
Ein zwischenmenschlicher Konflikt enthält immer zwei Elemente: Sachlichkeit und Gefühl.

1. Beim "Außenstehenden":
  • Seine (offensichtlich) sachlichen Argumenten stellen auch nur eine Auswahl aus vielen möglichen Argumenten dar.
  • Beim Gefühl signalisiert er: "meine private Sicht der Dinge ist wichtig - dein Herzblut ist es nicht".
2. Beim "Betroffenen":
  • Seine (offensichtlich) emotionalen Gründe sind nur Motivation für sein Verhalten. Sie sind aber kein Indiz zur Bewertung von Artikelinhalten.
  • Die sachlichen Argumenten können ebenso (wie beim Außenstehenden) eine richtige Interpretation der Direktiven darstellen.

Mit der Wahrung von Zwischentönen (Tonfall, Sachlichkeit, Neutralität) sind die Einzelpersonen in diesen Konflikten oft überfordert.

1. Für den "Außenstehenden"
  • ist sein eigener Standpunkt "sachlicher" (und damit per se besser) als der des Betroffenen
  • ist die Gefühlsseite ohne Bedeutung
2. Für den Betroffenen
  • steht in der Sache "Inhalt gegen Inhalt" - damit ist keine Bewertung der Sachlichkeit möglich
  • werden zahlreiche Gefühle wichtig - die wiederum den Konflikt für ihn persönlich verschärfen

Damit steckt der Betroffene in einem Interessenkonflikt: Einerseits möchte er den Artikel verbessern - dazu muss er der Argumentation des "Außenstehenden" widersprechen. Andererseits möchte er nicht seine persönliche Konflikterfahrung steigern - dadurch muss er dem Außenstehenden zustimmen. Dieser Widerspruch wird von vielen Artikelschreibern nur schwer ertragen.

Psychologische Störungen
Eine kognitive Verzerrung ist eine Abweichung der Urteilsbildung. Vom Betroffenen wird diese Verzerrung im Normalfall nicht wahrgenommen, ungeachtet seiner intellektuellen Fähigkeiten. Stößt ein Betroffener in Wikipedia auf nennenswerten Widerspruch, interpretiert er seine Verzerrung in das Verhalten der Kontrahenten.
In den Augen des Betroffenen gibt es in Wikipedia eine Vielzahl von Mitläufereffekten, Bestätigungsfehlern, Herdenverhalten, und Gruppendenken. Für ihn existiert nur sein Standard, alle Abweichungen davon sind adaptive und mentale Verzerrungen anderer Personen. Umgangssprachlich kann dafür der Ausdruck "der Unbelehrbare" verwendet werden.
Die Regelkreise in Wikipedia begünstigen das Verhalten eines Betroffenen, denn er hat viele Möglichkeiten seine Störung auszuleben.

System- und Gruppenkonflikte

Gruppenprozesse
Gruppenprozesse entstehen durch das Aufeinanderfolgen von Zuständen (in der Gruppe), die abhängig von den gegebenen Bedingungen und den wirkenden Einflüssen sind. Dieser Prozess wird in Wikipedia durch die handelnden Einzelpersonen und die Wikipedia-Regelkreise beeinflusst.
Die Handlungen der Einzelpersonen sind als offenes System mit Selbstorganisation strukturiert.
Die Regelkreise dienen zur angemessenen Reaktion auf Störungen. Auf Basis der Direktiven wird dabei die durchschnittliche Reaktionszeit für einen Löschantrag genauso festgelegt, wie die Bestrafung beim Verstoß gegen die Wikiquette. Die Administratoren sind das ausführende Element dieser Regelkreise.

Selbstorganisation
Selbstorganisation ist das spontane Auftreten neuer, stabiler und effizient erscheinender Verhaltensweisen in offenen Systemen. Erst wenn diese Systeme durch ungehemmtes Wachstum, Überstrukturierung und nicht mehr beherrschbare (selbsterzeugte) Komplexität überfordert werden, ist die Existenz selbstregulierender Funktionen nötig.
Der wesentliche Unterschied zwischen der Selbstorganisation und der Selbstregulierung ist die Steuerung des Gruppenprozesses (durch die regulierenden Kräfte).

Die regulierenden Kräfte in Wikipedia lassen sich in 3 Gruppen einteilen:

  1. Das Schwarmverhalten. Jedes Verhalten mit mehrheitlichem Konsens wirkt systemstabilisierend. Typisch dafür sind der Wunsch gute Artikel zu schreiben und das richtige Formatieren, aber auch die Reaktion auf Vandalismus.
  2. Die persönliche Niederlage. Das individuelle Maß, Konflikte zu ertragen, ist sehr verschieden. Betroffene ziehen sich in vielen Fällen zurück - nicht immer zugunsten der Artikelqualität. Dieser Rückzug (= die persönliche Niederlage) wirkt systemstabilisierend.
  3. Das aktive Konfliktmanagement. Die Suche nach einer Konfliktlösung durch kreative Prozesse ist die aufwendigste Form der Selbstregulierung. Hierbei steht die Interaktion mit anderen Nutzern im Vordergrund. Bei erfolgreichem Konfliktmanagement kann das Schwarmverhalten gesteuert werden (ändert 5% einer Gruppe sein Verhalten kann damit die restliche Gruppe beeinflusst werden). Als Beispiel kann die aktive Teilnahme an Meinungsbildern genannt werden.

"Das Schwarmverhalten" und "Die persönliche Niederlage" sind in ihrer selbstregulierenden Wirkung stets konservativ. Nur "Das aktive Konfliktmanagement" kann konservativ und progressiv wirken.

Regelkreise in Wikipedia
Folgendes Szenario soll die Wirkung der Regelkreise in Wikipedia verdeutlichen:

  1. Zwei Gruppen (A+B) von Artikelschreibern streiten über den Inhalt eines Artikels. Jede Gruppe geht von verschiedenen Interpretationen der Direktiven aus. Inhalt des Konflikts sind zu diesem Zeitpunkt ausschließlich Sachthemen. Der Widerspruch spitzt sich zu.
  2. Gruppe A löst einen Löschantrag aus (1. Regelkreis). Damit entsteht für beide Gruppen zusätzlich zum inhaltlichen Konflikt ein großer Zeitdruck und die Abhängigkeit von der Interpretation einer Dritten Person (... mit höherer Macht = Administrator).
  3. Beide Gruppen bringen sachliche Argumente für Ihren Standpunkt. Niemand kann auf Basis sachlicher Argumente den Löschstreit für sich entscheiden. Der Löschantrag wird abgewiesen.
  4. Gruppe A verlangt für jeden Satz eindeutige Quellenangaben auf Basis der Direktiven (2. Regelkreis). Da Gruppe B dieses Ansinnen nicht erfüllen kann, beginnt Gruppe A mit der Löschung ganzer Textpassagen (Variation: Gruppe B reagiert mit der Löschung unerwünschter Textpassagen)
  5. Gruppe B macht mehrere Vandalismusmeldungen (3. Regelkreis). Die Reaktionen darauf (Benutzersperre,...) treffen nur Einzelpersonen. Der Gruppenkonflikt bleibt. In den Streit mischen sich weitere Personen ein, die zur Besonnenheit und dem sachlichen Gespräch aufrufen (4. Regelkreis).
  6. Ein Edit-War beginnt. Administratoren sperren tageweise den Artikel vor Überarbeitung (5. Regelkreis).
  7. Gruppe A beharrt auf einer extremen Auslegung der Direktiven. Beide Gruppen finden keinen Kompromiss. Die ersten persönlichen Angriffe werden veröffentlicht. Administratoren müssen mehrere Verstöße gegen die Wikiquette ahnden (6. Regelkreis).
  8. Weitere Personen mischen sich mit eigenen Überarbeitungen ein. Dabei bemühen sie sich den sachlichen Argumenten beider Gruppen gerecht zu werden. Von beiden Gruppen wird diese Einmischung immer als Parteinahme für den "Gegner" interpretiert.
  9. Weitere Regelkreise wie "Dritte Meinung" u.a. sind in diesem Zustand nicht möglich.
  10. Die Artikelüberarbeitung ist zum Erliegen gekommen. Der Frust darüber wirkt sich auf andere Bereiche aus. Aggressive Diskussionen bewirken den Verlust von Artikelschreibern. Außerdem wird weniger Artikelarbeit geleistet, da viel Zeit für die Rechtfertigung in Diskussionen verloren geht.

Alle genannten Regelkreise konnten den formalen Konflikt zum Stillstand bringen, aber nicht das Problem lösen oder Weitere verhindern. Dazu war die Komplexität der Probleme zu hoch und die Regelkreise zu unflexibel.
Die generelle Eigenschaft aller Regelkreise in Wikipedia ist die Tendenz zum Stillstand (der Störung) oder zum "kleinsten gemeinsamen Nenner" (im Konfliktfall). Damit werden die negativen und positiven Prozesse gleichermaßen eingeschränkt.

Moralische Konflikte

Moral beschreibt, wie Menschen handeln oder auch, was sie dabei für richtig halten - und umfasst „regulierende Urteile und geregelte Verhaltensweisen“. Moralische Werte entstehen aus individuellen Verhaltensmustern und sozialen Reaktionen - sie bilden die Grundlage für Altruismus (beispielsweise dem uneigennützigen Aufbau einer Enzyklopädie).

Moral ist immer abhängig vom sozialen Kontext. Bertolt Brecht formulierte sehr treffend: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". In diesem Zusammenhang biete Wikipedia nur die Projektionsfläche für eine Schnittmenge diverser Moralvorstellungen.

Altruistismus hat viele Motivationen - in Bezug auf Wikipedia sind Selbstverwirklichung und sozialer Status die dominierensten. Selbstverwirklichung ist ein sehr individuelles Ziel, im Gegensatz zum sozialen Status. Dieser hängt sehr stark von der Gruppenreaktion ab und bildet dadurch eigene Werte.
An dieser Stelle entsteht ein moralischer Konflikt in Wikipedia:

  • auf der einen Seite die Werte des sozialen Status aus dem realen Leben der Wikipediaautoren, die sich sehr stark unterscheiden (knallharte Karrieristen, versponnene Künstler, destruktive Pessimisten,...)
  • auf der anderen Seite das fast völlige Fehlen moralischer Werte auf Wikipedia. Neben ein paar Allgemeinplätzen ("Gehe von guten Absichten aus") gilt immer nur die Moral des Stärkeren.

Auch im Gesamtgesellschaftlichen Kontext existiert dieser moralische Konflikt: nennenswert ist hierbei insbesondere die Radbruchsche Formel zum Verhältnis von Recht und Ungerechtigkeit.

Organisierte Störungen

Störer

Sind sich ein oder mehrere Benutzer (im folgenden "Störer" genannt) der Schwäche der o.g. Regelkreise bewusst, können sie die Regelkreise mit einfachen Mitteln missbrauchen. Das folgende Szenario veranschaulicht die Möglichkeiten.

Jeder Inhalt in Wikipedia hat Stärken und Schwächen. Wird ein Artikel nicht in seiner Gesamtheit, sondern jeder Satz oder Sachverhalt für sich betrachtet, kann jeder Teil eines Artikels wegen mindestens einem der folgenden Vorwürfe angegriffen werden (es geht bei diesen Möglichkeiten NICHT um das Maß des "gesunden Menschenverstandes", sondern um die Angreifbarkeit von Artikelelementen).

  • Der konkrete Sachverhalt hat keine Quellenangabe.
  • Die Formulierung ist nicht Oma-tauglich.
  • Die angegebenen Sekundärliteratur ist nicht relevant.
  • Der Inhalt ist unvollständig, denn er beinhaltet nicht alle relevanten Aspekte des Sachverhalts.
  • Der Satz ist für das Artikelthema nicht relevant.
  • Der Inhalt gibt keinen neutralen Standpunkt wieder, da mindestens eine relevante Gegenmeinung belegbar ist.
  • Der Satzbau ist ohne enzyklopädischem Stil.
  • Die Artikeldiskussionsseiten dienen nicht der Führung inhaltlicher Debatten zum Artikelthema.
  • Dieser Satz ist Theoriefindung, denn seine Belege enthalten zu wenig Sekundärliteratur.
  • ... für weitere Möglichkeiten siehe auch Löschkandidaten-Bingo.
  1. Die Störer vergleichen den gewünschten mit dem unerwünschten Artikelinhalt. Dabei darf die Schwäche des unerwünschten Inhaltes nicht die Schwäche des erwünschten Inhaltes sein.
  2. Auf der Disskussionsseite wird die entsprechende Schwäche thematisiert. Natürlich unter dem Deckmantel der "Artikelverbesserung". Passenderweise hat man bereits eine konkrete Alternative im Angebot.
  3. Findet sich nennenswerter Widerstand, werden alle o.g. Regelkreise in freier Variation und Reihenfolge bemüht - mit der einzigen Maßgabe, dass der Störer immer nur die eine Art von Mangel thematisiert.
  4. Am Schluss haben die "Gegner" entnervt aufgegeben oder die Regelkreise haben für eine Reduzierung des Artikels auf das gewünschte Maß gesorgt.
  5. Danach ist das Einfügen eigener Passagen problemlos möglich.

Die genannten Störer widersprechen der Wikipediadirektive Geh von guten Absichten aus. Sie sind sicherlich die Ausnahme, verursachen aber einen hohen psychologischen Schaden: die Verringerung in das Vertrauen der Objektivität des Wikipedia-Prinzips.


Weitere Stör-Möglichkeiten
Können die Störer die Gruppenprozesse nicht in der beabsichtigten Weise beeinflussen, haben Sie verschiedene Methoden zur weiteren Steuerung (der Störungen).

Die Klassiker
Die Favoriten eines Störers: Sockenpuppe, Troll, Rabulist, Filibuster

Die Streubombe
Die "Streubombe" ist die zeitnahe und gezielte Verteilung des Konfliktes auf möglichst viele Bereiche (Benutzerdiskussionsseiten, Dritte Meinung, Löschdiskussionen, Vandalismusmeldungen, Artikeldiskussion, Editwar, Regelkreise,...). Das Ziel ist die alleinige Übersicht über alle Bereiche, die Minimierung von Gegenargumenten und die Schwächung einer homogenen Gruppe von Sichtern (jede Einzelperson wird auf einem anderen "Schlachtfeld" bekämpft).

Guter Bulle, böser Bulle
Mit dem Spiel Guter Bulle, böser Bulle wird ein Kommunikationszenario aufgebaut, das in mehrfacher Hinsicht ablenken soll. Es nutzt die - für solche Situationen normale - erhöhte Aufmerksamkeit und das erhöhte Misstrauen des "Gegners" aus.

  1. Der Störer bewegt sich mit seinem Benutzerkonto bei allen Aktionen im Rahmen des tolerierbaren. Gleichzeitig erzeugt er mehrere Sockenpuppen.
  2. An unscheinbaren Stellen (auf Diskussionsseiten ausserhalb der chronologischen Reihenfolge, auf Unterseiten eines Benutzers,...) beschimpft er mit Hilfe der Sockenpuppen den Gegner.
  3. Gleichzeitig führen seine Sockenpuppen scheinbar harmlose Diskussionen im normalen Rahmen der Diskussionsseite.
  4. Dieser Widerspruch wird vom "Gegner" bemerkt. Schon sein Gedanke "hält der mich für blöd?" ist Teil des Szenarios.
  5. Damit wird der "Gegner" entweder zum Verstoß gegen die Wikiquette verleitet (was die gewünschten Regelkreise in Gang setzt) oder der Gegner ist von der eigentlichen Sachebene abgelenkt und konzentriert sich auf die Entdeckung weiterer Provokationen.
  6. "Nebenbei" erzeugt der Störer ein Diskussionsklima, das ihn in einem vorteilhaften Licht erscheinen lässt (denn er ist scheinbar nur an Sachthemen interessiert).
  7. Die dritte Ebene der Ablenkung entsteht durch die Steuerung des inhaltlichen Verlaufs der Artikeldiskussion. Im geringsten Fall wird die Diskussion "nur" gestört, im maximalen Fall entsteht ein neuer Diskussionsinhalt.

Die Logik-Falle
Da Logik nur eine Denkart ist, die zur Wahrheit keinen Bezug nimmt, lässt sich mit ihr "wunderbar" falsch argumentieren (Beispiel: Alle Vögel können fliegen. Eine Biene kann fliegen. Also ist eine Biene ein Vogel.). Existiert auf einem Lemma ein Konflikt, wird vom Störer nach einer (vernünftig klingenden) Halbwahrheit gesucht (beliebt sind Statistiken und ihre grafischen Auswertungen - natürlich nur "zur Illustration von Wikipedia") und diese mit rein logischen Aspekten diskutiert. Da dieser Sachverhalt vom kompetenten Fach-Sichter schnell als falsch identifiziert wird, versucht er auf der Sachebene dagegen zu argumentieren. Der Störer versucht diese Sachdiskussion als reine Logik-Diskussion zu führen, was unproduktiv und ergebnislos ist.

Selbsterfüllende Prophezeiungen
"Der Zweck von Diskussionsseiten ist allein die Verbesserung des Inhalts der dazugehörenden Seite." - so lautet eine Wikipediadirektive. Mit der Bemerkung "In dieser Diskussion wird nicht Wikipedia-konform argumentiert, die Beiträge sind sachfremd." kann bereits nach wenigen Reaktionen diese Behauptung bestätigt werden (denn bereits die Diskussion über diese Bemerkung ist sachfremd). Diese Methode heißt "sich selbsterfüllende Prophezeiung".

Die Zirkeldiskussion
Wird eine Diskussion von mindestens einem Teilnehmer ohne die Absicht einer konstruktiven Synthese geführt, kann er die Diskussion "im Kreis laufen lassen". Dazu muss er nur auf folgende Bedingungen achten: die ständige Wiederholung beliebiger Argumente (Hauptsache es wird nicht gegen die Wikipedia-Direktiven verstoßen).
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der "Gegner" entweder entnervt aufgibt oder gegen die Direktiven verstößt. Eine andere Möglichkeit bleibt ihm nicht. Damit beginnen die oben erwähnten Regelkreise wieder zugunsten des Störers zu wirken.

Progressiv sein

Grundsätzliches
Du bist nicht allein.
Andere progressiver Wikipedianer kannst du an einer einfachen Tatsache erkennen: ihrem Wunsch nach konstruktiver Synthese (dem gemeinsamen Streben nach einer optimalen Lösung). Allen destruktiven Benutzern, allen Störern und allen selbstverliebten Pedanten fehlt dieser Wunsch. Progressiv sein hat eine wesentliche Prämisse: im Zweifelsfall ist nicht der eigene Erfolg ausschlaggebend, sondern nur der Nutzen für Wikipedia.

Wahl der Mittel
Die Wahl der verwendeten Mittel zur progressiven Bewältigung von Konflikten hängt im wesentlichen von deinen Fähigkeiten ab. Nutze nur, was du beherrschst.

  1. Loslassen der eigenen Arbeit - zur freien Weiterentwicklung von Inhalten durch Andere. Viele Editoren haben im Laufe der Zeit eine große Anzahl von Artikeln auf ihrer Beobachtungsliste. Bewache diese Artikel nicht wie einen Fetisch, sondern lass ihnen Luft, sich zu entwickeln.
  2. Die Beschränkung ausschließlich auf die Artikeldiskussion - zum Ausbremsen von Störern. Persönliche Angriffe ignorierst du mit Penetranz und Selbstdisziplin. Lediglich der sachliche Hinweis an deine Kontrahenten, diese (persönlichen Angriffe) zu unterlassen, zeigt deine Aufmerksamkeit. Ignoriere deine eigenen Vorurteile und beurteile Diskussionen nur auf der sachlichen Ebene.
  3. Die Balance bei Form und Inhalt - zur Qualitätsverbesserung von Wikipedia. Unter der Bequellung jedes Satzes leidet die Artikelqualität (Verständlichkeit) genauso wie unter Essays. Überfrachtete Lemmata ("schau nur, was ich alles weiß") sind genauso kontraproduktiv wie unvollständige Stubs.
  4. Die Moderation von Konflikten - zur Minderung negativer Auswirkungen der Regelkreise. Hier ist ein Gespür für die versteckten Konflikte (Feindschaft, Selbstdarstellung, Grundsatzdiskussion, Selbstsucht, Inkompetenz,...) notwendig. Ohne dieses Gespür kann es sehr leicht zu Stellvertreterdiskussionen kommen, die den auslösenden Konflikt noch verschärfen.
  5. Das Engagement für grundsätzliche Strukturänderungen - zur Verbesserung des Konfliktmanagements in Wikipedia. Alle in den Meinungsbildern diskutierte Themen, sowie viele Versuche auf den Benutzerseiten sollen entweder Konfliktstrukturen deutlich machen oder diese mindern. Wichtig dabei ist die oberste Prämisse.
  6. Empathie für neue Ideen - zur Unterstützung von Alternativen. Andere progressive Wikipedianer entwickeln eigene Ideen. Auch wenn du anderer Meinung bist, frage dich, ob sie eine Chance verdienen. Denn deine eigenen Ideen brauchen die gleiche Chance.
  7. Die eigene Besonnenheit - als Vorbildfunktion bei der Entscheidungsfindung. Gerade im Bereich Konfliktmanagement ist das Maß vieler Editoren die schnelle Entscheidungsfindung und die konsequente Umsetzung derselben. Endlosdiskussionen oder gescheiterte Meinungsbilder verbittern viele. Bedenke: 5% von einem Schwarm reichen aus, um seine Richtung zu beeinflussen - versuche zuerst diese 5% von deiner Idee zu überzeugen.

Wahl des Zieles
Eine progressive Konfliktlösung hat mehrere Ebenen:

  • die Artikelverbesserung
  • die Vorbildwirkung
  • die persönliche Befriedigung
  • die Änderung kommunikativer Strukturen

Was ist das Wichtigste für dich?

Beispiele

  1. Artikeldiskussionen finden oft nur zwischen wenigen Personen statt. Entwickelt sich hierbei ein Konflikt, hat das sehr schnell eine persönliche Niederlage oder die Wirkung der Regelkreise zur Folge. Nichts ist schädlicher für die Artikelqualität. Ursache hierbei ist die "schweigende Mehrheit", also die fehlende Beteiligung anderer Autoren und damit das Fehlen ihrer konstruktiven Einflussmöglichkeit. Sollten in dieser Konstellation keine beruhigenden Worte helfen, solltest du mithilfe von "Andys 3 Gesetzen" die Artikelqualität beurteilen und danach Partei ergreifen.
  2. In der alltäglichen Diskussionsbegleitung geht es um individuelle Reaktionen auf Konflikte. Hilfe für die richtige Reaktion bieten die folgende Punkte:
  • Analysiere den Konflikt. Welches Problem steckt wirklich dahinter?
  • Bilde dir ein eigenes Urteil. Nutze dafür auch ungewöhnliche Wege (Mail Hauptautor,...)
  • Entscheide dich. Reagiere nur, wenn du dir sicher bist.
  • Versuche eine hastige Reaktion zu vermeiden. Formuliere deine Worte sorgfältig, präzise und knapp.
  • Sei konkret. Konzentriere dich nur auf wenige Sachverhalte. Schweife nicht ab.
  • Ist eine konkrete Person das Problem, erkläre ihr die Konsequenzen seiner Handlungen.
  • Vermeide Verallgemeinerungen.
  • Agitiere niemanden. Die Vernünftigen schreckst du ab, andere verstehen dich nicht oder wollen es nicht.
  • Ignoriere vergangene Konflikte wenn du aktuelle Diskussionen moderierst, denn sie sind nicht der Kern des aktuellen Problems.
  • Beharre nicht auf deiner Meinung. Wichtig ist nur, was Wikipedia nützt.
  • Sei flexibel. Bewegt sich die Diskussion (Seite, Thema, Inhalt, Regelkreis), bewege dich auch.
  • Lasse dich niemals provozieren. Bedenke, das Provokationen immer nur Ersatzhandlungen sind. Reagiere nicht darauf oder weise auf die Konsequenz eines persönlichen Angriffs hin.